Das Seminar „Textanalyse und sprachliche Gestaltung – zur produktiven Aneignung von Literatur“ bot die Möglichkeit, Texte verschiedener Autoren zu lesen, mit ihnen produktiv zu arbeiten. Besonders unter Berücksichtigung ihres Sprachgestus im Zusammenhang mit dem Inhalt und den Motiven, die sie vermitteln. Die Intention dieser Arbeit lag darin aufzuzeigen, wie eng beide Aspekte miteinander verzahnt sein können. Gegen Ende des Semesters wurden wir mit Texten Alexander Kluges konfrontiert. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir dieser Autor im Studium noch nicht begegnet.
Seine Texte bieten eine überaus interessante Diskussionsgrundlage. Demzufolge habe ich mir in dieser Hausarbeit zum Ziel gesetzt, die Verwirrung, die beim Lesen seiner Texte entsteht aufzulösen, sie zumindest in Worte zu fassen. Die meist kurzen Geschichten, in denen über erkrankte Individuen berichtet (nicht erzählt) wird, Menschen, die an den Symptomen des Krieges und dessen Spuren, die er in der westlichen Gesellschaft der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hinterlassen hat leiden, sind keine Prosa im herkömmlichen Sinn. Die Sprache des Autoren verweigert sich jeglicher erzählender Ausschmückung und nahezu jeglicher Färbung durch Gefühle. Sie ist protokollarisch und kalt. Kluge schafft die Voraussetzungen, die eine in sich geschlossene Erzählung nicht bieten kann: er fordert auf weiterzudenken, sich mit den von ihm gelieferten Fakten auseinander zu setzen. Er lässt die wichtigsten Fragen offen. Wie ich im Titel der Hausarbeit angekündigt habe, werde ich die folgenden Texte untersuchen: Ein Liebesversuch1 und Massensterben in Venedig2. Unter Berücksichtigung verschiedener Fremdinterpretationen werde ich im dritten Kapitel Inhalt, Thematik und Motive, sowie Form und Sprache beider Texte herausarbeiten. Doch möchte ich mich um eine gründliche Analyse bemühen, die in der Lage ist, die Texte Kluges weitest gehend aus sich selbst heraus erklären zu können. Nicht zuletzt besteht meine Absicht darin aufzuzeigen, wie bei Kluge die eben erwähnten Gesichtspunkte, unter denen ich seine Texte untersuche, ineinander greifen. Die von mir zitierten Passagen aus den Originaltexten werden nicht mit Fußnoten versehen, sie werden lediglich durch Anführungsstriche gekennzeichnet. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Biografisches zu Alexander Kluge mit Bezug auf Ein Liebesversuch und Massensterben in Venedig
- Ein Liebesversuch und Massensterben in Venedig
- Ausführungen zum Inhalt, der Thematik und den Motiven
- Analyse von Form und Sprache
- Ein Liebesversuch und Massensterben in Venedig im Kontext der Erzähltheorie
- Nachwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert zwei Texte von Alexander Kluge, „Ein Liebesversuch“ und „Massensterben in Venedig“, und untersucht die enge Verzahnung von Inhalt, Thematik und Sprache. Ziel ist es, die Verwirrung beim Lesen von Kluges Texten zu entschlüsseln und die Besonderheiten seiner Sprache zu beleuchten. Dabei werden verschiedene Fremdinterpretationen herangezogen und die Texte aus sich selbst heraus erklärt.
- Die Verflechtung von Inhalt und sprachlicher Gestaltung in den Texten von Alexander Kluge
- Die Rolle des Kriegsterrors und der NS-Vergangenheit in Kluges Werk
- Die Analyse der Erzähltheorie im Kontext von Kluges Texten
- Die Verwendung von fiktiven Dokumenten und die Auseinandersetzung mit der historischen Realität
- Die Verbindung von persönlichen Erfahrungen und zeitgeschichtlichen Themen in Kluges Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einführung in die Hausarbeit und erläutert die Zielsetzung sowie die ausgewählten Texte von Alexander Kluge. Das zweite Kapitel geht auf den biografischen Hintergrund des Autors ein, wobei der Schwerpunkt auf der Bedeutung seiner Kindheitserfahrungen im Zusammenhang mit dem Krieg und dem Nationalsozialismus liegt. Die Kapitel 3.1 und 3.2 konzentrieren sich auf die Analyse von „Ein Liebesversuch“ und „Massensterben in Venedig“, wobei Inhalt, Thematik, Motive sowie Form und Sprache im Detail beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Alexander Kluge, „Ein Liebesversuch“, „Massensterben in Venedig“, Erzähltheorie, Kriegstrauma, NS-Vergangenheit, Sprache, Form, Inhalt, Thematik, Motive, biografische Einflüsse, historische Realität, fiktive Dokumente, Fremdinterpretationen.
- Quote paper
- Oliver Borszik (Author), 2004, Interpretation zweier ausgewählter Texte Alexander Kluges: "Ein Liebesversuch" und "Massensterben in Venedig", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33011