Kein anderes Medium erlaubt eine komplexere Darstellung der Frau als der Film. In ihm fließen Bild und Ton durch Bewegung zusammen. Gleichzeitig bedient er sich verschiedenster Inszenierungsmöglichkeiten: Die Position der Kamera schafft Perspektiven, Licht und Musik schaffen Stimmung, Kostüme und Make-up eine Identität. Die dadurch konstruierte Weiblichkeit ist ein soziales Konstrukt (Gender), welches viele verschiedene Formen annehmen kann. Allen Erscheinungsformen gemein ist ihr Resultat: ein Stereotyp, Rollenbild oder ganz einfach ein Klischee, durch das sich das Verhältnis zwischen Mann und Frau definiert. Mit denen konfrontiert der Film als Unterhaltungsmedium seine Rezipienten täglich und trägt dabei bewusst und unbewusst zur Verinnerlichung und Verfestigung von Frauenbildern bei, die in der Öffentlichkeit unser Denken und somit auch unser Verhalten beeinflussen.
Wir sind, was wir sehen und wir sehen, was wir sehen wollen. So wird auch der Film zum Spiegel der Gesellschaft für die er gemacht wird. Auf eine äußerst ungewöhnliche Weise widmet sich Ende der 70er Jahre auch die amerikanische Fotografin Cindy Sherman der Thematik der Darstellung der Frau im Film in ihrer Arbeit der Untitled Film Stills. Aufgewachsen in einer Zeit, in der das Fernsehen die Welt des Films in alle Haushalte bringt, unterliegt auch sie der Einflussaufnahme der aufkommenden Massenmedien und setzt sich bewusst damit auseinander, indem sie sich in fiktiven Filmszenen selbst in unterschiedlichen Frauenrollen aus den Filmen der 50er und 60er Jahren inszeniert. Inwieweit ihr Umgang mit weiblichen Stereotypen ungewöhnlich ist, soll innerhalb dieser Arbeit untersucht werden. Ziel dieser Arbeit wird es sein, die „Untitled Film Stills“ als Reaktion auf das filmisch dargestellte Frauenbild der 50er und 60er zu verstehen.
Aufgrund der engen Verknüpfung von Medien und Kultur soll neben der Untersuchung der filmisch dargestellten Rollenbilder, auch der gesellschaftliche Kontext betrachten werden in dem sie entstanden sind. Daraus ergibt sich die Unterteilung meiner Arbeit in zwei inhaltliche Schwerpunkte: Die Künstlerin Cindy Sherman und der Rolle der Frau im Film der 50er und 60er Jahre.
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung
- 1. Einführung
- 2. Cindy Sherman - Frau, Fotografin und Postmodernistin
- 2.1. Das Studium in Buffalo
- 2.2. Vom Entdecken der Fotografie
- 2.2.1. Shermans Head Shots
- 2.2.2. Die Authentizitätsproblematik
- 2.3. Die Anfänge in New York
- 3. Kunstwelt und künstliche Welten - Die Postmoderne
- 3.1. Die Ordnung der Simulakra nach Jean Baudrillard
- 3.2. Die Krise der Repräsentation
- 4. Das Format des Film Stills
- 5. Die Film Stills #1 - #6
- 5.1. Film Still #1
- 5.2. Film Still #2
- 5.3. Film Still #3
- 5.4. Film Still #4
- 5.5. Film Still #5
- 5.6. Film Still #6
- 5.7. Die Merkmale der Untitled Film Stills nach den Bildanalysen der Film Stills #1-#6
- 6. Der männliche Blick und die feministische Filmtheorie über die Frauenrolle im amerikanischen Hollywoodfilm
- 6.1. Film Still #11
- 6.1.1. Die versteckte zweite Rolle
- 6.1.2. Der versteckte Geschlechterkonflikt
- 6.2. Film Still #34
- 6.3. Der Film Noir und die Rolle der Femme Fatale
- 6.4. Der Vergleich von Film Still #34 und #11: verbitterte Hausfrau vs. Femme Fatale
