„Das Leben ist der Güter höchstes nicht,der Übel größtes aber ist die Schuld.“ Schuld und Unschuld – ein Thema welches seit Jahrhunderten von berühmten Interpreten und Literaten, wie im obigen Beispiel von Friedrich Schiller, immer wieder aufgegriffen und mit jeweiliger kultureller und zeitgeschichtlicher Prägung thematisiert wird. In besonderem Maße werden vor allem antike Tragödien, wie Sophokles' „König Ödipus“ von diesem Themenkomplex beherrscht. Ein Großteil der Interpretationen und Niederschriften über diese Tragödie weisen eine starke Fixierung auf den Themenaspekt Schuld beziehungsweise Unschuld auf. Unschuld meint diesbezüglich die Nichtexistenz einer Schuld. Welche Bedeutung aber impliziert nun der Begriff ‚Schuld‘?
Zur Lösung dieser Frage sollte man sich dem Begriff ‚Schuld‘ auf der Grundlage unterschiedlicher Interpretationsansätze nähern. Schuld kann als juristische Kategorie betrachtet werden und beinhaltet dann einen juristisch relevanten Tatbestand, wobei im Drama vermehrt der Aspekt einer moralisch-ethischen Schuld thematisiert wird, welche durch das Fehlverhalten einer Figur zustande kommt. Inwieweit eine solche Schuld in Sophokles' „König Ödipus“ erkennbar wird, soll Thema dieser Arbeit sein, und aus drei verschiedenen Perspektiven – der geschichtlichen, ödipalen und persönlichen – betrachtet werden, wobei besondere Aufmerksamkeit auf den letztgenannten Aspekt gelegt werden soll. Besonderes Augenmerk soll dabei stets auf die eingefügten Exkurse sowie auf die Vertiefung gelegt werden, welche eine tiefergreifende Beschäftigung mit einzelnen theologischen oder historischen Entwicklungen ermöglichen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Schuld des Ödipus - ein dreischneidiges Schwert
- 2.1 Ödipus: wehrloser Spielball des Schicksals oder Opfer des eigenen Charakters? - ein geschichtlicher Überblick
- 2.2 „Oh Zeus, was hast du über mich zu tun beschlossen?“ - Ödipus' Selbstdeutung
- 2.3 „Einer der rechtschaffensten [...] und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit.“ - Eine subjektive Analyse und Interpretation
- 3. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage nach Schuld und Unschuld in Sophokles' „König Ödipus“ aus verschiedenen Perspektiven. Sie beleuchtet die unterschiedlichen Interpretationsansätze zur Schuldfrage, sowohl im historischen Kontext als auch im Hinblick auf Ödipus' Selbstverständnis. Der Fokus liegt dabei auf der subjektiven Analyse und Interpretation der Figur Ödipus.
- Die verschiedenen Interpretationen der Schuldfrage in "König Ödipus" im historischen Kontext.
- Die Rolle des Schicksals versus die des individuellen Charakters bei der Entstehung von Ödipus' Unglück.
- Ödipus' eigene Wahrnehmung seiner Schuld und Verantwortung.
- Eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Interpretationsansätzen (Stoiker vs. Peripatetiker).
- Analyse von Ödipus' Charakter und dessen Einfluss auf sein Handeln.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik von Schuld und Unschuld ein, bezieht sich auf Friedrich Schiller und antike Tragödien. Sie stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Schuld Ödipus' und kündigt den dreigliedrigen Ansatz (historisch, ödipal, persönlich) der Arbeit an, mit Schwerpunkt auf der persönlichen Perspektive.
2. Die Schuld des Ödipus - ein dreischneidiges Schwert: Dieses Kapitel analysiert die unterschiedlichen Interpretationen der Schuldfrage in Bezug auf Ödipus. Es stellt die gegensätzlichen Standpunkte der Stoiker (die Ödipus für unschuldig halten, da er ein Opfer des Schicksals sei) und der Peripatetiker (die Ödipus' Charakterfehler als Ursache seines Unglücks sehen) gegenüber. Die Zusammenfassung der verschiedenen Interpretationen von Camerasius, Lamantius, Corneille, Beaumarchais, Wilamowitz-Moellendorff, Aristoteles, Vettori, Dacier, Lefèvre und Schmitt veranschaulicht die Bandbreite der Ansichten und deren Entwicklung über die Jahrhunderte. Die unterschiedlichen Schwerpunkte auf Schicksal, göttlicher Willkür oder Charaktereigenschaften werden herausgearbeitet und diskutiert.
