Als Mitte 1997, beginnend mit der Abwertung des thailändischen Baht, die Finanz- und Währungskrise in Asien ausbrach und sich schnell auf Malaysia, Indonesien und Südkorea ausbreitete, gehörte es zu ihren Besonderheiten, daß sie völlig unerwartet und ohne Vorwarnung durch Marktbeobachter auftrat1. Zudem traf sie Länder, deren wirtschaftliche Entwicklung sich seit Jahren durch hohe Wachstumsraten des BIP auszeichnete2 und deren ökonomische Aussichten zuvor vom IWF als durchaus positiv eingeschätzt wurden3. Der Beginn der asiatischen Währungskrise bietet sich chronologisch folgendermaßen dar: Am 10 März 1997 erklärte die thailändische Regierung, notleidende Immobilienkredite in Höhe von US-$ 3,9 Mrd. von privaten Finanzinstituten erwerben zu wollen, hält diese Zusage aber nicht ein; am 28. März verfügt die Zentralbank Malaysias Beschränkungen für Immobilienkredite und Kredite, die mit Aktien abgesichert sind. Im selben Monat führt der Zusammenbruch von Sammi Stelle zu der Befürchtung, in Südkorea könnte eine Kreditkrise des privaten Sektors drohen. Anfang Mai 1997 deuten japanische Ministerialbeamte die Möglichkeit einer Zinserhöhung in Südkorea zur Stützung des Yen-Kurses an; zwar wurde die Ankündigung nie realisiert, sie führte aber zu einem Wandel der Einschätzungen internationaler Investoren in bezug auf Ostasien; es beginnt der Verkauf von südost- und ostasiatischen Währungen und Aktien. Am 14. und 15. Mai 1997 ist der thailändische Baht einer massiven Spekulation ausgesetzt, der Wechselkurs wird jedoch von den Zentralbanken Thailands und Singapurs verteidigt. Die Einschätzung der Situation Thailands durch die Gläubiger verschlechtert sich; so verfügt die thailändische Zentralbank am 27. Juni 1997 die Einstellung des Betriebs von 16 Finanzinstituten und verlangt die Vorlage von Vorschlägen zu Fusions- und Konsolidierungsplänen. Am 2. Juli 1997 erklärt die thailändische Zentralbank schließlich, daß der Wechselkurs des Baht künftig flexibel sein wird und bittet den IWF um Unterstützung. Der Baht verliert daraufhin umgehend knapp 20% an Wert und schließt auf dem Niedrigstand von 28,8 pro US-Dollar; zugleich versucht die philippinische Zentralbank mit massiven Interventionen, den Wechselkurs des Peso zu verteidigen. Die Abwertung trifft am 14. Juli auch den Ringit; die Zentralbank Malaysias stellt die Verteidigung der Ringit-Wechselkurse ein, worauf der Kurs am 24. Juli auf ein 38- Monatstief fällt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Verlauf und Besonderheiten der Asienkrise
- 2. Leistungsbilanzdefizite
- 2.1 Deutung und Bedeutung von Leistungsbilanzdefiziten
- 2.2 Einflußfaktoren auf Leistungsbilanzdefizite
- 3. Analyse und Interpretation der makroökonomischen Fundamentaldaten
- 3.1 Leistungsbilanzdefizite
- 3.2 Wirtschaftswachstum und Inflationsrate
- 3.3 Die Sparquote
- 3.3.1 Die private Sparquote
- 3.3.2 Die staatliche Sparquote: Haushaltsdefizite
- 3.4 Die Investitionsraten
- 3.5 Die Rentabilität von Investitionen
- 3.6 Die Finanzierung von Investitionen
- 3.7 Handelsbilanz und "Offenheit"
- 3.8 Exportwachstum, Marktveränderungen, externe Einflüsse und reale Wechselkurse
- 4. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Rolle von Leistungsbilanzdefiziten beim Ausbruch der Asienkrise von 1997. Sie analysiert die makroökonomischen Fundamentaldaten der betroffenen Länder und bewertet deren Bedeutung für den Verlauf der Krise. Der Fokus liegt auf der Interpretation der Daten und deren Zusammenhang mit dem plötzlichen Auftreten und der schnellen Ausbreitung der Krise.
- Analyse der Leistungsbilanzdefizite in den betroffenen asiatischen Ländern
- Bedeutung makroökonomischer Faktoren wie Wirtschaftswachstum, Inflation und Investitionen
- Bewertung der Rolle von Sparquoten (privat und öffentlich) für die Krise
- Untersuchung des Einflusses von Exportwachstum und realen Wechselkursen
- Interpretation des Zusammenhangs zwischen makroökonomischen Daten und dem Ausbruch der Krise
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Verlauf und Besonderheiten der Asienkrise: Die Einleitung beschreibt den überraschenden Ausbruch der Asienkrise Mitte 1997, beginnend mit der Abwertung des thailändischen Baht. Sie hebt die Besonderheit hervor, dass die Krise Länder mit zuvor positivem Wirtschaftswachstum und guten ökonomischen Aussichten betraf. Der Abschnitt skizziert den zeitlichen Ablauf der Ereignisse, von den ersten Anzeichen bis zur Ausbreitung auf mehrere asiatische Länder. Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Anteil von Leistungsbilanzdefiziten am Ausbruch der Krise und den damit verbundenen Einflussfaktoren.
