Im Oktober 1795 veröffentlicht Kant „Zum Ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf“ in Form eines typischen Friedensvertrags mit „Präliminarartikeln“ (sechs), „Definitivartikeln“ (drei), Zusatzartikeln (zwei) und einem Anhang. Sein Ziel ist es zu zeigen, dass philosophischen Überlegungen, der Politik auch einen konkreten Weg aufzeigen, wie Frieden erreicht und dauerhaft erhalten werden kann. Eine der Grundbedingung für einen globalen ewigen Weltfrieden ist, dass die Staaten selbst im Inneren bereits von rechtstaatlichen Bedingungen beherrscht werden. So erklärt Kant im ersten Definitivartikel, anknüpfend an den philosophischen Theorien über den Ursprung der politischen Organisation, einen Weg, wie eine Gruppe von Menschen (Volk) auf ihrem Gebiet (Staat) eine aus der Vernunft entsprungene, durch Recht etabliert Reform zum Frieden vollbringen können. Denn langfristiger Frieden ist nur zwischen rechtsstaatlichen repräsentativen Demokratien möglich und die republikanische Bürgerverantwortung ist hierbei wesentliche Voraussetzung, um den innerstaatlichen Frieden zu wahren.
Im Folgenden soll daher, nach der „Eröffnung“ der Definitivartikel, v.a. die Erläuterung Kants zum ersten Definitivartikel „Die bürgerliche Verfassung in jedem Staat soll republikanisch sein.“ (BA 20, S. 204) näher betrachtet werden. Darin geht es im Grunde um die Notwendigkeit einer politischen (Friedens)Kultur (1.1) in der jeder Bürger eines Staates durch seine Stimme zum Friedenstifter wird (1.2). Dafür müssen zum Einem die Grundrechte als Prinzipien einer Republik gewahrt sein (2.1), und zum Anderen Volkswille berücksichtigt werden (2.2), was wiederum nur durch die von der Staatsform garantierte Einhaltung der Gewaltenteilung und Repräsentation möglich ist (2.3).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Eröffnung der Definitivartikel zum „Ewigen Frieden“
- 1.1 Vom Naturzustand zur „Zivilisation“
- 1.2 Der zivilisierte Mensch als Friedensstifter
- 2. Erster Definitivartikel zum Ewigen Frieden
- 2.1 Prinzipien einer Republik
- 2.2 Der Volkswille
- 2.3 Die Staatsform
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Werk „Zum Ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf“ von Immanuel Kant, welches 1795 veröffentlicht wurde, zielt darauf ab, philosophische Überlegungen in die politische Praxis zu übersetzen, um einen dauerhaften Weltfrieden zu erreichen. Kant argumentiert, dass ein Staat im Inneren von rechtstaatlichen Prinzipien geprägt sein muss, um im Außenbereich Frieden zu gewährleisten.
- Die Bedeutung der rechtstaatlichen Ordnung für die Verhinderung von Kriegen
- Der Übergang vom Naturzustand zur „Zivilisation“ als Voraussetzung für Frieden
- Die Rolle des republikanischen Staatsmodells für die Wahrung des innerstaatlichen Friedens
- Die Bedeutung des Volkswillens und der Gewaltenteilung für eine funktionierende Republik
- Die Notwendigkeit einer „Friedenskultur“ im Sinne einer aktiven Gestaltung des Friedens durch den Menschen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung des Werks beleuchtet die zentralen Argumente Kants für die Notwendigkeit eines rechtstaatlichen Staatsmodells als Grundlage für einen dauerhaften Frieden. Der erste Definitivartikel, der im Fokus dieses Werks steht, befasst sich mit der Notwendigkeit einer republikanischen Verfassung, um die Voraussetzungen für den Frieden zu schaffen.
In Kapitel 1.1 wird die Entstehung des Friedens aus dem Naturzustand heraus beleuchtet. Kant argumentiert, dass der Mensch durch seine Vernunft den Weg zur „Zivilisation“ beschreiten kann, um eine stabile Rechtsordnung zu errichten. Diese Rechtsordnung dient dazu, die natürlichen Feindschaften unter den Menschen zu überwinden und den friedlichen Zusammenhalt zu gewährleisten.
Kapitel 1.2 beschäftigt sich mit der Rolle des Einzelnen in der Entstehung einer „Friedenskultur“. Der Mensch muss sich aktiv an der Gestaltung des Friedens beteiligen, indem er die Prinzipien der Rechtsordnung verinnerlicht und sich für die Wahrung des Friedens einsetzt. Die Abhängigkeit von einer rechtlichen Ordnung und die Notwendigkeit einer gemeinsamen Kultur des Friedens bilden zentrale Punkte dieses Kapitels.
Kapitel 2.1 erörtert die Prinzipien einer Republik, die für die Wahrung des Friedens essentiell sind. Dazu zählen insbesondere die Gewaltenteilung, die Rechtsstaatlichkeit und die Sicherung der Grundrechte des Einzelnen.
In Kapitel 2.2 wird die Bedeutung des Volkswillens für eine funktionierende Republik hervorgehoben. Kant argumentiert, dass die Bürger in einer Republik an den politischen Entscheidungen beteiligt sein müssen und ihr Wille berücksichtigt werden sollte.
Kapitel 2.3 beleuchtet die Rolle der Staatsform für die Wahrung des Friedens. Die Garantie der Gewaltenteilung und die Repräsentation des Volkes durch gewählte Vertreter sind nach Kant wesentliche Merkmale einer Republik, die den Frieden sichern können.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieses Werks sind: Ewiger Frieden, Republik, Rechtsstaatlichkeit, Naturzustand, Zivilisation, Friedenskultur, Volkswille, Gewaltenteilung, Repräsentation, Grundrechte, Staat, Bürger, Gesetz, Vernunft, Recht, Gewalt, Vertrag, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Die Ausführungen fokussieren auf den Zusammenhang zwischen der innerstaatlichen Verfassung und der Möglichkeit eines dauerhaften Friedens in der Welt.
- Quote paper
- Cina Bousselmi (Author), 2014, Bedingungen des friedlichen Zusammenlebens zwischen den Menschen. Eine Werkinterpretation von Kants erstem Definitivartikel vom philosophischen Entwurf „Zum ewigen Frieden“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323093