1. Einleitung
In seiner berühmten Theorie des Romans, die 1916 zuerst veröffentlicht wurde, gibt Georg Lukács folgende Definition der typischen Handlungsmerkmale dieser Textgattung:
Der Prozess, als welcher die innere Form des Romans begriffen wurde, ist die Wanderung des problematischen Individuums zu sich selbst, der Weg von der trüben Befangenheit in der einfach daseienden, in sich heterogenen, für das Individuum sinnlosen Wirklichkeit zur klaren Selbsterkenntnis. Nach dem Erringen dieser Selbsterkenntnis scheint zwar das gefundene Ideal als Sinn des Lebens in die Lebensimmanenz hinein, aber der Zwiespalt von Sein und Sollen ist nicht aufgehoben und kann auch in der Sphäre, wo dies sich abspielt, in der Lebenssphäre des Romans nicht aufgehoben werden. 1
Nach Lukács ist der Roman also der Ort, an dem das „problematische Individuum“ auf der Suche nach einem Platz in einer kontingent erscheinenden Wirklichkeit mit dieser in Konflikt gerät und trotz einer durch diesen Konflikt gewonnenen klareren Selbsterkenntnis den Zwiespalt zwischen Sein und Sollen, also zwischen eigenen Idealen und den Zwängen der Umwelt, nicht endgültig überwinden kann. In den Vordergrund tritt dieser nach Lukács für die Romanhandlung so zentrale Konflikt zwischen Ich und Welt besonders in Texten, in denen aus der Perspektive eines problematischen, seinen Platz in der Welt noch suchenden Individuums erzählt wird. Grundlegend ist diese Suche nach einem Platz in der Welt und gleichsam auch nach einer eigenen gefestigten Identität in Romanen, die die schwierige Phase des Übergangs von der Adoleszenz ins Erwachsenendasein in den Mittelpunkt der Handlung stellen. Sowohl in J.D. Salingers The Catcher in the Rye und Sylvia Plaths The Bell Jar als auch in Christian Krachts Faserland wird aus der Perspektive eines (post-) adoleszenten jungen Menschen erzählt, der auf der Suche nach einem Sinn und einem Platz in der Welt und Gesellschaft mit dieser in Konflikt gerät. Inwieweit dieser Konflikt zwischen den noch nicht gefestigten eigenen Erwartungen und Idealen auf der einen Seite und den äußeren Zwängen einer klar definierten Zeit und Gesellschaft auf der anderen Seite bei den drei Protagonisten zu (Selbst-) Entfremdung und drohendem Selbstverlust beiträgt, soll in dieser Arbeit näher untersucht werden.
[...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. J.D. Salinger: The Catcher in the Rye
2.1 Die Selbstsuche des Protagonisten
2.1.1 Der Wunsch nach Authentizität
2.1.2 Die Angst vor dem Verlust der Kindheit
2.2 Individuum und Gesellschaft
2.2.1 Die Suche nach Nähe
2.2.2 Die Suche nach Autorität
2.2.3 Der Einfluss der Massenkultur
2.3 Die Gefahr des Identitätsverlusts
3. Sylvia Plath: The Bell Jar
3.1 Die Selbstsuche der Protagonistin
3.2 Individuum und Gesellschaft
3.2.1 Das Problem der Partnerschaft und der Sexualität
3.2.2 Der Konflikt mit der (weiblichen) Autorität
3.2.3 Der politische Kontext und die Kritik am Zeitgeist
3.3 Der Ich-Zerfall der Protagonistin
4. Christian Kracht: Faserland
4.1 Die Selbstinszenierung des Protagonisten
4.2 Individuum und Gesellschaft
4.2.1 Das Scheitern der zwischenmenschlichen Beziehungen
4.2.2 Die Auseinandersetzung mit der deutschen (Nazi-) Vergangenheit und die Kritik am Zeitgeist
4.3 Die Gefahr des Identitätsverlusts
5. Ein Vergleich von The Catcher in the Rye, The Bell Jar und Faserland
5.1 Erzählhaltung, Sprache, Struktur
5.2 Selbstentwurf und Abgrenzung
5.3 Isolation, Kommunikationsstörungen und sexuelle Unsicherheit
5.4 Zeitgeist und Fremdbestimmung
5.5 Entfremdung und Identitätsverlust
5.6 Die Geschichte einer Initiation?
6. Schlussbemerkung
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In seiner berühmten Theorie des Romans, die 1916 zuerst veröffentlicht wurde, gibt Georg Lukács folgende Definition der typischen Handlungsmerkmale dieser Textgattung:
Der Prozess, als welcher die innere Form des Romans begriffen wurde, ist die Wanderung des problematischen Individuums zu sich selbst, der Weg von der trüben Befangenheit in der einfach daseienden, in sich heterogenen, für das Individuum sinnlosen Wirklichkeit zur klaren Selbsterkenntnis. Nach dem Erringen dieser Selbsterkenntnis scheint zwar das gefundene Ideal als Sinn des Lebens in die Lebensimmanenz hinein, aber der Zwiespalt von Sein und Sollen ist nicht aufgehoben und kann auch in der Sphäre, wo dies sich abspielt, in der Lebenssphäre des Romans nicht aufgehoben werden.1
Nach Lukács ist der Roman also der Ort, an dem das „problematische Individuum“ auf der Suche nach einem Platz in einer kontingent erscheinenden Wirklichkeit mit dieser in Konflikt gerät und trotz einer durch diesen Konflikt gewonnenen klareren Selbsterkenntnis den Zwiespalt zwischen Sein und Sollen, also zwischen eigenen Idealen und den Zwängen der Umwelt, nicht endgültig überwinden kann.
In den Vordergrund tritt dieser nach Lukács für die Romanhandlung so zentrale Konflikt zwischen Ich und Welt besonders in Texten, in denen aus der Perspektive eines problematischen, seinen Platz in der Welt noch suchenden Individuums erzählt wird. Grundlegend ist diese Suche nach einem Platz in der Welt und gleichsam auch nach einer eigenen gefestigten Identität in Romanen, die die schwierige Phase des Übergangs von der Adoleszenz ins Erwachsenendasein in den Mittelpunkt der Handlung stellen.
Sowohl in J.D. Salingers The Catcher in the Rye und Sylvia Plaths The Bell Jar als auch in Christian Krachts Faserland wird aus der Perspektive eines (post-) adoleszenten jungen Menschen erzählt, der auf der Suche nach einem Sinn und einem Platz in der Welt und Gesellschaft mit dieser in Konflikt gerät. Inwieweit dieser Konflikt zwischen den noch nicht gefestigten eigenen Erwartungen und Idealen auf der einen Seite und den äußeren Zwängen einer klar definierten Zeit und Gesellschaft auf der anderen Seite bei den drei Protagonisten zu (Selbst-) Entfremdung und drohendem Selbstverlust beiträgt, soll in dieser Arbeit näher untersucht werden.