2. Leistungsbilanzdefizite: Dieses Kapitel erläutert die Zusammensetzung der Leistungsbilanz und deren Zusammenhang mit der Kapitalverkehrsbilanz. Es wird der Begriff des Leistungsbilanzdefizits definiert und erklärt, dass ein Defizit bedeutet, dass ein Land ausländisches Kapital aufnimmt und sich verschuldet. Die kontroverse Interpretation von Leistungsbilanzdefiziten wird angesprochen, wobei betont wird, dass die Bewertung eines Defizits von verschiedenen Faktoren abhängt und nicht pauschal beurteilt werden kann.
Schlüsselwörter
Asienkrise, Leistungsbilanzdefizite, makroökonomische Fundamentaldaten, Wirtschaftswachstum, Inflation, Sparquote, Investitionsrate, reale Wechselkurse, Exportwachstum, Kapitalverkehrsbilanz.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: Die Rolle von Leistungsbilanzdefiziten beim Ausbruch der Asienkrise von 1997
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Rolle von Leistungsbilanzdefiziten beim Ausbruch der Asienkrise von 1997. Sie analysiert die makroökonomischen Fundamentaldaten der betroffenen Länder und bewertet deren Bedeutung für den Verlauf der Krise. Der Fokus liegt auf der Interpretation der Daten und deren Zusammenhang mit dem plötzlichen Auftreten und der schnellen Ausbreitung der Krise.
Welche Themen werden in der Seminararbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Analyse der Leistungsbilanzdefizite in den betroffenen asiatischen Ländern, Bedeutung makroökonomischer Faktoren wie Wirtschaftswachstum, Inflation und Investitionen, Bewertung der Rolle von Sparquoten (privat und öffentlich) für die Krise, Untersuchung des Einflusses von Exportwachstum und realen Wechselkursen und die Interpretation des Zusammenhangs zwischen makroökonomischen Daten und dem Ausbruch der Krise.
Welche Kapitel umfasst die Seminararbeit?
Die Seminararbeit gliedert sich in vier Kapitel: Einleitung (Verlauf und Besonderheiten der Asienkrise), Leistungsbilanzdefizite (Deutung, Bedeutung und Einflussfaktoren), Analyse und Interpretation der makroökonomischen Fundamentaldaten (Leistungsbilanzdefizite, Wirtschaftswachstum, Inflation, Sparquote, Investitionsraten, Rentabilität von Investitionen, Finanzierung von Investitionen, Handelsbilanz, Exportwachstum, Marktveränderungen, externe Einflüsse und reale Wechselkurse) und Resümee.
Wie wird das Thema "Leistungsbilanzdefizite" in der Arbeit behandelt?
Das Kapitel zu Leistungsbilanzdefiziten erläutert die Zusammensetzung der Leistungsbilanz und deren Zusammenhang mit der Kapitalverkehrsbilanz. Es definiert den Begriff des Leistungsbilanzdefizits und erklärt, dass ein Defizit bedeutet, dass ein Land ausländisches Kapital aufnimmt und sich verschuldet. Die kontroverse Interpretation von Leistungsbilanzdefiziten wird angesprochen, wobei betont wird, dass die Bewertung eines Defizits von verschiedenen Faktoren abhängt und nicht pauschal beurteilt werden kann.
Welche makroökonomischen Fundamentaldaten werden analysiert?
Die Arbeit analysiert verschiedene makroökonomische Fundamentaldaten, darunter Leistungsbilanzdefizite, Wirtschaftswachstum, Inflationsrate, private und staatliche Sparquoten, Investitionsraten, die Rentabilität von Investitionen, die Finanzierung von Investitionen, die Handelsbilanz, Exportwachstum, Marktveränderungen, externe Einflüsse und reale Wechselkurse.
Welche Schlussfolgerung zieht die Seminararbeit?
Die Zusammenfassung der Kapitel bietet einen Überblick über die Ergebnisse der einzelnen Kapitel. Ein detailliertes Resümee wird im letzten Kapitel präsentiert, in welchem die wichtigsten Erkenntnisse und Schlussfolgerungen der Arbeit zusammengefasst werden.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Asienkrise, Leistungsbilanzdefizite, makroökonomische Fundamentaldaten, Wirtschaftswachstum, Inflation, Sparquote, Investitionsrate, reale Wechselkurse, Exportwachstum und Kapitalverkehrsbilanz.
- Quote paper
- Jochen Müller (Author), 1999, Leistungsbilanzdefizite, makroökonomische Fundamentaldaten und ihre Bedeutung für Ausbruch und Verlauf der "Asienkrise", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33216