„Das Gedicht ist ein Stück neuer Wirklichkeit wie ein Klavierstück oder eine Skulptur. Das Gedicht ist ein Bildwerk aus Sprache, das man auf sich wirken lassen muss. Vielleicht wird man dann staunen und berührt, ergriffen, beglückt oder erschüttert sein.“1 So lautet die Antwort des zeitgenössischen Dichters, Reiner Kunze, auf die Frage wie ein Gedicht zu lesen sei. Ich finde seine Ansicht sehr treffend. In der heutigen Zeit wird Lyrik nur noch sehr selten gelesen. Schülern ist das „Gedichte interpretieren“ in der Schule eher Last als Lust. Viele wissen nicht, wie viel hinter ein paar Versen stecken kann. Diese Vielschichtigkeit der Lyrik ist für mich faszinierend, so dass ich in dieser Hausarbeit zwei Gedichte zweier großer Schriftsteller interpretieren werde. Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Gottlieb Klopstock. Sie haben auf ihre Weise mit ihren Gedichten ihre Wirklichkeit dargestellt und ihre Zeit damit verändert. Im ersten Teil meiner Arbeit stelle ich den Lebenslauf der beiden Dichter kurz vor, und vergleiche sie. Der zweite Teil zeigt die Kerngedanken und Ideen einer Epoche, die Goethe mitbegründet hat, den Sturm und Drang. Der letzte Teil beinhaltet die Interpretation der Gedichte „Die Allgegenwart Gottes“ von Klopstock und „Prometheus“ von Goethe. Ich werde ihr Gottesbild in diesen Texten analysieren.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
I. Das Leben Goethes und das Leben Klopstocks. Gemeinsamkeiten und Unterschiede
I.1 Johann Wolfgang von Goethe
I.2 Friedrich Gottlieb Klopstock
I.3 Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Dichter
II. Sturm und Drang: Die Epoche des Protests
II.1 Beginn des Sturm und Drang
II.2 Die Protestbewegung
II.3 Literatur dieser Epoche
II.4 Der Begriff des Genies und die Subjektivität
II.5 Themen der Stürmer und Dränger
II.6 Sturm und Drang und die Aufklärung
III. Gedichtvergleich: F.G. Klopstock – „Die Allgegenwart Gottes“ und J.W. Goethe – „Prometheus“
III.1 Friedrich Gottlieb Klopstock: „Die Allgegenwart Gottes“
III.2 Johann Wolfgang von Goethe: „Prometheus“
III.3 Vergleich der Gottesbilder der beiden Gedichte
III.4 Einordnung des „Prometheus“ in den Sturm und Drang
Literaturverzeichnis
Anhang: „Die Allgegenwart Gottes“ von F. G. Klopstock und „Prometheus“ von J. W. v. Goethe
Vorwort
„Das Gedicht ist ein Stück neuer Wirklichkeit wie ein Klavierstück oder eine Skulptur. Das Gedicht ist ein Bildwerk aus Sprache, das man auf sich wirken lassen muss. Vielleicht wird man dann staunen und berührt, ergriffen, beglückt oder erschüttert sein.“[1] So lautet die Antwort des zeitgenössischen Dichters, Reiner Kunze, auf die Frage wie ein Gedicht zu lesen sei. Ich finde seine Ansicht sehr treffend. In der heutigen Zeit wird Lyrik nur noch sehr selten gelesen. Schülern ist das „Gedichte interpretieren“ in der Schule eher Last als Lust. Viele wissen nicht, wie viel hinter ein paar Versen stecken kann. Diese Vielschichtigkeit der Lyrik ist für mich faszinierend, so dass ich in dieser Hausarbeit zwei Gedichte zweier großer Schriftsteller interpretieren werde. Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Gottlieb Klopstock. Sie haben auf ihre Weise mit ihren Gedichten ihre Wirklichkeit dargestellt und ihre Zeit damit verändert.
Im ersten Teil meiner Arbeit stelle ich den Lebenslauf der beiden Dichter kurz vor, und vergleiche sie.
Der zweite Teil zeigt die Kerngedanken und Ideen einer Epoche, die Goethe mitbegründet hat, den Sturm und Drang.
Der letzte Teil beinhaltet die Interpretation der Gedichte „Die Allgegenwart Gottes“ von Klopstock und „Prometheus“ von Goethe. Ich werde ihr Gottesbild in diesen Texten analysieren.
I. Das Leben Goethes und das Leben Klopstocks. Gemeinsamkeiten und Unterschiede
In diesem ersten Teil zeichne ich zunächst das Leben von Goethe und danach das Klopstocks nach. Im Anschluss daran werde ich das Leben der beiden Dichter auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede untersuchen. Da das Leben der Dichter nicht der Mittelpunkt meiner Hausarbeit ist, beschränke ich mich auf die wichtigsten Aspekte in den Lebensläufen. Eine genaue und ausführliche Darstellung würde den Rahmen sprengen und nicht dem Ziel meiner Arbeit dienen.
