Viele umfangreiche Arbeiten zum Verlauf des Deutsch-Österreichischen Krieges - oder besser Preußisch-Österreichischen Krieges - sind seit 1866 veröffentlicht worden. Einige geben den Verlauf der Ereignisse in chronologischer Reihenfolge wieder. Andere beleuchten die militärischen Schachzüge und Schlachten intensiver und wieder andere versuchen die Außenpolitik und die Vorgeschichte des Krieges in den Vordergrund zu stellen. Ferner gibt es eine Fülle von Autoren, die sich mit Bismarck selbst auseinandergesetzt haben und in diesem Zusammenhang auf den Bruch mit Österreich zu sprechen kommen. In meiner Hausarbeit über den Bismarck-Film von Liebeneiner aus dem Jahr 1940 werde ich versuchen, den in der Literatur dargestellten Verlauf des Krieges und seiner Vorgeschichte mit den Geschehnissen im Film zu vergleichen. Ziel soll es sein, darzustellen, inwieweit Liebeneiner sich an historische Tatsachen hält - die selbstverständlich unterschiedlich interpretiert werden können – und wann er von diesen Tatsachen abweicht, um eine propagandistische Wirkung zu erzielen. Zu Beginn werde ich die Vorgeschichte des Krieges, die Entwicklung und seinen Verlauf beschreiben, jeweils mit Bezug zu Bismarck. Im zweiten Teil wird dann der Film mit der nachlesbaren Realität verglichen. Als Hauptquelle habe ich auf ein moderneres Werk von Frank Zimmer (1996) zurückgegriffen, aber auch ältere Literatur wird interpretiert.
Inhalt:
Einleitung
1. Der Deutsch-Österreichische Krieg von 1866
1.1 Die Vorgeschichte
1.2 Der Krieg
1.3 Bismarcks Rolle
2. Der Deutsch-Österreichische Krieg von 1866 im Film von Wolfgang Liebeneiner
2.1 Der Ablauf und dessen Interpretation durch Liebeneiner
2.2 Parallelen und Unterschiede
2.3 Bismarcks Rolle im Film und Fazit
3. Der Deutsch-Österreichische Krieg von 1866 in der Schule
Quellen und verwendete Literatur
Einleitung
Viele umfangreiche Arbeiten zum Verlauf des Deutsch-Österreichischen Krieges - oder besser Preußisch-Österreichischen Krieges - sind seit 1866 veröffentlicht worden. Einige geben den Verlauf der Ereignisse in chronologischer Reihenfolge wieder. Andere beleuchten die militärischen Schachzüge und Schlachten intensiver und wieder andere versuchen die Außenpolitik und die Vorgeschichte des Krieges in den Vordergrund zu stellen. Ferner gibt es eine Fülle von Autoren, die sich mit Bismarck selbst auseinandergesetzt haben und in diesem Zusammenhang auf den Bruch mit Österreich zu sprechen kommen.
In meiner Hausarbeit über den Bismarck-Film von Liebeneiner aus dem Jahr 1940 werde ich versuchen, den in der Literatur dargestellten Verlauf des Krieges und seiner Vorgeschichte mit den Geschehnissen im Film zu vergleichen. Ziel soll es sein, darzustellen, inwieweit Liebeneiner sich an historische Tatsachen hält - die selbstverständlich unterschiedlich interpretiert werden können – und wann er von diesen Tatsachen abweicht, um eine propagandistische Wirkung zu erzielen.
Zu Beginn werde ich die Vorgeschichte des Krieges, die Entwicklung und seinen Verlauf beschreiben, jeweils mit Bezug zu Bismarck.
Im zweiten Teil wird dann der Film mit der nachlesbaren Realität verglichen.
Als Hauptquelle habe ich auf ein moderneres Werk von Frank Zimmer (1996) zurückgegriffen[1], aber auch ältere Literatur wird interpretiert.
1. Der Deutsch-Österreichische Krieg von 1866
1.1 Die Vorgeschichte
Da der Film Liebeneiners den Verlauf des Preußisch-Österreichischen Krieges nur kurz in Szene setzt, reicht es, die historische Vorgeschichte mit dem gemeinsamen Krieg der Österreicher und Preußen gegen Dänemark beginnen zu lassen.
