Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Sommer 1914 wurde ein Alptraum zur Realität, der die deutschen Politiker und Militärs schon seit Jahrzehnten verfolgte: der Zweifrontenkrieg. Unbeeindruckt von den Dimensionen dieses verheerenden Abenteuers, schickte man in der Hoffnung auf rasche, dramatische und entscheidende Siege begeisterte Rekruten an die Front, die keine Vorstellung davon hatten, welche Hölle sie erwartete und wie sie selbst sich in ihr verändern würden. Nach dem Scheitern des Schlieffenplans, der auf einen raschen, entscheidenden Sieg gegen Frankreich abgezielt hatte, erstarrte die Westfront in einem langen Stellungs- und Grabenkrieg mit großen Zermürbungsschlachten um kleine, unbedeutende Anhöhen, mit Gasangriffen und tagelangen Bombardements. Diese Gräuel formten ein Westfronterlebnis, das eine ganze Generation junger Deutscher beeinflusste und zu einem wirkungsvollen politischen Mythos wurde. Aus der Erfahrung der Westfront entstand der Drang nach einem neuen Heldenmodell in Gestalt der von Schriftstellern der Frontgeneration wie Ernst Jünger idealisierten Elite der Sturmtruppen. Es war der Mythos von der Geburt eines neuen Menschen „in Stahlgewittern“, eines von der technisierten Kriegführung und Materialschlachten geprägten Menschen. Dieser vom Kampf als inneres Erlebnis geformte, gestählte Westfrontsoldat erschien wie eine Antwort auf den modernen Krieg. Im Osten wo die deutschen Armeen fern der Grenzen des Kaiserreichs operierten, war das Fronterlebnis der Soldaten ein ganz anderes. Was hier stattfand war ein Bewegungskrieg, dessen sporadische Operationen sich über einen weiten Raum erstreckten und über eine Front hinzogen, die doppelt so lang war wie die im Westen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Überblick über den Kriegsverlauf an der Ostfront
- Kriegsziele im Osten
- Die Mitteleuropa-Konzeption
- Die Kriegsziele im Osten
- Das Aufkommen grundlegend neuer Zielvorstellungen der deutschen Außenpolitik während des Ersten Weltkrieges.
- Besatzungspolitik von Ober Ost („deutsche Arbeit“)
- Verkehrspolitik
- Kulturpolitik
- Das deutsche Bild vom Osten
- Die Auswirkungen des Ostkriegs auf das Bewusstsein der Deutschen im Ersten Weltkrieg.
- Zusammenbruch und nationalsozialistisches Ostland
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Utopie von der Kolonisierung der Ostgebiete im Ersten Weltkrieg und deren ideologischen Folgen. Sie analysiert die Entwicklung der deutschen Kriegsziele im Osten, die Besatzungspolitik in Ober Ost und die Auswirkungen des Ostkriegs auf das deutsche Bewusstsein. Ziel ist es, die Rolle der Ostfront in der deutschen Kriegspolitik und die Entstehung des „deutschen Bildes vom Osten“ zu verstehen.
- Die deutsche Kriegszielpolitik im Osten
- Die Besatzungspolitik in Ober Ost
- Das deutsche Bild vom Osten und seine ideologischen Folgen
- Die Rolle der Ostfront in der deutschen Kriegspolitik
- Die Auswirkungen des Ostkriegs auf das deutsche Bewusstsein
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den Kontext des Ersten Weltkriegs und die unterschiedlichen Fronterfahrungen im Westen und Osten. Sie hebt die Bedeutung des Ostfronterlebnisses für die deutsche Kriegspolitik und die Entwicklung des „deutschen Bildes vom Osten“ hervor.
Kapitel II gibt einen Überblick über den Kriegsverlauf an der Ostfront, wobei die Besonderheiten des Bewegungskrieges und die Herausforderungen der Besatzungspolitik betont werden.
Kapitel III behandelt die deutschen Kriegsziele im Osten. Es analysiert die Mitteleuropa-Konzeption und die Entwicklung neuer Zielvorstellungen der deutschen Außenpolitik während des Krieges.
Kapitel IV befasst sich mit der Besatzungspolitik in Ober Ost, wobei die Bereiche Verkehrs- und Kulturpolitik im Vordergrund stehen.
Kapitel V untersucht das deutsche Bild vom Osten und seine Auswirkungen auf das Bewusstsein der Deutschen im Ersten Weltkrieg. Es analysiert den Einfluss der Militärpropaganda und die Entstehung von Stereotypen über die „primitiven“ und „chaotischen“ Verhältnisse im Osten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen des Ersten Weltkriegs, Ostfront, Besatzungspolitik, Ober Ost, Kolonisierung, deutsche Kriegsziele, Mitteleuropa-Konzeption, Ostland, deutsches Bild vom Osten, Propaganda, Stereotypen, und die Auswirkungen des Krieges auf das deutsche Bewusstsein.
- Quote paper
- Bachelor of Arts Stephan Thamm (Author), 2009, Ostfront, Ober Ost, Ostimperium. Die Utopie von der Kolonisierung der Ostgebiete im Ersten Weltkrieg und ihre ideologischen Folgen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/320209