Hierzu sollen in drei detaillierten Einzelinterpretationen der Romane zunächst die oftmals in Abgrenzung von der Umwelt gewonnenen Selbstentwürfe der Protagonisten näher untersucht werden, um dann auf die verschiedenen Formen äußerer (und innerer) Fremdbestimmung, die Konflikte zwischen Individuum und Gesellschaft, einzugehen. Schließlich gilt es zu sehen, auf welche Art und Weise das Thema des Identitätsverlusts für alle drei Texte zentrale Bedeutung erhält und ob es den Erzählern am Ende des Romans gelingt, eine Aussöhnung zwischen Ich und Umwelt – und somit letztendlich den gesuchten Platz und Sinn in der Welt – zu erlangen.
Nach diesen Einzelinterpretationen sollen die gewonnenen Erkenntnisse in einem Vergleich einander gegenübergestellt werden, um dadurch zu zeigen, dass die drei Texte sowohl strukturell als auch thematisch verschiedene Berührungspunkte haben, deren Zentrum die brüchige Identität der Protagonisten darstellt.
2. J.D. Salinger: The Catcher in the Rye
In Salingers Roman The Catcher in the Rye, der 1951 in Buchform veröffentlicht wurde, schildert der 17-jährige Protagonist Holden Caulfield rückblickend aus einer psychiatrischen Anstalt die Ereignisse, die ein Jahr zuvor seinem Nervenzusammenbruch vorausgingen. Die Handlung erstreckt sich auf drei Tage. Sie setzt ein an einem Samstag im Dezember des Jahres 1949, kurz vor Weihnachten. Holden ist zum wiederholten Male von der Schule verwiesen worden, verbringt einen letzten Tag auf der elitären Pencey Prep School und beschließt in dessen Verlauf – nach einem desillusionierenden Gespräch mit seinem Lehrer Mr. Spencer und einer Auseinandersetzung mit seinem Mitschüler Stradlater – die Schule vorzeitig zu verlassen und die letzten Tage bis zur offiziellen Verkündung seiner Entlassung (seine Eltern sind bis jetzt noch nicht von der Maßnahme in Kenntnis gesetzt) in New York zuzubringen. Nachdem er dort angekommen ist, beginnt für ihn eine bis zum Montagnachmittag andauernde Odyssee durch die Stadt, in deren Verlauf Holden eine Reihe von zumeist scheiternden Begegnungen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Menschen hat - das Figurenpersonal besteht sowohl aus Holden schon bekannten Personen, wie z.B. ehemaligen Lehrern und Mitschülern, seiner Jugendfreundin Sally Hayes und seiner kleinen Schwester Phoebe, als auch aus Fremden, z.B. zwei Nonnen und der minderjährigen Prostituierten Sunny. Enttäuscht von der Welt und seinen Mitmenschen, beschließt der immer depressiver werdende Holden, die zivilisierte Welt zu verlassen und ein neues Leben als Einsiedler im Westen der USA zu beginnen. Schließlich ist es sowohl die Verantwortung für seine kleine Schwester als auch die Erkenntnis der Unmöglichkeit eines solchen Lebens, die ihn dazu bringen, zu seinen Eltern zurückzukehren. Die Konfrontation mit den Eltern wird jedoch nicht mehr geschildert; der Roman endet mit Holdens Zweifeln darüber, ob er nach der Entlassung aus dem Sanatorium wieder eine geregelte Existenz an der nächsten Schule führen wird.
2.1 Die Selbstsuche des Protagonisten
Die Altersstufe des Jugendlichen ist eine Phase des Übergangs und des steten Wandels, in welcher der nicht mehr kindliche und noch nicht erwachsene Mensch sich weniger in einem bestimmten Zustand als vielmehr in einem Prozess ständiger Veränderung befindet.1
So definiert Peter Freese die schwierige Lebensphase der Pubertät und Adoleszenz, in der sich auch Holden Caulfield, Ich-Erzähler von Salingers Roman, befindet. Das Gefühl, „gefangen zwischen zwei Welten [zu sein], deren einer er nicht mehr und deren anderer er noch nicht angehört“2, wird zur prägenden Erfahrung für Holden. Dementsprechend ist seine Identität noch nicht komplett ausgebildet und feststehend, sondern einem Entwicklungsprozess unterworfen, die Selbstsuche wird zum zentralen Thema des Romans. Wie zu zeigen sein wird, vollzieht sich diese Selbstsuche vor allem durch Abgrenzung von bestimmten Verhaltensmustern, die Holden als kritischer Beobachter menschlicher Verhaltensweisen in seiner Umwelt wahrnimmt. Diese von Holden zumeist mit dem Etikett „phoniness“ versehenen Verhaltensmuster gilt es zunächst zu analysieren, um dann zu untersuchen, welche Alternativen zu einem solchen Verhalten Holden für sich entwirft.