In seiner Thronrede zu Beginn des Jahres 1866, die Bismarck in Vertretung des Kaisers hielt, kommt er auf das Schicksal der von Dänemark im Krieg losgelösten Elbherzogtümer zu sprechen, die nach den Konventionen von Gastein gemeinsam mit Österreich verwaltet wurden. Der Ministerpräsident erteilt eine deutliche Absage an die von der deutschen Öffentlichkeit gewünschte Selbständigkeit Schleswig-Holsteins. „Was preußisch war, sollte preußisch bleiben – und Deutschland zu gute kommen, was immer sich Bismarck darunter auch vorstellen wollte.“[2]
Österreich auf der anderen Seite wollte sich einerseits die „blutig erkämpften Souveränitätsrechte“[3] nicht einfach abkaufen lassen, andererseits aber auch nicht auf Dauer in ein Engagement in Norddeutschland verwickelt bleiben, und Österreich hatte überdies genug Probleme. Das aufstrebende Italien an seinen Südgrenzen war bereit zum Kampf um Venetien und ein Zwei-Fronten Krieg wäre für die Habsburger verhängnisvoll gewesen. Einem Streit mit Preußen hätte man tunlichst also aus dem Weg gehen müssen, doch es geschah nichts: „Man verdrängte lieber. Irgendwie und irgendwann, so hoffte man, würden sich die Dinge schon noch regeln.“[4]
Bismarck hingegen musste nach Möglichkeiten suchen, durch außenpolitische Aktionen von seinen innenpolitischen Problemen abzulenken. Liberale Abgeordnete wurden aufgrund kritischer Äußerungen von der Justiz verfolgt und in „mehreren großen Städten kam es zu Kundgebungen gegen die Regierung.“[5] Der kaiserlich königliche Gesandte aus Wien, Aloys Graf Karolyi meinte:
„Die Annexion der Herzogtümer oder ein derselben sich annäherndes Resultat betrachtet Graf Bismarck als Lebensfrage für seine politische Existenz, und er ist bestrebt, sie auch als solche für Preußen erscheinen zu lassen. Nach einem solchen Erfolge, zumal wenn er durch einen glücklichen Krieg erreicht worden wäre, würde die Regierung leichter des inneren Zerwürfnisses Herr werden.“[6]
Er sollte Recht behalten.
Aus der innenpolitischen Notwendigkeit eines Krieges wurde durch die außenpolitische Mächtekonstellation schnell eine realistische Chance.[7] Bis auf Frankreich waren fast alle bedeutenden Staaten mehr oder weniger neutral bzw. anderweitig engagiert. Und die Franzosen und deren Diplomatie war größtenteils „überheblich und träge“.[8] Man unterschätzte Bismarck und gab sich mit vagen Versprechungen zufrieden. Südlich der Alpen konnte Bismarck auf einen wahren Bündnispartner setzen: Italien. Der junge italienische Staat war von einer gewaltigen Nationalbewegung ergriffen und die Erweiterung auf Kosten der Habsburger „kam einem Naturgesetz gleich.“[9] Insbesondere auf Venetien hatten sie ihr Auge gerichtet.
Die Entscheidung zum Krieg fiel im Kronrat Ende Februar 1866. Bismarck hatte einige Tage zuvor allerdings heftigst auf den König eingewirkt. Die Opposition im Lande wurde lauter, der Landtag war wieder einmal aufgelöst und Bismarck musste um seine politische Existenz fürchten. Und mit ihm auch der König. Bismarck gelang es wohl, ihm dies deutlich zu machen.[10] Der Krieg wurde nahezu einstimmig beschlossen. Lediglich der Kronprinz war gegen einen Angriffskrieg.[11]
Nun war es für Bismarck an der Zeit, sich Frankreichs Neutralität zu versichern und mit Italien in Verhandlungen zu treten.
Bismarcks Gesandte in Paris versuchten, Frankreich zum Nichteingreifen zu verleiten, indem vage Andeutungen über mögliche Landgewinne für die Franzosen am Rhein gemacht wurden. Diese Vorschläge waren für Bismarck aber lediglich theoretischer Natur. Sie sollten dazu dienen, Frankreich aus dem Konflikt herauszuhalten. Eingelöst wurden die Kompensationen auch nach dem Krieg nicht. Wilhelm I hätte hier entschieden widersprochen. Nichtsdestotrotz reichten diese Zusagen Napoleon augenscheinlich und der Satz: „Ich will den Krieg in Deutschland nicht!“[12], mit welchem er den abfahrenden Zug vielleicht noch hätte aufhalten können, fiel in den Verhandlungen mit Preußen nicht.
