Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Romanen „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ von Johann Wolfgang von Goethe und „Anton Reiser“ von Karl Philipp Moritz. Sie beschäftigt sich dabei insbesondere mit dem Vergleich von Bildungsroman und Antibildungsroman sowie dem Aspekt der Heldendarstellung und - entwicklung in beiden Werken.
Wilhelm Meister macht sich auf Reisen, um sein Glück zu finden und einen angemessenen Platz in der Gesellschaft zu erhalten. Unterwegs hofft er, sich zu bilden und sowohl seine Geschäfte zu erledigen, als auch seinen Traum vom Theater zu erfüllen. Ebenso Anton Reiser, der aufgrund seiner Ausbildung seine Heimatstadt verlässt. Auch er hofft in seiner Leidenschaft für das Theater letztendlich auf den Beruf des Schauspielers.
Die beiden Romane, die in der deutschen Grundlagenliteratur fest verankert sind, stellen zwei Gegensätze dar. Es handelt sich im einen Fall um einen prototypischen Bildungsroman; im anderen Fall um einen Antibildungsroman. Es stellt sich die Frage, was in den Geschichten beider Helden so gegensätzlich ist, dass die beiden sich innerhalb des Entwicklungsromans so sehr voneinander abgrenzen.
Im Folgenden soll diese Frage beantwortet werden. Hierzu werden zunächst beide Romangattungen definiert und innerhalb des Entwicklungsromans voneinander abgegrenzt. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf dem Bildungsroman und schließlich auf dessen Intention. Anschließend werden die beiden Werke, anhand derer ein Vergleich zwischen Bildungs- und Antibildungsromans vorgenommen werden soll, vorgestellt. Hierzu wird der Inhalt knapp zusammengefasst und die Geschichte beider Helden vergleichend dargestellt.
Danach werden Anton Reiser und Wilhelm Meister als Charaktere analysiert und hiervon ausgehend erörtert, welche Voraussetzungen sie für die Bildung mitbringen. Außerdem sollen äußere Umstände, die ihre Entwicklung beeinflussen, mit einbezogen werden.
Zum Schluss der Arbeit wird festgehalten, weshalb beide Helden sich in verschiedene Richtungen entwickeln, beziehungsweise weshalb Wilhelm Meister sich am Ende des Romans in einem Augenblick höchsten Glücks befindet und Anton Reiser hingegen von Hoffnungslosigkeit geprägt ist. Des Weiteren wird kurz auf eine umgekehrte Interpretationsweise des Romans von Goethe hingewiesen, um die Grenzen der Arbeit abzustecken.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Bildungsroman
- 2.1 Herkunft und Gattungseinordnung
- 2.2 Intention und Aufbau
- 2.2.1 Bildung als Ziel
- 2.2.2 Abgrenzung zum Entwicklungsroman
- 2.2.3 Aufbau des Bildungsromans
- 3. Der Bildungsroman im Vergleich zum Antibildungsroman
- 4. Wilhelm Meisters Lehrjahre und Anton Reiser
- 4.1 Inhalt
- 4.2 Die Entwicklung der Helden im Vergleich
- 5. Vergleichende Analyse der Protagonisten
- 6. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Unterschied zwischen Bildungsroman und Antibildungsroman anhand eines Vergleichs von Wilhelm Meisters Lehrjahre und Anton Reiser. Ziel ist es, die gegensätzlichen Entwicklungsverläufe der Protagonisten zu analysieren und die Faktoren zu identifizieren, die diese Unterschiede hervorrufen. Die Arbeit beleuchtet dabei die Intention des Bildungsromans und die Bedeutung von Bildung im Kontext der Aufklärung.
- Der Bildungsroman als literarische Gattung
- Der Vergleich von Bildungs- und Antibildungsroman
- Die Charakteranalyse von Wilhelm Meister und Anton Reiser
- Der Einfluss äußerer Umstände auf die Heldenentwicklung
- Die gegensätzlichen Schlussfolgerungen beider Romane
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die beiden zentralen Romane, Wilhelm Meisters Lehrjahre und Anton Reiser, als gegensätzliche Beispiele für Bildungs- und Antibildungsroman vor. Sie skizziert die Forschungsfrage, welche die unterschiedlichen Entwicklungen der Protagonisten erklärt und benennt den Aufbau der Arbeit, der die Definition beider Gattungen, eine knappe Inhaltszusammenfassung und eine vergleichende Charakteranalyse beinhaltet. Die Einleitung unterstreicht die Bedeutung der beiden Romane innerhalb der deutschen Literatur und kündigt die vergleichende Analyse an, welche die gegensätzlichen Schlussfolgerungen der Geschichten beleuchten soll.
