Im nachfolgenden Text wird die soziale Ungleichheit zwischen Frauen und Männern aufgrund von Geschlecht im Arbeitskontext betrachtet. Dabei verfolge ich eine überwiegend chronologische Perspektive auf die unterschiedlichen Konzepte um Entwicklungen der Betrachtung von Arbeit in Zusammenhang mit Geschlecht und sozialer Ungleichheit zu verdeutlichen sowie die Relevanz der Konzepte für die Analyse des gegenwärtigen Status quo des Geschlechterverhältnisses, das gekennzeichnet ist von Differenz und Hierarchie, zu veranschaulichen. Wenn ich im Folgenden von Geschlecht schreibe, beziehe ich mich damit auf Geschlecht im Sinne von Gender.
Die Sängerin Johanna von Koczian singt in ihrem Schlagerhit von 1977 „Das bisschen Haushalt macht sich von allein – sagt mein Mann“ und thematisiert damit auf ironische Weise die Geringschätzung von damals überwiegend von Frauen verrichteten Hausarbeit im Gegensatz zur Erwerbsarbeit von Männern (vgl. Zellmer 2011, S. 50). Diese Ungleichstellung von Frauen im Arbeitskontext ist auch heute noch gegenwärtig, wodurch sich die Frage nach dem Zusammenwirken von Arbeit, Geschlecht und sozialer Ungleichheit ergibt. Da sowohl Arbeit als auch Geschlecht zentrale Kategorien der Vergesellschaftung darstellen, ermöglicht die soziologische Analyse des Zusammenhangs von Geschlecht mit der Dimension der Arbeit Erkenntnisse über die Ungleichheitsproblematik der gegenwärtigen Geschlechterverhältnisse und über die moderne Gesellschaft als geschlechtlich geprägte Konstellation wie durch ein Brennglas.
Geschlechterverhältnis ist der analytische Begriff, der das „Ensemble von Arrangements […], in denen Frauen und Männer durch Formen der Arbeitsteilung soziale Abhängigkeitsverhältnisse und Austauschprozesse aufeinander bezogen sind. In diesem Insgesamt wird ihnen durch Abgleichung ihrer soziokulturellen Wertschätzung gesellschaftlicher Status und soziales Ansehen zugewiesen“ (Becker-Schmidt 2004: S.66). Arbeit stellt somit den zentralen Modus der Verteilung von Anerkennung und Ressourcen dar. Vor diesem Hintergrund wird im Folgenden anhand unterschiedlicher theoretischer Ansätze und empirischer Befunde aufgezeigt, wie Geschlecht, Arbeit und soziale Ungleichheit zusammenhängen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Theoretische Ansätze und empirische Studien zur geschlechtshierarchischen Arbeitsteilung als Ursache von Geschlechterungleichheit
- Geschlechterverhältnis und soziale Ungleichheit
- Soziale Ungleichheit als systematische Verteilung von Inklusionschancen
- Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung im Kontext der kapitalistischen Industriegesellschaft
- Die zweite Frauenbewegung und die Kritik an der naturalisierten Ungleichheitsstellung von Frauen
- Das Konzept des „weiblichen Arbeitsvermögens“ und die Schlechterstellung von Frauen im Erwerbsbereich
- Der „weibliche Lebenszusammenhang“ als Ansatz für die soziologische Analyse des Zusammenhangs weiblicher (Re-)Produktionsarbeit und weiblicher Identität
- Doppelte Vergesellschaftung und doppelte Unterdrückung von Frauen
- Doing-gender-Ansatz und die Herstellung von Geschlecht in sozialen Praktiken
- Institutionenanalyse und die Bedeutung von Institutionen für die Herstellung von Geschlecht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Dieser Text untersucht die soziale Ungleichheit zwischen Frauen und Männern aufgrund von Geschlecht im Arbeitskontext. Er verfolgt dabei eine chronologische Perspektive auf verschiedene Konzepte, um Entwicklungen in der Betrachtung von Arbeit im Zusammenhang mit Geschlecht und sozialer Ungleichheit zu verdeutlichen. Der Text analysiert die Relevanz dieser Konzepte für das Verständnis des gegenwärtigen Status quo des Geschlechterverhältnisses, welches durch Differenz und Hierarchie geprägt ist. Dabei werden theoretische Ansätze und empirische Befunde herangezogen, um aufzuzeigen, wie Geschlecht, Arbeit und soziale Ungleichheit zusammenhängen.
- Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung als Ursache von Geschlechterungleichheit
- Die Rolle von Institutionen bei der Herstellung von Geschlecht
- Die Relevanz des doing-gender-Ansatzes für das Verständnis von Geschlechterverhältnissen
- Die Entwicklung und Kritik von Konzepten zur Erklärung der Ungleichstellung von Frauen im Arbeitskontext
- Die Bedeutung der Reproduktionsarbeit für das Funktionieren des kapitalistischen Wirtschaftssystems
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Der Text beginnt mit einer Einführung in das Thema der Geschlechterungleichheit im Arbeitskontext. Er beleuchtet die historische Entwicklung des Geschlechterverhältnisses und die Bedeutung von Arbeit für die Verteilung von Anerkennung und Ressourcen. Anschließend werden verschiedene theoretische Ansätze und empirische Befunde vorgestellt, die den Zusammenhang zwischen Geschlecht, Arbeit und sozialer Ungleichheit beleuchten.
Der Text geht auf die Kritik an der naturalisierten Ungleichstellung von Frauen im Arbeitskontext ein und beleuchtet die Rolle der zweiten Frauenbewegung in der Erkennung und Bekämpfung dieser Ungleichheit. Anschließend werden Konzepte wie das „weibliche Arbeitsvermögen“ und der „weibliche Lebenszusammenhang“ vorgestellt und kritisch analysiert.
Die letzten Kapitel befassen sich mit den Konzepten der „doppelten Vergesellschaftung“ und der „doppelten Unterdrückung“ von Frauen. Sie beleuchten die Bedeutung des doing-gender-Ansatzes für das Verständnis der Herstellung von Geschlecht in sozialen Praktiken und analysieren die Rolle von Institutionen bei der Herstellung von Geschlecht.
Schlüsselwörter (Keywords)
Geschlechterungleichheit, Arbeitsteilung, Geschlecht, Arbeit, soziale Ungleichheit, Reproduktionsarbeit, doing-gender-Ansatz, Institutionen, Frauenforschung, Geschlechterverhältnis, Kapitalismus, soziale Strukturen.
- Quote paper
- Anna Mimikri (Author), 2016, Arbeit. Ungleichheit. Geschlecht. Theoretische Ansätze und empirische Studien zur geschlechtshierarchischen Arbeitsteilung als Ursache für soziale Ungleichheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319414