In allen Schulformen hierzulande lassen sich Schülerinnen und Schüler finden die Verhaltensprobleme und Verhaltensauffälligkeiten zeigen. „Die Not ist riesengroß“ titelte DIE ZEIT im Jahre 2010 (DIE ZEIT, 4.11.2010, Nr. 45) und berichtete von einer wachsenden Zahl schwieriger Kinder und Jugendlicher in Schulen, deren problematische Verhaltensweisen in Form von Hyperaktivität, Impulsivität, Aggression oder völligem Rückzug bei Lehrpersonen Hilflosigkeit und Überforderung auslösen.
Hilfsmaßnahmen wie verhaltenstherapeutisch orientierte Trainingsprogramme, Ordnungsmaßnahmen, oder auch die Verabreichung von Medikamenten vermitteln den Eindruck von Handlungskompetenz, verdeutlichen aber, dass im Bereich der Verhaltensprobleme eine Symptomorientierung vorherrscht, die versucht, die individuellen Ursachen der Verhaltensproblematik weitgehend außer Acht zu lassen (vgl. Ahrbeck, 2006, S. 19).
Auf der Suche nach Theorien und Modellen, welche jenseits der bewusst zugänglichen Ebene ansetzen und damit eventuell andere Wege im Umgang mit Verhaltensproblemen aufzeigen, findet sich die Psychoanalyse.
Die Psychoanalyse beschreibt detailliert früheste psychische Prozesse und geht davon aus, dass diese eine große Rolle im Zusammenhang mit der weiteren Entwicklung spielen. Mit dieser Annahme steht sie nicht alleine da. Ergebnisse aus der empirischen Säuglings- und Kleinkindforschungen, sowie der Sozialisationsforschung zeigen die Bedeutung der frühen Lebenserfahrungen mitsamt ihren Folgen für das weitere Leben auf (vgl. Ahrbeck, 2006,S. 20).
Ich gehe deshalb in meiner Examensarbeit der Frage nach, ob die Ansätze der psychoanalytischen Pädagogik, welche versucht die Theorien und Konzepte der Psychoanalyse für den pädagogischen Bereich fruchtbar zu machen, als Erklärungs- und Interventionsansatz bei Verhaltensproblemen in der Regelschule herangezogen werden kann.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Problemstellung
- Aufbau der Arbeit
- Begründung der Begriffswahl „Verhaltensprobleme“
- Psychoanalytische Pädagogik: Versuch einer Definition
- Psychoanalytische Grundlagen
- Anfänge der Psychoanalyse
- Therapie und Theorie menschlicher Entwicklung
- Psychoanalyse als Therapie
- Psychoanalyse als Theorie menschlicher Entwicklung
- Die Triebtheorie
- Der psychische Apparat: Strukturmodell der Psyche
- Die psychosexuelle Entwicklung des Menschen
- Zusammenfassung und Kritik der klassischen Psychoanalyse
- Geschichte und Entwicklung der Psychoanalytischen Pädagogik
- Pioniere psychoanalytischer Pädagogik
- AUGUST AICHHORN
- FRITZ REDL
- SIGFRIED BERNFELD
- ANNA FREUD
- Resümee zur Anfangsphase Psychoanalytischer Pädagogik
- Die Weiterentwicklungen der Psychoanalyse
- Ich Psychologie
- Selbstpsychologie
- Objektbeziehungstheorien
- Projektive Identifizierung
- Containing
- Der Beitrag Winnicotts
- Lorenzers Beitrag zur psychoanalytischen Pädagogik
- Zusammenfassung
- Psychoanalytische Pädagogik und Schule
- Bereiche der psychoanalytischen Pädagogik der Schule
- Das Schulproblem als Symptom
- Die Schule als Institution
- Die Schüler-Lehrer-Beziehung
- Das Verhältnis von Theorie und Praxis
- Die psychoanalytisch-pädagogische Haltung
- Die psychoanalytisch-pädagogische Haltung: Bedingungen
- Die Abstinenzregel im schulischen Kontext
- Die Lehrperson im Zentrum
- Zusammenfassung
- Veränderungsanfordernisse an die Schule
- Ort der psychoanalytischen Pädagogik im schulischen Kontext
- Zentrale Merkmale der Balintgruppenarbeit als Grundlage
- Psychoanalytisch orientierte Supervision im schulischen Bereich
- Aufgaben und Phasen psychoanalytisch-orientierter Supervision
- Kasuistisches Beispiel
- Zusammenfassung
- Psychoanalytische Pädagogik in Aus- und Weiterbildung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Arbeit untersucht die Eignung der psychoanalytischen Pädagogik als Erklärungs- und Interventionsansatz für Verhaltensprobleme in der Regelschule. Sie will aufzeigen, ob und inwiefern psychoanalytische Konzepte und Theorien zur Analyse und Intervention in schulischen Situationen hilfreich sind.
- Psychoanalytische Grundlagen der Entwicklung und des Verhaltens
- Die historische Entwicklung der psychoanalytischen Pädagogik
- Die Bedeutung der Objektbeziehungstheorien für das Verständnis von Verhaltensproblemen
- Die Anwendung psychoanalytischer Konzepte in der Schule
- Psychoanalytisch orientierte Supervision und ihre Rolle im schulischen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung stellt die Problemstellung dar: das Vorkommen von Verhaltensproblemen in Schulen und die Suche nach geeigneten Erklärungs- und Interventionsansätzen. Das zweite Kapitel beleuchtet den Begriff der „Verhaltensprobleme“ im Kontext der Arbeit. Im dritten Kapitel werden die psychoanalytischen Grundlagen, beginnend mit den Anfängen der Psychoanalyse und ihrer Entwicklung, erläutert. Kapitel 4 gibt einen Überblick über die Geschichte und Entwicklung der psychoanalytischen Pädagogik, indem es die wichtigsten Pioniere und ihre Beiträge vorstellt. Kapitel 5 befasst sich mit den Weiterentwicklungen der klassischen Psychoanalyse, insbesondere mit der Objektbeziehungstheorie und deren Bedeutung für das Verständnis von Verhaltensproblemen.
Schlüsselwörter (Keywords)
Psychoanalytische Pädagogik, Verhaltensprobleme, Schule, Objektbeziehungstheorie, Supervision, Intervention, Erklärungsansatz, Entwicklung, Triebtheorie, psychischer Apparat, menschliche Entwicklung, frühe Lebenserfahrungen.
- Quote paper
- Debora Agster (Author), 2014, Psychoanalytische Pädagogik als Erklärungs- und Interventionsansatz bei Verhaltensproblemen in der Schule, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/315708