Als vor kurzer Zeit im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg das Werk „Romeo und Julia“ aus der Feder William Shakespeares wieder einmal aufgeführt wurde, bediente man sich der Textfassung von Gesine Danckwart. Die Sächsische Zeitung schrieb daraufhin: „Das machtvolle Drei-Stunden-Stück schmolz unter der Bearbeitung von Autorin Gesine Danckwart auf eine Filmlänge von 90 Minuten. … - von der Originalfassung aus dem Jahr 1594 bleibt nicht viel übrig. …“
Dieser Artikel warf die Frage auf, wie viele Elemente des Originaltextes auf sprachlicher Ebene noch in der neuen Übersetzung Danckwarts enthalten sind. Ist bei der Übersetzung in „heutige, massentaugliche Umgangssprache“ Ausschlaggebendes verloren gegangen? Um diesen Fragen im linguistischen Sinne nachzugehen, werde ich mich zunächst der funktional- pragmatischen Theorie nach Jochen Rehbein widmen und seinen Text „Beschreiben, Berichten und Erzählen“ zusammenfassen. Auch andere sprachliche Mittel, die später im Analyseteil Verwendung finden, sollen und müssen hier kurz dargestellt werden. Das sich anschließende Kapitel verfolgt die Zielsetzung den Leser über den Inhalt der zu behandelnden Tragödie zu informieren, um ihm das Verständnis des darauf folgenden Analyseteils zu ermöglichen. Nicht nur die Länge des gewählten Textabschnitts ist durch den Rahmen der Arbeit sehr begrenzt, gleichermaßen kann auch nicht auf jedes Detail, das eingehende linguistische Betrachtung verdiente, Bezug genommen werden. Nach der Untersuchung des Originals wird die Analyse der übersetzten Version von Danckwart samt eines Vergleichs der Texte folgen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Die Diskursarten
1.1.1 Beschreiben
1.1.2 Erklären
1.1.3 Berichten
1.1.4 Erzählen
1.1.5 Ankündigen
1.1.6 Warnen
1.2 Sprachliche Mittel
1.2.1 Interrogative
1.2.2 Imperativ
1.2.3 Negationen
2. Romeo und Julia
2.1 Inhalt
3. Analyse und Vergleich
3.1 Analyse der Diskurssituation in der Originalfassung in Akt V, Szene III, Zeile 1-120
3.2 Analyse der Übersetzung und Vergleich der beiden Texte
Schlussfolgerung
1. Einleitung
Als vor kurzer Zeit im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg das Werk „Romeo und Julia“ aus der Feder William Shakespeares wieder einmal aufgeführt wurde, bediente man sich der Textfassung von Gesine Danckwart. Die Sächsische Zeitung schrieb daraufhin:
„Das machtvolle Drei-Stunden-Stück schmolz unter der Bearbeitung von Autorin Gesine Danckwart auf eine Filmlänge von 90 Minuten. … - von der Originalfassung aus dem Jahr 1594 bleibt nicht viel übrig. …“[1]
Dieser Artikel warf die Frage auf, wie viele Elemente des Originaltextes auf sprachlicher Ebene noch in der neuen Übersetzung Danckwarts enthalten sind. Ist bei der Übersetzung in „heutige, massentaugliche Umgangssprache“[2] Ausschlaggebendes verloren gegangen?
Um diesen Fragen im linguistischen Sinne nachzugehen, werde ich mich zunächst der funktional-pragmatischen Theorie nach Jochen Rehbein widmen und seinen Text „Beschreiben, Berichten und Erzählen“ zusammenfassen. Auch andere sprachliche Mittel, die später im Analyseteil Verwendung finden, sollen und müssen hier kurz dargestellt werden.
Das sich anschließende Kapitel verfolgt die Zielsetzung den Leser über den Inhalt der zu behandelnden Tragödie zu informieren, um ihm das Verständnis des darauf folgenden Analyseteils zu ermöglichen. Nicht nur die Länge des gewählten Textabschnitts ist durch den Rahmen der Arbeit sehr begrenzt, gleichermaßen kann auch nicht auf jedes Detail, das eingehende linguistische Betrachtung verdiente, Bezug genommen werden. Nach der Untersuchung des Originals wird die Analyse der übersetzten Version von Danckwart samt eines Vergleichs der Texte folgen.
1.1 Die Diskursarten
Im Folgenden werden die Unterschiede zwischen verschiedenen Diskursarten herausgearbeitet und einander gegenübergestellt. Die Ausführungen beziehen sich auf mündlich vorgetragene Diskurse. Die Diskursarten werden sich im Wesentlichen auf Beschreiben, Berichten und Erzählen beschränken, jedoch bedarf es auch einer prägnanten Definition des Ankündigens und des Erklärens.
1.1.1 Beschreiben
Durch Beschreiben erläutert der Sprecher dem Hörer die äußeren und räumlichen Charakteristika eines Sachverhalts, den er selbst mit eigenen Augen gesehen hat. Der Sachverhalt kann sowohl aus einer Landschaft, einer Person oder einem Gebäude bestehen, als auch aus Vorgängen, Verhaltensweisen oder Bewegungen. Wesentlich ist für eine Beschreibung ausschließlich der äußere oder auch der sichtbare Aspekt.