I.1 Johann Wolfgang von Goethe
Johann Wolfgang von Goethe wurde am 28. August 1749 in der freien Reichsstadt Frankfurt geboren. Seine Mutter, Katharina Elisabeth, war eine gutmütige und fleißige Frau, die oft den Jähzorn und Eigensinn Goethes Vater kompensieren musste. Johann Casper Goethe war Handwerker und verfügte über ein großes Wissen der europäischen Literatur. Johann Wolfgang brachte er schon früh juristische Studien nah. Deshalb bestand er darauf, dass sein Sohn Jura in Leipzig studierte, anstatt klassischer Philologie und Poetik in Göttingen, wie es Johann Wolfgangs Wunsch war.[2]
1765 ging Goethe nach Leipzig um dort sein Jura-Studium aufzunehmen. Drei Jahre später kehrte er aufgrund schwerer seelischer und körperlicher Beschwerden nach Frankfurt zurück. Hier begann er vielseitige klassische und moderne Werke zu lesen. Pietistische und mystisch-naturphilosophische Einflüsse inspirierten ihn.
1770 setzte der Student Goethe seine Studien in Straßburg fort und legte die Lizentiatenprüfung ab.[3] In dieser Stadt lernte er Johann Gottfried Herder kennen. Der ostpreußische Theologe übte den bedeutendsten Einfluss auf Goethes zukünftiges Denken aus. Durch historische und religiöse Impulse zeigte er ihm neue, kritische Perspektiven auf. Er begeisterte Goethe für Homer, Shakespeare, Pindar, gotische Baukunst und das Volkslied. Dichtung als Welt- und Völkergabe, das Originalgenie, göttliche Allgegenwart in der Natur, das sind nur einige Schlagworte Herders, die Goethe beeindruckten.
In dieser Zeit schrieb der junge Dichter seine Rede „Zum Shakespeare-Tag“, die Urfassung des „Faust“ und „Götz von Berlichingen“. Er verliebte sich in Frederike Brion. Sie inspirierte ihn zu neuen Gedichten (z.B. „Willkommen und Abschied“ oder „Maifest“), welche als Sesenheimer Lieder bekannt wurden.[4] Goethe wurde zum führenden Dichter des Sturm und Drang.
Mitte 1771 kehrte er zurück nach Frankfurt um sich auf den Beruf als Anwalt vorzubereiten. Während seiner Praktikantenzeit am Reichskammergericht in Wetzlar (1772)[5], lernte Goethe Charlotte Buff kennen und leidenschaftlich lieben. Es entstand sein Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ (1774), der ihm den internationalen Durchbruch verschaffte.
1775 verlobte sich der Schriftsteller mit Lili Schönemann. Diese Verlobung hielt allerdings nur einige Monate. Im gleichen Jahr ging er auf Einladung des Herzogs Carl August nach Weimar. Im Dienst des herzoglichen Hofes gewann Goethe immer mehr Einfluss auf den Fürsten. 1776 wurde er Geheimer Rat, sechs Jahre später erhielt er den Adelstitel.[6]
Weimar, mit seiner wenig gebildeten Bevölkerung, und die beruflichen Verpflichtungen beengten Goethe. Allein mit Charlotte von Stein konnte er aus seiner beschränkten Welt fliehen: Mit ihr las es Homer und Shakespeare. Unter ihrem Einfluss entstanden die oft melancholischen klingenden Gedichte, wie „Der Fischer“(1778) oder „Grenzen der Menschheit“(1781).
Verwaltungsaufgaben mehrten Goethes Verantwortung. Damit wuchs seine Selbstdisziplin:[7] Er war Fürstenerzieher, Staatsrat und Minister. Er interessierte sich für die vielseitige Ausbildung seines Wissens und seiner Fähigkeiten.[8] Sein besonderes Interesse galt naturwissenschaftlichen Phänomenen.
1786 reiste Goethe heimlich nach Italien: Er konnte die Enge der Stadt und seine Aufgaben nicht länger ertragen. Spannung in der Beziehung zu Charlotte und dem Herzog gaben den Anstoß zur „Flucht“. Er wollte sich von seinen physischen und moralischen Leiden heilen und seinen Durst nach Kunst stillen. In Italien beendete Goethe den „Egmont“, arbeitete die Prosafassung der „Iphigenie“ in Blankverse um und entwarf die „Römischen Elegien“. Er studierte die südliche Kunst und dortige Fauna. Die italienische Reise kann man als Beginn der klassischen Epoche bezeichnen.
[...]
[1] Kunze, Reiner: Ein gutes Gedicht verändert die Welt. Aus: Deutsche Sprachwelt. Hrsg. V. Verein für Sprachpflege e.V. Ausgabe 16, 20.Juni 2004. S. 9.
[2] Den Lebenslauf J.W.v. Goethes referiere ich, wenn keine andere Anmerkung gemacht wird, nach: Lange, Victor: Johann Wolfgang Goethe. In: Deutsche Dichter. Leben und Werk deutschsprachiger Autoren. Hrsg. V. Gunter E. Grimm und Frank Rainer Max. Band 4. Philipp Reclam jun. GmbH. Stuttgart, 1989. S. 106 – 157.
[3] Vgl. Bertelsmann Universallexikon auf CD-ROM. Art. Goethe. 1997.
[4] Vgl. Ebd.
[5] Vgl. Wilpert, Gero von: Deutsches Dichterlexikon. Art.: Goethe. Alfred Kröner Verlag. Stuttgart, 1988. S. 255f.
[6] Vgl. Ebd.
[7] Vgl. Ebd.
[8] Vgl. Ebd.
- Quote paper
- Silke Kattenborn (Author), 2004, Lyrik im Sturm und Drang: Das Gottesbild in den Gedichten 'Die Allgegenwart Gottes' von Friedrich Gottlieb Klopstock und 'Prometheus' von Johann Wolfgang von Goethe., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32177
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