- 7. Das Europäische Kino
- 7.1. Der italienische Neorealismus
- 7.2. L'Aventura und das Film Still #56
- 7.2.1. L'Aventura oder Die mit der Liebe spielen
- 7.2.2. Das Standfoto aus Antonionis L'Aventura
- 7.2.3. Das Film Still #56
- 7.3. L'Éclisse und das Film Still #16
- 7.3.1. L'Éclisse (Liebe 1962)
- 7.3.2. Das Standfoto aus Michelangelo Antonionis L'Éclisse
- 7.3.3. Film Still #16
- 7.4. Antonioni und Sherman im Vergleich
- 8. Alfred Hitchcock - Bindeglied zwischen europäischer und amerikanischer Filmkunst
- 8.1. Die filmische Entwicklung
- 8.2. Bei Anruf Mord - Die Figur Margot und das Film Still #5
- 8.3. Das Fenster zum Hof - Die Figur Lisa Fremont und das Film Still #54
- 8.4. Marnie und das Film Still #48
- 9. Das Serielle - Die City Girl-Sequenz
- 9.1. Film Still #21
- 9.2. Film Still #23
- 9.3. Film Still #22
- 10. Die Untitled Film Stills - Die Rolle(n) eines Lebens
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Cindy Shermans Untitled Film Stills als Reaktion auf die Darstellung der Frau im Film der 50er und 60er Jahre. Die Zielsetzung ist ein Verständnis der Fotografien im Kontext der damaligen Frauenbilder und des gesellschaftlichen Umfelds. Die Arbeit verbindet kunstwissenschaftliche und filmwissenschaftliche Ansätze.
- Darstellung der Frau im Film der 50er und 60er Jahre
- Cindy Shermans künstlerischer Ansatz und ihre Biografie
- Die Postmoderne und ihre Auswirkungen auf die Kunst
- Analyse der Untitled Film Stills im Hinblick auf Geschlechterrollen
- Vergleich verschiedener Filmgenres und -stile
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Die Einleitung beleuchtet die komplexe Darstellung der Frau im Film und die Konstruktion von Weiblichkeit als soziales Konstrukt (Gender). Sie führt in die Thematik der Gender Studies ein und hebt die Bedeutung der Medien bei der Verfestigung von Frauenbildern hervor. Die Arbeit fokussiert auf Cindy Shermans Untitled Film Stills als Reaktion auf diese filmischen Frauenbilder und kündigt die zwei Schwerpunkte der Arbeit an: Cindy Sherman und die Rolle der Frau im Film der 50er und 60er Jahre.
2. Cindy Sherman - Frau, Fotografin und Postmodernistin: Dieses Kapitel bietet eine biografische Annäherung an Cindy Sherman, beleuchtet ihr Studium, ihren künstlerischen Werdegang und den Beginn ihrer Karriere mit den "Head Shots". Es thematisiert die Authentizitätsproblematik in ihrer Arbeit und ihren Bezug zur Postmoderne. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der Künstlerin und ihren frühen Arbeiten, die den Grundstein für die Untitled Film Stills legten.
3. Kunstwelt und künstliche Welten - Die Postmoderne: Dieses Kapitel untersucht die Postmoderne als theoretischen Hintergrund für Shermans Werk. Es beleuchtet Jean Baudrillards Theorie der Simulakra und die Krise der Repräsentation, die zentrale Aspekte für das Verständnis von Shermans Arbeit darstellen. Der Bezug der Postmodernen Theorie zur Arbeit Shermans wird hier ausführlich dargestellt und analysiert.
4. Das Format des Film Stills: Das Kapitel analysiert das spezifische Format des Film Stills als Ausgangsbasis für Shermans Arbeit. Es untersucht die Eigenschaften und die Bedeutung des Film Stills als Medium und als Ausgangspunkt für die künstlerische Auseinandersetzung Shermans mit dem filmischen Frauenbild.
