Wer sich mit der althochdeutschen Sprache befasst, stößt unweigerlich auf einige wenige, allgemein bekannte Denkmäler und Textzeugnisse; die Hauptquellen der althochdeutschen Literatur (wobei man sicher nicht von eigenständiger Dichtung sprechen kann) gehen zumeist einher mit der Verbreitung der christlichen Religion und hier zunächst in wissenschaftlichen Glossensammlungen, die um die Mitte des 8. Jahrhunderts in Klöstern, das heißt den aufstrebenden geistigen Zentren entstanden sind.
Irische Mönche bemühten sich um die Christianisierung Deutschlands; einer von ihnen, Gallus, gründete 613 mit einer einfachen Holzkirche das Kloster St. Gallen. Entschiedener und mit offiziellem päpstlichem Auftrag wirkte Bonifatius, der das religiöse Leben durch Kirchenordnung, Klosterregeln, Gründung von Bistümern und Klöstern im Sinne des Heiligen Stuhls organisierte. Eine besondere Stellung nahm dabei im Jahre 744 die Gründung des Klosters in Fulda ein.
Damit sind die beiden Hauptorte benannt, die den „Codex Fuldensis“ und insbesondere den „Althochdeutschen Tatian“, den Cod. 56 der St. Gallener Stiftsbibliothek, betreffen. Zugleich ist der letztere neben dem Evangelienbuch Otfrids und dem ahd. Werk Notkers von St. Gallen eine der maßgeblichen Textquellen des Althochdeutschen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das karolingische Zeitalter
- Der Codex Fuldensis
- Tatian und die „Harmonisierung“ der vier kanonischen Evangelien
- Althochdeutsche Übersetzungen
- Die Interlinearversionen und der Begriff der „Interlinearartigen“
- Lateinisches Bibelwort und althochdeutsche Wiedergabe
- Ermittlung, Deutung und Bewertung syntaktischer Einzelphänomene
- Roland Hinterhölzl u.a.
- Helge Eilers
- Nikolaus Henkel
- Weitere Beispiele
- Zum Gebrauch absoluter Partizipialkonstruktionen (ahd. „absoluter Dativ“)
- Das Merkmal der Partizipialkonstruktionen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text befasst sich mit der althochdeutschen Übersetzung des sogenannten „Tatian“, einer Evangelienharmonie, die im Codex Sangallensis 56 (Cod. Sang. 56) überliefert ist. Der Text beleuchtet die Entstehung und Bedeutung des „Althochdeutschen Tatian“ im Kontext der althochdeutschen Literatur, der Verbreitung des Christentums und der Bildungspolitik des karolingischen Zeitalters.
- Die Entstehung des „Althochdeutschen Tatian“ und seine Bedeutung in der althochdeutschen Literatur
- Die Rolle des Klosters Fulda und des Klosters St. Gallen in der Überlieferung des „Tatian“
- Die Herausforderungen der Übersetzung und „Harmonisierung“ der Evangelien
- Die Analyse syntaktischer Besonderheiten im „Althochdeutschen Tatian“
- Der Zusammenhang zwischen lateinischer Sprache und althochdeutscher Übersetzung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung skizziert den historischen Kontext der Entstehung der althochdeutschen Literatur, wobei die Rolle der christlichen Religion und der karolingischen Bildungspolitik im Vordergrund steht.
Der Codex Fuldensis: Dieses Kapitel behandelt die Entstehung und Geschichte des Codex Fuldensis, einer lateinischen Bibelhandschrift, die als Vorlage für den „Althochdeutschen Tatian“ dient. Der Text beleuchtet die Bedeutung des Codex Fuldensis für die Überlieferung des „Tatian“ und die Rolle des Klosters Fulda in der althochdeutschen Literatur.
Tatian und die „Harmonisierung“ der vier kanonischen Evangelien: Dieses Kapitel untersucht die „Harmonisierung“ der vier Evangelien durch Tatian und die Beweggründe für diese „Vereinheitlichung“ im Kontext der frühchristlichen Theologie.
Althochdeutsche Übersetzungen: Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung der Übersetzungsprozesse für die Entwicklung der althochdeutschen Literatur und die Herausforderungen der Übersetzung von biblischen Texten in die deutsche Sprache.
Die Interlinearversionen und der Begriff der „Interlinearartigen“: Dieses Kapitel behandelt die Bedeutung der Interlinearversionen im Kontext der althochdeutschen Übersetzungen und die Bedeutung des Begriffs „Interlinearartig“ für die Analyse der Textstruktur.
Lateinisches Bibelwort und althochdeutsche Wiedergabe: Dieses Kapitel untersucht den Zusammenhang zwischen lateinischen Bibeltexten und deren althochdeutscher Übersetzung, wobei die Besonderheiten der althochdeutschen Sprache und die Herausforderungen der Wiedergabe von lateinischen Begriffen im Vordergrund stehen.
Ermittlung, Deutung und Bewertung syntaktischer Einzelphänomene: Dieses Kapitel befasst sich mit der Analyse syntaktischer Besonderheiten im „Althochdeutschen Tatian“, wobei die Arbeiten verschiedener Forscher wie Roland Hinterhölzl, Helge Eilers und Nikolaus Henkel beleuchtet werden.
Das Merkmal der Partizipialkonstruktionen: Dieses Kapitel untersucht die Verwendung von Partizipialkonstruktionen im „Althochdeutschen Tatian“ und ihre Bedeutung für die Textstruktur und den Sprachstil.
Schlüsselwörter
Die Hauptthemen des Textes sind die althochdeutsche Sprache, der „Althochdeutsche Tatian“, die Evangelienharmonie, die Übersetzungsprozesse, das karolingische Zeitalter, die christliche Religion, die Klöster Fulda und St. Gallen, die lateinische Sprache, die Interlinearversionen und die syntaktische Analyse.
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- Jessica Ammer (Autor), 2013, Der althochdeutsche Tatian. Ermittlung, Deutung und Bewertung syntaktischer Einzelphänomene, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319037