Schon Benjamin Franklin erkannte mit seinem berühmten Zitat „Zeit ist Geld“ wie eng Zeit und Geld miteinander in Verbindung stehen. In unserer heutigen Zeit spiegelt sich dies vor allem in unserem Wirtschaftssystem wider. Da in der Regel keine leistungsorientierte Vergütung erfolgt, sondern nach Stunden abgerechnet wird, zeigt sich hier die Verzahnung von Zeit und Geld besonders offenkundig.
Dementsprechend lautet die Forschungsfrage, welche Bedeutung Geld im Beschleunigungsdiskurs der Moderne - wie sie von Simmel und Rosa formuliert werden – einnimmt und welcher Zusammenhang sich zwischen Zeit und Geld in Bezug auf Beschleunigung ausmachen lässt.
Folgt man Autoren wie Samuel Weber, lässt das Zitat von Franklin sogar umkehren. Demnach ist Zeit nicht nur Geld, sondern Geld auch Zeit, da der Kauf- oder Verkaufsprozess selbst auch Zeit erfordert. Selbst bei einem direkten Warentausch, wo Geld nicht einmal benötigt wird, brauht Geld dennoch Zeit, „da der Tausch von Waren gegen Geld Teil eines zirkulären Prozesses ist, der früher oder später zum Wiedereintausch des Geldes in Waren führt”. Durch Geld würde die Zeitlichkeit dieses Tauschprozesses nur deutlicher offenbart werden.
Wie sehr das Zusammenspiel von Zeit und Geld nach wie vor die Gesellschaft tangiert, spiegelt sich auch in der Musikindustrie wider. Phrasen aus heutigen Songtexten wie „Zeit ist Bares […] jeder Augenblick ist Hartgeld“ deuten ontologisch betrachtet Geld gar als eine Form von erstarrter, verfestigter Zeit. Autoren wie Frank Engster weisen dahingehend darauf hin, dass Geld als Maßeinheit für „die eigene Produktivkraft ermittelnde Ökonomie” anzusehen ist.
Gerade der Moderne wird nachgesagt, sich insbesondere durch Zeit und Geld zu charakterisieren. Die zunehmende Bedeutung der modernen Geldwirtschaft hatte dabei nicht nur Folgen für die Wirtschaft selbst, sondern auch für die Gesellschaft. Nach Georg Simmel kristallisierten sich die Grundstrukturen der modernen Gesellschaft sogar gänzlich im Geld heraus. Simmel führt die Nervösität der Großstadt in seinem Aufsatz „Die Großstädte und das Geistesleben” auf die Moderne zurück, da diese für einen beschleunigten Lebensrhythmus gesorgt habe. An dieser Stelle bietet sich der Verweis auf die Beschleunigungstheorie von Hartmut Rosa an, der die Beschleunigung des Lebenstempos als eine von drei Beschleunigungsformen beschreibt. Nach Rosa herrscht gerade in modernen, westlichen Gesellschaften eine „spektakuläre und epidemische ‘Zeitknappheit’”.
Inhaltsverzeichnis
- Prolog
- Einleitung
- Methodische Vorgehensweise
- Hartmut Rosa
- Soziale Beschleunigung
- Motoren der Sozialen Beschleunigung
- Georg Simmel
- Geldwirtschaft und Doppelrolle des Geldes
- Soziale Differenzierung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung des Geldes im Kontext aktueller Beschleunigungstheorien der Moderne. Sie analysiert den Zusammenhang zwischen Zeit und Geld im Hinblick auf die Beschleunigung des Lebenstempos, wie sie von Autoren wie Hartmut Rosa und Georg Simmel beschrieben wird. Die Arbeit zielt darauf ab, die Bedeutung des Geldes im Diskurs der modernen Beschleunigung zu beleuchten.
- Der Zusammenhang zwischen Zeit und Geld in der Moderne
- Hartmut Rosas Theorie der sozialen Beschleunigung
- Georg Simmels Analyse der Geldwirtschaft und ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen
- Die Rolle des Geldes als Ausdruck und Motor der modernen Beschleunigung
- Die Auswirkungen der Beschleunigung auf das gesellschaftliche Leben
Zusammenfassung der Kapitel
Prolog: Der Prolog beschreibt den Kontext der vorliegenden Arbeit, die als Teil einer Prüfungsleistung im Seminar "Zeit der Moderne" entstanden ist. Er erwähnt ein vorhergehendes Referat und ein Protokoll zu einer Sitzungsgestaltung, die sich mit dem Thema soziale Beschleunigung auseinandersetzten.
Einleitung: Die Einleitung beginnt mit dem bekannten Zitat "Zeit ist Geld" von Benjamin Franklin und diskutiert die enge Verknüpfung von Zeit und Geld in der modernen Gesellschaft, insbesondere im Wirtschaftssystem. Sie führt weiter aus, wie dieses Verhältnis auch in der Musikindustrie reflektiert wird und verweist auf die Bedeutung des Geldes als Maßeinheit für die eigene Produktivkraft. Schließlich wird die zentrale Forschungsfrage formuliert: Welche Bedeutung hat Geld im Beschleunigungsdiskurs der Moderne, und welcher Zusammenhang besteht zwischen Zeit und Geld in Bezug auf die Beschleunigung?