2.1.1 Der Wunsch nach Authentizität
Zu Beginn des Romans charakterisiert Holden die Gründe, die zu seinem Verlassen der Elkton Hills Schule führten, wie folgt:
One of the biggest reasons I left Elkton Hills was because I was surrounded by phonies. [...] For instance they had this headmaster, Mr Haas, that was the phoniest bastard I ever met in my life. […] On Sundays, for instance, old Haas went around shaking hands with everybody`s parents when they drove up to school. He`d be charming as hell and all. Except if some boy had little old funny-looking parents. You should`ve seen the way he did with my roommate`s parents. I mean if a boy`s mother was sort of fat or corny-looking or something, and if somebody`s father was one of those guys that wear those suits with very big shoulders and corny black-and-white shoes, then old Haas would just shake hands with them and give them a phony smile and then he`d go talk, for maybe half an hour, with somebody else`s parents. I can`t stand that stuff. It drives me crazy. I hated that goddam Elkton Hills.3
Dieses Beispiel verdeutlicht auf paradigmatische Weise Holdens gesellschaftskritischen Standpunkt. Was ihn an Mr. Haas` Verhalten vor allem stört, ist die Tatsache, dass dieser zwar offenkundig mit zweierlei Maß misst und die Eltern seines Zimmergenossen auf Grund ihres ärmlichen Aussehens nur kurz abfertigt, um sich dann intensiv anderen, möglicherweise besser in die noble Umgebung der Privatschule passenden Eltern zu widmen, gleichzeitig aber versucht, diese Abwertung durch sein heuchlerisches Lächeln zu überdecken. Nicht nur bewertet Mr. Haas Menschen hinsichtlich ihres äußeren Erscheinungsbildes, er ist gleichzeitig auch selbst bedacht, den schönen Schein aufrechtzuerhalten, indem er die offene Konfrontation durch einen scheinbaren Akt der Höflichkeit umgeht. Besonders auffällig ist also die fehlende Authentizität von Mr. Haas` Verhalten, die Unterwerfung unter „das Erfolgs – und Wettbewerbsdenken, welches die Menschen zu Heuchlern macht, sie ihren wahren Charakter verleugnen lässt [...].“4 Carol und Richard Ohmann sehen in Holdens Kritik an Haas` Snobismus sogar eine unbewusste Kritik des Protagonisten am kapitalistischen Klassensystem, das ein solches Verhalten fördert.5
Auch im weiteren Verlauf des Romans steht Holdens „frenzied search for the genuine in a terrifyingly phony world“6 im Mittelpunkt der Handlung. Ein weiteres Beispiel für kritikwürdiges Verhalten eines Erwachsenen, der für sich in Anspruch nimmt, Autoritätsperson zu sein, bietet Holdens Beschreibung von Mr. Ossenburger, dem Namensgeber seines Schlaftrakts an der Pencey Prep School:
He made a pot of dough in the undertaking business after he got out of Pencey. What he did, he started these undertaking parlors all over the country that you could get members of your family buried for about five bucks apiece. You should see old Ossenburger. He probably just shoves them in a sack and dumps them in the river. Anyway, he gave Pencey a pile of dough, and they named our wing after him[…]. Then, the next morning, in chapel, he made a speech that lasted about ten hours. He started off with about fifty corny jokes, just to show us what a regular guy he was. Very big deal. Then he started telling us how he was never ashamed, when he was in some kind of trouble or something, to get right down on his knees and pray to God.[…]He said he talked to Jesus all the time. Even when he was driving his car. That killed me. I can just see the big phony bastard shifting into first gear and asking Jesus to send him a few more stiffs.7
Hier ist es die Tatsache, dass Ossenburger durch das Geschäft mit dem Tod eine in Holdens Augen offensichtlich unethische Form des Gewinnmachens auch noch dadurch legitimiert, einen direkten Draht zu Jesus zu haben und dementsprechend von göttlichen Kräften begünstigt zu werden, die zu Holdens kompromissloser Kritik führt. In Anlehnung an die puritanische Ideologie der ersten Siedler Amerikas impliziert Ossenburger in seiner Rede, dass er auf Grund seines Status als gottesfürchtiger Mensch zwangsläufig mit Reichtum und wirtschaftlichem Erfolg belohnt wird – eine Idee, die Holden durch seine zugespitzte Charakterisierung Ossenburgers und seiner Geschäftsmethoden als Heuchelei entlarvt.
Das grundlegende Moment der von Holden kritisierten Verhaltensweisen ist die Tatsache, dass diese stets auf der Prämisse des „Life being a game“ fußen. Erwähnt wird diese Vorstellung des Lebens als Spiel, das man nach den Regeln spielen muss, zunächst im Gespräch zwischen Holden und seinem Lehrer Mr. Spencer zu Beginn des Romans. Auf Spencers Diktum „Life is a game that one plays according to the rules“ reagiert Holden in Gedanken so:
Game, my ass. Some game. If you get on the side where all the hot-shots are, then it`s a game, all right – I`ll admit that. But if you get on the other side, where there aren`t any hot-shots, then what`s a game about it? Nothing. No game.8
Holdens Abneigung richtet sich also gegen „die Übertragung sportlicher Regeln auf das Alltagsleben“, da er ahnt, dass „alle, die [...] das Spiel des Lebens in dieser Weise mitspielen [...] ihre Spontaneität und Natürlichkeit [verlieren und] zu phonies und hot-shots [werden].“9 Sein Mitgefühl gilt vor allem denjenigen, die auf der falschen Seite des Lebensspiels landen, also „people withdrawn from convention – people who are private, whimsical, losers, saints, dead.“10 Holdens Dilemma besteht freilich darin, dass es scheinbar keine Alternative dazu gibt, sich dem Lebensspiel, verbunden mit dessen sozialdarwinistischen Ideologie des Rechts des Stärkeren, zu entziehen. In letzter Konsequenz führt das dazu, dass „ phoniness [...] keine Eigenschaft des menschlichen Wesens, sondern ein Zug des menschlichen Verhaltens [...] gleichsam eine Zivilisationskrankheit“ ist.11 Diese schmerzhafte Erkenntnis führt bei Holden zu diversen Versuchen, dieser Zivilisation zu entfliehen (cf. 2.1.2).
Ein Beispiel für Holdens Mitleid mit den Verlierern der Wettbewerbsgesellschaft findet sich in seiner Beschreibung des Pagen in seinem New Yorker Hotel:
The bellboy that showed me to the room was this very old guy around sixty-five. He was even more depressing than the room was.[…]Anyway, what a gorgeous job for a guy around sixty-five years old. Carrying people`s suitcases and waiting around for a tip. I suppose he wasn`t too intelligent or anything, but it was terrible anyway.12
Holden erkennt die entwürdigenden Arbeitsumstände des alten Pagen, jedoch liefert diese Erkenntnis keine Möglichkeit, etwas an der Situation zu ändern, vielmehr führt sie nur zu einer weiteren inneren Abgrenzung des Protagonisten von der „zivilisierten Welt“.
Auch in anderen Äußerungen Holdens kommt seine ausgeprägte Fähigkeit, Empathie zu zeigen, zum Ausdruck. So gilt sein Mitleid auch denjenigen, die sich den gesellschaftlichen Konventionen unterwerfen und somit eigentlich von ihm verachtet werden. Dies zeigt sich sowohl in der Beschreibung seines aufdringlichen Mitschülers Ackley („That guy had just about everything. Sinus trouble, pimples, lousy teeth, halitosis, crumby fingernails. You had to feel a little sorry for the crazy sonuvabitch.”13 ), in der Beobachtung eines unattraktiven Mädchens („[...]but she was even funnier-looking than he was, so I guess she had to listen. Real ugly girls have it tough. I feel so sorry for them sometimes.”14 ), als auch im Nachdenken über Lillian Simmons, die oberflächliche Ex-Freundin seines Bruders D.B. („You could tell the waiter didn`t like her much, you could tell even the Navy guy didn`t like her much, even though he was dating her. And I didn`t like her much. Nobody did. You had to feel sort of sorry for her, in a way.”15 ). Diese große Sensibilität Holdens ist auch der Grund dafür, warum einige Interpreten des Romans so weit gehen, in Holden das Ideal einer „saintly Christian person“ zu sehen16. Solche religiösen Lesarten des Romans laufen allerdings Gefahr, neben Holdens spirituellem „quest [...] for an idea of truth“17 die bereits erwähnten konkret gesellschaftskritischen Aspekte des Romans genauso außer Acht zu lassen wie die Suche des Helden nach körperlicher Nähe (cf. 2.2.1).
