In diesem Essay soll anhand des Performativitätsbegriffs von Judith Butler die Konzeption von Geschlecht in Thomas Manns „Der Zauberberg“ verhandelt werden. Ausgehend von den Figuren Clawdia Chauchat und Pribislav Hippe soll anhand bestimmter Merkmale verdeutlicht werden, inwiefern Thomas Mann bereits vor dem performative turn mit Geschlechterkategorien und der performativen Dimension von Geschlecht spielt, diese in Frage stellt und aufbricht.
Zu beachten bleibt vor der Analyse allerdings, dass streng genommen zwei Ebenen der Performanz vorliegen. Denn „Der Zauberberg“ ist durch seine literarische Form an sich bereits ein performativer Akt des Autors. Innerhalb dieser literarischen Form eröffnet der Autor dann ein weiteres, zweites Spannungsfeld der Performanz. Anhand des gewählten Personengeflechts – bestehend aus Clawdia Chauchat, Pribislav Hippe und Hans Castorp – entspinnt Mann verschwimmende Geschlechterkonzepte.
Ähnlich wie Esther K. Bauer die Performanztheorie Judith Butlers auf die Männlichkeitskonstruktionen in Thomas Manns „Der Zauberberg“ bezieht, werden auch im Falle der vorliegenden Arbeit Aspekte der Theorie Butlers herangezogen, um das Werk von Thomas Mann auf die Verbindung zwischen Hippe und Chauchat und ihrem „androgynen Doppelbild“ zu untersuchen. Zudem wird zu klären sein, inwiefern das Symbol des crayon in diesem Zusammenhang eine Rolle spielt. Denn dieser kann im Zauberberg sowohl als Phallus-symbol als auch als ein Symbol für geschlechtsunabhängiges Begehren gewertet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Performativität von Geschlecht am Beispiel von Madame Chauchat und Pribislav Hippe in Thomas Manns' Zauberberg
- Performativität und Geschlechterkonstruktionen im Zauberberg
- Der crayon als Symbol für geschlechtsunabhängiges Begehren
- Hans Castorp und seine Begegnung mit Clawdia Chauchat und Pribislav Hippe
- Castorps Erinnerungen an Pribislav Hippe
- Die Bedeutung des Bleistifts in der Beziehung zwischen Hans Castorp und Clawdia Chauchat
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konzeption von Geschlecht in Thomas Manns Der Zauberberg anhand des Performativitätsbegriffs von Judith Butler. Im Mittelpunkt stehen die Figuren Clawdia Chauchat und Pribislav Hippe, deren Merkmale die performative Dimension von Geschlecht im Werk Thomas Manns aufzeigen. Dabei wird die Frage behandelt, inwiefern Thomas Mann bereits vor dem performative turn mit Geschlechterkategorien und der performativen Dimension von Geschlecht spielt, diese in Frage stellt und aufbricht.
- Die Performativität von Geschlecht in der Literatur
- Die Rolle des Autors in der Konstruktion von Geschlechterrollen
- Die Bedeutung von Symbolen und Motiven für die Darstellung von Geschlecht
- Die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart im Zauberberg
- Die Bedeutung der „androgynen Doppelbilder“ im Werk Thomas Manns
Zusammenfassung der Kapitel
Dieses Kapitel befasst sich mit der Performativität von Geschlecht im Zauberberg und analysiert die Figuren Clawdia Chauchat und Pribislav Hippe im Kontext der Performanztheorie von Judith Butler. Es werden die Merkmale beider Figuren beleuchtet, die auf eine performative Konstruktion von Geschlecht im Werk Thomas Manns hindeuten.
Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle von Hans Castorp im Zauberberg und seine Begegnung mit Clawdia Chauchat und Pribislav Hippe. Es werden die Erinnerungen des Protagonisten an Pribislav Hippe aus seiner Schulzeit analysiert und die Bedeutung des Bleistifts in der Beziehung zwischen Hans Castorp und Clawdia Chauchat herausgestellt.
Schlüsselwörter
Performativität, Geschlecht, Judith Butler, Thomas Mann, Der Zauberberg, Clawdia Chauchat, Pribislav Hippe, Hans Castorp, Symbol, crayon, homoerotik, Geschlechterkonstruktionen, Androgynie, Vergangenheit, Gegenwart.
- Quote paper
- Lisa Weller (Author), 2016, Performativität von Geschlecht in Thomas Manns "Zauberberg" am Beispiel von Madame Chauchat und Pribislav Hippe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/324377