In der folgenden Hausarbeit wird untersucht, inwieweit Martha Nussbaums Auslegung der aristotelischen Konzeption vom guten Leben dem Original gerecht wird oder eine verzerrte und widersprüchliche Interpretation darstellt. Als kommunitaristischer Gegenentwurf zu Rawls liberaler Konzeption der „Theorie der Gerechtigkeit“ versucht Nussbaum mit ihrer Version vom capabilities approach (Fähigkeiten-Ansatz) das Recht auf (die neuzeitliche zu verstehende) Individualität mit dem in der Gemeinschaft priorisiertem Gutem zu vereinen. Sie greift dabei Aristoteles anthropologischen Glücksbegriff und damit auch seine Zielrichtung auf ein vollkommenes Leben auf.
Dementsprechend wird diese Arbeit so strukturiert sein, dass zuerst Nussbaums Grundlage, die Aristotelische Politik (und Ethik) in ihren Grundzügen erläutert wird. Hauptaugenmerk wird auf die Definition eines Bürgers, die beste Staatsverfassung und das Erziehungsprogramm gelegt. Darauf aufbauend wird Nussbaums Auslegung und Adaptierung vorgestellt. Abschließend wird ein Fazit gezogen, ob Nussbaum es geschafft hat, Aristoteles Vorstellung vom guten Leben ohne eine „Entleerung“ und zu starker Umformung der ursprünglichen Theorie in die heutige Zeit transportiert zu haben. Die Leitfrage wird damit sein, ob Nussbaums Bezugnahme treffend und bündig ist.
Dabei wird sich diese Hausarbeit auf die frühen Werke von Martha Nussbaum beziehen, in der sie ihre Theorie vom aristotelischen Sozialdemokratismus ausbreitet. Insbesondere wird hier das Werk „Gerechtigkeit oder Das gute Leben“ verwendet werden, welche mehrere Aufsätze von ihr enthält, u.a. auch „Der aristotelische Sozialdemokratismus“. Die später in ihrem Wirken aufkommenden Arbeiten Nussbaums, in denen sie auf die Kritik am aristotelischen Sozialdemokratismus eingeht und ihr Denken so zum Teil erweitert und revidiert, werden nicht mit in die Betrachtung eingeschlossen. Dies würde den Rahmen der Arbeit überschreiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aristoteles
- Der Staatsbürger bei Aristoteles
- Die beste Staatsverfassung bei Aristoteles
- Das Erziehungsprogramm bei Aristoteles
- Nussbaum
- Der Staatsbürger bei Nussbaum
- Die beste Staatsverfassung bei Nussbaum (Konzeption des Menschen)
- Das Erziehungsprogramm bei Nussbaum
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht, inwieweit Martha Nussbaums Auslegung des aristotelischen Konzepts vom guten Leben dem Original gerecht wird oder eine verzerrte und widersprüchliche Interpretation darstellt. Im Zentrum steht dabei Nussbaums Fähigkeiten-Ansatz (capabilities approach), der das Recht auf Individualität mit dem in der Gemeinschaft priorisierten Gut vereinen soll.
- Die Definition eines Bürgers bei Aristoteles und Nussbaum
- Die beste Staatsverfassung bei Aristoteles und Nussbaum
- Das Erziehungsprogramm bei Aristoteles und Nussbaum
- Nussbaums Rezeption von Aristoteles im Hinblick auf die Frage, ob es ihr gelingt, Aristoteles' Vorstellung vom guten Leben in die heutige Zeit zu transportieren, ohne diese zu "entleeren" oder zu stark umzuformen
- Die Analyse von Nussbaums frühen Werken, insbesondere "Gerechtigkeit oder Das gute Leben", in denen sie ihre Theorie des aristotelischen Sozialdemokratismus entwickelt.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Konzeption von Martha Nussbaum und Amartya Sen vor, die insbesondere in der Entwicklungspolitik praktische Anwendung finden soll. Nussbaum entwickelte ihre Konzeption auf Basis von Aristoteles weiter, da ihr Sens Ansatz zu unpräzise und schemenhaft im Bezug auf die grundlegenden Merkmale und Fähigkeiten des Menschen war. Die Arbeit untersucht, ob Nussbaums Auslegung des aristotelischen Konzepts vom guten Leben dem Original gerecht wird.
2. Aristoteles
Dieser Abschnitt beleuchtet ausgewählte Aspekte von Aristoteles' Konzeption, die Nussbaum aufgreift und adaptiert.
2.1 Der Staatsbürger bei Aristoteles
Aristoteles definiert den Status „Bürger“ und die Möglichkeit, ein gutes Leben zu führen, als an verschiedene Bedingungen gekoppelt. Er vertritt nicht die Theorie, dass dem Menschen unabänderliche Rechte zukommen. Als Bürger wird man am ehesten in der Demokratie definiert. Der Bürger muss die Möglichkeit haben, an beratenden oder rechtssprechenden Ämtern teilzunehmen. Er lernt seine „Rolle“, indem er sich zunächst beherrschen lässt, um später die Möglichkeit zu besitzen, selbst zu herrschen.
2.2 Die beste Staatsverfassung bei Aristoteles
Aristoteles verbindet die Staatsverfassung eng mit dem glücklichen Leben des einzelnen Bürgers. Die beste Staatsverfassung zielt darauf ab, den Bürgern dieses Streben zu ermöglichen. Der Staat darf nicht nach Weiterem streben, sondern muss sich selbst genügsam (autarkeia) sein.
Schlüsselwörter
Aristoteles, Nussbaum, gutes Leben, Capabilities Approach, Staatsbürgerschaft, Staatsverfassung, Eudaimonia, Autarkie, Gerechtigkeit, Sozialdemokratie.
- Quote paper
- Moritz Heinz Brylski (Author), 2015, Das aristotelische Konzept des guten Lebens in der Adaption von Martha Nussbaum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/321271