2. Der Bildungsroman: Dieses Kapitel definiert den Bildungsroman als Erzählung der Entwicklungsgeschichte eines Helden, der sich von seinem familiären Umfeld löst und in einen Prozess der Selbstverwirklichung begibt, um einen Platz in der Gesellschaft zu finden. Der Prozess ist lang und von Schwierigkeiten geprägt, doch am Ende integriert der Held die Werte der sozialen Ordnung und findet seinen Platz. Die Herkunft des Bildungsromans wird im Kontext der Aufklärung und des Aufstiegs des Romans als literarische Gattung erläutert, wobei die Bedeutung von Bildung als kulturelle Formung des Individuums hervorgehoben wird. Es wird auf Immanuel Kants Definition der Aufklärung Bezug genommen und die drei wesentlichen Elemente der Bildung – Objektivität, Subjektivität und Transitivität – erläutert. Besonders die Subjektivität, die Selbsttätigkeit des Individuums, steht im Fokus des Bildungsromans. Das Kapitel unterstreicht das Streben des Protagonisten nach Bildung als dem zentralen Ziel des Bildungsromans.
Schlüsselwörter
Bildungsroman, Antibildungsroman, Wilhelm Meister, Anton Reiser, Heldenentwicklung, Aufklärung, Selbstverwirklichung, Gesellschaft, Charakteranalyse, Vergleichende Literaturwissenschaft.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Vergleichende Analyse von Bildungs- und Antibildungsroman
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht den Bildungsroman und den Antibildungsroman anhand von Wilhelm Meisters Lehrjahre und Anton Reiser. Sie analysiert die gegensätzlichen Entwicklungsverläufe der Protagonisten und untersucht die Faktoren, die diese Unterschiede verursachen. Die Arbeit beleuchtet die Intention des Bildungsromans und die Bedeutung von Bildung im Kontext der Aufklärung.
Welche Romane werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht Johann Wolfgang von Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ als Beispiel für den Bildungsroman und Karl Philipp Moritz’ „Anton Reiser“ als Beispiel für den Antibildungsroman.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel ist die Analyse der gegensätzlichen Entwicklungsverläufe der Protagonisten Wilhelm Meister und Anton Reiser und die Identifizierung der Faktoren, die diese Unterschiede hervorrufen. Die Arbeit untersucht die Intention des Bildungsromans und die Bedeutung von Bildung in der Aufklärung.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zur Definition des Bildungsromans, einen Vergleich von Bildungs- und Antibildungsroman, ein Kapitel zu Wilhelm Meisters Lehrjahre und Anton Reiser (inkl. Inhaltszusammenfassung und Vergleich der Heldenentwicklung), eine vergleichende Analyse der Protagonisten und einen Schluss.
Was wird unter dem Bildungsroman verstanden?
Der Bildungsroman wird definiert als Erzählung der Entwicklungsgeschichte eines Helden, der sich von seinem familiären Umfeld löst und in einen Prozess der Selbstverwirklichung begibt, um einen Platz in der Gesellschaft zu finden. Dieser Prozess ist lang und schwierig, aber am Ende integriert der Held die Werte der sozialen Ordnung.
Wie wird der Bildungsroman in dieser Arbeit eingeordnet?
Der Bildungsroman wird im Kontext der Aufklärung und des Aufstiegs des Romans als literarische Gattung erläutert. Die Bedeutung von Bildung als kulturelle Formung des Individuums wird hervorgehoben, mit Bezug auf Immanuel Kants Definition der Aufklärung und den drei Elementen der Bildung: Objektivität, Subjektivität und Transitivität.
Was ist der Unterschied zwischen Bildungs- und Antibildungsroman?
Die Arbeit untersucht den Unterschied anhand des Vergleichs von Wilhelm Meisters Lehrjahre und Anton Reiser, wobei die gegensätzlichen Entwicklungsverläufe der Protagonisten und die unterschiedlichen Schlussfolgerungen der Romane im Mittelpunkt stehen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Bildungsroman, Antibildungsroman, Wilhelm Meister, Anton Reiser, Heldenentwicklung, Aufklärung, Selbstverwirklichung, Gesellschaft, Charakteranalyse, Vergleichende Literaturwissenschaft.
Welche Kapitelzusammenfassungen werden geboten?
Die Arbeit bietet Kapitelzusammenfassungen für die Einleitung, welche die Forschungsfrage und den Aufbau der Arbeit beschreibt, und das Kapitel zum Bildungsroman, welches die Definition und Einordnung dieser literarischen Gattung detailliert darstellt.
- Quote paper
- Anika Zoermer (Author), 2014, Bildungsroman und Antibildungsroman. Die Heldendarstellung in "Wilhelm Meisters Lehrjahre" und "Anton Reiser", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/321662