In dieser Arbeit wird das Bild der semantisch-lexikalischen Störung erarbeitet. Die Darstellung beginnt mit der Definition des Begriffs, klärt auf über das Auftreten beziehungsweise. das in Erscheinung treten und schließt mit der Darstellung eines exemplarischen Verlauf vom Kleinkind- bis ins Grundschulalter ab.
Im Anschluss wird das Mentale Lexikon, dessen Aufbau und Funktionsweise sowie der Umfang in der deutschen Sprache dargestellt. Abgeschlossen wir die vorliegende Arbeit mit der überblicksartigen Vorstellung zweier Testverfahren und der diagnostischen Einordnung des Störungsbildes.
Inhalt
1 Einleitung
2 Semantisch-lexikalische Störungen
2.1 Definition
2.2 Symptomatik
2.3 Verlauf
3 Mentales Lexikon
3.1 Aufbau
3.2 Statistische Werte zum Wortschatz im Deutschen
4 Diagnostik
4.1 Auffälligkeiten
4.2 Diagnoseverfahren
4.3 Diagnostische Einordnung
Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Modell des Mentalen Lexikons nach Levelt (1989)
1 Einleitung
Die vorliegende Arbeit umfasst die wiedergegebenen Inhalte sowie Ergänzungen der Seminargestaltung vom 18.12.2015 in dem Bereich semantisch-lexikalische Störungen im Referat zum Thema: Strategietherapie lexikalischer Störungen: Wortschatzsammler und Wortschatzfinder.
Die Seminargestaltung erfolgte als Gruppenreferat und wurde in folgende Bereiche unterteilt:
- semantisch-lexikalische Störungen
- Wortschatzsammler
- Therapieformen
Diese Arbeit wird in drei Teilen abgehandelt, zunächst wird der Begriff semantisch-lexikalische Störung erläutert. Im Anschluss wird das in Erscheinung treten und darauf aufbauend der Verlauf dieser sprachlichen Störung erarbeitet. Der zweite Teil umfasst den Aufbau und die schematische Verortung des Störungsbildes sowie eine Darstellung statistischer Werte zum Umfang des Wortschatzes im Deutschen. Abgeschlossen wird diese Arbeit mit der Erarbeitung der Diagnostik, dazu werden charakteristische Auffälligkeiten sowie aktuelle Diagnoseverfahren überblicksartig dargestellt und die Einordnung in die aktuelle Internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme in der deutschen Modifikation vorgenommen.
2 Semantisch-lexikalische Störungen
Das folgende Kapitel umreißt die semantisch-lexikalischen Störungen, beginnend mit der Definition des Begriffs, über das Auftreten bzw. das in Erscheinung treten und schließt mit einem exemplarischen Verlauf, beginnend vom Kleinkind- bis ins Grundschulalter ab.
2.1 Definition
Die Feststellung von deutlich lückenhaftem, nicht vorhandenem oder nicht anwendbarem semantischem und/ oder lexikalischem Wissen wird als semantisch-lexikalische Störung bezeichnet. Die Beeinträchtigung dieses Wissens äußert sich in der Form, dass Wortbedeutungen nicht abgerufen bzw. nicht vorhanden oder Worte gänzlich unbekannt sind.1
Unter etymologischer Betrachtung wurde das Wort semantisch als Adjektiv im 20. Jahrhundert von dem Substantiv Semantik (für: die Lehre von den Wortbedeutungen) abgeleitet, welches sich aus dem griechischen s ê mantik ó s, welches - zu einem Zeichen gehörig - bedeutet, ab. In seiner ursprünglichen Form wurde, im 19. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert, der Begriff Semasiologie bzw. das Adjektiv semasiologisch verwendet, welches aus dem griechischen Wort s ê mas í a (für: das Bezeichnen bzw. Bezeichnung) entlehnt wurde.2
Das Wort lexikalisch (für: das Wörterbuch betreffend, zum Wörterbuch bzw. Wortschatz gehörig) findet als Adjektiv seit dem 18. Jahrhundert im deutschen Sprachraum Verwendung und wurde aus dem spätgriechischen lexik ó n bibl í on (für: Wörterbuch) entlehnt.3