Am 8.April unterzeichneten Italien und Preußen unter Zustimmung Frankreichs ihren Bündnisvertrag, indem sich Italien dazu verpflichtete, Österreich anzugreifen sobald der Krieg von Preußen entfesselt sein würde; und dies innerhalb von 90 Tagen.[13]
Einen Tag später, am 9.April, brachte der preußische Abgeordnete beim Bundestag in Frankfurt einen Antrag ein, der erneut Bismarck als gewieften Taktiker der Politik darstellte. Er wollte eine Reform der Bundesverfassung, ein Parlament, das in gleichen, direkten und allgemeinen Wahlen aus der Mitte der Nation berufen wird. Was Bismarck damit bezweckte war überdeutlich:
„Bundesreform und allgemeines Wahlrecht, das schien die ideale Kombination zu sein: Sie sollte das erzkonservative Österreich provozieren, die liberale Opposition verunsichern, die extreme Linke beeindrucken. Und sie sollte möglichst viele deutsche Patrioten hinter die preußischen Bajonette bringen.“[14]
Das Taktieren auf politischer Ebene neigte sich jetzt langsam dem Ende entgegen und der bevorstehende Krieg wurde immer wahrscheinlicher für die Bevölkerung. Bismarck selbst war von seiner Leistung in den letzten Monaten sehr angetan. Er enthüllte dem französischen Botschafter:
„Ich habe einen König von Preußen dazu gebracht, die intimen Beziehungen seines Hauses zum Hause Habsburg zu brechen, eine Allianz mit dem revolutionären Italien abzuschließen, Vereinbarungen mit dem kaiserlichen Frankreich eventuell zu akzeptieren und in Frankfurt die Umgestaltung des Bundesvertrages mit Einschluss eines volkstümlichen Parlaments vorzuschlagen. Das ist ein Erfolg, auf den ich stolz bin.“[15]
In der Folge sollten die Militärs vermehrt das Sagen haben. In Preußen und Österreich wurde mobil gemacht. Stets als Reaktion auf das Drohen des anderen interpretiert, kam es zu Teilmobilmachungen, letzten Verhandlungsversuchen und neuen Aufrüstungen an der Preußisch-Österreichischen Grenze. Erwähnenswert bleibt in diesem Zusammenhang die Idee Napoleons, einen internationalen Kongress einzuberufen, der die offenen Fragen klären sollte.[16] Österreich jedoch blockiert den Plan und Kaiser Franz Joseph schreibt am Vorabend des Krieges, wohl in der Erkenntnis, dass die österreichische Diplomatie nicht in der Lage gewesen ist, den Frieden zu bewahren:
„Was die politischen Verhältnisse anbelangt, so geht es immer mehr dem Krieg entgegen, und ich kann mir nicht denken, wie er noch mit Ehre zu vermeiden sein könnte. Man tut in Berlin zwar jetzt sehr freundlich, um Zeit zu gewinnen und uns mürbe zu machen, allein es wird mir täglich klarer, dass jeder Schritt in Berlin und Italien ein berechneter und das Glied einer Kette von Maßregeln ist, die von lange her verabredet ist.“[17]
1.2 Der Krieg
Die Ausgangslage der beiden Armeen kurz vor Ausbruch des Krieges war in vielen Punkten ähnlich, in manchen entscheidenden Teilen jedoch verschieden. Durch die allgemeine Wehrpflicht kam die preußische Armee auf etwa 355.000 Mann, ebenso die der Habsburger, obwohl nahezu doppelt so viele Einwohner in Österreich wie in Preußen lebten.[18]
Einer der großen Unterschiede war die Bewaffnung der Infanterie. So hatte das preußische Militär schon lange auf das moderne schnell feuernde Zündnadelgewehr umgerüstet, die Österreicher schworen nach wie vor auf den Vorderlader, obwohl sie bereits im Krieg gegen Dänemark damit wesentlich mehr Opfer zu beklagen hatten als die Preußen.[19] Eine Vorentscheidung war damit aber keineswegs gefallen: „Die Österreicher hatten mit ihrem Lorenzgewehr zwar ein Handicap, aber es gab noch genügend Möglichkeiten, damit fertig zu werden: Durch eine entsprechende Gefechtstaktik, und überhaupt durch eine einigermaßen geschickte und konsequente Führung.“[20] Und über einen guten Ruf ihrer Armee und Generäle konnten sich die Habsburger in ganz Europa erfreuen.
