Die vorliegende Hausarbeit untersucht und vergleicht unterschiedliche Vermittlungsprinzipien in der Alphabetisierung. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf Erwachsene mit einer anderen Muttersprache als Deutsch gelegt.
Der Begriff "Analphabetismus" ist in unserer heutigen Gesellschaft negativ konnotiert und ist im weitesten Sinne nur in ihrer Definition des primären Analphabetismus bekannt. Dieser steht für Personen, die das Lesen und Schreiben in keinster Weise beherrschen.
Der weniger bekannte "funktionale Analphabetismus" bezeichnet dagegen die Personen, die gering ausgeprägte Schriftsprachkenntnisse besitzen, die allerdings nicht ausreichend sind, um allen Ansprüchen der Gesellschaft gerecht zu werden. Funktionale Analphabeten können einzelne Wörter lesen und schreiben, besitzen allerdings nicht die schriftsprachliche Kompetenz, um beispielsweise Formulare auszufüllen.
Zugewanderte Erwachsene, die in ihren Herkunftsländern ein anderes Schriftensystem als das lateinische gelernt haben oder noch gar nicht alphabetisiert worden sind, leben in einer Gesellschaft, in der die schriftsprachlichen Kenntnisse für ein selbstständiges und gleichberechtigtes Leben notwendig sind.
Die Voraussetzung für den Erhalt einer strukturellen Teilhabe in der Gesellschaft, ist das Erlernen der Sprache. Die Aneignung der (Schrift-)Sprache basiert nicht nur auf das eigenständige Lernen, sondern erfordert auch die zielgerichtete methodische Lenkung seitens der Lehrkraft. Die analytischen und die synthetischen Methoden stellen in der Alphabetisierung zwei Möglichkeiten dar, um den Lehrprozess zu gestalten und zu fördern. Im Folgenden werden die beiden Verfahren und ihre methodischen Varianten näher erläutert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Analytische Methoden
- 2.1 Die Ganzwort- bzw. Ganzsatzmethode
- 2.2 Das Alphabetisierungskonzept von Paulo Freire
- 2.3 Der Schrifterfahrungsansatz von Schulte Bunert
- 3. Synthetische Methoden
- 3.1 Buchstabiermethode
- 3.2 Lautiermethode
- 3.3 Anlautmethode
- 4. Neuere Ansätze
- 4.1 Analytisch-synthetische Verfahren
- 4.2 Der Spracherfahrungsansatz
- 5. Hospitationsergebnisse im Alpha-Kurs an der Volkshochschule Essen
- 6. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung untersucht Vermittlungsprinzipien in der Alphabetisierung von Erwachsenen mit anderer Muttersprache als Deutsch. Sie analysiert verschiedene methodische Ansätze und deren Anwendung in der Praxis.
- Analytische Methoden (Ganzwort-, Ganzsatzmethode, Freire, Schulte-Bunert)
- Synthetische Methoden (Buchstabier-, Lautier-, Anlautmethode)
- Neuere, analytisch-synthetische Verfahren und Spracherfahrungsansätze
- Hospitationsergebnisse aus einem Alphabetisierungskurs
- Kritische Auseinandersetzung mit den Vermittlungsprinzipien
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Alphabetisierung Erwachsener mit Migrationshintergrund ein und skizziert den Aufbau der Arbeit. Sie betont die Bedeutung des Schriftspracherwerbs für die gesellschaftliche Teilhabe und die Notwendigkeit zielgerichteter methodischer Anleitung durch Lehrkräfte. Der funktionale Analphabetismus wird im Gegensatz zum primären Analphabetismus definiert und die Notwendigkeit, auf die spezifischen Bedürfnisse dieser Zielgruppe einzugehen, wird hervorgehoben.
2. Analytische Methoden: Dieses Kapitel befasst sich mit analytischen Methoden, auch bekannt als ganzheitliche Methoden, die den Lese- und Schriftspracherwerb mit ganzen Einheiten (Wörter, Sätze, Texte) betonen. Es werden die drei Phasen des analytischen Verfahrens erläutert: naiv-ganzheitliches Lesen (ganzheitliches Erlernen von Wörtern ohne Fokus auf Buchstaben-Laut-Beziehungen), das Durchgliedern von Wörtern (Erfassen von Buchstaben und Lauten), und das selbstständige Lesen neuer Wörter. Die Bedeutung der Ganzheitspsychologie und der Ansatz "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile" werden als Grundlage der Methode hervorgehoben.