In starken Konflikt mit solchen Lesarten, die Holden in seiner Selbstlosigkeit idealisieren, treten andere Interpretationen des Romans, die Holdens eigene Ambivalenz hinsichtlich der von ihm kritisierten „phoniness“ betonen. So bemerkt Warren French, dass „Holden does precisely what he objects to other people`s doing”18 und Duane Edwards behauptet sogar, Holden „himself is a phony at times, and he has virtually no self-awareness.”19 Allerdings übersehen diese Deutungen die Tatsache, dass es einerseits zur Selbstfindungsphase in der Pubertät gehört, auch an die Grenzen der eigenen Wertmaßstäbe zu gelangen, und andererseits, dass Holden selbst in kritischen Situationen versucht, sich entsprechend seinem Ideal authentisch zu verhalten. So stellt er sich dem Kampf mit Stradlater, obwohl er eindeutig körperlich unterlegen ist, riskiert eher die Schläge des Zuhälters Maurice als den geringfügigen Betrug um fünf Dollar stillschweigend hinzunehmen und sagt auch Sally Hayes nach dem gescheiterten Versuch, sie von einer gemeinsamen Flucht zu überzeugen, ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Konventionen, was er von ihr hält.
Ein leitmotivisches Symbol für Holdens Abgrenzung von der Gesellschaft ist sein „red hunting hat“, eine rote Mütze, die er zu Beginn der Romanhandlung aufsetzt („The way I wore it, I swung the old peak way around to the back – very corny, I`ll admit, but I liked it that way.“20 ) und die ihm von nun an „als konkretes Zeichen seines Andersseins [hilft], seine Position zu bestimmen, sich seiner Individualität und seines Gegensatzes zur Wettbewerbsgesellschaft zu vergewissern und [ihm] auf diese Weise [...] zur Hilfe und zum Schutz [wird].“21
Wie gezeigt wurde, setzt sich Verhalten, das Holden als „phony“ bezeichnet, aus verschiedenen Elementen zusammen. Holdens Kritik richtet sich vor allem auf Verhalten, das soziale Ungerechtigkeit toleriert oder sich Konventionen unterwirft und dadurch artifiziell wird.22 Bewunderung zeigt Holden im Gegensatz dazu für Menschen, die sich äußeren Zwängen nicht unterwerfen, sondern nur dem persönlichen Ideal der Authentizität verpflichtet sind. Ein Beispiel hierfür ist seine Bewunderung für James Castle, der eher eine Art Märtyrertod stirbt als zurückzunehmen, dass er einen brutalen Klassenkameraden als „very conceited guy“23 bezeichnet hat.
Das Problem, dem sich Holden ausgesetzt sieht, ist die im Laufe seiner Odyssee gewonnene Erfahrung, dass die gesamte ihn umgebende Welt nach den Mechanismen der „phoniness“ zu funktionieren scheint und dass folglich authentisches Verhalten nur noch im Rückzug von dieser Welt möglich ist. Die Kriterien für diesen Rückzug gilt es im Folgenden näher zu untersuchen.
2.1.2 Die Angst vor dem Verlust der Kindheit
Ein symbolisches Leitmotiv des Romans, das gleichzeitig Holdens eigene Situation bespiegelt, ist das Bild der Enten im Central Park. Insgesamt denkt Holden vier Mal im Verlauf des Romans darüber nach, was mit den Enten passiert, wenn ihr Teich im Winter – also in der Jahreszeit, in der auch Holdens Reise durch New York stattfindet – zufriert und sie somit ihres natürlichen Lebensraums beraubt sind. Dieses Nachdenken über bzw. Suchen nach den Enten findet jeweils in oder nach für Holden konfliktreichen Situationen statt: zum ersten Mal bezeichnenderweise am Ende des Gesprächs mit seinem Lehrer Mr. Spencer, der sich gerade dafür zu rechtfertigen versucht, dass er Holden in Geschichte hat durchfallen lassen.
I live in New York, and I was thinking about the lagoon in Central Park [...]. I was wondering if it would be frozen over when I got home, and if it was, where did the ducks go. I was wondering where the ducks went when the lagoon got all icy and frozen over. I wondered if some guy came in a truck and took them away to a zoo or something. Or if they just flew away.24
Das zweite Mal denkt er kurz nach seiner Ankunft in New York über die Enten nach, und zwar nachdem er seinem Taxifahrer zunächst aus Gewohnheit die Adresse seiner Eltern gegeben hat - ein Ort, an den er nun nicht mehr zurückkehren kann. Später in der Nacht, als er erneut in einem Taxi unterwegs ist, fragt er seinen Fahrer Horwitz nach dem Verbleib der Enten, worauf dieser jedoch auch keine Antwort weiß und statt dessen auf die Situation der Fische verweist: „`If you was a fish, Mother Nature`d take care of you, wouldn`t she? Right? You don`t think them fish just die when it gets to be winter, do ya?´”25. Schließlich macht sich der betrunkene Holden nachts selbst auf die Suche nach den Enten, findet den Teich „partly frozen and partly not frozen“26, jedoch bemerkt er keine Enten.
Holdens großes Interesse an dem Problem der Enten lässt sich damit erklären, dass sie „eine Projektion seiner eigenen Lage sind“27. Im Winter scheinen die Enten heimatlos zu werden und spiegeln somit Holdens eigenes Gefühl der Isolation und Verlassenheit in einer ihm feindseligen Umgebung. Darüber hinaus verweist das Motiv der Enten auch auf die Situation des jungen Erwachsenen, also auf „das Problem der Veränderung, die Notwendigkeit, sich in einer wandelnden Welt zurechtzufinden.“28 Holden steht diesem Zwang zur Veränderung skeptisch gegenüber, da er noch nicht weiß, welchen Platz er in einer von ihm verachteten Welt der „phonies“ einnehmen kann und will.
Er selbst sehnt sich nach einer statischen Welt, in der die Dinge so bleiben, wie sie sind:
Certain things they should stay the way they are. You ought to be able to stick them in one of those big glass cases and just leave them alone. I know that`s impossible, but it`s too bad anyway.29
Zu dieser Erkenntnis gelangt er, als er über die Museumsbesuche seiner Kindheit nachdenkt und sich daran erinnert, wie faszinierend und beruhigend es war, dass die Exponate in ihren Glaskästen bei jedem Besuch noch genau so unverändert waren wie zuvor. Gleichzeitig erkennt er aber schon die Unmöglichkeit des Wunsches, eine solche Stasis auf die menschliche Entwicklung zu übertragen. Denn auch wenn die Dinge im Museum keiner Veränderung unterworfen sind, sind die Besucher des Museums doch bei jedem Besuch anders („The only thing that would be different would be you. Not that you`d be so much older or anything.[…]You`d just be different, that`s all.”30 ).
