Diese ideologiekritische Untersuchung behandelt das Bild des Deutschen Ordens in der nationalen deutschen Geschichtswissenschaft seit Treitschke. Das 1862 veröffentlichte Essay "Das deutsche Ordensland Preußen" sorgte für Aufsehen – und machte Heinrich von Treitschke zu einem der erfolgreichsten, aber auch umstrittensten deutschen Historiker.
An diesem Beispiel lässt sich besonders eindrücklich zeigen, wie die Vergangenheit verzerrt und ideologisiert werden kann, um für Gegenwart und Zukunft legitimierend zu wirken. Vor allem die Vermischung von Wissenschaft und Publizistik ebnete dieser Schrift den Weg zur breiten Masse der Öffentlichkeit. Vor dem Hintergrund der "kleindeutschen" und "Großdeutschen" Frage fand Heinrich von Treitschke den perfekten Gegenstand für sein eloquentes Historiendrama, welches die Führungsrolle Preußens im werdenden deutschen Nationalstaat betonen soll.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Gründung, Wahrnehmung und Selbstbild des Ordensstaates
- 3. Treitschkes Ordensbild zwischen Nationalismus und Rassismus
- 4. Ausblick
- 5. Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Aufsatz untersucht die Darstellung des Deutschen Ordens im deutschen Geschichtsbild, insbesondere die Beeinflussung durch Heinrich von Treitschkes Essay "Das deutsche Ordensland Preußen". Ziel ist es, die Ideologisierung des Ordensstaates aufzuzeigen und die Wirkung dieser Verzerrungen auf das nationale Geschichtsverständnis zu analysieren. Die Arbeit beleuchtet die Legitimationsversuche des preußischen Staates durch die Übertragung des "Deutschen Drangs nach Osten" auf das Mittelalter.
- Das Selbstverständnis des Deutschen Ordens und sein Wirken als Missionare des Christentums
- Die Ideologisierung des Ordensstaates im 19. und 20. Jahrhundert
- Heinrich von Treitschkes Einfluss auf das Bild des Deutschen Ordens
- Der "Deutsche Drang nach Osten" als ideologisches Konstrukt
- Die Rolle der Geschichtsschreibung bei der Konstruktion nationaler Identität
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die Problematik der ideologischen Verzerrung historischer Ereignisse, insbesondere am Beispiel des Deutschen Ordens und des "Deutschen Drangs nach Osten". Sie führt in die Thematik ein, indem sie die Rolle der Traditionen und deren Missbrauch zur Legitimation machtpolitischer Ansprüche beschreibt. Der Aufsatz fokussiert auf Heinrich von Treitschkes Einfluss auf das deutsche Geschichtsbild und kündigt eine Analyse seiner Interpretation des Ordensstaates an. Die Bedeutung der Ideologisierung für die deutsche Geschichtswissenschaft wird hervorgehoben, wobei auch die Rolle von Publizisten und Politikern betont wird. Die reiche Quellenlage zur Geschichte des Deutschen Ordens wird erwähnt, ebenso wie die einseitige Rezeption dieser Quellen im 19. Jahrhundert und die erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einsetzende ideologiekritische Auseinandersetzung mit dem Bild des Ordensstaates.
2. Gründung, Wahrnehmung und Selbstbild des Ordensstaates: Dieses Kapitel beschreibt die Gründung des Deutschen Ordens im Heiligen Land und sein anfängliches Wirken als militär-religiöser Orden. Es analysiert das Selbstverständnis des Ordens als Missionare des Christentums und die enge Verbindung zum staufischen Kaiserhaus und zum Papsttum. Die Akzeptanz und Förderung der Selbstverwaltungs- und Machtansprüche des Ordens werden hervorgehoben. Die ambivalente Position des Ordensstaates – als moderne, fortschrittliche Verwaltung, aber auch als Instrument des Landesausbaus und des Kampfes gegen die "Heiden" – wird dargestellt. Die Vielfältigkeit dieser Aspekte erklärt die Eignung des Ordens für facettenreiche Deutungen und Legitimationsversuche unterschiedlicher politischer Gruppierungen im Laufe der Geschichte. Der Kapitel schliesst mit einem Hinweis auf das Ende der Kreuzzüge und der Suche nach neuen Aufgaben für den Orden.
