Stets mit familienökonomischen Aspekten verbunden und durch traditionelle Praktiken gezeichnet, ist die chinesische Hochzeit seit dem Altertum wesentlich mehr als nur eine Entscheidung von zwei Menschen. Im Reich der Mitte spricht die Gesellschaft daher von der Verbindung zwischen zwei Familien, da sowohl gesellschaftliche als auch ökonomische Faktoren eine ausschlaggebende Rolle spielen, die die Entscheidung zu einem das Leben begleitenden Schritt beeinflusst. Durch Entwicklungen, die durch die Globalisierung und Verwestlichung ausgelöst oder begünstigt wurden, hat sich die Hochzeit im gegenwärtigen China von traditionellen Praktiken gelöst und orientiert sich stärker an westlichen Zeremonien. Doch wirtschaftliche Faktoren und gesellschaftliche Zwänge bestimmen weiterhin das Heiratsverhalten junger Chinesinnen und Chinesen. Der Vergleich zwischen der traditionellen Heirat Chinas zwischen 1850 und 1950 mit der gegenwärtigen Heirat wie auch die Betrachtung der gesellschaftlichen Bedingungen für eine Eheschließung und Partnerwahl sollen Gegenstand der vorliegenden Arbeit sein. Außerdem werden in dieser sozial historischen Studie die aus der wirtschaftlichen Entwicklung und den gesellschaftlichen Zwängen heraus entstehenden alternativen Formen der Heirat und gesellschaftliche Erscheinungen vorgestellt. Die übergeordnete Fragestellung der Arbeit lautet: „Wie unterscheiden sich die traditionelle und gegenwärtige Heirat in den Städten Chinas und welche alternative Formen haben sich entwickelt? Welche Bedingungen und Anforderungen stellt die chinesische Gesellschaft an die Partnerwahl und Ehe?“
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erläuterung und Differenzierung der Begriffe „Heirat“ und „Ehe“ sowie „Ritus“ und „Praxis“
- Die traditionelle Hochzeit Chinas
- Praktiken im China von 1850 bis 1950
- Die Zeremonie einer traditionellen Hochzeit und die Bedeutung ihrer Praktiken in der Region Peking
- Exkurs: Die Heirat durch Entführung
- Exkurs: Die Praxis der Klagelieder am Beispiel der Regionen Hunan, Nanhui, Hong Kong und Sai Kung
- Wandel der traditionellen Heirat und Ehe in den Städten Chinas infolge politischer Umbrüche ab 1949
- Heirat und Ehe in den Städten des modernen Chinas
- Wandel der Partnerwahl durch innerfamiliäre Machtverschiebung
- Von der patrilokalen und uxorilokalen Heirat zur familiären Neugründung an einem neuen Ort
- Die moderne Hochzeitzeremonie des gegenwärtigen Chinas
- Der Weg zur Hochzeit – Voraussetzungen und Bedingungen der städtischen Gesellschaft an das Brautpaar
- Stellenwerte traditioneller Praktiken auf modernen städtischen Hochzeitszeremonien und Anforderungen bei der Partnerwahl
- Betrachtung der Umfrageergebnisse
- Zusammenfassung der Umfrageergebnisse
- Alternative Erscheinungsbilder der modernen Hochzeit und Partnerwahl
- ,,Naked Marriage“
- ,,Flash Marriage“ und Matchmaking Events
- Die moderne Partnersuche im Internet – Online Dating in den Städten Chinas
- Gesellschaftliche Erscheinungsformen und Konflikte – ,,Leftover Women“ und Frauenmangel
- Das Phänomen der „,Leftover Women“
- Die Entstehung der Gruppe der „Leftover Women“
- Die Entwicklung vom „Iron Girl“ zum „Dritten Geschlecht“
- Der Konflikt zwischen „,Leftover“ und Tradition
- ,,Leftover Women“ in den Medien – Hetzkampagne des Staates?
- Bedrohung der sozialen Stabilität? durch das ungleiche Verhältnis zwischen den Geschlechtern - 23,5 Millionen Männer im Überschuss
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Entwicklung der Heirat und Ehe in den Städten Chinas, wobei der Fokus auf die Unterschiede zwischen traditioneller und gegenwärtiger Praxis gelegt wird. Sie untersucht die gesellschaftlichen Bedingungen und Anforderungen, die an die Partnerwahl und Ehe gestellt werden, sowie die Entstehung und Bedeutung alternativer Formen der Heirat.
- Die traditionelle Hochzeit Chinas im Zeitraum von 1850 bis 1950
- Der Wandel der Heirat und Ehe in den Städten Chinas infolge politischer Umbrüche ab 1949
- Die moderne Hochzeitzeremonie und die Einflussfaktoren der städtischen Gesellschaft
- Alternative Erscheinungsbilder der modernen Heirat und Partnerwahl
- Gesellschaftliche Erscheinungsformen und Konflikte im Zusammenhang mit der modernen Heirat
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Heirat und Ehe im städtischen China ein und stellt die übergeordnete Fragestellung der Arbeit vor. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Differenzierung der Begriffe „Heirat“ und „Ehe“ sowie „Ritus“ und „Praxis“. Das dritte Kapitel analysiert die traditionelle Hochzeit Chinas im Zeitraum von 1850 bis 1950, wobei die Zeremonie und die Bedeutung ihrer Praktiken in der Region Peking im Fokus stehen. Außerdem werden alternative Formen der Heirat, wie die Heirat durch Entführung und das Ritual der Klagelieder, beleuchtet. Das vierte Kapitel beleuchtet den Wandel der traditionellen Heirat und Ehe in den Städten Chinas infolge politischer Umbrüche ab 1949. Das fünfte Kapitel untersucht die Heirat im gegenwärtigen China, wobei die Veränderungen in der Partnerwahl, die Bedeutung der familiären Neugründung an einem neuen Ort und die Anforderungen der städtischen Gesellschaft an das Brautpaar im Vordergrund stehen. Das sechste Kapitel stellt alternative Erscheinungsbilder der modernen Hochzeit und Partnerwahl, wie „Naked Marriage“, „Flash Marriage“ und Online-Dating, vor. Das siebte Kapitel thematisiert gesellschaftliche Erscheinungsformen und Konflikte im Zusammenhang mit der modernen Heirat, insbesondere das Phänomen der „Leftover Women“ und den daraus resultierenden gesellschaftlichen Spannungen.
Schlüsselwörter
Heirat, Ehe, Tradition, Moderne, China, Städte, Partnerwahl, gesellschaftliche Bedingungen, alternative Formen, „Naked Marriage“, „Flash Marriage“, Online-Dating, „Leftover Women“, Frauenmangel.
- Quote paper
- Patrick Müsker (Author), 2014, Heirat und Ehe im städtischen China. Traditionen, gesellschaftlicher Normenwandel und gegenwärtige Alternativen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/316918