Diese Arbeit zeigt, dass der Schlachthof vielfach als Schauplatz in der Literatur auftaucht, insbesondere als allegorische Versinnbildlichung einer Kritik an den sozialen und politischen Verhältnissen. Das Paradebeispiel hierfür ist "Der Dschungel" (1906) von Upton Sinclair. Der Roman erzählt den Leidensweg von Jurgis Rudkus und seiner Familie, mit der er als litauischer Einwanderer und Arbeitssuchender in den berühmten Union Stockyards von Chicago landet. Sinclair schildert die katastrophalen Zustände unter denen die Menschen in den Yards hausen, im Akkord das Vieh abstechen und es auf den hochmodernen disassembly lines zerlegen müssen. "Der Dschungel" gibt Einblicke in die Arbeitsweise der damaligen Schlachthöfe und die Grausamkeit ihrer monopolistischen, rein gewinnorientierten Verwertungslogik. Tausende Tiere werden dort stündlich geschlachtet, Krankheit und giftige Stoffe liegen in der Luft und die absolute Armut und Abhängigkeit der Arbeiter ist für uns heute kaum vorstellbar – der Schlachthof als Symbol unserer Zeit.
Neben "Der Dschungel" gibt es noch weitere Texte, welche im Schlachthof spielen oder Episoden im Schlachthof erzählen. Die in literaturwissenschaftlicher Hinsicht besonders spannenden Werke – insbesondere der außergewöhnliche Roman "Blösch" (1983) von Beat Sterchi – sollen in dieser Arbeit untersucht werden, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede vergleichend herauszuarbeiten. Was dabei entsteht ist eine Art ‚Kanon der Schlachthofliteratur‘.
Der zweite Spannungspol dieser Arbeit, der das Thema punktuell spezifiziert, ist das Tier im Schlachthof. Dabei soll auf die Art der Darstellung, die Rolle und die ethische Position der Tiere innerhalb dieser ‚Schlachthofliteratur‘ eingegangen werden. Was erzählen die Autoren über das Dasein der Tiere an diesem Ort, den wir niemals betreten werden, und der ihr Schicksal besiegelt – der ihr Schicksal ist?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Thematische Eingrenzung
- Zentrale Fragen und Thesen
- Vorgehensweise
- Vorgeschichte: Zum Motiv des Schlachtens
- Fleisch und Moral
- Mitleid und Ekel
- Fazit Was ist der Mensch, wie soll er sein?
- Schauplatz Schlachthof
- Raumtheoretische Vorbemerkungen
- Themenkomplexe und erzählte Welt
- Alltag I: Gefahr für Leib und Leben
- Alltag II: Männer, Männlichkeit, Stolz.
- Alltag III: Frauen, Weiblichkeit, Sexismus
- Alltag IV: ‚Fremdarbeiter‘ und Fremdenfeindlichkeit
- Konsequenz I: Entmenschlichung und Hoffnungslosigkeit
- Konsequenz II: Widerstand und Hoffnung
- System und Systemkritik
- Zur Sinnbildlichkeit des Schlachthofs
- Zusammenfassung.
- Tier und Tierethik im Schlachthof.
- Grundlagen der Tierethik
- Rolle und Darstellung der Tiere
- Der Schlachthof als Resonanzraum tierethischer Reflexionen
- Zusammenfassung.
- Schlussbemerkung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit dem Schlachthof als literarischem Schauplatz und Resonanzraum tierethischer Reflexionen. Sie untersucht, wie die Darstellung des Schlachthofs in der Literatur zur Auseinandersetzung mit Fragen der Mensch-Tier-Beziehung, der Moral, der Gewalt und der gesellschaftlichen Strukturen beiträgt.
- Das Motiv des Schlachtens in der Literatur
- Der Schlachthof als Raum der Gewalt und Entmenschlichung
- Die Rolle der Tiere in der Literatur und die tierethische Reflexion
- Die gesellschaftlichen und kulturellen Implikationen des Schlachthofs
- Die literarische Darstellung von Widerstand und Hoffnung im Kontext des Schlachthofs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und grenzt den Themenbereich ein. Sie formuliert zentrale Fragen und Thesen sowie die Vorgehensweise der Arbeit. Das zweite Kapitel beleuchtet die Vorgeschichte des Motivs des Schlachtens in der Literatur, indem es die Themen Fleisch und Moral, Mitleid und Ekel sowie die Frage nach der menschlichen Existenz und Moralität untersucht. Das dritte Kapitel widmet sich dem Schlachthof als literarischem Schauplatz. Es analysiert die Raumtheorie, die Themenkomplexe und die erzählte Welt des Schlachthofs, wobei es die verschiedenen Aspekte des Alltags im Schlachthof, die Folgen der Gewalt und die Systemkritik beleuchtet. Das vierte Kapitel befasst sich mit der Rolle des Tiers und der Tierethik im Schlachthof. Es untersucht die Grundlagen der Tierethik, die Darstellung der Tiere in der Literatur und den Schlachthof als Resonanzraum tierethischer Reflexionen.
Schlüsselwörter
Schlachthof, Literatur, Tierethik, Mensch-Tier-Beziehung, Gewalt, Entmenschlichung, Moral, Gesellschaft, Kultur, Widerstand, Hoffnung, Systemkritik, Raumtheorie, Erzähltheorie, Fleisch, Mitleid, Ekel.
- Arbeit zitieren
- Alexander Bauerkämper (Autor:in), 2015, Das große Schlachten. Der Schlachthof als literarischer Schauplatz und Resonanzraum tierethischer Reflexionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/315166
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