Die Wortbildung ist diejenige Disziplin der Grammatik, welche sich mit den denjenigen Mustern auseinander setzt, anhand derer eine Sprache neue Wörter oder lexikalische Einheiten formen kann. Die Wortbildung kann sich dabei nur mit Wortkombinationen auseinander setzen, die sowohl auf semantischer als auch auf formaler Ebene analysiert werden können. Komplexe Lexeme unterscheiden sich in vieler Hinsicht von den einfachen Lexemen. Diese Unterschiede können am besten dadurch beschrieben bzw. erfasst werden, dass man den komplexen Prozess der Wortbildung auf mehreren Ebenen betrachtet. Lipka (1983:926ff) spricht von einem so genannten „multi level approach“, welcher analysierbare und mehr oder weniger stark motivierte Lexeme, sowie deren Art der Bildung und Interpretation beschreibt. Marchand (²1969:53ff) stellt in seinem Buch über Englische Wortbildung ebenfalls einen derartigen „multi-level-approach“ vor, in welchem er „a pattern for the description of composites“, also gewissermaßen ein Muster zur Beschreibung der Wortkombinationen vorstellt, welches zwischen a) morphologischer Form, also der in einem Wortbildungssyntagma enthaltenen Morpheme und ihres morphologischen Status, z.B. money (Substantiv) +lend (Verb) +er (Suffix), b) morphologischer Struktur, also der Feststellung der IC- Struktur (Immediate Constituents) und der Angabe von Determinans und Determinatum, z.B. money/lend-er, c) grammatikalischer Tiefenstruktur, d) grammatikalischem und semantischem Inhalt und e) den sog. Referenztypen, bzw. „types of reference“ , welche man auf der Grundlage der syntaktischen Funktion des Determinatums in seiner syntaktischen Struktur feststellen kann, unterscheidet. Unter Referenztyp versteht er also diejenigen Informationsmuster, welche komplexe Lexeme mit den ihnen zugrunde liegenden Sätzen in Verbindung bringen. Man kann also sagen, dass die Wortbildung ein Teil mehrerer Ebenen ist, welche miteinander in Verbindung stehen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- DER „MULTI LEVEL APPROACH“ ALS UNTERSUCHUNGSANSATZ KOMPLEXER LEXEME
- 1.1. Analytische und Synthetische Wortbildung
- 1.2. Synchronische und Diachronische Aspekte der Wortbildung
- 1.3. Morphologische Form
- 1.4. Syntaktische Aspekte der Wortbildung
- 1.5. Semantische Aspekte der Wortbildung
- 1.6. Pragmatische Aspekte der Wortbildung
- 2. SEMANTISCHE UND SYNTAKTISCHE ASPEKTE DER WORTBILDUNG
- 2.1. Die Nominalisierung
- 2.1.1. Der Prozess der Nominalisierung
- 2.1.2. Referenztypen - eine auf syntaktische Kriterien basierende Klassifikation
- 2.1.3. Transposition
- 3.) ANALYTISCHE UND SYNTHETISCHE WORTBILDUNG
- 3.1.) Der analytische Ansatz
- 3.2. Der synthetische Ansatz
- 3.3. Zusammenfassung
- 3. DIE LEXIKALISIERUNG
- 5. PRAGMATISCHE ASPEKTE DER WORTBILDUNG
- 6. SYNTAGMATISCHE BEZIEHUNGEN
- 6.1. Syntagmatische versus paradigmatische Beziehungen
- 6.2. Porzig's wesenhafte Bedeutungsbeziehungen
- 6.3. Coseriu´s Lexikalische Solidaritäten
- 6.4. Die Kollokation
- 6.4.1. Die Kollokation als ein neutrales Syntagma
- 6.4.2. Probleme mit Kollokationen
- 6.4.3. Textlinguistische Aspekte
- 7. ZUSAMMENFASSUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem „Multi Level Approach“ als Untersuchungsansatz komplexer Lexeme in der Wortbildung. Sie analysiert die verschiedenen Ebenen, auf denen Wortbildung untersucht werden kann, und beleuchtet die Unterschiede zwischen analytischen und synthetischen Ansätzen. Die Arbeit zeigt, wie komplexe Lexeme aus zugrundeliegenden Sätzen abgeleitet werden und wie sie semantische und syntaktische Eigenschaften erhalten.
- Die verschiedenen Ebenen des „Multi Level Approach“ zur Wortbildung
- Die Unterscheidung zwischen analytischem und synthetischem Ansatz
- Die Bedeutung von semantischen und syntaktischen Eigenschaften in der Wortbildung
- Die Entstehung von komplexen Lexemen aus zugrundeliegenden Sätzen
- Die Rolle von Referenztypen und Transposition in der Wortbildung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in das Thema „Multi Level Approach“ ein und erläutert die Notwendigkeit einer multi-levelen Betrachtung von Wortbildungsprozessen. Es werden die Grundbegriffe der Wortbildung vorgestellt und die analytischen und synthetischen Ansätze kontrastiert. Kapitel 2 geht näher auf die semantischen und syntaktischen Aspekte der Wortbildung ein, insbesondere auf den Prozess der Nominalisierung. Dabei werden verschiedene Referenztypen und die Rolle der Transposition analysiert. Kapitel 3 befasst sich mit der Unterscheidung zwischen analytischem und synthetischem Ansatz in der Wortbildung und zeigt, wie beide Ansätze miteinander verbunden sind. Es werden Beispiele für die Anwendung der verschiedenen Methoden gegeben. Kapitel 4 behandelt den Prozess der Lexikalisierung, also die Entstehung neuer Wörter aus bestehenden Lexemen. Kapitel 5 analysiert die pragmatischen Aspekte der Wortbildung, wobei insbesondere die Rolle von Kollokationen und Idiomen beleuchtet wird. Kapitel 6 widmet sich den syntagmatischen Beziehungen zwischen Lexemen, wobei verschiedene Bedeutungsbeziehungen und die Rolle von Kollokationen analysiert werden.
Schlüsselwörter
Wortbildung, Multi Level Approach, analytischer Ansatz, synthetischer Ansatz, komplexe Lexeme, Nominalisierung, Referenztypen, Transposition, Lexikalisierung, pragmatische Aspekte, Kollokationen, Syntagmatische Beziehungen.
- Quote paper
- Claudia Vannella (Author), 2003, A multi-level approach to word-formation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32480