Eine Private Equity/Venture Capital Gesellschaft ist eine professionell gemanagte Organisation, welche Kapital bei Privaten oder institutionellen Investoren mit der Absicht aufnimmt, dieses dann in junge Unternehmen mit hohem Potential und ebenso hohen Risiken zu investieren. Sie haben Ende der Neunzigerjahre mit der „New Economy“ viel Beachtung bekommen, da Venture Capital bei grossen Unternehmen wie Cisco, Oracle, Yahoo! und Ebay eine entscheidende Rolle spielten.
In dieser Arbeit geht es um die Frage, ob vom Mutterhaus (Sparkasse) abhängige Sparkassen-Beteiligungskapitalgesellschaften dieselbe Unterstützung für Jungunternehmer anbieten können wie unabhängige Beteiligungskapitalgesellschaften. Der Autor Andrea Florinett gibt einführend einen Überblick über die Branche und erklärt was eine Venture Capital Gesellschaft genau macht. Darauf aufbauend hat er die theoretisch zu erwartenden Unterschiede mittels Hypothesen formuliert. Diese wurden dann mit einer empirischen Untersuchung praktisch überprüft, wobei vor allem folgende Fragestellungen kritisch untersucht wurden:
- Können die Sparkassen-Beteiligungskapitalgesellschaften wirklich fundierte, vom Mutterhaus unabhängige Beratung und Betreuung für Jungunternehmer anbieten?
- Ist dafür genügend Know How, fachliche Kompetenz und ausreichend Erfahrung vorhanden?
Das Buch richtet sich an Interessierte in der Private Equity/Venture Capital –Branche sowie ihrer Verbände, an Wirtschaftswissenschaftler, Manager und alle Unternehmen.
Zum Autor:
Andrea Florinett, lic.oec.Publ.:
Studium der Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Finance an der Universität Zürich
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffe
2.1 Private Equity versus Venture Capital
2.2 Abgrenzung der Sparkasse zur herkömmlichen Bank
2.3 Unabhängige und abhängige Venture Capital Gesellschaften
3. Was macht eine Venture Capital Gesellschaft ?
4. Formulierung von Hypothesen
5. Empirische Untersuchung der Sparkassen-Beteiligungskapital-Gesellschaften
5.1 Art der betreuten Unternehmen
5.2 Anzahl der betreuten Unternehmen
5.3 Beteiligungsvolumen je betreutem Unternehmen
5.4 Hands-off oder Hands-on Betreuung?
5.5 Betreuungsdauer
5.6 Mitarbeiterzahl
5.7 Das Know How der Mitarbeiter
6. Zusammenfassung der Ergebnisse
Anhang
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Venture Capital hat Ende der Neunzigerjahre viel Beachtung bekommen. Das Volumen ist stark gewachsen, vor allem in Verbindung mit der „New Economy“. Venture Capital spielte bei grossen Unternehmen wie Cisco, Oracle, Yahoo! und Ebay eine entscheidende Rolle.[1]
Betrachtet man die Entwicklung des Marktes für Venture Capital in den vergangenen Jahren, kann man fast den Eindruck bekommen, dass er zum Sterben verurteilt ist. Von einer „Eiszeit“ am Markt ist die Rede. Einerseits können die Risikokapitalgeber kaum neue Gelder aufnehmen, andererseits werden die risikokapitalsuchenden Unternehmen nicht mehr unterstützt. Das gilt nicht nur für die Schweiz, sondern für Europa und die Welt schlechthin.[2] Weltweit ist im Jahr 2002 den Beteiligungsgesellschaften noch Risikokapital in der Höhe von 88 Mrd. US Dollar zugeflossen, und 102 Mrd. US Dollar sind in junge Firmen investiert worden. Im ersten Halbjahr 2003 ist das weltweit verwaltete Volumen an Risikokapital weiter gesunken.[3] Die Hoffnungen der Investoren auf einen späteren Börsengang, und damit hohen Profiten, haben in den letzten Jahren einen Dämpfer erlitten.[4]