Obwohl Holden also einsieht, dass seine „Sehnsucht nach Stasis“31 nicht realisierbar ist, sucht er sich dennoch weitere imaginäre Fluchtpunkte, die diese Sehnsucht verkörpern. Hierzu zählt auch die titelgebende Vorstellung, ein Leben als „Catcher in the Rye“ zu führen, die Holden seiner zehnjährigen Schwester Phoebe wie folgt erläutert:
Anyway, I keep picturing all these little kids playing some game in this big field of rye and all. Thousands of little kids, and nobody`s around – nobody big, I mean – except me. And I`m standing on the edge of some crazy cliff. What I have to do, I have to catch everybody if they start to go over the cliff – I mean if they`re running and they don`t look where they`re going I have to come out from somewhere and catch them. That`s all I`d do all day. I`d just be the catcher in the rye and all. I know it`s crazy, but that`s the only thing I`d really like to be. I know it`s crazy.32
Holden sieht seine Aufgabe darin, als Fänger in einem großen Roggenfeld alle Kinder, die Gefahr laufen, von einer gefährlichen Klippe herunterzustürzen, aufzufangen und zu retten. Die Phase der Kindheit wird für den orientierungslosen Holden zur Idealvorstellung eines authentischen, von der Korruption der Erwachsenenwelt noch unberührten Lebens.33 Was es also vor allem zu schützen gilt, ist die kindliche Unschuld, die in Holdens Vorstellung noch unberührt ist vom Bösen in der Welt, da sie den (Sünden-) „Fall in die Sexualität“34 noch nicht erlitten hat. Laut Peter Freese projiziert Holden in diese Vorstellung auch seine eigene Angst vor dem Sexus, indem er die „entwicklungslose und ungeschlechtliche“ Welt des Roggenfelds aufrecht erhalten und somit „die Kinder vor dem Erwachsenwerden, vor dem Sturz von der „Klippe“ der Sexualität“ bewahren will.35 Gleichzeitig ist sich Holden jedoch auch hier wieder der Unmöglichkeit seines Wunsches bewusst, da er ja selbst betont, dass diese Phantasie verrückt ist.
Später muss er dann feststellen, dass selbst der für ihn heilige Ort der Kindheit bereits von den omnipräsenten Zeichen der Sexualität heimgesucht ist. Als er gegen Ende des Romans Phoebes Schule aufsucht, macht er folgende Entdeckung:
Somebody`d written “Fuck you” on the wall. It drove me damn near crazy. I thought how Phoebe and all the other little kids would see it, and how they`d wonder what the hell it meant, and then finally some dirty kid would tell them – all cockeyed, naturally – what it meant, and how they`d all think about it and maybe even worry about it for a couple of days. I kept wanting to kill whoever`d written it.36
Schockiert und wütend wischt Holden die Schmiererei nach anfänglichem Zögern schließlich aus, nur um kurz darauf ein weiteres „Fuck you“ zu entdecken, welches dieses Mal in die Wand eingeritzt wurde. Resigniert muss Holden einsehen:
It wouldn`t come off. It`s hopeless, anyway. If you had a million years to do it in, you couldn`t rub out even half the “Fuck you” signs in the world. It`s impossible.37
Die dritte „Fuck you“ Schmiererei entdeckt Holden dann ausgerechnet im Museum of Art, einem Ort, der bis dahin mit seinen unveränderlichen Mumien und seiner „Qualität der Zeitlosigkeit und des Stillstands“ für ihn „einen Ort der Sicherheit, Ruhe und Geborgenheit“ darstellte.38 Diese Entdeckung geht Holdens Zusammenbruch, der seine Rückkehr in die Gesellschaft einleiten wird (cf. 2.3), unmittelbar voraus und führt bei ihm zu folgender Erkenntnis:
You can`t ever find a place that`s nice and peaceful, because there isn`t any. You may think there is, but once you get there, when you`re not looking, somebody`ll sneak up and write “Fuck you” right under your nose. Try it sometime. I think, even, if I ever die, and they stick me in a cemetery, and I have a tombstone and all, it`ll say “Holden Caulfield” on it, and then what year I was born and what year I died, and then right under that it`ll say “Fuck you.” I`m positive, in fact.39
Es gibt also keine Möglichkeit, dem kontinuierlichen Wandel des Lebens zu entfliehen; Holden muss einsehen, dass „retaining one`s childness“ keine „existential possibility“ ist.40
Die einzige Möglichkeit, sich den Zwängen der Gesellschaft zu entziehen, wäre also eine reale Weltflucht. Allerdings nimmt auch diese Idee in Holdens Vorstellung einen utopischen Charakter an: Er plant, ein Leben als taubstummer Tankwart irgendwo im ländlichen Amerika zu führen und dadurch dem Kontakt mit den „phonies“ weitestgehend entzogen zu sein („I thought what I`d do was, I`d pretend I was one of those deaf-mutes. That way I wouldn`t have to have any goddam stupid useless conversations with anybody.”41 ). Schließlich ist es bezeichnenderweise ein Kind, seine kleine Schwester Phoebe, die ihn von diesem Plan abbringen wird (cf. 2.3).
2.2 Individuum und Gesellschaft
Nachdem versucht wurde, Holdens Selbstsuche näher zu definieren, gilt es nun zu zeigen, in welcher Weise dieser Selbstentwurf des Protagonisten an verschiedenen Stellen des Romans mit gesellschaftlichen Konventionen und Erwartungen kollidiert. Dieser Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft tritt vor allem im direkten Kontakt Holdens mit seinen Mitmenschen zu Tage. In einem ersten Schritt soll gezeigt werden, woran Holdens Annäherungsversuche an seine Umwelt – vor allem seine Suche nach körperlicher Nähe – scheitern, um dann näher auf seinen Konflikt mit Autoritätspersonen einzugehen. Schließlich soll noch der von Holden immer wieder kritisierte starke Einfluss der Massenkultur, vor allem der Filmproduktionen Hollywoods, auf die Gesellschaft und das Verhalten der Menschen im Roman näher beleuchtet werden.
2.2.1 Die Suche nach Nähe
Wie Peter Freese feststellt, ist Holden „zu Beginn des Romans kein integriertes Mitglied der Schulgemeinschaft, sondern ein Außenseiter, ein innerlich Fremder und Einsamer.“42 So schaut er sich das als gesellschaftliches Großereignis geltende „football game“ nicht an und wird, nachdem er die Ausrüstung des Fechtteams in der U-Bahn vergessen hat, von seinen Mannschaftskollegen mit Missachtung gestraft („The whole team ostracized me the whole way back on the train. It was pretty funny, in a way.“43 ). Allerdings muss bemerkt werden, dass er auf Grund seiner bewussten Abgrenzung von den Interessen seiner Mitschüler eine gewisse Mitschuld an diesem Außenseiterstatus trägt. Schließlich ist es das Gefühl von Einsamkeit und Isolation – verstärkt durch den vorausgegangenen Kampf mit seinem Mitschüler Stradlater –, das ihn dazu treibt, die Schule vorzeitig zu verlassen und bis zur offiziellen Verkündung seiner Entlassung von der Schule in New York zu bleiben („I just didn`t want to hang around any more. It made me too sad and lonesome. So what I decided to do, I decided I`d take a room in a hotel in New York – some very inexpensive hotel and all – and just take it easy till Wednesday.”44 ). Dort wird er dann immer wieder, zumeist erfolglos, versuchen, seine Einsamkeit zu durchbrechen und eine Verbindung zu einem anderen Menschen herzustellen.
