Schopenhauer entwickelt seine ethische Theorie in erster Linie indem er eine Gegenposition zur Ethik Kants, also gegen eine Pflichtethik konstruiert. Diese Auseinandersetzung mit Kants Pflichtethik ist ein Hauptgegenstand in seiner „Preisschrift über die Grundlage der Moral“.
Einerseits scheint es unabdingbar, dass moralische Prinzipien nicht bloß auf subjektive Neigungen gegründet werden können, sollen sie universale Gültigkeit besitzen. Andererseits scheint es aber auch plausibel, dass die reine Einsicht in ein solches universelles Moralprinzip noch nicht hinreichend ist eine moralische Handlung zu aktivieren, da jede Handlung ein Motiv voraussetzt. Aber sind Motive nicht wiederum immer nur subjektiv? Wie ist es dann mit der Universalität von Moral bestellt?
Nach Kant soll der Beweggrund des Wollens die Pflicht sein. Dem Wollen wird dabei eine „transzendentale Freiheit“ voraussetzt. Eine moralische Handlung ist hierbei nicht aufgrund ihres zu erreichenden Ziels wertvoll, sondern allein aufgrund des Prinzips dieses Wollens. Wohltun aus Neigung ist daher für Kant ohne große moralische Bedeutung, denn Neigungen gehen nur aus subjektiven und damit eingeschränkten Maximen hervor. Doch müssen ethische Grundsätze, so Kant, objektiv und damit allgemein sein. Sein oberster Grundsatz ist dabei das Sittengesetz, bzw. der Kategorische Imperativ. Genau wie die apriorischen Erkenntnisformen ist es dabei rein formal. Kant räumt jedoch ein, dass es der subjektiven Neigungen bedarf, damit überhaupt eine Handlung zustande kommen kann, nur dass diese Neigungen dann am Sittengesetz wie an einem Kompass ausgerichtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Das Grundproblem: Mitleidsethik oder Pflichtethik?
- Kants Pflichtethik
- Wirkungslosigkeit der Pflichtethik
- Widersprüchlichkeit der Pflichtethik
- Motivation: Kausalität von Innen
- Die drei Triebfedern
- Egoismus
- Verhältnis von Egoismus und Mitleid
- Die Kardinaltugenden
- Gerechtigkeit: Schopenhauers Rechtslehre
- Menschenliebe
- Mitleid und Mitgefühl
- Mitleid als Quietiv des Willens
- Metaphysik des Mitleids
- Mitleid und christliche Agape
- Mitleid und „Bemitleiden“
- Diskussion über Schopenhauers Mitleids-Metaphysik
- Problematik der Mitleidethik
- Umsichtiges Mitleid
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Werk befasst sich mit Schopenhauers Mitleidsethik und analysiert die Kritik an Kants Pflichtethik. Schopenhauer argumentiert, dass die Pflichtethik unwirksam und widersprüchlich ist, da sie auf einem abstrakten Gesetz beruht, das den Willen nicht motivieren kann.
- Schopenhauers Kritik an Kants Pflichtethik
- Das Kausalitätsprinzip als Grundlage der Motivation
- Die Rolle des Mitleids als Triebfeder des moralischen Handelns
- Die Metaphysik des Mitleids und ihre Beziehung zur christlichen Agape
- Die Problematik der Mitleidethik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel analysiert Schopenhauers Kritik an Kants Pflichtethik und zeigt die Unwirksamkeit und Widersprüchlichkeit der Pflichtethik auf. Das zweite Kapitel untersucht die Motivation und die Kausalität von innen. Das dritte Kapitel widmet sich den Kardinaltugenden und Schopenhauers Rechtslehre. Das vierte Kapitel beleuchtet die Rolle des Mitleids und Mitgefühls.
Das fünfte Kapitel analysiert das Mitleid als Quietiv des Willens. Das sechste Kapitel erörtert die Metaphysik des Mitleids, die Beziehung zur christlichen Agape und die Diskussion über Schopenhauers Mitleids-Metaphysik.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf zentrale Themen wie Mitleidsethik, Pflichtethik, Kausalität, Motivation, Egoismus, Gerechtigkeit, Menschenliebe, Metaphysik, Agape und Problematik der Mitleidethik.
- Quote paper
- Oliver Pipping (Author), 2008, Schopenhauer. Mitleidsethik oder Pflichtethik?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/322544