2.2 „Oh Zeus, was hast du über mich zu tun beschlossen?“ - Ödipus' Selbstdeutung: Dieser Abschnitt konzentriert sich auf Ödipus' eigene Sichtweise seiner Schuld. Obwohl er die Schuld für seine Taten auf sich nimmt und sich als "Verworfener" bezeichnet, bleibt die Frage offen, ob er die volle Verantwortung für das Vergangene übernimmt oder das Schicksal mitverantwortlich macht. Die Analyse seiner Selbstdeutung beleuchtet die Komplexität seiner inneren Zerrissenheit und die Ambivalenz seiner Gefühle gegenüber Schuld und Schicksal.
Schlüsselwörter
König Ödipus, Sophokles, Schuld, Unschuld, Schicksal, Charakter, Tragödie, Interpretation, Stoiker, Peripatetiker, moralisch-ethische Schuld, juristische Schuld, Selbstdeutung, historische Rezeption.
Häufig gestellte Fragen zu "Die Schuld des Ödipus - ein dreischneidiges Schwert"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert die Schuldfrage in Sophokles' „König Ödipus“ aus verschiedenen Perspektiven. Sie untersucht die unterschiedlichen Interpretationsansätze im historischen Kontext und im Hinblick auf Ödipus' Selbstverständnis. Der Fokus liegt auf der subjektiven Analyse und Interpretation der Figur Ödipus.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Interpretationen der Schuldfrage in "König Ödipus" im historischen Kontext, die Rolle von Schicksal und individuellem Charakter, Ödipus' eigene Wahrnehmung seiner Schuld, unterschiedliche Interpretationsansätze (Stoiker vs. Peripatetiker) und eine Analyse von Ödipus' Charakter und dessen Einfluss auf sein Handeln.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Hauptkapitel ("Die Schuld des Ödipus - ein dreischneidiges Schwert", unterteilt in drei Unterkapitel), und eine Schlussbetrachtung. Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage vor. Das Hauptkapitel analysiert verschiedene Interpretationen der Schuldfrage, Ödipus' Selbstdeutung und die gegensätzlichen Standpunkte der Stoiker und Peripatetiker. Die Schlussbetrachtung fasst die Ergebnisse zusammen (obwohl der Inhalt der Schlussbetrachtung nicht im Preview detailliert ist).
Welche historischen Interpretationen werden berücksichtigt?
Die Arbeit bezieht sich auf verschiedene Interpretationen der Schuldfrage von Camerasius, Lamantius, Corneille, Beaumarchais, Wilamowitz-Moellendorff, Aristoteles, Vettori, Dacier, Lefèvre und Schmitt, um die Bandbreite der Ansichten und deren Entwicklung über die Jahrhunderte aufzuzeigen.
Wie wird Ödipus' Schuld dargestellt?
Die Arbeit untersucht Ödipus' Selbstdeutung und die Frage, ob er die volle Verantwortung für seine Taten übernimmt oder das Schicksal mitverantwortlich macht. Seine Ambivalenz gegenüber Schuld und Schicksal wird analysiert.
Welche Perspektiven werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht die gegensätzlichen Standpunkte der Stoiker (Ödipus als Opfer des Schicksals) und der Peripatetiker (Ödipus' Charakterfehler als Ursache seines Unglücks).
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: König Ödipus, Sophokles, Schuld, Unschuld, Schicksal, Charakter, Tragödie, Interpretation, Stoiker, Peripatetiker, moralisch-ethische Schuld, juristische Schuld, Selbstdeutung, historische Rezeption.
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit verwendet einen dreigliedrigen Ansatz: historische Analyse, Analyse von Ödipus' Selbstdeutung und eine persönliche/subjektive Interpretation der Figur Ödipus, wobei der Schwerpunkt auf der persönlichen Perspektive liegt.
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- Anonym (Autor), 2009, Schuld und Unschuld in Sophokles "König Ödipus". Analyse und Interpretation, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319370