Sucht man nach Gründen für Holdens Probleme, einen funktionierenden sozialen Kontakt aufzubauen, ist es von Bedeutung, zunächst zu untersuchen, was der Text über die Familiensituation der Caulfields mitteilt. Im Zentrum dieser Familie steht die Lücke, die der frühzeitige Tod von Holdens geliebtem jüngerem Bruder Allie – er starb mit elf an Leukämie – hinterlassen hat. Holden reagierte auf dieses Ereignis folgendermaßen:
I was only thirteen, and they were going to have me psychoanalyzed and all, because I broke all the windows in the garage. I don`t blame them. I really don`t. I slept in the garage the night he died, and I broke all the goddam windows with my fist, just for the hell of it.[…]My hand still hurts me once in a while, when it rains and all, and I can`t make a real fist any more – not a tight one, I mean – but outside of that I don`t care much. I mean I`m not going to be a goddam surgeon or a violinist or anything any way.45
Die selbst zugefügte Wunde an der Hand wird zum Zeichen, das Holden von seiner Umgebung abgrenzt. Gleichzeitig steht „die physische [...] für eine psychische Wunde“46, die anzeigt, dass Holden den Tod des Bruders noch nicht verarbeitet hat.47 Dies führt auch dazu, dass Holden andere Menschen am Ideal des toten Bruders misst, einem Ideal, an dem die meisten Lebenden zwangsläufig scheitern müssen.
Auch die sonstige familiäre Situation wird als konfliktreich charakterisiert. Über Holdens Mutter heißt es später:
“Marvelous,” my mother said, but you could tell she didn`t mean it. She doesn`t enjoy herself much when she goes out.[…] “Good night. Go right to sleep now. I have a splitting headache,” my mother said. She gets headaches quite frequently. She really does.48
Diese Charakterisierung deutet darauf hin, dass auch Holdens Mutter von Depressionen geplagt ist – und der Auslöser hierfür scheint ebenfalls in Allies Tod zu liegen. Der Vater schließlich, ein erfolgreicher Anwalt, wird vor allem durch seine Abwesenheit charakterisiert. So kann er zum Beispiel Phoebes Schulaufführung nicht besuchen, da er nach Kalifornien fliegen muss.49
Diese einschneidenden familiären Erfahrungen tragen dazu bei, dass Holden das Gefühl hat, von seiner Umwelt getrennt zu sein.
Ein weiterer Faktor ist der konfliktreiche Umgang mit der eigenen Sexualität. Holden unternimmt in seiner Zeit in New York verschiedene scheiternde Versuche, einen sexuellen Kontakt mit unterschiedlichen Mädchen und Frauen herzustellen. Sein wirkliches Interesse jedoch gilt Jane Gallagher, jenem Mädchen, das früher seine Nachbarin war und das Holden im Gespräch mit Stradlater durch ihre besondere Form des Schachspiels charakterisiert:
She wouldn`t move any of her kings. What she`d do, when she`d get a king, she wouldn`t move it. She`d just leave it in the back row. She`d get them all lined up in the back row. Then she`d never use them. She just liked the way they looked when they were all in the back row.50
Jane zeichnet sich für Holden also gerade durch ihre Vorsichtigkeit und Schüchternheit aus; sie wird für ihn zu einer Art von Seelenverwandten. Umso schockierender ist für Holden dann auch die Tatsache, dass sich Jane ausgerechnet mit dem relativ unbedarften, dafür aber attraktiven und sexuell aktiven Stradlater trifft, der freilich noch nicht einmal ihren Namen behalten hat, geschweige denn sich für Eigenarten ihrer Persönlichkeit interessiert. Die Wut auf Stradlater und die Angst um Janes „Unschuld“ sind folglich der Auslöser für Holdens Angriff auf seinen muskulösen Mitschüler und einer der wichtigsten Gründe, die ihn zum Verlassen der Schule treiben.51 Nach dieser gefürchteten „Profanisierung“ Janes gelingt es Holden auch nicht mehr, sie in New York anzurufen, obwohl seine Gedanken ständig um sie kreisen. Gleichzeitig bringt er im Nachdenken über Jane auch selbst das Dilemma, das Sexualität für ihn darstellt, auf den Punkt:
The girls I like best are the ones I never feel much like kidding. Sometimes I think they`d like it if you kidded them – in fact, I know they would – but it`s hard to get started, once you`ve known them a pretty long time and never kidded them.52
Sobald er ein Mädchen wirklich mag und respektiert, wird ein ungezwungener Umgang mit Sexualität zum Problem, da dieser Bereich plötzlich mit zu viel Bedeutung aufgeladen ist. Liebe und Sexualität scheinen für Holden zwei getrennte Bereiche darzustellen. Auch an anderen Stellen des Romans reflektiert der Erzähler diesen Konflikt:
I think if you don`t really like a girl, you shouldn`t horse around with her at all, and if you do like her, then you`re supposed to like her face, and if you like her face, you ought to be careful about doing crumby stuff to it, like squirting water all over it. It`s really too bad that so much crumby stuff is a lot of fun sometimes.58
Holdens Problem ist, dass er moralische Bedenken hat, seinen Instinkten zu folgen. Er schafft es noch nicht, den Widerspruch zwischen ideeller und körperlicher Liebe zu überwinden, und ist gleichsam gefangen zwischen der Sehnsucht nach und der Angst vor dem Verlust der eigenen Unschuld. Peter Freese kommt zu der Erkenntnis, dass Holdens „Verhältnis zur Sexualität [...] Züge einer pathologischen Besessenheit annimmt“.59
In New York unternimmt Holden vier aufeinanderfolgende Versuche, Kontakte zum anderen Geschlecht aufzunehmen. Kurz nach seiner Ankunft im Hotelzimmer ruft er ein Mädchen namens Faith Cavendish an, „this girl that wasn`t exactly a whore or anything but that didn`t mind doing it once in a while“60, deren Telefonnummer er von einer Partybekanntschaft erhalten hat. Der Versuch, ein sofortiges Treffen zu organisieren, scheitert und auf Faiths Vorschlag, sich am nächsten Tag zu treffen, geht Holden nicht ein, vielleicht auch deswegen, da Faith in dem kurzen Telefonat bereits einige Verhaltensweisen zeigt, die Holden als „phony“ charakterisieren würde, so zum Beispiel ihre Vorliebe für das Wort „grand“, ihr geheucheltes Interesse und das Benutzen typischer Gesprächsfloskeln (z.B.: „`I hope you enjoy your stay in New York. It`s a grand place.´“61 ). Nach diesem ersten gescheiterten Versuch begibt sich Holden in die Bar des Hotels, in der er auf Touristinnen aus Seattle trifft, „three girls around thirty or so“62. Obwohl er von Anfang an deutlich macht, was er von den „three witches“ hält, fordert er sie doch zum Tanzen auf. Zwar gehen die Frauen nacheinander darauf ein, machen aber keinen Hehl daraus, dass sie Holden nicht als gleichwertigen Partner akzeptieren. So ignoriert Bernice, seine erste Tanzpartnerin, alle Versuche Holdens, eine Kommunikation anzufangen („`Wudga say?´ she said. She wasn`t listening to me, even. Her mind was wandering all over the place.”63 ) und ist auch für seine Ironie nicht empfänglich („`You`re a very good conversationalist,´ I told her. `You know that?´ – `What?´ I let it drop. It was over her head, anyway.”64 ). Es wird deutlich, dass die drei älteren Frauen, die Holden auf Grund seiner vermeintlichen Unreife verachten, ihm geistig weitaus unterlegen sind. Schließlich brechen sie unvermittelt auf und setzen es gleichzeitig als selbstverständlich voraus, dass Holden ihre Getränke bezahlt.
