Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 und der
Ernennung Adolf Hitlers zum neuen Reichskanzler, war den wenigsten Deutschen
bewusst, ob jüdischer oder nichtjüdischer Abstammung, welche Ausmaße der
Antisemitismus dieser Regierung annehmen würde. So kam es zunächst dazu, dass
von rund 500.000 deutschen Juden mindestens die Hälfte zwischen dem Frühjahr
1933 und dem Herbst 1941 (endgültiges Auswanderungsverbot) das Land - freiwillig
oder gezwungen - verließen.
„Der Antisemitismus wurde zur Konsolidierung der neu etablierten Herrschaft
benutzt und planmäßig angewendet zur moralischen Diskreditierung, sozialen
Diffamierung und rechtlichen Diskriminierung der jüdischen Minderheit in
Deutschland.“1 Bereits im ersten Jahr unter dem NS-Regime emigrierten 37.000
Deutsche aus Angst vor Repressalien und Verfolgung (siehe Tabelle im Anhang).2 94
% von ihnen waren Juden, die anderen 6 % waren EhepartnerInnen aus sogenannten
Mischehen, PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen, die der neuen
„Ideologie“ nicht entsprachen.3
Dabei gab es drei Möglichkeiten, das Land zu verlassen:
1. Auf legalem Weg – Damit verbunden waren allerdings unendliche
bürokratische Barrieren, die Umstände der Ausreise waren demütigend und
schikanös: Das Antichambrieren bei Konsulaten und Reedereien bezüglich
Ausreise, Transit-Visa und Einreisegenehmigung, das Anstehen für
polizeiliche und finanzamtliche Unbedenklichkeitsbescheide, wie auch die
zollamtliche Abfertigung des Eigentums. 4 Auswanderungswillige mussten 25
% ihres Gesamtvermögens als Reichsfluchtsteuer (seit 1931, von NS-Regime
übernommen und 1934 verschärft) an den Staat entrichten. [...]
1 BENZ, Wolfgang (Hg.), Das Exil der kleinen Leute. Alltagserfahrung deutscher Juden in der
Emigration, München: Beck 1991, S. 16.
2 Ebd., S. 37.
3 MÜHLEN, Patrik von zur, Fluchtziel Lateinamerika. Die deutsche Emigration 1933 –1945: politische
Aktivitäten und soziokulturelle Integration, Bonn: Neue Gesellschaft 1988, S. 11.
4 Vgl. BENZ, S. 10.
Inhaltsverzeichnis
- Jüdische Emigration aus Deutschland von 1933-45
- Ziele und Wege der EmigrantInnen
- Bedingungen und Vorraussetzungen jüdischer EmigrantInnen für die USA und Brasilien
- Funktionale und subjektive Akkulturation
- Zwischen Deutschland, Judentum und Amerika
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text beleuchtet die Emigration jüdischer Menschen aus Deutschland in die USA und nach Brasilien zwischen 1933 und 1945. Er untersucht die Gründe, die zum Exodus führten, die Herausforderungen, denen die Emigranten gegenüberstanden, sowie die Prozesse der Integration und Akkulturation in den neuen Heimatländern.
- Der Einfluss des Antisemitismus und der NS-Herrschaft auf die Emigration
- Die unterschiedlichen Ziele und Wege der Emigranten
- Die Schwierigkeiten der Einwanderung und Anpassung in den USA und Brasilien
- Die Bedeutung der kulturellen und gesellschaftlichen Integration für die jüdischen Emigranten
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel behandelt die Auswanderungswelle deutscher Juden nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Es beschreibt die Bedingungen, die zur Emigration führten, die unterschiedlichen Wege der Ausreise und die Politik des NS-Regimes gegenüber jüdischen Emigranten. Die zunehmende Repression und Diskriminierung von Juden, die mit dem „Gesetz über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit“ von 1933 und den „Nürnberger Gesetzen“ von 1935 einhergingen, führten zu einer weiteren Auswanderungswelle. Die „Reichspogromnacht“ im November 1938 markierte einen Wendepunkt, da sie die Unsicherheit und das Leid der jüdischen Bevölkerung noch verstärkte.
- Das zweite Kapitel fokussiert auf die Ziele und Wege der Emigranten. Es erläutert die Herausforderungen der Flucht und die unterschiedlichen Gründe, die die Menschen dazu bewegten, Deutschland zu verlassen. Einige suchten nach Sicherheit, andere nach wirtschaftlichen Perspektiven oder kultureller Freiheit. Die Kapitel beleuchtet auch die Schwierigkeiten, die mit der Auswanderung verbunden waren, wie z. B. bürokratische Hindernisse und finanzielle Belastungen.
- Im dritten Kapitel werden die Bedingungen und Vorraussetzungen für die Einwanderung in die USA und Brasilien betrachtet. Es wird diskutiert, wie die Emigranten sich an die neue Kultur und Gesellschaft anzupassen versuchten und welche Schwierigkeiten dabei auftraten. Der Text beleuchtet dabei auch die Bedeutung von kulturellen und gesellschaftlichen Integrationsprozessen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind: Jüdische Emigration, Antisemitismus, Nationalsozialismus, Auswanderung, Einwanderung, USA, Brasilien, Akkulturation, Integration, Flucht, Repression, Diskriminierung.
- Quote paper
- Maria Kufeld (Author), 2004, Jüdische Emigration aus Deutschland in die USA und nach Brasilien in den Jahren 1933-1945, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31713