5. Die Film Stills #1 - #6: Hier werden die ersten sechs Untitled Film Stills im Detail analysiert. Die Zusammenfassung synthetisiert die einzelnen Bildanalysen zu einem kohärenten Überblick über die in diesen Bildern dargestellten Frauenrollen und ihre Bedeutung im Kontext des Gesamtwerks.
6. Der männliche Blick und die feministische Filmtheorie über die Frauenrolle im amerikanischen Hollywoodfilm: Dieses Kapitel analysiert ausgewählte Film Stills (#11 und #34) im Kontext der feministischen Filmtheorie und des "männlichen Blicks". Es beleuchtet die Rolle der Frau im Hollywoodkino und vergleicht verschiedene Frauenfiguren, wie die "verbitterte Hausfrau" und die "Femme Fatale". Die Kapitel synthetisiert die Diskussion über den männlichen Blick und die verschiedenen Frauenrollen, die in den analysierten Film Stills repräsentiert werden.
7. Das Europäische Kino: Der siebte Teil widmet sich dem Einfluss des europäischen Kinos, insbesondere des italienischen Neorealismus und der Werke von Michelangelo Antonioni (L'Aventura, L'Éclisse), auf Shermans Arbeit. Die Analyse vergleicht ausgewählte Standfotos aus Antonionis Filmen mit entsprechenden Untitled Film Stills von Sherman, um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzuzeigen und den europäischen Einfluss auf Shermans Stil und Themen hervorzuheben.
8. Alfred Hitchcock - Bindeglied zwischen europäischer und amerikanischer Filmkunst: Dieses Kapitel untersucht Hitchcocks Einfluss auf Shermans Arbeit und betrachtet die Parallelen zwischen seinen Filmen und ihren Fotografien, indem es bestimmte Figuren aus seinen Filmen ("Bei Anruf Mord", "Das Fenster zum Hof", "Marnie") und ihre visuelle Umsetzung in den Untitled Film Stills vergleicht. Es unterstreicht Hitchcock's Rolle als Bindeglied zwischen europäischer und amerikanischer Filmkunst und seinen Einfluss auf Shermans Stil und Thematik.
9. Das Serielle - Die City Girl-Sequenz: Dieses Kapitel analysiert eine Serie von Film Stills ("City Girl"), die einen wiederkehrenden Charakter zeigt und somit die seriale Natur von Shermans Werk betont. Die Zusammenfassung integriert die Analyse der einzelnen Bilder innerhalb dieser Sequenz, um ein Gesamtbild ihrer erzählerischen Struktur und ihrer Bedeutung im Kontext des gesamten Werks zu vermitteln.
Schlüsselwörter
Cindy Sherman, Untitled Film Stills, Frauenrolle, Film der 50er und 60er Jahre, Hollywood, europäisches Kino, Feministische Filmtheorie, Postmoderne, Jean Baudrillard, Simulakra, Repräsentation, Geschlechterrollen, Alfred Hitchcock, Bildanalyse, Medien, Kultur.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Untitled Film Stills von Cindy Sherman
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Cindy Shermans "Untitled Film Stills" und untersucht deren Bezug zur Darstellung von Frauen im Film der 1950er und 1960er Jahre. Sie verbindet kunstwissenschaftliche und filmwissenschaftliche Ansätze, um ein Verständnis der Fotografien im Kontext der damaligen Frauenbilder und des gesellschaftlichen Umfelds zu ermöglichen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: die Darstellung der Frau im Film der 50er und 60er Jahre, Cindy Shermans künstlerischen Ansatz und Biografie, die Postmoderne und ihre Auswirkungen auf die Kunst, die Analyse der Untitled Film Stills im Hinblick auf Geschlechterrollen und der Vergleich verschiedener Filmgenres und -stile. Der Einfluss von Regisseuren wie Alfred Hitchcock und Michelangelo Antonioni wird ebenfalls untersucht.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit umfasst zehn Kapitel: Kapitel 1 bietet eine Einführung in die Thematik. Kapitel 2 beleuchtet Cindy Shermans Biografie und künstlerischen Werdegang. Kapitel 3 behandelt die Postmoderne als theoretischen Hintergrund. Kapitel 4 analysiert das Format des Film Stills. Kapitel 5 analysiert die Film Stills #1-#6 im Detail. Kapitel 6 untersucht den "männlichen Blick" und feministische Filmtheorie. Kapitel 7 behandelt das europäische Kino (Neorealismus und Antonioni). Kapitel 8 untersucht Alfred Hitchcocks Einfluss. Kapitel 9 analysiert die "City Girl"-Sequenz. Kapitel 10 bietet abschließende Gedanken zu den "Untitled Film Stills".