Während diese Einschätzung auf den ersten Blick durchaus richtig ist, trügt sie dennoch. Vor allem dann, wenn die langfristigen Perspektiven betrachtet werden. In einigen Jahren werden wir uns vielleicht wegen der heutigen Verzagtheit schämen. Venture Capital ist sehr wichtig für eine gesunde Volkswirtschaft. Und zwar nicht nur für die kapitalsuchende Seite, sondern auch für die kapitalanlegende Seite, die dadurch das Risiko-Rendite-Profil ihrer Investition verbessern kann. So wächst die Zahl der Beschäftigten in Venture-Capital-finanzierten Unternehmen siebenmal so schnell wie in den etablierten Gesellschaften. Das wurde von der European Private Equity & Venture Capital Association (Evca), dem europäischen Verband der Kapitalbeteiligungsgesellschaften, nachgewiesen.[5] In einer amerikanischen Studie aus dem Jahr 2000 wurde zudem bewiesen, dass Venture Capital Innovationen dreimal so effizient zu fördern vermag wie herkömmliche Finanzmittel.[6] Angesichts der entscheidenden Auswirkung innovativer Gründungen auf die Volkswirtschaft ist es unerlässlich, dass Unternehmen nicht nur neu gegründet, sondern auch aus- und umgegründet werden. In den USA gibt es deswegen schon lange Institute für die Vermittlung von Risikokapital, sogenannte Venture Capital L.P.. In Europa sind sie erst in den Neunzigerjahren in grösserer Anzahl aufgetaucht.[7]
In dieser Arbeit geht es um diese Venture Capital Gesellschaften. Neben den herkömmlichen unabhängigen Venture Capitalisten gibt es auch abhängige Venture Capitalisten, beispielsweise Sparkassen-Beteiligungskapitalgesellschaften. Die Problemstellung der Arbeit liegt in der Frage, ob Jungunternehmer bei Sparkassen-Beteiligungskapitalgesellschaften auch tatsächlich Unterstützung bekommen, oder ob sie nur gesondert verwahrt werden. Untersucht werden zudem die folgenden Fragestellungen:
- können die Sparkassen-Beteiligungskapitalgesellschaften wirklich fundierte, vom Mutterhaus unabhängige Beratung und Betreuung anbieten ?
- Ist dafür genügend Know How, fachliche Kompetenz und ausreichend Erfahrung vorhanden ?
Zielsetzung ist es denn auch, eine Antwort auf diese Fragen zu finden. Der Aufbau sieht folgendermassen aus: Nach dieser Einleitung werden die relevanten Begriffe kurz definiert. Danach wird gezeigt, wie eine unabhängige Venture Capital Gesellschaft arbeitet. Im vierten Kapitel werden theoretisch die zu erwarteten Unterschiede zwischen abhängigen und unabhängigen Beteiligungsgesellschaften mittels Hypothesen formuliert. Kapitel fünf befasst sich dann praktisch mit der empirischen Untersuchung und Überprüfung der Hypothesen. Als Abschluss erfolgt die Zusammenfassung der Ergebnisse mit der Beantwortung der Fragestellungen.
2. Begriffe
2.1 Private Equity versus Venture Capital
Private Equity ist eine Finanzierungsart, bei welcher Unternehmen in einer wichtigen Phase ihrer Entwicklung – ohne ausreichende Sicherheiten – Risikokapital und Managementunterstützung zur Verfügung gestellt wird.[8] Es kann sich beispielsweise um die Bereitstellung von Gelder zur Finanzierung eines Management Buy–Out, einer Aquisition, oder um eine Kapitalbeteiligung im Rahmen der Vorbereitung eines Börsengangs (IPO) handeln. Im Venture Capital Lexikon ist von einer „Beteiligung eines privaten Investors an einem nicht börsen–notierten Unternehmen“[9] die Rede. Es beinhaltet alle Finanzierungsaktivitäten ausserhalb der öffentlichen Märkte.
Als Oberbegriff umfasst Private Equity auch alle Venture-Capital-Formen.[10] Venture Capital ist strenggenommen also ein Bestandteil davon.[11] Von Venture Capital spricht man in den frühen Finanzierungsphasen („early stage“ und „expansion stage“), wo es um die eigentliche Gründung einer neuen Unternehmung mit all ihren Risiken und Chancen geht. Die Begriffe werden je nach Land unterschiedlich ausgelegt. In Europa werden die Begriffe in der Regel aber synonym verwendet.[12] Auch in Bezug auf diese Arbeit können die beiden Begriffe synonym verwendet werden.
2.2 Abgrenzung der Sparkasse zur herkömmlichen Bank
In der Schweiz gibt es fünf Bankengruppen: Grossbanken, Kantonalbanken, Regionalbanken und Sparkassen, Raiffeisenkassen sowie übrige Banken.[13] Die Sparkassen unterscheiden sich von den Kantonalbanken in ihrer Rechtsform der Genossenschaft. Im Gegensatz zu den ebenfalls genossenschaftlich organisierten Raiffeisenbanken agieren sie nicht nur lokal, sondern auch regional.