Schlüsselwörter
Deutscher Orden, Ordensstaat, Preußen, Baltikum, Heinrich von Treitschke, Nationalismus, Rassismus, „Deutscher Drang nach Osten“, Ideologisierung, Geschichtsbild, Kulturträgertheorie, mittelalterliche Quellen, nationale Identität, politische Legitimation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Aufsatz: Darstellung des Deutschen Ordens im deutschen Geschichtsbild
Was ist der Gegenstand des Aufsatzes?
Der Aufsatz untersucht die Darstellung des Deutschen Ordens im deutschen Geschichtsbild, insbesondere den Einfluss von Heinrich von Treitschkes Essay "Das deutsche Ordensland Preußen" auf die Ideologisierung des Ordensstaates und die Auswirkungen auf das nationale Geschichtsverständnis. Ein Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Legitimationsversuche des preußischen Staates durch die Übertragung des "Deutschen Drangs nach Osten" auf das Mittelalter.
Welche Themen werden im Aufsatz behandelt?
Der Aufsatz behandelt folgende Themen: Das Selbstverständnis des Deutschen Ordens, seine Missionierungstätigkeit, die Ideologisierung des Ordensstaates im 19. und 20. Jahrhundert, Heinrich von Treitschkes Einfluss auf das Bild des Ordens, der "Deutsche Drang nach Osten" als ideologisches Konstrukt und die Rolle der Geschichtsschreibung bei der Konstruktion nationaler Identität.
Welche Kapitel umfasst der Aufsatz?
Der Aufsatz gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Gründung, Wahrnehmung und Selbstbild des Ordensstaates, Treitschkes Ordensbild zwischen Nationalismus und Rassismus, Ausblick und Quellen- und Literaturverzeichnis.
Was ist das Ziel des Aufsatzes?
Ziel des Aufsatzes ist es, die Ideologisierung des Ordensstaates aufzuzeigen und die Wirkung dieser Verzerrungen auf das nationale Geschichtsverständnis zu analysieren. Es soll die Rolle von Traditionen und deren Missbrauch zur Legitimation machtpolitischer Ansprüche beleuchtet werden.
Wie wird die Einleitung beschrieben?
Die Einleitung beleuchtet die Problematik der ideologischen Verzerrung historischer Ereignisse am Beispiel des Deutschen Ordens und des "Deutschen Drangs nach Osten". Sie führt in die Thematik ein und beschreibt die Rolle der Traditionen und deren Missbrauch zur Legitimation machtpolitischer Ansprüche. Der Fokus liegt auf Heinrich von Treitschkes Einfluss und der Bedeutung der Ideologisierung für die deutsche Geschichtswissenschaft. Die reiche Quellenlage und deren einseitige Rezeption werden ebenfalls erwähnt.
Was wird im Kapitel über die Gründung und das Selbstbild des Ordensstaates behandelt?
Dieses Kapitel beschreibt die Gründung des Deutschen Ordens, sein anfängliches Wirken, sein Selbstverständnis als Missionare und die enge Verbindung zum Kaiserhaus und Papsttum. Es analysiert die ambivalente Position des Ordensstaates – als moderne Verwaltung und als Instrument des Landesausbaus und des Kampfes gegen "Heiden" – und die Vielfältigkeit seiner Deutungsmöglichkeiten.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für den Aufsatz?
Schlüsselwörter sind: Deutscher Orden, Ordensstaat, Preußen, Baltikum, Heinrich von Treitschke, Nationalismus, Rassismus, „Deutscher Drang nach Osten“, Ideologisierung, Geschichtsbild, Kulturträgertheorie, mittelalterliche Quellen, nationale Identität, politische Legitimation.
- Quote paper
- Enrico Schierer (Author), 2016, Der Ordensstaat und seine Ideologisierung bei Treitschke, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323546