2.2 Symptomatik
Semantisch-lexikalische Störungen können in allen Entwicklungsphasen, sowohl die Semantik, als auch den Bereich des mentalen Lexikons, betreffen.4 Dabei äußern sich die Beeinträchtigungen durch Sprachproduktionsstörungen, es gelingt dem Kind häufig oder anhaltend nicht eine sprachliche Form zu bilden, die der Äußerungsintention angemessen erscheint. So werden beispielsweise Absichten, Wünsche, Bitten und Äußerungen der Kinder, nicht in einem gefächert breiten umgangssprachlichen Spektrum verbalisiert, sondern auf einen „Allzweckwortschatz“ zurückgegriffen.5 Des Weiteren gelingt dem Kind die lexikalische Interpretation einer sprachlichen Äußerung nicht oder ist häufig eine immense Herausforderung.6
Semantisch-lexikalische Störungen treten bei Kindern mit Spezifischen Spracherwerbsstörungen (SSES) gehäuft auf. Dabei sind jedoch organische oder sonstige Primärstörungen, wie Sinnesbeeinträchtigungen, neurologische oder geistige Beeinträchtigungen nicht diagnostizierbar, welche den Spracherwerb sowie die Sprach(re)produktion in diesem Umfang erklärbar machen würden. Die semantisch-lexikalischen Störungen stellen jedoch kein spezifisches Symptom der SSES dar, allerdings weisen ca. 60% der Kinder mit einer spezifischen Spracherwerbsstörung ebenfalls eine semantisch- lexikalische Störung auf. Entsprechende Wechselwirkungen beider Störungsmuster lassen sich dadurch erklären, dass letztlich bereits durch Verzögerungen im Spracherwerb auch die Sprachproduktion in einem deutlich reduzierten Umfang stattfinden kann.7
Die Symptomatik semantisch-lexikalischer Störungen lässt sich in zwei Teilbereiche kategorisieren. Dabei werden Defizite einerseits durch Auffälligkeiten in der Sprachproduktion und deutlicher Defizitkompensation in Form der Verwendung von unspezifischen Universalworten oder Vermeidungsstrategien, im Sinne von nonverbaler Kommunikation, kenntlich. Andererseits durch qualitative und/ oder quantitative Defizite des mentalen Lexikons.8
2.3 Verlauf
Das Störungsbild der semantisch-lexikalischen Störungen tritt bereits im Kleinkindalter auf. So werden die ersten kommunikativ verwendeten Wörter mit einer Verzögerung von ca. 1 Jahr gegenüber dem regulären Spracherwerb genutzt.9
Bereits in einem Alter von 2 Jahren kann ein altersentsprechend-kritischer Wortschatz von 50 Worten nicht erreicht werden. Durch das zusätzlich eingeschränkte Sprachverständnis sowie fehlende Wortkombinationsfähigkeit entspricht der Entwicklungsstand einer „late-talker-Symptomatik.10
Im Vorschulalter können dann deutlich auffällige Einschränkungen im Verblexikon zu verzeichnen sein. Diese treten durch eine erheblich eingeschränkte Vielfalt im Bereich der Verben und deren Verwendung in Erscheinung. Durch die häufige Verwendung von „Allzweckverben“ wie: tun & machen, versuchen die betroffenen Kinder ihre Defizite zu kompensieren. Diese Entwicklung wird häufig durch das Auftreten von Wortfindungsstörungen begleitet, sodass bei vorhandenen lexikalischen Einträgen zeitliche Verzögerungen in der Benennleistung deutlich werden.11
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1 Mayer 2012. 57
2 Pfeifer 2004. 1278
3 Pfeifer 2004. 796
4 Oebels 2011. 16
5 Mayer 2012. 54
6 Mayer 2012. 57
7 ebd.
8 Mayer 2012. 57
9 ebd.
10 ebd.
11 ebd.
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