Nach einem weiteren Ausflug in die New Yorker Nacht kehrt Holden in sein Hotelzimmer zurück. Dort stellt sich heraus, dass der „elevator guy“ als Zuhälter arbeitet, und auf Grund seiner Depression und Einsamkeit geht Holden auf dessen Angebot ein, eine Prostituierte auf sein Zimmer zu schicken („It was against my principles and all, but I was feeling so depressed I didn`t even think. That`s the whole trouble. When you`re feeling very depressed, you can`t even think.”65 ). Wie sich herausstellt, handelt es sich bei der Prostituierten Sunny jedoch um ein Mädchen in Holdens Alter, eine Tatsache, die Holden neben der eigenen Nervosität so sehr deprimiert und verunsichert, dass er nicht in der Lage ist, mit ihr zu schlafen.66 Stattdessen erfindet er eine abenteuerliche Geschichte um eine Operation, die sein Verhalten legitimieren soll. Schließlich ist es auch diese Unsicherheit, die dazu führt, dass Sunny und Maurice ihn um fünf Dollar betrügen.67
Nachdem alle Versuche, einen Kontakt zu Fremden aufzunehmen, gescheitert sind, trifft sich Holden am nächsten Tag mit Sally Hayes, einer Art Jugendfreundin, zu der er ein reichlich gespaltenes Verhältnis hat („She gave me a pain in the ass, but she was very good-looking.“68 ). Im Gegensatz zu Jane Gallagher handelt es sich bei Sally Hayes um ein relativ oberflächliches Mädchen, das versucht, dem typischen Bild des „all-American girl“ gerecht zu werden. Trotzdem ist Holden zum Zeitpunkt ihres Treffens bereits so isoliert, dass er sich wider besseres Wissen Illusionen über ihre Beziehung hingibt:
The funny part, I felt like I was in love with her the minute I saw her. I`m crazy. I didn`t even like her much, and yet all of a sudden I felt like I was in love with her and wanted to marry her. I swear to God I`m crazy. I admit it. […] Then, just to show you how crazy I am, when we were coming out of this big clinch, I told her I loved her and all. It was a lie, of course, but the thing is, I meant it when I said it. I`m crazy. I swear to God I am.69
Kurz darauf treten jedoch die Differenzen offen zu Tage, als der mittlerweile schwer depressive Holden versucht, Sally davon zu überzeugen, mit ihm auszuwandern. Es wird deutlich, wie stark Sallys Denken von den Maßstäben der Vernunft und Konvention bestimmt ist, wenn sie diesen zugegebenermaßen phantastischen Plan Holdens sofort als unrealisierbar zurückweist.70 Sowohl Sally als auch Holden reden aneinander vorbei und versteifen sich auf ihre extremen Positionen, was schließlich zum finalen Bruch führt („`C`mon, let`s get outa here,´ I said. `You give me a royal pain in the ass, if you want to know the truth.´”71 ).
Holdens Kommunikationsversuche scheitern zumeist deswegen, da auf der einen Seite die meisten seiner Gesprächspartner nicht dazu bereit sind, sich in ihn hineinzuversetzen und seine Sicht der Dinge zu verstehen, er selbst aber auf der anderen Seite – wie zum Beispiel im Fall von Sally Hayes – denselben Fehler auch begeht.72
Wirklich funktionierende Gespräche finden nur mit Menschen statt, die nach Holdens Ansicht „dem Alltag der Erwachsenenwelt und den Problemen des Sexus entrückt sind“73. Hierzu zählen zum einen die beiden Nonnen, mit denen sich Holden über englische Literatur unterhalten kann und die ihn auf Grund ihrer „evident genuineness“74 beeindrucken. Darüber hinaus ist es seine zehnjährige Schwester Phoebe, die er als „somebody with sense and all“75 beschreibt, mit der eine Kommunikation möglich ist. Das liegt vor allem daran, dass sich Holden bei Phoebe sicher sein kann, dass sie ihn aufrichtig liebt und dass er selbst für sie ein starkes Verantwortungsgefühl entwickelt. Außerdem ist „ihr entscheidender Vorzug [...] – und das wird im Gegensatz zur übrigen Welt und deren von Holden ständig beklagter Verständnislosigkeit besonders wesentlich - , dass sie versteht was man zu ihr sagt.“76 Sie hat ihre kindliche Kreativität und Authentizität noch nicht verloren, ist aber gleichzeitig in der Lage, das, was man ihr erzählt, kritisch zu hinterfragen. So wird es am Ende auch die Beziehung zu Phoebe sein, die Holden dazu bringt, nach Hause zurückzukehren (cf. 2.3).
[...]
1 Lukács, Georg: Die Theorie des Romans. Ein geschichtsphilosophischer Versuch über die Formen der großen Epik. München: dtv 1994. S. 70.
1 Freese, Peter: Die Initiationsreise. Studien zum jugendlichen Helden im modernen amerikanischen Roman. Neumünster: Karl Wachholtz Verlag 1971. S. 208-209.
2 Ebd. S. 209.
3 Salinger, J.D.: The Catcher in the Rye. London: Penguin Books 1994. S.12.
4 Freese, S. 221.
5 Ohmann, Carol und Richard Ohmann: “Reviewers, Critics, and The Catcher in the Rye”. In: Critical Essays on Salinger`s ‘The Catcher in the Rye’ . Hrsg. v. Joel Salzberg. Boston: G.K. Hall & Co. 1990. S. 129 – 130: “[…] Haas is not just personally mean; his phoniness and his power to hurt depend on an established class system that institutionalizes slight and injury.”
