Im Zentrum der vorliegenden Arbeit soll die Frage stehen, ob demenzkranke türkische Migranten vom deutschen Gesundheits- beziehungsweise Beratungssystemen allein gelassen oder aufgefangen werden. Es werden exemplarisch bereits in Deutschland vorhandene Konzepte der Beratung vorgestellt, abschließend wird nach einer Analyse ein Fazit gezogen.
Die Gruppe der älteren Menschen in Deutschland ist stetig wachsend. Die Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes prognostizieren, dass 2030 in Deutschland der Altenquotient bereits bei über 75 liegt, und 2050 auf 85 ansteigen wird. Damit verbunden ist auch ein Anstieg pflegebedürftiger Menschen. Ältere Ausländer sind die am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe in Deutschland. Die türkischen Migranten stellen die zahlenmäßig größte Gruppe, mit 2,5 Mio. Menschen, dar.
Unter dem Begriff „Migrant“ sind jedoch „sehr unterschiedliche Lebensschicksale mit äußerst heterogenen Bedingungen, Motivationen und Erfahrungen zusammengefasst, die lediglich als dünne Gemeinsamkeit haben, nicht der Mehrheitsgesellschaft anzugehören, sondern primär aus einer anderen Region, einem anderen Land bzw. einem anderen kulturellen Umfeld zu kommen“. Einen Migrationshintergrund haben Ausländer, im Ausland Geborene und nach dem 1. Januar 1950 Zugewanderte, Eingebürgerte sowie Kinder, bei denen mindestens ein Elternteil in eine der genannten Kategorien fällt.
In Deutschland liegen bisher keine genauen Schätzungen über die Prävalenz von Demenzen bei Menschen mit Migrationshintergrund vor. Infolgedessen müssen auch die Beratungskonzepte entsprechend angepasst werden, da diese als „Türöffner“ für eine kultur- und bedarfsangepasste Versorgung demenzerkrankter Menschen mit Migrationshintergrund bzw. türkischer Herkunft dienen. Dazu ist es erforderlich, Ursachen zu ermitteln, die eine Beratung und Betreuung von an Demenz erkrankten türkischen Migranten und deren Angehörigen erschweren oder entgegenstehen. Hilfreich ist es, Aspekte wie Kommunikationsprobleme (aufgrund einer möglichen Sprachbarriere), kulturell-geprägte Erklärungsmodelle für Erkrankungen (Krankheitskonzepte) und Behandlungserwartungen, mangelnde Aufklärung über Angebote der Gesundheits- und Beratungssysteme, strukturelle Rahmenbedingungen, Bildungsgrad und soziale Herkunft mit einzubeziehen. Fraglich ist, ob sich bereits vorhandene Beratungsstellen auf diese Hürden eingestellt haben, oder Nachbesserungsbedarf besteht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Beratungsbedarf, Prävalenzrate
- Barrieren
- Familie, Religion, Scham
- Krankheits- und Gesundheitsverständnis
- Ängste
- Informationsmangel, Zuständigkeit
- Kommstruktur
- Kommunikation, Diagnoseproblematik
- Fehlende bedarfsgerechte Angebote
- Kulturschock
- Finanzielle Aspekte
- Einzelfälle
- Erste Modelprojekte
- Migrantenambulanz der Rheinischen Kliniken Langenfeld
- Demenz-Servicezentrum f. Menschen mit Zuwanderungsgeschichte
- IdeM-Projekt beim Sozialverband Vdk in Berlin
- Institut für transkulturelle Betreuung e.V. Niedersachsen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Situation demenzkranker türkischer Migranten in Deutschland und untersucht die Herausforderungen, die ihnen im Kontext der Pflege und Beratung begegnen. Sie analysiert die spezifischen Barrieren, die diese Personengruppe im Zugang zu entsprechenden Angeboten und Leistungen erfahren, und stellt verschiedene kultursensible Beratungskonzepte vor.
- Die besonderen Bedürfnisse demenzkranker türkischer Migranten in Deutschland
- Kulturelle Unterschiede in Bezug auf Krankheitsverständnis und Pflegepraktiken
- Die Rolle der Familie und der Religion in der Betreuung Demenzkranker
- Barrieren im Zugang zu Pflege- und Beratungseinrichtungen
- Kultursensible Ansätze in der Pflege und Beratung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und beleuchtet die wachsende Bedeutung der Altersgruppe in Deutschland, insbesondere den Anstieg pflegebedürftiger Menschen und die Herausforderungen, die sich aus dem demografischen Wandel für das Gesundheitssystem ergeben.
Kapitel 2 befasst sich mit dem Beratungsbedarf und der Prävalenzrate von Demenz bei türkischen Migranten. Dabei werden verschiedene Faktoren beleuchtet, die den Bedarf an spezifischen Beratungsangeboten erhöhen, wie zum Beispiel die Sprache, die kulturelle Prägung und die sozialen Bedingungen.
Kapitel 3 analysiert die verschiedenen Barrieren, die türkische Migranten im Zugang zu Pflege und Beratung erfahren. Es werden Faktoren wie Familie, Religion, Scham, Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede in Bezug auf Krankheitsverständnis und Pflegepraktiken, Ängste, Informationsmangel, Zuständigkeiten und finanzielle Aspekte beleuchtet.
Kapitel 4 stellt verschiedene Modelprojekte vor, die sich mit der spezifischen Situation demenzkranker türkischer Migranten auseinandersetzen. Es werden die Konzepte und Zielsetzungen der einzelnen Projekte erläutert.
Schlüsselwörter
Demenz, türkische Migranten, Deutschland, Pflege, Beratung, kultursensibel, Barrieren, Modelprojekte, Prävalenzrate, Krankheitsverständnis, Familie, Religion, Kultur, Sprache, Kommunikation, Integration.
- Quote paper
- Klaus Schrage (Author), 2015, Die Situation demenzkranker türkischer Migranten in Deutschland. Darstellung und Analyse kultursensibler, pflegerischer Beratungskonzepte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/318591