In Deutschland stellen die Landesbanken und Sparkassen - neben den kotierten Grossbanken und dem genossenschaftlich organisierten Segment - den dritten tragenden Pfeiler der Bankenlandschaft dar.[14] Das Unterscheidungsmerkmal ist ihre Rechtsform der öffentlichrechtlichen Körperschaft. Träger sind Gemeinden, Städte oder Länder. Dadurch können sie auf staatliche Garantien zurückgreifen.[15]
Eine Sparkasse ist demnach eine Sonderform einer herkömmlichen Bank. Es handelt sich dabei in der Regel um eine genossenschaftlich oder öffentlichrechtlich organisierte Institution, welche vor allem im Spar- und Hypothekargeschäft tätig ist, und nur eine bestimmte geographische Region abdeckt.[16]
2.3 Unabhängige und abhängige Venture Capital Gesellschaften
Unabhängige Venture Capitalisten nehmen Geld bei Personen oder Institutionen auf, um es dann in Unternehmen zu investieren, die sich in der Gründung oder in einer frühen Lebensphase befinden. Diese werden danach mit Hilfe des eigenen Know-Hows aufgebaut.[17] Ziel ist der Weiterverkauf mit hohen Erträgen an der Börse oder an eine andere Unternehmung. Sie sind eine völlig unabhängige und selbsttändige Unternehmung.
Daneben gibt es abhängige Venture Capitalisten. Ihre Geschäftstätigkeit ist genau dieselbe, nur sind sie von einem Mutterunternehmen abhängig. In unserem Fall bedeutet dies, dass eine normale Sparkasse (Mutter) eine Sparkassen-Beteiligungskapitalgesellschaft (Tochter) hat, welche eben diese Venture Capital Geschäfte tätigt.
3. Was macht eine Venture Capital Gesellschaft ?
Die typische, unabhängige Venture Capital Gesellschaft arbeitet oft in Teams mit zirka 6 bis 12 Mitarbeitern, welche auf eine bestimmte Branche spezialisiert sind.[18] Eine Venture Capital Gesellschaft ist eine professionell gemanagte Organisation, welche Kapital bei Privaten oder institutionellen Investoren mit der Absicht aufnimmt, dieses dann in junge Unternehmen mit hohem Potential und ebenso hohen Risiken zu investieren. Es gibt also sowohl eine Beziehung der Venture Capital Gesellschaft zu ihren aussenstehenden Investoren, als auch zu den jungen Unternehmen, in welche sie investieren. Der Markt, in welchem sich Venture Capital Gesellschaften bewegen, ist gekennzeichnet durch grosse Unsicherheit über die Auszahlungen an die individuellen Investoren und einen hohen Grad an asymmetrischer Information zwischen Eigentümer (Principals) und Verwalter (Agents).[19] Venture Capitalisten binden sich aktiv in das Management der betreffenden Firma ein. Sie wollen Entscheidungen im operativen Geschäft mittragen, und fordern immer auch Einsitz in die strategische Entscheidungsfindung. Sie sind Mitglieder oder sogar Vorsteher des Verwaltungsrates. So können sie ihre Erfahrungen, sowie eine enge Beratung und Betreuung einbringen. Die Venture Capitalisten verfügen über ein ausgezeichnetes spezifisches Know How und über viel Praxis in dem Gebiet, in welchem sie tätig sind. Neben den eigentlichen Beteiligungen besitzen sie auch andere wichtige ökonomische Rechte am betreuten Unternehmen.[20]
[...]
[1] Vgl. Vogel (2001), S. 1049.
[2] Vgl. Achleitner (2003), S. 56.
[3] Vgl. Bloomberg (2003), S. 17.
[4] Vgl. Rütti (2003), S. 65.
[5] Vgl. Achleitner (2003), S. 56.
[6] Vgl. Achleitner (2003), S. 56.
[7] Vgl. Meier (2003), S. 58.
[8] Vgl. Huber / Mondello / Keller (2000), S. 637.
[9] Dirk (2003), Venture Capital Lexicon, Private Equity.
[10] Vgl. Barthold (2001), S. 879.
[11] Vgl. Vogel (2001), S. 1050.
[12] Vgl. Huber / Mondello / Keller (2000), S. 637.
[13] Vgl. SNB (2003), S. 22.
[14] Vgl. Blum / Heumann (2003), S. 33.
[15] Vgl. Müller (2003), S. 33.
[16] Vgl. Spreiter (2003), Forum.
[17] Vgl. Sahlman (1990), S. 473.
[18] Vgl. Berlin (1998), S. 17.
[19] Vgl. Sahlman (1990), S. 518. Für mehr Informationen zur Agency – Theorie siehe Reinholz (1997).
[20] Vgl. Sahlman (1990), S. 491.
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