Welche konkreten Filme und Film Stills werden analysiert?
Die Arbeit analysiert ausgewählte Untitled Film Stills von Cindy Sherman, insbesondere die Film Stills #1-#6, #11, #34, #56 und #16. Zusätzlich werden Standfotos aus Antonionis "L'Aventura" und "L'Éclisse" sowie Film Stills in Bezug zu Filmen von Alfred Hitchcock ("Bei Anruf Mord", "Das Fenster zum Hof", "Marnie") untersucht.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit verwendet sowohl kunstwissenschaftliche als auch filmwissenschaftliche Ansätze. Im Speziellen wird die Postmoderne, insbesondere Jean Baudrillards Theorie der Simulakra und die Krise der Repräsentation, herangezogen. Ferner werden feministische Filmtheorien und die Perspektive des "männlichen Blicks" einbezogen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Cindy Sherman, Untitled Film Stills, Frauenrolle, Film der 50er und 60er Jahre, Hollywood, europäisches Kino, Feministische Filmtheorie, Postmoderne, Jean Baudrillard, Simulakra, Repräsentation, Geschlechterrollen, Alfred Hitchcock, Bildanalyse, Medien, Kultur.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an Leser, die sich für die Kunst von Cindy Sherman, die Filmgeschichte, feministische Filmtheorie und die Postmoderne interessieren. Sie ist besonders relevant für Studierende der Kunstgeschichte, Filmwissenschaft und Gender Studies.
Wo finde ich die detaillierten Bildanalysen?
Die detaillierten Bildanalysen der einzelnen Film Stills sind im Haupttext der Arbeit enthalten, der hier nur in Form einer Zusammenfassung dargestellt wird. Die Zusammenfassung synthetisiert die einzelnen Bildanalysen zu einem kohärenten Überblick.
Wie wird der Zusammenhang zwischen Cindy Shermans Werk und dem europäischen Kino hergestellt?
Der Zusammenhang wird durch den Vergleich von Shermans "Untitled Film Stills" mit Standfotos aus Filmen des italienischen Neorealismus und von Michelangelo Antonioni (z.B. "L'Aventura", "L'Éclisse") hergestellt. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Stil und Thematik aufgezeigt.
Welchen Einfluss hat Alfred Hitchcock auf Cindy Shermans Arbeit?
Der Einfluss wird durch den Vergleich von Figuren und visuellen Elementen in Hitchcocks Filmen ("Bei Anruf Mord", "Das Fenster zum Hof", "Marnie") mit den entsprechenden "Untitled Film Stills" hergestellt. Hitchcock wird als Bindeglied zwischen europäischer und amerikanischer Filmkunst gesehen, das Shermans Stil und Thematik beeinflusst hat.
- Quote paper
- Elisabeth Keitel (Author), 2013, Cindy Shermans "Untitled Film Stills" als Reaktion auf die Rolle der Frau im Film der 50er und 60er Jahre, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/314888