Warum erscheint uns ein rotes Zimmer wärmer als ein ebensolches mit einem hellblauen Anstrich? In dem roten Raum fühlen wir uns noch behaglich, während uns in dem hellblauen bereits fröstelt. Diese Empfindung teilen die meisten Menschen, auch wenn die Temperatur der beiden Räume in Wirklichkeit gleich ist.
Diesem Phänomen versucht diese Arbeit auf die Spur zu kommen. Zu Beginn werden dafür verschiedene Untersuchungen aus dem physikalischen und physiologischen Umfeld vorgestellt. Dazu werden sowohl spektralanalytische und Infrarotuntersuchungen durchgeführt, als auch ausführlich die Grundlagen und die Entwicklung des Sehens, bzw. der lichtabhängigen Reaktionen von der Fauna bis hin zum Menschen betrachtet. Der sich im Ergebnis herauskristallisierende Zweifel an bestehenden Lehrmeinungen wird im Folgenden evolutionär unterlegt und begründet. Um das Ergebnis weltweit belegen zu können, werden sehr ausführliche Vergleiche der Farbsymbolik exemplarisch gewählter Kulturkreise (Altägypten, Islam, China, Europa) durchgeführt. Unter Anderem wird dabei auch auf die verschiedenen Farbmaterialien und auf kunstgeschichtliche Zusammenhänge eingegangen. Darauf aufbauend werden wird die Lehrmeinungen berühmter Farbtheoretiker (Goethe, Kandinsky, Itten) dargestellt und verglichen. Die bestehenden Diskrepanzen in der Formulierung des Warm- Kalt- Kontrastes werden in zahlreichen psychologischen und statistischen Untersuchungen untersucht und führen im Effekt zu einer Neuformulierung des Warm- Kalt- Kontrastes. Unter Anderem ist ein großes Kapitel allein den Wirkungen und der Funktionsweise von Synästhetik gewidmet. Auch hier können neueste Untersuchungen aufgegriffen und durch eine Vielzahl statistischer Testreihen präzisiert werden. Das Gebiet, welches sich am deutlichsten auf solche Synästhesien und Farbassoziationen bezieht, ist das der Werbung, das entsprechend in einem Extrakapitel mit den entsprechenden statistischen Untersuchungen umfassend einbezogen wurde. Als Letztes sind in dieser Arbeit kunsttheoretische Interpretationen an ausgewählten Beispielen der modernen Kunst dargestellt. Dabei konzentriert sich die Kunstbetrachtung vor allem auf die Funktionsweise des Warm- Kalt- Kontrastes im Bild und eine mögliche Änderung der Bildaussage durch eine entsprechende Veränderung der einzelnen Farben des Warm- Kalt- Kontrastes. Abschließend kann daraus abgeleitet eine Aussage über die Wirkungsweise und den Einsatz des Warm- Kalt- Kontrastes in der Kunst getroffen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einführung
- Physikalische Betrachtung
- Grundlagen der Farbphysik
- Wärmestrahlung
- Physikalische Untersuchungen und Experimente
- Spektralanalyse
- Infrarotuntersuchung
- Zusammenfassung
- Physiologie
- Grundlagen der Physiologie
- Lichtrezeption in der Pflanzenwelt
- Aufbau und Funktion des tierischen Sehapparates
- Anpassung an die Umwelt
- Aufbau und Funktion des menschlichen Auges
- Farbraumexperimente
- Problemstellung
- Physikalische Ursachen beim Farbraumexperiment
- Empirische Untersuchung zum Farbraum
- Auswertung
- Rot
- Blau
- Bedeutung der Farbe in der menschlichen Evolution
- Zusammenfassung
- Grundlagen der Physiologie
- Kulturelle Entwicklung
- Europäischer Kulturkreis
- Die Farbe Rot- Farbstoffe
- Symbolische und traditionelle Wirkung des Archetyps Rot
- Die Farbe Blau- Farbstoffe
- Symbolische und traditionelle Wirkung des Archetyps Blau
- Chinesische Farblehre
- Farben im alten Ägypten
- Farben im islamischen Kulturkreis
- Zusammenfassung
- Europäischer Kulturkreis
- Psychologie
- Farbpsychologie
- Synästhetik
- Farbeinsatz in der Werbung
- Statistische Untersuchungen zur Werbung
- Zusammenfassung
- Farbtheoretische Aussagen zum Warm- Kalt- Kontrast
- Goethes Farblehre
- Goethes experimenteller Nachweis zur Farbtemperatur
- Kandinskys Farblehre
- Ittens Farblehre
- Vergleichende Untersuchungen zu den farbtheoretischen Aussagen zum Warm- Kalt- Kontrast
- Assoziationsmalerei
- Rangbestimmung von einzelnen Farbtönen hinsichtlich der Temperaturwirkung
- Rangbestimmung von Farbkombinationen
- Zusammenfassung
- Goethes Farblehre
- Farbe als bildnerisches Mittel
- Bildanalyse
- Auswertung
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Buch untersucht die Temperaturwirkung von Farben auf den Menschen und klärt die Ursachen des Warm-Kalt-Kontrastes. Es analysiert die physikalischen, physiologischen und psychologischen Aspekte der Farbwahrnehmung und deren Einfluss auf das Temperaturempfinden. Ziel ist die Identifizierung der Farben mit der stärksten Wärme- bzw. Kältewirkung.
