1970 erschien in der Westberliner Untergrundzeitung Agit 883 unter der Überschrift „Musik ist eine Waffe!“ eine „programmatische Selbstdarstellung“ (Johler/Sichtermann/Stahl 2000: 41) der Band Ton Steine Scherben: „Musik kann zur gemeinsamen Waffe werden, wenn du auf der Seite der Leute stehst, für die du Musik machst! [...] Musik kann [...] zur Waffe werden, wenn du mit ihr die Ursachen deiner Aggressionen erkennst. Wir wollen, daß du deine Wut nicht verinnerlichst, daß du dir darüber klar wirst, woher deine Unzufriedenheit und deine Verzweiflung kommen. [...] Ein Lied hat Schlagkraft, wenn es viele Leute singen können. Unsere Lieder sind einfach, damit viele sie mitsingen können. Wir brauchen keine Ästhetik; unsere Ästhetik ist die politische Effektivität“ (Agit 883, Dezember 1970; zitiert in: Johler/Sichtermann/Stahl 2000: 41ff). Dieser Text stellt außer Frage, daß Musik eine politische Wirkung haben, zur „Waffe“ werden kann.
„Musik war immer schon das Medium, durch das Werte, Meinungen und Vorurteile weltweit und auf relativ einfache Art vermittelt werden konnten“ (Cokes in: Spiegel Spezial 2/1994: 110). Sie ist „eine großartige Form der Kommunikation, und in ihr finden sich Botschaften, die man woanders vergeblich sucht“ (Savage in: Spiegel Spezial 2/1994: 95). Doch kann Musik tatsächlich das leisten, was ihr im Agit-Text unterstellt wird? Kann Musik wirklich eine politische Wirkung haben? Wodurch wird Musik, wird ein Lied, wird eine Band tatsächlich „politisch“?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Musik als Protest oder: Was macht einen Song politisch?
- 3. Ton Steine Scherben
- 3.1. Eine kurze Geschichte der Scherben
- 3.2. Ton Steine Scherben - eine politische Band?
- 3.2.1. Texte und Musik
- 3.2.2. Politisches Selbstverständnis und politische Praxis
- 3.3. Rezeption der Scherben damals
- 3.4. Rezeption der Scherben heute
- 4. Abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Verhältnis von Musik, Politik und Protest am Beispiel der Band Ton Steine Scherben. Sie analysiert, inwiefern Musik als politisches Instrument eingesetzt werden kann und welche Faktoren die politische Wirkung von Musik beeinflussen. Dabei wird sowohl die Musik der Scherben selbst als auch deren Rezeption betrachtet.
- Die Definition eines politischen Liedes und die Kriterien für dessen Charakterisierung
- Die Rolle der Ton Steine Scherben in der politischen und gesellschaftlichen Landschaft der 1970er Jahre
- Die Analyse der Texte und der musikalischen Gestaltung der Lieder der Band
- Das politische Selbstverständnis und die politische Praxis der Band
- Die Rezeption der Band in der Vergangenheit und Gegenwart
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung zitiert eine programmatische Selbstdarstellung der Band Ton Steine Scherben aus dem Jahr 1970, in der Musik als „Waffe“ bezeichnet wird. Sie wirft die Frage auf, ob Musik tatsächlich eine politische Wirkung haben kann und welche Faktoren dazu beitragen. Die Einleitung stellt die zentralen Forschungsfragen der Arbeit dar und leitet zu den folgenden Kapiteln über.
2. Musik als Protest oder: Was macht einen Song politisch?: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition eines politischen Liedes. Es diskutiert verschiedene Kriterien, die einen Song als politisch qualifizieren, wie beispielsweise die Thematik der Texte (soziale Verhältnisse, Minderheiten, Normen), die musikalische Gestaltung (z.B. Verwendung von Blue-Notes oder Offbeat-Rhythmen) und die politische Arbeit der Band. Es wird betont, dass die Interpretation des Hörers eine entscheidende Rolle für die politische Wirkung eines Songs spielt. Die Relevanz der musikalischen Gestaltung im Bezug auf den Geschmack des Publikums wird ebenfalls hervorgehoben.