2.1 Die Ganzwort- bzw. Ganzsatzmethode: Dieser Abschnitt differenziert zwischen der Ganzwort- und der Ganzsatzmethode, die beide auf der ganzheitlichen Erfassung von Wörtern bzw. Sätzen basieren und sich primär in der Eingangsphase unterscheiden. Die Methoden betonen das sinnerfassende Lesen und die Bedeutung eines begrenzten, aber sorgfältig ausgewählten Wortschatzes mit markanten Wortbildern. Die häufige Wiederholung und die sinn- und klangerfüllte Darstellung der Schriftsprache sind zentrale Aspekte.
Schlüsselwörter
Alphabetisierung, Analytische Methoden, Synthetische Methoden, Ganzwortmethode, Ganzsatzmethode, Paulo Freire, Schulte-Bunert, Schriftspracherwerb, Funktionale Alphabetisierung, Deutsch als Zweitsprache, Erwachsene, Migration.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Vermittlungsprinzipien in der Alphabetisierung Erwachsener"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht verschiedene Vermittlungsprinzipien im Alphabetisierungsunterricht für Erwachsene mit Deutsch als Zweitsprache. Sie analysiert analytische und synthetische Methoden, neuere Ansätze und präsentiert Hospitationsergebnisse aus einem Alphabetisierungskurs. Der Fokus liegt auf der kritischen Auseinandersetzung mit den verschiedenen Methoden und ihrer praktischen Anwendung.
Welche Methoden der Alphabetisierung werden behandelt?
Die Arbeit behandelt sowohl analytische als auch synthetische Methoden. Zu den analytischen Methoden gehören die Ganzwort- und Ganzsatzmethode, der Ansatz von Paulo Freire und der von Schulte-Bunert. Synthetische Methoden umfassen die Buchstabier-, Lautier- und Anlautmethode. Zusätzlich werden neuere, analytisch-synthetische Verfahren und Spracherfahrungsansätze diskutiert.
Was sind analytische Methoden der Alphabetisierung?
Analytische Methoden, auch ganzheitliche Methoden genannt, konzentrieren sich auf das Erlernen von Wörtern oder Sätzen als ganze Einheiten, bevor die einzelnen Buchstaben und Laute im Detail betrachtet werden. Die Arbeit beschreibt drei Phasen: naiv-ganzheitliches Lesen, das Durchgliedern von Wörtern und das selbstständige Lesen neuer Wörter. Die Ganzwort- und Ganzsatzmethode fallen unter diese Kategorie.
Was sind synthetische Methoden der Alphabetisierung?
Synthetische Methoden konzentrieren sich auf die einzelnen Buchstaben und Laute, um daraus Wörter und Sätze zu bilden. Die Arbeit nennt die Buchstabier-, Lautier- und Anlautmethode als Beispiele für synthetische Ansätze.
Welche Rolle spielen Paulo Freire und Schulte-Bunert?
Die Arbeit bezieht sich auf die Alphabetisierungskonzepte von Paulo Freire und Schulte-Bunert, die im Kontext der analytischen Methoden behandelt werden und wichtige Beiträge zur didaktischen Gestaltung des Alphabetisierungsprozesses liefern.
Welche Ergebnisse liefert die Hospitation im Alpha-Kurs?
Die Arbeit beinhaltet einen Abschnitt mit den Hospitationsergebnissen aus einem Alphabetisierungskurs an der Volkshochschule Essen. Details zu den konkreten Beobachtungen und Schlussfolgerungen aus der Hospitation sind im Text der Arbeit zu finden.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, verschiedene methodische Ansätze in der Alphabetisierung Erwachsener mit Migrationshintergrund zu untersuchen und zu analysieren. Sie will ein besseres Verständnis für die verschiedenen Methoden und deren praktische Anwendung ermöglichen und eine kritische Auseinandersetzung mit den Vermittlungsprinzipien anregen.
Welche Schlüsselbegriffe sind wichtig für das Verständnis der Arbeit?
Schlüsselbegriffe sind: Alphabetisierung, Analytische Methoden, Synthetische Methoden, Ganzwortmethode, Ganzsatzmethode, Paulo Freire, Schulte-Bunert, Schriftspracherwerb, Funktionale Alphabetisierung, Deutsch als Zweitsprache, Erwachsene, Migration.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in Kapitel gegliedert, beginnend mit einer Einleitung, gefolgt von Kapiteln zu analytischen und synthetischen Methoden, neueren Ansätzen, den Hospitationsergebnissen und einem Schluss. Ein Inhaltsverzeichnis und Kapitelzusammenfassungen erleichtern die Orientierung.
- Quote paper
- Elias Bern (Author), 2011, Vermittlungsprinzipien in der Alphabetisierung. Analytische und synthetische Methoden im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/317556