In letzter Minute wäre der Krieg dann fast doch noch verhindert worden. Ein Attentat eines Tübinger Studenten auf Bismarck scheiterte. Er wollte den Ministerpräsidenten auf offener Straße erschießen. Wie nötig Bismarck einen außenpolitischen Erfolg brauchte und wie dünn die Luft für ihn in Preußen geworden war, belegen die Kommentare auf das missglückte Attentat. Eine linksliberale Zeitung schreibt, dass der junge Student als Märtyrer sein Leben gab, um „das Vaterland von einem solchen Unhold zu befreien.“[21] Und beim preußischen Historiker Heinrich von Sybel heißt es:
„Alles wird dominiert durch den bitteren, zähen, allgemeinen Haß, den die Missregierung im Inneren in den letzten vier Jahren hervorgerufen und den leider gerade Bismarck durch seine Bedeutung und durch seine Allüren auf seine Person konzentriert hat.“[22]
Bismarck wollte jetzt den Krieg. Er suchte nach Vorwänden. Am 3.Juni erklärte er die Gasteiner Konventionen als hinfällig und die preußische Armee „übernahm Schritt für Schritt“[23] die Kontrolle über Holstein. Gleichzeitig wurde in Frankfurt über Preußens Vorschlag der Bundesreform beraten, die einen Ausschluss Österreichs aus Deutschland bedeutete, was der Kaiser nicht hinnehmen konnte. Lothar Gall bezeichnet diesen Antrag dann auch als „eine informelle Kriegserklärung.“[24]
Die österreichischen Soldaten in Holstein wichen aber zunächst den einrückenden preußischen Truppen unter Generalleutnant von Manteuffel aus und gaben nach. Der Kriegsausbruch wurde verschoben.[25]
Am 14.Juni folgte ein weiterer Versuch Bismarcks, den Krieg zu forcieren. Im Bundestag in Frankfurt erklärte der preußische Abgeordnete einen letzten Vermittlungsversuch der Bayern und den ganzen Deutschen Bund für „null und nichtig“[26] und verließ den Saal. Wer nicht für Preußen war, musste sich jetzt offiziell dagegen stellen.
In Dresden, Kassel und Hannover wurden nur wenig später von preußischen Gesandten Ultimaten an die pro-österreichischen Mittelstaaten übergeben, ihre Armeen zu demobilisieren und sich Preußen zu unterwerfen.[27] Alle lehnten ab.
Daraufhin marschierten die preußischen Truppen zunächst in Sachsen ein. Die Armee des sächsischen Kronprinzen Albert hatte sich jedoch bereits bis weit nach Böhmen zurückgezogen, um sich dort mit dem österreichischen Herr zu vereinigen.
In Hannover stellte sich die Sache anders dar. Die Truppen von Georg V. „waren kaum einsatzbereit und über das ganze Land verstreut.“[28] Preußische Verbände dagegen drängten von Norden her ins Landesinnere. Ein Exodus der hannoverschen Armee Richtung Süden folgte, bis diese kurz vor Langensalza zum Stehen kam, um Hilfe beim bayrischen Heer zu suchen, dass jenseits des Thüringer Waldes lag. Die Zeit wurde jedoch zu knapp und die preußische Armee umzingelte schließlich die Hannoveraner. Am 26.Juni führte ein vorschneller Angriff der Preußen zu einer blutigen Niederlage für Bismarcks Generäle und zur vielgerühmten „Rettung der hannoverschen Waffenehre.“[29] Dieser Sieg sollte sich jedoch als Pyrrhussieg erweisen, die Einkesselung war zu stark. Am 29.Juni wurde die Kapitulationsurkunde unterzeichnet.[30]
[...]
[1] Zimmer, Frank. „Bismarcks Kampf gegen Kaiser Franz Joseph – Königgrätz und seine Folgen“, Graz u.a. 1996.
[2] Zimmer, Frank. „Bismarcks Kampf gegen Kaiser Franz Joseph – Königgrätz und seine Folgen“, Graz u.a. 1996. S.26
[3] ebd. S.27
[4] ebd. S.32
[5] ebd. S.33
[6] Bismarck, Dokumente, Nr.159 in: Zimmer, Frank. „Bismarcks Kampf gegen Kaiser Franz Joseph – Königgrätz und seine Folgen“, Graz u.a. 1996. S.33
[7] vgl. Zimmer. S.36
[8] Zimmer. S.36
[9] ebd. S.36
[10] vgl. Zimmer. S.37
[11] vgl. ebd. S.38
[12] Zimmer. S.40
[13] vgl. Zimmer. S.45
[14] Zimmer. S.48
[15] vgl. Eyck, Bismarck, Bd.2, S.137 in: Zimmer. S.46
[16] vgl. Zimmer. S.69
[17] Briefe Kaiser Franz Josephs, Nr.244 in: Zimmer. S.70
[18] vgl. Zimmer. S.58
[19] vgl. Zimmer. S.60
[20] Zimmer. S.65
[21] Bismarck, Dokumente, S.210 in: Zimmer. S.71
[22] Bismarck, Dokumente, S.209 in: Zimmer. S.71
[23] Zimmer. S.73
[24] Gall, Bismarck, S.363 in: Zimmer. S.74
[25] vgl. Zimmer. S.76
[26] Zimmer. S.79
[27] vgl. Zimmer. S.81
[28] Zimmer. S.84
[29] Zimmer. S.92
[30] vgl. Zimmer. S.92
- Arbeit zitieren
- Sebastian Goetzke (Autor:in), 2004, Der Deutsch-Österreichische Krieg von 1866 und die Rolle Bismarcks in Film und Realität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31984
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