3. Ton Steine Scherben: Dieses Kapitel befasst sich umfassend mit der Band Ton Steine Scherben. Es skizziert zunächst ihre Geschichte, die von Rebellion über die Gründung einer Landkommune bis hin zur Zusammenarbeit mit verschiedenen politischen Bewegungen reichte. Die Analyse ihrer Musik und Texte beleuchtet ihre politische Botschaft und ihren Einfluss auf das Publikum. Die unterschiedlichen Rezeptionen der Band, sowohl zur Zeit ihres Bestehens als auch heute, werden ausführlich diskutiert und analysiert, wobei die Bandbreite ihrer Engagements, von Hausbesetzungen bis hin zur Zusammenarbeit mit der SPD und den Grünen, hervorgehoben wird.
Schlüsselwörter
Ton Steine Scherben, Rio Reiser, Politische Musik, Protestlied, Politische Kommunikation, Rezeption, 1970er Jahre, West-Berlin, politische Wirkung von Musik, Linksradikalismus.
Häufig gestellte Fragen (FAQ): Analyse der Band Ton Steine Scherben
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Band Ton Steine Scherben und untersucht deren Musik im Kontext von Politik und Protest. Im Fokus steht die Frage, wie Musik als politisches Instrument eingesetzt werden kann und welche Faktoren die politische Wirkung von Musik beeinflussen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Definition eines politischen Liedes, die Rolle der Ton Steine Scherben in den 1970er Jahren, die Analyse der Texte und Musik der Band, das politische Selbstverständnis und die politische Praxis der Band sowie die Rezeption der Band damals und heute. Die Bandbreite der Aktivitäten der Band, von Hausbesetzungen bis zur Zusammenarbeit mit Parteien, wird ebenfalls beleuchtet.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in vier Kapitel gegliedert: Eine Einleitung, ein Kapitel zur Definition von politischer Musik, ein ausführliches Kapitel über Ton Steine Scherben (inkl. Geschichte, Musik, Texte, Rezeption) und abschließende Bemerkungen. Es enthält ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter.
Welche Kriterien werden zur Definition eines politischen Liedes verwendet?
Die Arbeit diskutiert verschiedene Kriterien, die ein Lied als politisch qualifizieren, wie die Thematik der Texte (soziale Verhältnisse, Minderheiten, Normen), die musikalische Gestaltung (z.B. Blue-Notes, Offbeat-Rhythmen) und die politische Arbeit der Band. Die Interpretation des Hörers spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle.
Welche Aspekte der Band Ton Steine Scherben werden untersucht?
Die Arbeit untersucht die Geschichte der Band, ihre musikalische Gestaltung, die Texte ihrer Lieder, ihr politisches Selbstverständnis und ihre politische Praxis (z.B. ihre Beteiligung an Hausbesetzungen und die Zusammenarbeit mit politischen Bewegungen). Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Rezeption der Band in Vergangenheit und Gegenwart.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Ton Steine Scherben, Rio Reiser, Politische Musik, Protestlied, Politische Kommunikation, Rezeption, 1970er Jahre, West-Berlin, politische Wirkung von Musik, Linksradikalismus.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass Musik ein wirksames Instrument der politischen Kommunikation sein kann. Die Analyse von Ton Steine Scherben veranschaulicht dies, indem sie aufzeigt, wie Musik, Texte und das politische Engagement der Band zusammenwirkten, um eine politische Wirkung zu erzielen. Die Rezeption der Musik wird als ein weiterer wichtiger Faktor hervorgehoben.
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- Anna Fehmel (Author), 2004, Musik ist eine Waffe. Das Verhältnis von Musik, Politik und Protest am Beispiel von "Ton Steine Scherben", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32736