6 Heiserman, Arthur und James E. Miller, Jr.: “J.D. Salinger: Some Crazy Cliff“. In: Critical Essays on Salinger`s ‘The Catcher in the Rye’ . Hrsg. v. Joel Salzberg. Boston: G.K. Hall & Co. 1990. S. 37.
7 Salinger, S. 14.
8 Ebd., S. 7-8.
9 Freese, S. 221.
10 Ohmann, S. 135.
11 Freese, S. 239.
12 Salinger, S. 55.
13 Ebd., S. 34.
14 Ebd., S. 77.
15 Ebd., S. 79.
16 Gwynn, Frederick L. und Joseph L. Blotner: The fiction of J.D. Salinger. Pittsburgh: University of Pittsburgh Press 1958. S. 29., s. a. Baumbach, Jonathan: “The Saint as a Young Man: A Reappraisal of The Catcher in the Rye.” In: Critical Essays on Salinger`s ‘The Catcher in the Rye’ . Hg. v. Joel Salzberg. Boston: G.K. Hall & Co. 1990. S. 57: “Like almost all of Salinger`s protagonists, Holden is clearly superior to his surroundings; he functions by dint of his pure sight, his innocence and sensibility, as initiate in and conscience of the world of the novel.”
17 Hassan, Ihab: “The Rare Quixotic Gesture”. In: Salinger. A Critical and Personal Portrait. Hrsg. v. Henry Anatole Grunwald. New York: Harper & Row 1962. S. 141., s. a. Heiserman/Miller, S. 32: “It is, of course, the tradition of the Quest. We use the medieval term because it signifies a seeking after what is tremendous, greater than the love of a woman.”, S. 33: “Holden seeks Virtue second to Love. He wants to be good.[…]Holden is driven toward love of his fellowman, charity[…]”.
18 French, Warren: J.D. Salinger. New York: Twayne Publishers Inc. 1963. S. 109.
19 Edwards, Duane: “Holden Caulfield: ‘Don`t Ever Tell Anybody Anything’”. In: Critical Essays on Salinger`s ‘The Catcher in the Rye’ . Hrsg. v. Joel Salzberg. Boston: G.K. Hall & Co. 1990. S. 149.
20 Salinger, S. 15.
21 Freese, S. 226.
22 s. a. Holdens Beschreibung des Smalltalks zwischen Sally und George; Salinger, S. 115: “It was the phoniest conversation you ever heard in your life. They both kept thinking of places as fast as they could, then they`d think of somebody that lived there and mention their name. I was all set to puke when it was time to go sit down again. I really was.”
23 Salinger, S. 153.
24 Ebd., S. 11.
25 Ebd., S. 76.
26 Ebd., S. 139.
27 Freese, S. 229.
28 Ebd., S. 229.
29 Salinger, S. 110.
30 Ebd., S. 109.
31 Freese, S. 250.
32 Salinger, S. 156.
33 s. a.: Heiserman/Miller, S. 34: “In childhood he had what he is now seeking – non-phoniness, truth, innocence.”, S. 35: “If we could return to childhood, or to noble savagery; or if we could retain the spontaneity of childhood, our social and personal problems would disappear.”
34 Freese, S. 250.
35 Ebd., S. 250.
36 Salinger, S. 181.
37 Ebd., S. 182.
38 Freese, S. 242 u. 243. Die Mumien stellen neben den Enten ein weiteres wichtiges Leitmotiv des Romans dar; sie stehen „als die ewig Gleichbleibenden, dem Prozess der Verwesung Entrückten für Veränderungslosigkeit und Stasis.“(S.229)
39 Salinger, S. 183.
40 Baumbach, S. 55.
41 Salinger, S. 178-179.
42 Freese, S. 207.
43 Salinger, S. 3.
44 Ebd., S. 45.
45 Ebd., S. 34.
46 Freese, S. 231.
47 s. a. Baumbach, S. 59: “In Allie`s death, Holden first recognized the fact of evil – of what appears to be the gratuitous malevolence of the universe. Allie, who was, Holden tells us, more intelligent and nicer than anyone else, has become for Holden a kind of saint-ideal.”
48 Salinger, S. 159 u. S. 160.
49 s. a. Edwards, S. 155: “…his family situation is far from ideal. The father barely exists as far as Holden and Phoebe are concerned, and the mother is not emotionally involved in the lives of her children.”
50 Salinger, S. 27.
51 s. a. Baumbach, S. 52: “She had become the symbol to him of romantic love, that is, innocent love. When Holden discovers that his “sexy” roommate Stradlater has a date with her, he is concerned not only about the possible loss of Jane`s innocence, but about the loss of his dream of her.”
52 Salinger, S. 70.
58 Ebd., S. 56.
59 Freese, S. 246.
60 Salinger, S. 57.
61 Ebd., S. 59.
62 Ebd., S. 62.
63 Ebd., S. 63.
64 Ebd., S. 65.
65 Ebd., S. 82.
66 s. a. Baumbach, S. 61: “In not sleeping with her, he means to protect her innocence, not his own; he is spiritually hence physically unable to be a party to her further degradation.”
67 Ebd., S. 61: “Holden is punished for his innocence.”.
68 Salinger, S. 96.
69 Ebd., S. 112 u. S. 113.
70 s. a. French, S. 112: “His old girl friend Sally Hayes, actually proves no more understanding than the prostitute. Sally has evidently made her adjustment to the sophisticated life Holden hates.”
71 Salinger, S. 120.
72 s. a. Hassan, S. 149: “Holden is motivated by a compelling desire to commune and communicate, a desire constantly thwarted by the phoniness and vulgarity that surround him.”, sowie Freese, S. 210: “Schon hier wird deutlich, dass er mitverantwortlich für das Scheitern seiner Kommunikationsversuche ist, denn jenes Verständnis für den Gesprächspartner, das er von anderen erwartet, ist er selbst nicht aufzubringen bereit.”
73 Freese, S. 212.
74 Lee, A. Robert: “‘Flunking Everything Else Except English Anyway’: Holden Caulfield, Author”. In: Critical Essays on Salinger`s ‘The Catcher in the Rye’. Hrsg. v. Joel Salzberg. Boston: G.K. Hall & Co. 1990. S. 194.
75 Salinger, S. 60.
76 Freese, S. 261.
- Arbeit zitieren
- Florian Pottmeyer (Autor:in), 2004, Zwischen Selbstentwurf und Fremdbestimmung - Brüchige Identität bei J.D. Salinger ("The Catcher in the Rye"), Sylvia Plath ("The Bell Jar") und Christian Kracht ("Faserland"), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32378
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