Das 1772 uraufgeführte bürgerliche Trauerspiel „Emilia Galotti“ von Gotthold Ephraim Lessing zeigt sehr eindrucksvoll das Scheitern einer auf Tugendidealen basierenden Erziehung. Emilia Galotti, die Tochter einer bürgerlichen Familie, kann den hohen Ansprüchen ihres Vaters Odoardo in Bezug auf die Tugend und die Moral keinen Zuspruch schenken, da diese in der Realität nicht bestehen können. Lediglich ihr Freitod bietet die Chance, den Tugendansprüchen des Vaters gerecht zu werden.
Lessings Drama stellt eine junge Frau dar, die durch das verhängnisvolle Erziehungskonzept des Vaters zum unschuldigen Opfer wird. Auf der anderen Seite erzählt das Drama die Geschichte von Odoardo Galotti, ihrem Vater. Dieser repräsentiert einen speziellen Bürgertyp des 18. Jahrhunderts, der durch die Abweisung jeglicher Kritik in Bezug auf seine Ideale und sein Handeln charakterisiert wird. Dieser Typus von Bürger ist nicht bereit, die gewöhnlichen Ideale zu leben. Um diesem Bürgertypus auf den Grund zu gehen, wird im Folgenden erst einmal dargestellt, was die bürgerliche Familie ausmacht. Dazu werden zum einen die historisch-soziale Positionierung der bürgerlichen Familie und zum anderen ihre Bedeutung für das Bürgertum in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts herausgestellt, um herauszukristallisieren, weshalb die familiäre Sphäre den geeigneten Binnenraum als Ort des literarischen Geschehens für die Autoren zur Zeit der Aufklärung darstellt. Anschließend liegt der Fokus auf der Struktur der Kleinfamilie im Vergleich zum Familientyp des „Ganzen Hauses“ und darüber hinaus wird auf das für die bürgerliche Kleinfamilie fundamentale Familienleitbild eingegangen, das durch die Moralischen Wochenschriften in Umlauf gebracht wurde. Hierbei werden insbesondere die Konzeptionen von Erziehung und Tugend fokussiert.
Literaturverzeichnis
Primärliteratur
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Internetquellen
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