Diese Kurzhausarbeit soll mithilfe verschiedener Ansätze der Soziologie einen Überblick darüber verschaffen, was (soziale) Klassifikation – in der Soziologie und im Sozialen – ist und wann und wie sie funktioniert. Etablierte Schemata der Klassifikation sollen mithilfe einer Auswahl an Modellen und Ansätzen aus sozial- und gesellschaftstheoretischen, genauer system-, handlungs-, ungleichheits- und kulturtheoretischen Perspektiven beleuchtet werden.
Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die
Erde und machet sie euch untertan und herrschetüber die Fische im Meer undüber die Vö- gel unter dem Himmel undüber das Vieh undüber alles Getier, das auf Erden kriecht. (1. Buch Mose)
Die folgende Kurzhausarbeit soll mithilfe verschiedener Ansätze der Soziolo- gie einen Überblick darüber verschaffen, was (soziale) Klassifikation - in der Soziologie und im Sozialen - ist und wann und wie sie funktioniert. Etablierte Schemata der Klassifikation sollen mithilfe einer Auswahl an Modellen und Ansätzen aus sozial- und gesellschaftstheoretischen, genauer system-, handlungs-, ungleichheits- und kulturtheoretischen Perspektiven beleuchtet werden. Doch vorerst ist es wichtig soziale Klassifikation zu definieren, bevor sich mit Eigenschaften und Funktionsweise beschäftigt wird. Klassifikation ist die „ Einteilung von Dingen oder Begriffen in Klassen, so daßein Element möglichst nur in einer Klasse erscheint und alle in Frage kommenden Objek- te eingeordnet werden können. Eine K. setzt erste theoretische Verallgemei- nerungen voraus, damit die Definition der Klassen und ihre Zuordnung in be- zug auf die Problemstellung zweckm äß ig und fruchtbar sein kann. “ (Fuchs- Heinritz/Lautmann/Rammstedt/et al. 1995: 339-340).
Akteure und ihre Handlungen sind klassifizierbar (Bourdieu 1982: 728). Die Bedeutung von Klassifikation für Gesellschaft erkennt man, wenn sich eine Klassenstruktur herausbildet, da dadurch Klassenverhältnisse (wie Ausbeu- tungs-, Unterdrückungs- und Exklusionsverhältnisse) entstehen können (Eder 2001: 44f.). Damit wird klar, dass Klassifikation nicht erst mit der mo- dernen Gesellschaft aufgekommen ist, wie auch das vorangestellte Zitat und die darin vorkommende biblische Klassifikation von Mensch und Natur ver- mitteln soll. In der Regel sollen Klassifikationen der Vereinfachung der Reali- tät und somit auch des sozialen Lebens dienen. Ob soziale Kontexte und ihre Bedingungen, wie Erwartungen nämlich wirklich verstanden werden, das Selbst- und Fremdverstehen der Situation hinreichend erfüllt wird, oder nicht, so helfen in jedem Fall Typisierungen Akteuren dabei Situationen besser verstehen und einschätzen zu können (Schimank 2010: 34-37). Dabei kann es natürlich auch geschehen, dass Klassifikationen genau das Gegenteil ei- ner, oder keine Vereinfachung der Lebens(um)welt bewirken.
Dabei umgibt die soziale Welt die Menschen und schafft Realität - entsprechend sind Klassifikationen Produkte der sozialen Konstruktion der Wirklich- keit (Bourdieu 1982: 728f.; 1998: 26f.). Alle Gesellschaftsmitglieder sind be- reits klassifiziert (Hacking 1986: 233). Damit sind Klassifikationen und daraus gezogene Vergleiche unter anderem Ausdruck der bereits bestehenden, nicht selbst vorgenommenen Klassifikationen und Vergleiche (ebd.: 223,233).
Wird nun die relative junge Idee von künstlicher Intelligenz (KI) betrachtet, so fällt es schwer diese in ihrer Komplexität nur einer thematischen Kategorie, oder Klasse, z.B. Mensch oder Maschine, Subjekt oder Objekt zuzuordnen. Selbst differenziert betrachtet können, die KI betreffende Thematiken nicht eindeutig eingeordnet werden. Werden beispielsweise sich selbst entwi- ckelnde Algorithmen geschaffen, so ist ungeklärt ob von eigener Denkfähig- keit und Persönlichkeit gesprochen werden kann und die Kategorie Compu- ter noch dienlich ist. Hier wird deutlich, dass eine Vielzahl von Faktoren - wie Geschmack und praktisches Wissen - bei Klassifikation im Sozialen eine Rol- le spielen und die Einordnung zu ausschließlich einer Kategorie z.T. einer differenzierteren und/oder kontextabhängigeren Betrachtung bedarf (Bour- dieu 1982: 728ff.). Die (sich ständig wandelnde) Informationslage kann zu neuen Klassifikationen, deren Ausdifferenzierung und zur weiteren Klassifika- tion der Klassifikationen und des Klassifizierten führen. Dabei wird prakti- sches Wissen nötig, da es enthält wie sich gegenüber Klassifizierten und Klassifizierenden verhalten wird, ebenso Klassifikationsschemata, die über Wahrnehmungs- und Bewertungsschemata funktionieren. Diese Schemata gehen wiederum aus objektiven Unterscheidungen, wie Klassen, Schichten, oder Milieus und entsprechend aus formalen Grenzziehungen hervor, deren Inkorporierung eine gemeinsame sinnhafte Welt ermöglicht (ebd.: 730, 743f.). Grenzziehung kann sowohl direkt und sichtbar als soziale Grenzzie- hung, als auch als eine symbolische und damit indirekte und nicht sichtbare erfolgen (Lamont/Molnár 2002). Damit wird deutlich, dass bei Klassifikationen von einem Wechselspiel zwischen sozialen Strukturen, dem Objektiven und dem Symbolischen gesprochen werden muss. Dies lässt sich sehr gut an den symbolischen und tatsächlichen Folgen der Vorherrschaft der rechten Hand in christlich geprägten Gesellschaften erkennen (Hertz 2007).
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- Max Korbmacher (Author), 2015, Was ist Soziale Klassifikation und wie funktioniert sie?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323235
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