In diesem Beitrag suche ich nicht die Konfrontation mit den Anhängern der Reinkarnationslehre, noch weniger geht es mir um dogmatische Rechthaberei oder eine herablassende Ablehnung des Glaubensgutes zweier Weltreligionen (nämlich des Hinduismus und des Buddhismus). Die katholische Theologie der Gegenwart bemüht sich aufrichtig um einen respektvollen und friedfertigen Dialog mit den verschiedenen Religionen, wie besonders der erst kürzlich heiliggesprochene Papst Johannes Paul II wiederholt durch sein positives Beispiel gezeigt hat, um so ein friedvolles, von Toleranz und gegenseitigem Verständnis geprägtes Zusammenleben der Menschen in aller Welt, aber auch und gerade in unserer multikulturellen und –religiösen Gesellschaft zu ermöglichen.
Wo immer die Dogmatik zum Gegenstand des Streites unter Menschen gemacht wurde, kam es am Ende zu Gewalt und Blutvergießen. Aus diesem Grunde haben katholische Theologen (zumindest in ihrer überwiegenden Mehrheit) schon vor Jahrzehnten aufgehört, über Glaubensinhalte nach außen hin in Streit zu treten. Katholische Christen haben aus ihren Fehlern in der Vergangenheit bitter lernen müssen und ziehen nun den aufgeschlossenen Dialog einem erbitterten Disput vor. Das II. Vatikanische Konzil bekennt sich zu dieser Haltung mit folgenden Worten:
„Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet.[...] Deshalb mahnt sie ihre Söhne, dass sie mit Klugheit und Liebe, durch Gespräch und Zusammenarbeit mit den Bekennern anderer Religionen sowie durch ihr Zeugnis des christlichen Glaubens und Lebens jene geistlichen und sittlichen Güter und auch die sozial-kulturellen Werte, die sich bei ihnen finden, anerkennen, wahren und fördern.“ (Nostra aetate 2)
Es geht mir in diesem Beitrag also ausdrücklich um ein klares, positives Bekenntnis zum eigenen christlichen Glauben, der durch die Veränderungen in unserer Gesellschaft während der vergangenen Jahrzehnte in zunehmendem Maße angefragt wird. Leider ist dies besonders durch eine mittlerweile recht weit verbreitete religiöse Indifferenz auch unter jenen unserer Mitmenschen der Fall, die sich selbst der christlichen Religion im weitesten Sinne zugehörig fühlen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Vorbemerkung
- Reinkarnation – Eine Frage für die christliche Theologie?
- Gründe für die theologische Unvereinbarkeit der Reinkarnationslehre mit dem christlichen Glauben
- Abschließende Bemerkungen
- Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Dieser Beitrag zielt darauf ab, die Reinkarnationslehre aus der Perspektive der katholischen Theologie kritisch zu betrachten. Er befasst sich mit der Frage, ob die Reinkarnationslehre mit dem christlichen Glauben vereinbar ist, und analysiert die theologischen Gründe für deren Unvereinbarkeit.
- Die Unvereinbarkeit der Reinkarnationslehre mit dem christlichen Glaubensbekenntnis
- Die historische Entwicklung der Reinkarnationslehre im Kontext des frühen Christentums
- Die Positionen von bedeutenden katholischen Theologen zur Reinkarnationslehre
- Die ethische und anthropologische Dimension der Reinkarnationslehre im Vergleich zum christlichen Glauben
- Die Bedeutung des Dialoges zwischen den Religionen im Hinblick auf die Reinkarnationslehre
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Vorbemerkung: Der Beitrag stellt die Intention des Autors dar, die Reinkarnationslehre aus christlicher Perspektive zu beleuchten, ohne dabei auf Konfrontation oder dogmatische Rechthaberei auszurichten. Er betont die Bedeutung eines respektvollen Dialoges mit anderen Religionen und die Notwendigkeit, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Der Autor bezieht sich dabei auf das II. Vatikanische Konzil und dessen Botschaft der Toleranz und des Verständnisses.
- Reinkarnation – Eine Frage für die christliche Theologie?: Dieser Abschnitt widerlegt die verbreitete Annahme, dass die Reinkarnationslehre im frühen Christentum eine Rolle spielte. Er verdeutlicht, dass die frühchristlichen Theologen eher mit dem Gnostizismus konfrontiert waren, der die Reinkarnationslehre als Teil seines synkretistischen Weltbildes übernahm. Der Autor untersucht die Bedeutung der Reinkarnationslehre in der gegenwärtigen theologischen Diskussion, indem er die Ansätze von Karl Rahner, Hans Küng und Michael von Brück analysiert. Trotz der unterschiedlichen Positionen stellt der Autor Gemeinsamkeiten zwischen der Reinkarnationslehre und dem christlichen Glauben heraus.
- Gründe für die theologische Unvereinbarkeit der Reinkarnationslehre mit dem christlichen Glauben: Dieses Kapitel befasst sich mit den zentralen Argumenten, die die Unvereinbarkeit der beiden Weltanschauungen belegen. Der Autor betont, dass die christliche Glaubensgemeinschaft, und damit die katholische Kirche, eine unverzichtbare Grundlage für den christlichen Glauben darstellt. Er argumentiert, dass die Reinkarnationslehre mit den fundamentalen Überzeugungen des christlichen Glaubens, wie der Auferstehung Christi und dem Bekenntnis zur Dreieinigkeit, unvereinbar ist.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die zentralen Schlüsselbegriffe dieses Beitrags sind Reinkarnationslehre, christliche Theologie, Glaubensbekenntnis, Gnosis, Dialog der Religionen, Toleranz, Verständigung, Auferstehung, Dreieinigkeit, und II. Vatikanisches Konzil. Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage der Vereinbarkeit der Reinkarnationslehre mit den Grundüberzeugungen des christlichen Glaubens und analysiert die theologischen und historischen Gründe für deren Unvereinbarkeit. Die Bedeutung eines respektvollen und friedfertigen Dialoges zwischen den Religionen spielt dabei eine zentrale Rolle.
- Quote paper
- Frank Drescher (Author), 2002, Die westliche Reinkarnationslehre. Eine kritische Betrachtung aus der Sicht der katholischen Theologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/314556