Dracula und andere Vampire sind allgegenwärtig: sei es das aktuelle Design des Joghurts mit der Ecke von Müller „Nacht der Vampire, Blutorange-Vanille“(Molkerei Alois Müller GmbH & Co. KG 2015), der neue Family-Entertainment-Film „Hotel Transsilvanien 2“ (TARTAKOVSKY 2015) oder das Reiseangebot „Reisen nach Rumänien: zwischen Karpaten, Dracula & Schwarzmeerküste“ (Berge & Meer Touristik GmbH 2016). Der Prototyp aller Vampire scheint also eine starke Stereotypisierung zu sein, die oft mit Rumänien, bzw. speziell Transsilvanien verknüpft wird.
Bei der Auseinandersetzung mit diesem Thema begegnet dem potentiellen Touristen schnell das in Rumänien gelegene Bran Castle, das auch Draculas Castle genannt wird. Im August 2015, bei meiner Reise nach Bran – auf der Suche nach einem Forschungsthema – fand eine teilnehmende Beobachtung einiger Rundgänge statt, in deren Anschluss kurze Interviews geführt wurden. Besonders spannend bei den geführten Touren durch Bran Castle war die äußerst differenzierte Darstellung des Schlosses. Vor der Tür noch mit angsteinflößender Gestikulierung der Rundgangsleiterin als Draculas Castle tituliert, erfuhren die Teilnehmer innerhalb des Schlosses nichts mehr von dem legendenumwobenen Grafen Dracula. Vielmehr wurde die Einrichtung des Schlosses thematisiert, die auf den Besitz der Königin Maria zurückgeht. Weitere Elemente der Geschichte mit der Erbauung, Restauration, den vielen Besitzerwechseln standen im Vordergrund.
Nach Beendigung des Rundgangs gesellte ich mich zu einigen Touristen, um reflektierend ihre Motivationen und Eindrücke zu erfragen. Einige waren enttäuscht, dass das Schloss nicht mehr Grusel birgt, andere erfreut, Vieles über Architektur und Geschichte gelernt zu haben. Aufgrund der eigenen Impressionen während der teilnehmenden Beobachtung und der Resultate der Interviews wurde demonstriert, dass die Lokation Bran Castle zwei grundverschiedene imaginative Bilder bereithält, die verantwortlich für die Motivationen der Touristen sind.
Inhaltsverzeichnis
- Touristische Raumkonstruktionen zwischen Grusel und Historie – Einleitung
- Hinführung zur Fragestellung der räumlichen Konstruktion der Destination Bran Castle in Reiseführern
- Forschungsstand zu tourismusgeleiteten Imaginationen des Raumbeispiels Schloss Bran
- Aufbau der Arbeit vom theoretischen Konzept zur Interpretation der konstruierten Liaison
- Der untersuchte Raum: Bran Castle
- Bran Castle und der zwiespältige Tourismus
- Destination Bran Castle im Wandel der Zeit
- Raumkonstruktionen und ihre theoretischen Hintergründe
- Wissenschaftstheoretische Grundlagen des Sozialen Konstruktivismus
- Ort und Raum - Ein sozialgeographischer Diskurs
- Das Konzept der Imaginierten Geographien
- Raumkonstruktionen als Machtinstrument und Teil der touristischen Aktivität - Destination Branding
- Exkurs: Von Bran Castle zu Draculas Castle - Die Entstehung eines Place Myths
- Reiseführer als Forschungsmedium
- Eine kleine Geschichte des Reiseführers
- Raumkonstruktionen in Reiseführern
- Qualitative Inhaltsanalyse spezifischer Reiseführer
- Methodik und Aufbau der Untersuchung
- Selektion des Korpus der Datenerhebung
- Typologische Gliederung der Forschungstexte
- Methodisches Vorgehen der Auswertung des Datenmaterials
- Von der Hypothese zur Kategorie
- Inhaltsanalyse der touristischen Raumkonstruktionen der Destination Bran Castle in Reiseführern
- Inhaltsanalyse der Einsteiger-Reiseführer
- Inhaltsanalyse der Alternativ-Reiseführer
- Inhaltsanalyse der Spezial-Reiseführer
- Inhaltsanalyse der Generalist-Reiseführer
- Resultate im Überblick mit kontrastivem Vergleich
- Interpretation der Ergebnisse in Hinblick auf theoretische Konzepte
- Resümee der reiseführerspezifischen Raumkonstruktionen von Bran Castle und Ausblick zu naheliegenden Forschungsthemen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit der Konstruktion des touristischen Raumes am Beispiel des Bran Castles in Rumänien. Die Arbeit untersucht, wie das Schloss in Reiseführern dargestellt wird und welche medialen Imaginationen von Kultur- und Dracula-Tourismus dabei entstehen.
- Die Rolle von Reiseführern bei der Konstruktion touristischer Räume
- Die mediale Konstruktion von Imaginierten Geographien
- Die Verbindung von Kultur- und Dracula-Tourismus am Beispiel des Bran Castles
- Die Analyse von Raumkonstruktionen als Machtinstrument im Tourismus
- Die Bedeutung von Destination Branding für den touristischen Erfolg
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der touristischen Raumkonstruktionen ein und stellt die Fragestellung der Arbeit vor. Es wird auf den Forschungsstand zu tourismusgeleiteten Imaginationen des Bran Castles eingegangen und der Aufbau der Arbeit erläutert. Das zweite Kapitel stellt das Bran Castle als untersuchten Raum vor. Im dritten Kapitel wird der zwiespältige Tourismus am Bran Castle beleuchtet, wobei die Destination Bran Castle im Wandel der Zeit betrachtet wird. Das vierte Kapitel befasst sich mit den theoretischen Hintergründen von Raumkonstruktionen. Es werden die wissenschaftstheoretischen Grundlagen des Sozialen Konstruktivismus, der sozialgeographische Diskurs von Ort und Raum, das Konzept der Imaginierten Geographien und Raumkonstruktionen als Machtinstrument im Tourismus beleuchtet. Zudem wird ein Exkurs zu Draculas Castle und der Entstehung eines Place Myths gewidmet. Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit Reiseführern als Forschungsmedium. Es wird eine kleine Geschichte des Reiseführers erzählt und die Rolle von Raumkonstruktionen in Reiseführern beleuchtet. Das sechste Kapitel präsentiert die qualitative Inhaltsanalyse spezifischer Reiseführer, die die Grundlage der Arbeit bildet. Es werden die Methodik und der Aufbau der Untersuchung, die Selektion des Korpus der Datenerhebung, die typologische Gliederung der Forschungstexte und das methodische Vorgehen der Auswertung des Datenmaterials erläutert. Anschließend wird die Inhaltsanalyse der touristischen Raumkonstruktionen des Bran Castles in Reiseführern durchgeführt. Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse werden im Überblick mit kontrastivem Vergleich dargestellt. Schließlich werden die Ergebnisse der Untersuchung in Hinblick auf die theoretischen Konzepte interpretiert. Das siebte Kapitel fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und bietet einen Ausblick auf naheliegende Forschungsthemen.
Schlüsselwörter
Touristische Raumkonstruktionen, Bran Castle, Rumänien, Kultur- und Dracula-Tourismus, Imaginierte Geographien, Reiseführer, Qualitative Inhaltsanalyse, Destination Branding, Place Myth
- Quote paper
- Jennifer Domm (Author), 2016, Touristische Raumkonstruktionen des Bran Castles in Rumänien. Mediale Imaginierte Geographien zwischen Kultur- und Dracula-Tourismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/322050