- Physikalische Grundlagen der Farbwahrnehmung und Wärmestrahlung
- Physiologische Prozesse der Farbrezeption und deren Einfluss auf das Temperaturempfinden
- Kulturelle und historische Bedeutung von Farben und des Warm-Kalt-Kontrastes
- Psychologische Aspekte der Farbwirkung und deren Rolle in der Farbpsychologie und Werbung
- Farbtheoretische Ansätze zur Erklärung des Warm-Kalt-Kontrastes
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung: Die Einleitung führt in die Thematik der Temperaturwirkung von Farben ein und beschreibt das Phänomen, dass rote Räume wärmer empfunden werden als blaue, obwohl die tatsächliche Temperatur gleich ist. Sie begründet die Notwendigkeit, die Ursachen dieses Effekts zu untersuchen und die Bedeutung von Farben in unserer Gesellschaft zu beleuchten, insbesondere im Kontext der Entfremdung von natürlichen Empfindungen durch die zunehmende Komplexität der modernen Welt. Die Arbeit zielt darauf ab, die Polfarben des Warm-Kalt-Kontrastes zu bestimmen und die sinnbildliche Funktion dieses Kontrastes in der bildenden Kunst zu veranschaulichen.
Physikalische Betrachtung: Dieses Kapitel befasst sich mit den physikalischen Grundlagen der Farbphysik und der Wärmestrahlung. Es werden spektralanalytische und infrarottechnische Untersuchungen vorgestellt, die das Verständnis der physikalischen Eigenschaften von Farben im Hinblick auf ihre Temperaturwirkung vertiefen. Die Zusammenfassung dieses Kapitels fasst die Ergebnisse der physikalischen Analysen zusammen, die für das Verständnis der Farbwirkung relevant sind.
Physiologie: Dieses Kapitel befasst sich mit den physiologischen Grundlagen der Farbwahrnehmung, vom Aufbau des menschlichen Auges bis hin zur Lichtrezeption in der Pflanzenwelt. Die detaillierte Betrachtung der Farbrezeption und der Anpassung an die Umwelt legt die physiologischen Grundlagen für das Verständnis der subjektiven Farbwahrnehmung und deren mögliche Verbindung zum Temperaturempfinden. Der Abschnitt über Farbraumexperimente und deren Auswertung liefert empirische Daten zum subjektiven Farbempfinden. Die Bedeutung der Farbe in der menschlichen Evolution wird ebenfalls beleuchtet, um einen umfassenden Kontext zu schaffen.
Kulturelle Entwicklung: In diesem Kapitel wird der kulturelle und historische Kontext der Farbwirkung untersucht. Es werden verschiedene Kulturkreise wie der europäische, chinesische, ägyptische und islamische betrachtet, um die unterschiedlichen symbolischen Bedeutungen von Farben und deren Verwendung in der Kunst und im Alltag zu beleuchten. Der Vergleich verschiedener Kulturen verdeutlicht die kulturelle Bedingtheit der Farbsymbolik und zeigt, wie sich die Wahrnehmung und Bedeutung von Farben über die Zeit und in unterschiedlichen Gesellschaften verändert hat.
Psychologie: Das Kapitel widmet sich der Farbpsychologie, Synästhetik und dem Farbeinsatz in der Werbung. Es beleuchtet die psychologischen Mechanismen, die unsere Farbwahrnehmung und -interpretation beeinflussen, und analysiert statistische Untersuchungen zum Farbeinsatz in der Werbung. Die Zusammenhänge zwischen Farbe, Emotion und Kaufverhalten werden untersucht, um das Verständnis der psychologischen Komponente der Farbwirkung zu erweitern.
Farbtheoretische Aussagen zum Warm- Kalt- Kontrast: Dieses Kapitel analysiert die farbtheoretischen Ansätze von Goethe, Kandinsky und Itten zum Warm-Kalt-Kontrast. Es vergleicht diese Ansätze und untersucht deren Relevanz für das Verständnis der Temperaturwirkung von Farben. Die assoziative Malerei, die Rangbestimmung einzelner Farbtöne und Farbkombinationen werden in die Analyse einbezogen, um ein umfassendes Bild der unterschiedlichen Perspektiven auf den Warm-Kalt-Kontrast zu präsentieren.
Farbe als bildnerisches Mittel: Dieser Abschnitt analysiert die Verwendung des Warm-Kalt-Kontrastes in ausgewählten Kunstwerken verschiedener Künstler (Matisse, Munch, van Gogh, Beckmann, Picasso, Werefkin). Die Bildanalysen zeigen, wie der Kontrast eingesetzt wird, um Stimmung, Emotionen und Atmosphäre zu erzeugen. Die Auswertung der Bildanalysen verdeutlicht den künstlerischen Gebrauch des Warm-Kalt-Kontrastes und seine Bedeutung für die Gestaltung und Wirkung von Bildern.
