Wie es der Titel der Arbeit bereits impliziert, trätieren die nachfolgenden Ausführungen die Aufarbeitung des Fußballsports im „Dritten Reich“ unter dem akzentuierten Gesichtspunkt der politisch-ideologischen Instrumentalisierung.
Aus dieser Themenstellung lassen sich zwei verschiedene Schwerpunkte interpretieren:
1) Das Verhältnis von Ideologie und Sport
2) Das Verhältnis von Sport und politischer Ideologie
Bei erstmaliger und oberflächlicher Betrachtung der aufgestellten Bedeutsamkeiten lässt sich kein gravierender Unterschied ausmachen.
Unter 1. ist jedoch die Problemstellung zu verstehen, die die Art und Weise charakterisiert, mit der die nationalsozialistische Ideologie den Sport in ihre Programmatik integriert. Belangvolle Fragen in diesem Kontext lauten: An welcher Stelle des Sports setzt sie an, welche Ziele können durch ihn erreicht werden, worin liegt die Dienstbarkeit des Sports? Welche Umformungen in der Sportstruktur resultierten aus der Machtübernahme 1933? Welcher Stellenwert kam dem Sport, speziell dem Fußballsport, im Rahmen der Ideologie zu und warum? War der Fußball eine geeignete Plattform für die politische Instrumentalisierung quasi der Propaganda, d.h. auch, standen die Werte und Tugenden des Fußballspiels im Einklang mit den geforderten Normen der NS? Anders formuliert, gingen die Werte der körperlichen Erziehung und Ausbildung in den Strukturen des DFB konform zu den propagierten Werten der NS?
Unter 2. dagegen liegt der Schwerpunkt der Fragestellung darin, wie der DFB auf die neuen politisch-ideologischen Umwälzungen im Jahre 1933 reagiert hat. Weiterführende Fragen sind hierbei: Hat der DFB sich willfährig und im vorauseilenden Gehorsam in den Dienst der neuen Machthaber gestellt und wurde somit zu einem der Aktivposten in der Politik Hitlers? Wie hat er die Neuformierung der politisch-gesellschaftlichen Zustände eingeordnet, bzw. konnte er persönlichen Nutzen aus den stattfindenden Ereignissen ziehen? Die Betrachtungsweise konzentriert sich demnach auf die Rolle des Fußballsports als Handelnder im Machteroberungsprozess sowie in den weiteren Phasen der NS-Herrschaft. Unter 2. fallen ebenfalls die Fragestellungen, welche Aspekte des Sports es sind, die die ideologischen Programmatiker dazu bewegen, ihn für sich in Anspruch nehmen zu wollen und ob der Sport sich per se als ein probates Mittel für eine Manipulation der Massen eignet?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Stand der zeitgeschichtlichen Forschung bezüglich des Verhaltens des DFB zur Zeit des Nationalsozialismus
- Begriffsbestimmung "Ideologie"
- Die Mehrdeutigkeit des Ideologiebegriffs
- Kennzeichen von Ideologie und Klassifikation des Nationalsozialismus als eine ideologische Bewegung
- Die programmatisch-ideologische Ebene der körperlichen Erziehung im Kontext der erziehungspolitischen Grundsätze des Nationalsozialismus
- Ausrichtung der schulischen Leibeserziehung auf militärische und (kriegs-)politische Ziele
- Einführung der „Dritten Turnstunde“ in den Schulunterricht - programmatische Anpassung an die nationalsozialistische Ideologie
- Die geistig-ideologische Zweckbestimmung des Fußballspiels
- Entwicklung des DFB vom Gründungsakt bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten (1933)
- Gründungsakt des deutschen Fußballs (DFB) und die sportpolitisch-gesellschaftliche Entwicklung in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts
- Das Verhalten des DFB im Vorfeld des Ersten Weltkrieges - Militarismus und Nationalismus als ideologische Ausrichtung
- Die Auswirkungen des verlorenen Weltkrieges auf das Selbstverständnis des Fußballbundes und seine ideologisch-politische Neuorientierung
- Die sportpolitische Entwicklung des DFB in der Weimarer Republik
- Der DFB in der Auseinandersetzung mit der Professionalisierung des deutschen Fußballs
- Der DFB und der Fußballsport zur Zeit des Nationalsozialismus
- Die Neuorganisation des Sports im "Dritten Reich" – Gleichschaltung und Führerprinzip
- Rassismus und Antisemitismus im Fußballsport
- Die Rolle des DFB im „Dritten Reich“: Täterschaft, Mitläufertum oder Insubordination? – Eine Bestandsaufnahme
