Durch den verheerenden Ersten Weltkrieg erfuhr Russland, das vertraglich Serbien gegen den
Aggressor Österreich-Ungarn zu unterstützen hatte, Not und Elend und immense Verluste an
Menschen. Alle wichtigen Ressourcen – Wirtschaft, Industrie, Militär – waren einem längeren
Krieg gegen Deutschland bzw. die Mittelmächte nicht gewachsen. Zar Nikola us II. hielt es
nicht anders als die restlichen europäischen Machthaber. Er verfolgte starr den Kriegskurs.
Eine kontinuierliche parlamentarische Exekutive gab es nicht; personalpolitische
Entscheidungen des Zaren, die mitunter auf den Einfluss des Hochstaplers Rasputin auf die
Zarenfamilie zurückzuführen sind, führten dazu:
„[…], dass Russland in den drei Jahren ab Juli1914 […] vier Ministerpräsidenten,
sechs Innen-, vier Landwirtschafts-, vier Kriegs- (!) und drei Außenminister hatte, die
obendrein alles andere als besonders befähigt waren.“1
Auch sich häufende militärische Niederlagen und bald praktisch nicht mehr vorhandene
Siegchancen überzeugten keineswegs das Zarenregime, die Lage zu überdenken. Nach der
russischen bürgerlichen Revolution im Februar 1917, der Abdankung des Zaren und der
sozialistischen Oktoberrevolution im gleichen Jahr schien der Frieden für Russland zum
Greifen nahe. Jedoch sollte der Friedensschluss nicht ganz so einfach vonstatten gehen wie
Jahre zuvor die Kriegserklärungen. Der Friedensvertrag von Brest-Litowsk, zwischen
Russland und den Mittelmächten Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien und der Türkei
am 3. März 1918 unterzeichnet, brachte aus russischer Sicht alles andere als den erhofften
„Frieden ohne Annexionen und Kontributionen“, der als eines der ersten Dekrete nach der
Oktoberrevolution von der neuen Regierung beschlossen und den Krieg führenden Mächten
angeboten wurde.2 Der Friedensschluss ging vielmehr als „Raubfrieden“ in die Geschichte
Russlands ein.
Diese Hausarbeit wird versuchen, die innenpolitischen Ereignisse des Revolutionsjahres
1917 und den Kriegsverlauf an der russischen Front im Ersten Weltkrieg in Zusammenhang
mit den Verhandlungen von Brest-Litowsk zu bringen. Mit welchen Voraussetzunge n ging
die Delegation um Trotzki in die Friedensverhandlungen? Weshalb stimmte Russland
letztendlich dem nachteiligen Abkommen zu? [...]
1 Torke, Hans-Joachim, Einführung in die Geschichte Russlands, München 1997, S. 187.
2 Pospelow, Peter N., und 8 andere Autoren, W. I. Lenin, Biographie, 5., durchgesehene Auflage, Berlin 1971, S.
504.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Ereignisse in Russland im Jahr 1917
- Die Februarrevolution
- Umsturzversuche von links und rechts: Juli-Putsch und Kornilow-Putsch
- Die Oktoberrevolution
- Der Kriegsverlauf an der russischen Front im Ersten Weltkrieg
- Russlands Kriegsausrichtung und der Einmarsch in Ostpreußen
- Die Verluste steigen – Die Kriegsjahre 1915 bis 1917
- Die Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk
- Die Ereignisse in Brest-Litowsk
- Die Ereignisse in Petrograd
- Die Bestimmungen des Friedensvertrages von Brest-Litowsk
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit beleuchtet den Friedensvertrag von Brest-Litowsk und seine Bedeutung für das zaristische Russland. Im Mittelpunkt steht die Analyse der innenpolitischen Ereignisse des Revolutionsjahres 1917 und des Kriegsverlaufs an der russischen Front, um die Vorbedingungen und die Auswirkungen der Verhandlungen von Brest-Litowsk zu verstehen.
- Die russische Revolution von 1917: Februarrevolution und Oktoberrevolution
- Der Verlauf des Ersten Weltkriegs an der russischen Front
- Die Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk
- Die Bedingungen des Friedensvertrages von Brest-Litowsk
- Die unmittelbaren Folgen des Friedensvertrages für Russland
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt den historischen Kontext des Ersten Weltkriegs und dessen Auswirkungen auf Russland dar. Sie führt die zentralen Fragen der Hausarbeit ein und gibt einen Überblick über die behandelten Themen. Die Ereignisse in Russland im Jahr 1917: Dieses Kapitel schildert die wichtigsten Ereignisse der russischen Revolution, beginnend mit der Februarrevolution, die zum Sturz des Zarenregimes führte, bis hin zur Oktoberrevolution, die die Macht an die Bolschewiki übertrug. Es werden die politischen Kräfte, die Ziele und die Auswirkungen dieser Revolutionen aufgezeigt. Der Kriegsverlauf an der russischen Front im Ersten Weltkrieg: Dieses Kapitel beleuchtet die militärische Situation Russlands an der Ostfront des Ersten Weltkriegs. Es werden die frühen Erfolge, die zunehmenden Verluste und die letztendliche Erschöpfung der russischen Armee beschrieben. Die Kapitel analysiert die Gründe für die militärische Schwäche Russlands und die Auswirkungen des Krieges auf die Gesellschaft. Die Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk: Dieses Kapitel widmet sich den Verhandlungen zwischen Russland und den Mittelmächten, die zum Friedensvertrag von Brest-Litowsk führten. Es analysiert die Positionen der beteiligten Parteien, die wichtigsten Verhandlungen und die Bedingungen des Friedensvertrages.
Schlüsselwörter
Der Friedensvertrag von Brest-Litowsk, Russische Revolution, Erster Weltkrieg, Bolschewiki, Trotzki, Lenin, Mittelmächte, Kriegsverlauf, Friedensverhandlungen, Annexionen, Kontributionen.
- Quote paper
- Erik Springstein (Author), 2004, Der Frieden von Brest-Litowsk, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31761