Schlüsselwörter
Farbtemperatur, Warm-Kalt-Kontrast, Farbphysik, Physiologie der Farbwahrnehmung, Farbpsychologie, Kulturgeschichte der Farbe, Farbtheorie (Goethe, Kandinsky, Itten), Bildanalyse, Werbung, Synästhesie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Buch: Temperaturwirkung von Farben
Was ist der Gegenstand des Buches?
Das Buch untersucht die Wirkung von Farben auf das Temperaturempfinden des Menschen und die Ursachen des Warm-Kalt-Kontrastes. Es analysiert physikalische, physiologische, psychologische und kulturelle Aspekte der Farbwahrnehmung und deren Einfluss auf das Empfinden von Wärme und Kälte. Das Hauptziel ist die Identifizierung der Farben mit der stärksten Wärme- bzw. Kältewirkung.
Welche Themen werden im Buch behandelt?
Das Buch behandelt folgende Themenbereiche: Physikalische Grundlagen der Farbwahrnehmung und Wärmestrahlung, physiologische Prozesse der Farbrezeption und deren Einfluss auf das Temperaturempfinden, kulturelle und historische Bedeutung von Farben und des Warm-Kalt-Kontrastes, psychologische Aspekte der Farbwirkung und deren Rolle in der Farbpsychologie und Werbung sowie farbtheoretische Ansätze zur Erklärung des Warm-Kalt-Kontrastes. Zusätzlich werden Bildanalysen zur Verwendung des Warm-Kalt-Kontrastes in der Kunst präsentiert.
Welche Kapitel umfasst das Buch?
Das Buch ist in folgende Kapitel gegliedert: Vorwort, Einführung, Physikalische Betrachtung, Physiologie, Kulturelle Entwicklung, Psychologie, Farbtheoretische Aussagen zum Warm-Kalt-Kontrast und Farbe als bildnerisches Mittel. Jedes Kapitel beinhaltet eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse.
Welche physikalischen Aspekte werden behandelt?
Die physikalische Betrachtung umfasst Grundlagen der Farbphysik, Wärmestrahlung, Spektralanalyse und Infrarotuntersuchung. Es werden die physikalischen Eigenschaften von Farben im Hinblick auf ihre Temperaturwirkung untersucht.
Welche physiologischen Aspekte werden behandelt?
Der physiologische Teil behandelt die Grundlagen der Physiologie, Lichtrezeption in der Pflanzenwelt, den Aufbau und die Funktion des tierischen und menschlichen Sehapparates, Anpassung an die Umwelt und Farbraumexperimente. Die Bedeutung der Farbe in der menschlichen Evolution wird ebenfalls beleuchtet.
Welche kulturellen Aspekte werden behandelt?
Der kulturelle Aspekt untersucht die Bedeutung von Farben in verschiedenen Kulturkreisen (europäischer, chinesischer, ägyptischer und islamischer Kulturkreis), deren symbolische Bedeutung und Verwendung in Kunst und Alltag. Der Fokus liegt auf dem Vergleich verschiedener Kulturen und der kulturellen Bedingtheit der Farbsymbolik.
Welche psychologischen Aspekte werden behandelt?
Der psychologische Teil befasst sich mit Farbpsychologie, Synästhesie und dem Farbeinsatz in der Werbung. Statistische Untersuchungen zum Farbeinsatz in der Werbung werden analysiert, um den Zusammenhang zwischen Farbe, Emotion und Kaufverhalten zu untersuchen.
Welche farbtheoretischen Ansätze werden verglichen?
Das Buch vergleicht die farbtheoretischen Ansätze von Goethe, Kandinsky und Itten zum Warm-Kalt-Kontrast. Es analysiert deren Relevanz für das Verständnis der Temperaturwirkung von Farben und untersucht assoziative Malerei, sowie die Rangbestimmung einzelner Farbtöne und Farbkombinationen.
Wie wird Farbe als bildnerisches Mittel behandelt?
Der Abschnitt "Farbe als bildnerisches Mittel" analysiert die Verwendung des Warm-Kalt-Kontrastes in ausgewählten Kunstwerken. Bildanalysen zeigen, wie der Kontrast eingesetzt wird, um Stimmung, Emotionen und Atmosphäre zu erzeugen. Die Auswertung der Bildanalysen verdeutlicht den künstlerischen Gebrauch des Warm-Kalt-Kontrastes.
Welche Schlüsselwörter beschreiben das Buch?
Schlüsselwörter sind: Farbtemperatur, Warm-Kalt-Kontrast, Farbphysik, Physiologie der Farbwahrnehmung, Farbpsychologie, Kulturgeschichte der Farbe, Farbtheorie (Goethe, Kandinsky, Itten), Bildanalyse, Werbung, Synästhesie.
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- Monika Krüger, Dr. phil. (Author), 2003, Die Temperaturwirkung von Farben in der bildenden Kunst - Eine Suche nach den Ursprüngen und der Funktionsweise des Warm-Kalt-Kontrastes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31800