- Ideologisch-dogmatische Neuausrichtung des DFB im Zuge der Gleichschaltung des Sports – Gesinnungsbekenntnisse
- Machtpolitisch-ökonomische Bestrebungen im DFB in Zeiten der Umstrukturierung des Sports
- Spielball der Politik – Die deutsche Fußballnationalmannschaft im Dienst des NS-Regimes
- Die Instrumentalisierung der Nationalmannschaft für die propagandistischen Ziele der Nationalsozialisten nach der Machtübernahme
- Die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin – Selbstinszenierung der NS-Ideologie im Sport
- Stand der Forschung und Themenausblick bezüglich der Olympiade 1936
- Boykottbestrebungen des Auslands im Vorfeld der Olympischen Spiele
- Boykottbestrebungen im Inland und Propagandawirkung der Spiele – Die Olympischen Spiele 1936 als friedlicher Deckmantel einer kriegstreibenden Nation
- Fußball bei den Sommerspielen 1936 – Olympisches Debakel im Heimatland
- Die Nationalmannschaft als Aktivposten der Außendarstellung ab 1936
- Das Reichsfachamt Fußball im Zweiten Weltkrieg – Im Einsatz für den nationalsozialistischen Krieg
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Instrumentalisierung des Fußballsports im „Dritten Reich“ unter dem Aspekt der politisch-ideologischen Einflussnahme. Dabei wird die Interaktion zwischen der nationalsozialistischen Ideologie und dem Sport sowie die Reaktion des DFB auf die neuen Machtverhältnisse im Jahr 1933 beleuchtet.
- Die Einbindung des Sports in die nationalsozialistische Ideologie und die daraus resultierenden Veränderungen in der Sportstruktur
- Die Rolle des DFB im „Dritten Reich“ und sein Verhältnis zur NS-Regierung
- Die Instrumentalisierung der deutschen Fußballnationalmannschaft für propagandistische Ziele
- Die Bedeutung des Fußballs im Kontext der NS-Ideologie und seine Rolle im Zweiten Weltkrieg
- Der Einfluss der NS-Ideologie auf die Werte und Tugenden des Fußballspiels
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Fußballs im „Dritten Reich“ als Massenphänomen dar und skizziert die Problematik der gegenseitigen Beeinflussung von Sport und Politik. Die Arbeit fokussiert auf die politisch-ideologische Instrumentalisierung des Fußballs und die Rolle des DFB in diesem Kontext.
Das zweite Kapitel beleuchtet den Stand der Forschung zum Verhalten des DFB während der NS-Zeit. Es werden wichtige Forschungsansätze und Debatten zum Thema aufgezeigt.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Begriff der Ideologie und analysiert die Ideologie des Nationalsozialismus.
Das vierte Kapitel untersucht die programmatisch-ideologische Ebene der körperlichen Erziehung im Kontext der NS-Erziehung und die Bedeutung des Fußballs in diesem Zusammenhang.
Das fünfte Kapitel beleuchtet die Entwicklung des DFB von seiner Gründung bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten. Es werden die sportpolitisch-gesellschaftlichen Entwicklungen im frühen 20. Jahrhundert und die Rolle des DFB im Ersten Weltkrieg betrachtet.
Das sechste Kapitel analysiert die Neuorganisation des Sports im „Dritten Reich“ und die Rolle des DFB in der Gleichschaltung des Sports. Es werden Themen wie Rassismus, Antisemitismus und die politische Instrumentalisierung des DFB behandelt.
Das siebte Kapitel untersucht die Instrumentalisierung der deutschen Fußballnationalmannschaft für propagandistische Ziele der NS-Regierung. Es beleuchtet die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin und die Rolle des Fußballs im Zweiten Weltkrieg.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie der Instrumentalisierung des Fußballs im „Dritten Reich“, der Rolle des DFB im NS-Regime, der nationalsozialistischen Ideologie, Rassismus und Antisemitismus im Sport, der Gleichschaltung des Sports, der Propaganda im Sport und der politischen Instrumentalisierung der deutschen Fußballnationalmannschaft.
- Quote paper
- Peter Müller (Author), 2009, Der Fußball im III. Reich und dessen politisch-ideologische Ausrichtung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/324045
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