Am 12. Oktober 1492 entdeckte Christoph Kolumbus die Neue Welt und „zertrümmerte“ damit die mittelalterliche Welt in Europa. Auf seinen Entdeckungs- und Erkundungsreisen führte er das „Diario de a bordo“ und notierte täglich seine Eindrücke und Erlebnisse an Bord und in der Neuen Welt. Das „Diario de a bordo“ seiner ersten Reise ist heute als Abschrift des Benediktinermönches Bartolomé de las Casas teilweise erhalten und bildet ein „einzigartiges Bindeglied zwischen Mittelalter und Renaissance“. Doch gerade am Tag der Entdeckung Amerikas gibt es keinen Eintrag. Welche Gründe könnte es für diese Lücke geben?
Um diese Frage beantworten zu können, braucht das „Diario de a bordo“ einen Kontext, in dem es analysiert werden kann. In den Konzepten zu Umfeldern nach Karl Bühler sowie der Weiterentwicklung durch Eugenio Coseriu wird deutlich, dass jede Form von Text erst durch einen Kontext richtig interpretiert werden kann. Dieser Kontext entsteht durch Umfelder wie Situation, Zeit und Raum, die bei Bühler genauer als symphysisches, sympraktisches und synsemantisches Umfeld beschrieben werden.
Es soll im Folgenden untersucht werden, wie sich Zeit und Raum im Rahmen der Umfeldtheorie im „Diario de a bordo“ der ersten Reise des Kolumbus darstellen und welche Bezüge zum damaligen Zeitalter hergestellt werden können. Wie erfasste man zur Zeit von Kolumbus Zeit und Raum? Welche Möglichkeiten hatte er und welche hat er genutzt? Inwiefern stellt er Bezüge zu Religion, Natur und Astronomie her? Welche Merkmale seines Zeitalters zeigen sich in der Chronik seiner Reise? Wie beschreibt er die verschiedenen Räume zwischen Europa, dem Leben auf dem Schiff und der Neuen Welt?
Für die Analyse soll zunächst ein kurzer Überblick über Christoph Kolumbus, seine Reisen und sein Leben in einer Zeit zwischen den Zeitaltern gegeben werden. Im Anschluss werden Hintergrundinformationen zum „Diario de a bordo“ und der ersten Reise des Kolumbus erörtert, das Logbuch wird in eine Texttradition eingeordnet und inhaltlich vorgestellt.
Im Anschluss wird in der sprachlichen Analyse des Bordbuchs in der Version von Juan Pérez de Tudela aus dem Jahre 1994 untersucht, inwiefern die beiden Umfeldtheorien nach Karl Bühler und Eugenio Coseriu im „Diario de a bordo“ der ersten Reise Kolumbus‘ angewandt werden können und welche Darstellungsweisen von Zeit und Raum Kolumbus nutzte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Christoph Kolumbus und seine Zeit
- Das Diario de a bordo – Ein Logbuch mit vielfältigen Funktionen
- Hintergrund
- Texttradition des Logbuchs
- Inhalt
- Zeit und Raum zur Zeit des Kolumbus
- Zeit
- Raum
- Navigationslehre im 15. Jahrhundert
- Maßeinheiten zur Zeit des Kolumbus
- Analyse: Umfeldtheorie im Diario de a bordo
- Karl Bühler: Vom Zeigfeld und Symbolfeld der Sprache zu drei Umfeldern
- Eugenio Coseriu – Determinación y entorno
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die sprachliche Konstruktion von Zeit und Raum im Diario de a bordo des Christoph Kolumbus im Kontext der Umfeldtheorie. Sie zielt darauf ab, die verschiedenen Umfelder, die in der Umfeldtheorie von Karl Bühler und Eugenio Coseriu beschrieben werden, im Diario de a bordo zu identifizieren und zu analysieren, um zu zeigen, wie Kolumbus Zeit und Raum sprachlich konstruierte und welche Bezüge zu seinem Zeitalter hergestellt werden können.
- Die sprachliche Konstruktion von Zeit und Raum im Diario de a bordo
- Die Anwendung der Umfeldtheorie von Karl Bühler und Eugenio Coseriu auf das Diario de a bordo
- Die Rolle der religiösen und kulturellen Einflüsse auf die Darstellung von Zeit und Raum
- Die Bedeutung der nautischen Kenntnisse und Fähigkeiten des Christoph Kolumbus
- Der Vergleich der Raum- und Zeitvorstellungen des Kolumbus mit denen seines Zeitalters
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des Diario de a bordo vor und führt in das Thema der Arbeit ein. Anschließend werden im zweiten Kapitel Christoph Kolumbus, seine Zeit und seine Reise kurz dargestellt. Das dritte Kapitel behandelt das Diario de a bordo als Logbuch, seine Texttradition und seinen Inhalt. Im vierten Kapitel werden die Möglichkeiten und Fähigkeiten zur Zeit des Kolumbus, Zeit und Raum darzustellen und zu bemessen, erläutert. Im fünften Kapitel werden die beiden Umfeldtheorien von Karl Bühler und Eugenio Coseriu auf das Diario de a bordo angewandt und exemplarisch anhand von Textausschnitten analysiert. Die Schlussbetrachtungen fassen die Ergebnisse der Arbeit zusammen und geben einen Ausblick auf die Bedeutung des Diario de a bordo für die heutige Zeit.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter der Arbeit sind: Diario de a bordo, Christoph Kolumbus, Umfeldtheorie, Karl Bühler, Eugenio Coseriu, Zeit, Raum, Sprachliche Konstruktion, Kontext, Deixis, Navigationslehre, Maßeinheiten, Religion, Kultur, Geschichte.
- Citar trabajo
- Sandra S. (Autor), 2015, Die sprachliche Konstruktion von Zeit und Raum im "Diario de a bordo" des Christoph Kolumbus im Kontext der Umfeldtheorie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/322031