„Was den Städten des Altertums und des Mittelalters die charakterlichen und damit
bewunderungswürdigen Züge verlieh, war nicht die Größe der bürgerlichen Privatgebäude,
als vielmehr die sich weit darüber erhebenden Dokumente des Gemeinschaftslebens...“2
Dieses „Führer“-Zitat beinhaltet bereits ein Gros der Forderungen an die
nationalsozialistische „Baukunst“, die zuvörderst gigantische „Sanktuarien“ der NS-Ideologie
errichten sollte, für welche beispielsweise das Zeppelinfeld in Nürnberg oder das Berliner
Olympiastadion zu nennen sind.
Diese Hausarbeit beschäftigt sich neben einem theoretischen auch noch mit einem praktischen
Teil – das neue Reichskanzleigebäude. Es soll dargelegt werden, inwiefern etwaige Anlagen
der Selbstreferenz Hitlers dienten, welche Bedeutung sie für die „braune Weltanschauung“
hatten und was ihre konkrete Funktion war.
Unterpunkt 2.1. „L’art pour l’art“ als Ausdruck der Moderne referiert kurz über den
Neoklassizismus als signifikantes architektonisches Ausdrucksmittel, geht auf das
Schönheitsempfinden der Weimarer Republik ein, wobei primär dessen Ursprung aufgeführt
wird. In seinem besonderen Einfluss werden die Anfänge des „Neuen Bauens“ angesprochen
und hieran letzten Endes die Politisierung der Architektur belegt. Diese hat in Hitler-
Deutschland weiterhin Verwendung gefunden. Außerdem wird am Rand auf Phänomene des
besiegten Kaiserreiches eingegangen.
2.2. Nationalsozialismus und Moderne – von der Ästhetik nach dem 30. Januar 1933
spricht das Ende des Bauhauses an und erläutert das Verhältnis der Nazis zur (verhassten)
Weimarer Republik. In extenso setzt sich dieser Unterpunkt wie in 2.1. kurz angesprochen mit
dem Neo-/ Primitivklassizismus als vermeintliche Stilrichtung totalitärer Regime auseinander
und führt „Schönheit“, „Erhabenheit“, „Natürlichkeit“ sowie „Gesundheit“ als Paradigmen
unter dem Hakenkreuz auf. Des weiteren kann eine Kontinuität der Bauhaus-Architektur in
ihren Grundfacetten auch noch nach 1933 belegt werden, wodurch das NS-System seine
Modernität hervorheben wollte. Besonderes Augenmerk muss dem „politisierten“ Bauwesen
gelten. [...]
2 ebda, zit.n. Hitler-Rede 1937.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Megalomanie als Staatsdoktrin
- „L'art pour l'art“ als Ausdruck der Moderne
- Nationalsozialismus und Moderne von der Ästhetik nach dem 30. Januar 1933
- Hitlers Kunstbegriff und die Funktion der Bauten
- Wer ein Volk zum Stolz erziehen will, muß ihm auch sichtbaren Anlaẞ „zum Stolz geben!“ – das neue Reichskanzleigebäude
- Die Geschichte des Reichskanzleigebäudes von 1878-1933
- Der Gedanke der „Volksgemeinschaft“ im Widerspruch architektonischer Realität – die neue Reichskanzlei
- Speers Architekturtheorem und die ideologische Bedeutung des Natursteins
- Fazit
- Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Architektur des neuen Reichskanzleigebäudes im Kontext der nationalsozialistischen Ideologie. Sie untersucht, wie die monumentale Architektur zur Verkörperung des Führerprinzips und der „Volksgemeinschaft“ eingesetzt wurde und welche Rolle die Selbstreferenz Hitlers bei der Planung spielte. Die Arbeit beleuchtet die Beziehung zwischen der nationalsozialistischen Ästhetik und der Moderne sowie die spezifischen architektonischen Elemente, die zur Durchsetzung der NS-Ideologie genutzt wurden.
- Die Verbindung von Architektur und Ideologie im Nationalsozialismus
- Die Rolle der monumentalen Architektur zur Verkörperung der NS-Ideologie
- Die Bedeutung der Selbstreferenz Hitlers bei der Planung des Reichskanzleigebäudes
- Der Einfluss der Moderne auf die nationalsozialistische Architektur
- Die spezifischen architektonischen Elemente zur Durchsetzung der NS-Ideologie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Bedeutung des neuen Reichskanzleigebäudes als Symbol nationalsozialistischer Macht dar. Die Kapitel 2.1 - 2.3 beleuchten die Entstehung des nationalsozialistischen Kunstbegriffs im Kontext der Moderne. Das Kapitel 2.1 untersucht die Rolle des Neoklassizismus als architektonisches Ausdrucksmittel und geht auf das Schönheitsempfinden der Weimarer Republik ein. Das Kapitel 2.2 analysiert das Verhältnis der Nazis zur Weimarer Republik und erläutert, wie der Neoklassizismus als vermeintliche Stilrichtung totalitärer Regime eingesetzt wurde. Das Kapitel 2.3 konzentriert sich auf Hitlers Kunstbegriff und die Funktion der Bauten, indem es die Hauptaufgaben nationalsozialistischer Prunkanlagen erläutert. Die Kapitel 3.1 - 3.3 fokussieren auf die Geschichte des Reichskanzleigebäudes und seine Bedeutung für die nationalsozialistische Ideologie. Das Kapitel 3.1 beschreibt die Geschichte des Gebäudes von 1878-1933 und geht auf den Umbau im Zeichen des Neuen Bauhauses ein. Das Kapitel 3.2 analysiert den Widerspruch zwischen dem Gedanken der „Volksgemeinschaft“ und der architektonischen Realität des Gebäudes. Das Kapitel 3.3 erläutert die Bedeutung des Natursteins im Kontext von Speers Architekturtheorem und dessen ideologische Relevanz.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Nationalsozialismus, Architektur, Ideologie, Monumentalbauten, Reichskanzleigebäude, „Volksgemeinschaft“, Selbstreferenz, Hitler, Moderne, Neoklassizismus, Speers Architekturtheorem, Naturstein.
- Quote paper
- Daniel Mielke (Author), Stefan Meinberg (Author), 2004, Architektur im "Dritten Reich" - Monumentalbauten im Dienst der Ideologie. eine Untersuchung anhand des neuen Reichskanzleigebäudes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32252