Methodische Vorgehensweise: Dieses Kapitel beschreibt die methodische Vorgehensweise der Arbeit. Es wird erläutert, dass die Arbeit auf den Werken von Hartmut Rosa (Soziale Beschleunigung und Beschleunigung und Entfremdung) und Georg Simmel (Philosophie des Geldes und Die Großstädte und das Geistesleben) basiert. Die Autorin erklärt, dass sie sich auf Rosas Konzept der sozialen Beschleunigung konzentrieren und Simmels kulturgeschichtliche Gedanken zur Geldwirtschaft und Moderne heranziehen wird. Die Entfremdungstheorie wird aus Gründen des Umfangs nicht detailliert behandelt.
Hartmut Rosa: Dieses Kapitel stellt Hartmut Rosa und sein Forschungsinteresse an der sozialen Beschleunigung in der Moderne vor. Es wird auf seine zentrale These eingegangen, dass eine zunehmende soziale Beschleunigung in verschiedenen Bereichen westlicher Gesellschaften zu beobachten ist. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Darstellung von Rosas Theorie und ihren Kernaspekten.
Georg Simmel: Dieses Kapitel konzentriert sich auf Georg Simmels Arbeiten zur Geldwirtschaft und zur Moderne. Es wird darauf eingegangen, wie Simmel die Grundstrukturen der modernen Gesellschaft im Geld sieht und wie er die Beschleunigung des Lebenstempos in der Großstadt analysiert. Die Parallelen und Unterschiede zwischen Simmels und Rosas Ansätzen werden angedeutet, ohne jedoch eine detaillierte Gegenüberstellung vorzunehmen.
Schlüsselwörter
Soziale Beschleunigung, Geldwirtschaft, Moderne, Zeit, Hartmut Rosa, Georg Simmel, Geld als Zeit, Zeitknappheit, Entfremdung, Gesellschaft, Großstadt, Produktivkraft.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Bedeutung des Geldes im Kontext aktueller Beschleunigungstheorien der Moderne
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese akademische Arbeit untersucht die Bedeutung des Geldes im Kontext aktueller Beschleunigungstheorien der Moderne. Sie analysiert den Zusammenhang zwischen Zeit und Geld im Hinblick auf die Beschleunigung des Lebenstempos, wie sie von Autoren wie Hartmut Rosa und Georg Simmel beschrieben wird. Das zentrale Ziel ist es, die Rolle des Geldes im Diskurs der modernen Beschleunigung zu beleuchten.
Welche Autoren werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Theorien von Hartmut Rosa (Soziale Beschleunigung) und Georg Simmel (Geldwirtschaft und Moderne). Rosas Konzept der sozialen Beschleunigung steht im Mittelpunkt, ergänzt durch Simmels kulturgeschichtliche Überlegungen zur Geldwirtschaft und ihren gesellschaftlichen Auswirkungen. Die Entfremdungstheorie wird nur am Rande erwähnt.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den Zusammenhang zwischen Zeit und Geld in der Moderne, Rosas Theorie der sozialen Beschleunigung, Simmels Analyse der Geldwirtschaft und ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen, die Rolle des Geldes als Ausdruck und Motor der modernen Beschleunigung und die Auswirkungen der Beschleunigung auf das gesellschaftliche Leben.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in einen Prolog, eine Einleitung, ein Kapitel zur methodischen Vorgehensweise, Kapitel zu Hartmut Rosa und Georg Simmel, und ein Fazit. Der Prolog beschreibt den Entstehungskontext der Arbeit. Die Einleitung führt in die Thematik ein und formuliert die zentrale Forschungsfrage. Die methodische Vorgehensweise wird detailliert beschrieben. Die Kapitel zu Rosa und Simmel stellen deren Theorien vor und analysieren deren Relevanz für das Thema. Ein Fazit rundet die Arbeit ab.
Welche Methoden wurden angewendet?
Die Arbeit basiert auf einer Literaturanalyse der Werke von Hartmut Rosa und Georg Simmel. Es wird erläutert, wie die Autorin Rosas Konzept der sozialen Beschleunigung und Simmels kulturgeschichtliche Gedanken zur Geldwirtschaft und Moderne verwendet, um die Forschungsfrage zu beantworten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Soziale Beschleunigung, Geldwirtschaft, Moderne, Zeit, Hartmut Rosa, Georg Simmel, Geld als Zeit, Zeitknappheit, Entfremdung, Gesellschaft, Großstadt, Produktivkraft.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Welche Bedeutung hat Geld im Beschleunigungsdiskurs der Moderne, und welcher Zusammenhang besteht zwischen Zeit und Geld in Bezug auf die Beschleunigung?
Wie wird der Zusammenhang zwischen Zeit und Geld dargestellt?
Die Arbeit untersucht die enge Verknüpfung von Zeit und Geld in der modernen Gesellschaft, beginnend mit dem bekannten Zitat "Zeit ist Geld". Sie analysiert, wie dieses Verhältnis im Wirtschaftssystem und in anderen Bereichen wie der Musikindustrie reflektiert wird und wie Geld als Maßeinheit für die eigene Produktivkraft dient.
Welche Zusammenfassung der Kapitel wird gegeben?
Die Zusammenfassung der Kapitel bietet einen Überblick über den Inhalt jedes Kapitels, von Prolog und Einleitung bis zu den Kapiteln über Rosa und Simmel und dem Fazit. Es wird der Fokus jedes Kapitels und seine Relevanz für die Gesamtargumentation der Arbeit deutlich gemacht.
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- Ann-Kristin Mehnert (Author), 2016, Zeit ist Geld. Die Bedeutung des Geldes im Kontext aktueller Beschleunigungstheorien der Moderne, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/324078