Der Sachverhalt ist zumeist absent oder liegt zeitlich zurück. Ausnahmefälle sind z.B. Teichoskopien, in denen ja die zeitliche und räumliche Trennung von Beschreibung und Sachverhalt nicht gegeben ist. Üblicherweise wird der Sachverhalt jedoch aus der Erinnerung des Sprechers wiedergegeben.
Durch das jeweilige Thema ist der Beschreibung schon eine „typische äußere Struktur“[3] vorgegeben: Eine Wegbeschreibung wird am Ausgangspunkt beginnen und am Zielpunkt enden, wenn ein Haus beschrieben wird, dürfen die äußeren Grundstrukturen, in diesem Fall die Dimensionen der Höhe und Tiefe, nicht fehlen.
Eine Beschreibung verfolgt immer das Ziel, dem Hörer eine Orientierung an den äußeren oder räumlichen Charakteristika eines Sachverhalts zu geben. Dazu wird der Hörer, ähnlich wie beim Erzählen, in einen Vorstellungsraum versetzt, mit dem Unterschied, dass er bei einer Beschreibung „den Verankerungspunkt seiner Vorstellung bezüglich der aktuellen Sprechsituation vornimmt“[4]. Als Hörer einer Erzählung bewegt man sich dagegen in einem Vorstellungsraum, der keinerlei Bezug zur gegenwärtigen Situation hat. Deshalb wird dieser Raum von J. Rehbein als „fiktiver Vorstellungsraum“[5] bezeichnet.
Am Anfang einer Beschreibung wird ein Fokus für den Hörer etabliert, von dem aus er sich in der Vorstellung weiterbewegen kann. Von diesem Zeitpunkt an ist es Aufgabe des Hörers, der Beschreibung gedanklich zu folgen, indem er entweder die Fokussierung beibehält oder der schritt- oder sprungweisen Veränderung im Vorstellungsraum nachkommt.
„Insgesamt übt die ständig zu erneuernde Tätigkeit des Vorstellens und ihres kohärenten Fortgangs einen ähnlichen Zwang zur Beibehaltung der Vorstellung aus wie beim Erzählen.“[6]
Ein sprachliches Mittel, durch das Perspektivveränderungen deutlich gemacht werden, ist die „wenn, (- dann)“-Konstruktion, die v. a. angewendet wird, wenn ein Element der Beschreibung nicht unmittelbar mit dem vorhergegangenen gedanklich verknüpfbar ist, man also keinen Gebrauch von Präpositionen oder anderen Raumangaben machen kann.
Die Aufgabe des Sprechers besteht darin, den Sachverhalt mit sprachlichen Mitteln im Vorstellungsraum des Hörers zu rekonstruieren, wobei er sich üblicherweise zusätzlicher Hilfsmittel, u. a. bestimmter Gesten, bedient. Die Wahl der Perspektive bestimmt der Sprecher ebenfalls: je nach Erfordernis entweder „ganz nah“ am Sachverhalt, oder von weiter entfernt im Panorama betrachtet. Die zuletzt genannte Perspektive zerlegt das zu Beschreibende nach bestimmten vorgegebenen Oberflächenstrukturen in Einzelteile.
Das sprachliche Mittel der Enumeration fasst die Positionen der aufgezählten Objekte übergreifend zusammen, weist „ihnen pauschal eine Richtung“[7] zu.
Darüber hinaus ist der Gebrauch des für den Sachverhalt angemessenen Wortfelds von Bedeutung: Nicht Alltagssprache wird verwendet, sondern die Ausdrücke, die ins Bezeichnungsrepertoire des Sachverhalts gehören. Jedoch bestimmt auch der Zweckrahmen die Terminologie: Ein Arzt beschreibt Patienten die Symptome mit anderen Worten als einem Fachkollegen.[8]
1.1.2 Erklären
Anders als in einer Beschreibung, wo nur Sichtbares erwähnt wird, geht es in einer Erklärung hauptsächlich um Wirkungszusammenhänge, die im Verborgenen oder zu einer anderen Zeit ablaufen. Oftmals ist in eine Erklärung auch eine Beschreibung integriert. Beispielhaft hierfür ist z.B. eine Maschine: Das Äußere der Maschine wird beschrieben, ihre Funktionsweise/Mechanismus wird erst in einer Erklärung deutlich gemacht.
In Erklärungen sind häufig kausale Konjunktionen wie „so dass“ oder „dadurch“ zu finden, denn sie weisen auf den funktionalen Zusammenhang hin.
[...]
[1] http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=565511, am 10.09.04
[2] http://www.hamburgtheater.de/Frame820.html, am 10.09.04
[3] Jochen Rehbein: Beschreiben, Berichten und Erzählen 1984, In: K. Ehrlich: Erzählen in der Schule (Tübingen, Narr, S. 77)
[4] ebd., S. 80
[5] ebd.
[6] ebd., S. 79
[7] ebd., S. 83
[8] ebd., S.85
- Arbeit zitieren
- Mareike Janus (Autor:in), 2004, Diskursanalyse zum Werk 'Romeo and Juliet' von William Shakespeare - Vergleich der Zeilen 1-120 der Szene III des Originals mit einer Übersetzung von G. Danckwart, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32199
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