Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, Descartes' Alternative zur aristotelischen Naturphilosophie, seine Metaphysik und seine Erkenntnislehre darzustellen. Im Spannungsfeld zwischen der Ablösung des aristotelischen Weltbilds mit seiner fast 2000-jährigen Tradition und den Anfängen der modernen Physik mit Isaac Newton (1642 – 1727) als einem ihrer herausragendsten Vertretern entwickelt René Descartes als erster Naturphilosoph seit Aristoteles ein geschlossenes naturphilosophisches System. Descartes macht sich um die Philosophie, Mathematik und Physik verdient. Er gilt als Begründer der neuzeitlichen Metaphysik und Erkenntnislehre sowie als Wegbereiter der analytischen Geometrie, die Algebra und Geometrie miteinander verbindet. Zudem formuliert er bereits Erhaltungssätze und das Trägheitsprinzip der geradlinig, gleichförmigen Bewegung.
Vor dem Hintergrund der Newtonschen Mechanik, die Newton 1687 in seinem Hauptwerk "Mathematische Grundlagen der Naturphilosophie" formuliert und die bis heute, ergänzt durch Relativitätstheorie und Quantenmechanik, ihre eingeschränkte Gültigkeit besitzt, arbeite ich außerdem heraus, inwiefern sich Descartes aus heutiger Sicht irrt und inwiefern er Recht behält.
Zunächst stelle ich Descartes' wissenschaftliche Methode vor, die er als Gegenentwurf zum traditionellen Bildungsideal konzipiert. Dazu betrachte ich die vier Grundregeln dieser Methode, die Evidenz-, Zerlegungs-, Ordnungs- und Vollständigkeitsregel. Anschließend arbeite ich seine Substanzontologie mit ihren drei Substanzen heraus, der denkenden, vollkommenen und ausgedehnten Substanz. Im darauf folgenden Schritt befasse ich mich mit den Erhaltungssätzen und den drei cartesischen Naturgesetzen, d. h. mit dem Trägheitsprinzip und den zwei Stoßmechanismen, auf die Descartes seine sieben Stoßgesetze zurückführt. Seine kosmologische Wirbeltheorie bleibt in meiner Betrachtung seiner Naturphilosophie unberücksichtigt. Abschließend fasse ich im Fazit die Ergebnisse meiner Arbeit zusammen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 0. Einleitung
- 1. Die wissenschaftliche Methode
- 1.1 Die Evidenzregel
- 1.2 Die Zerlegungsregel
- 1.3 Die Ordnungsregel
- 1.4 Die Vollständigkeitsregel
- 2. Die Substanzontologie
- 2.1 Eine denkende Substanz
- 2.2 Eine vollkommene Substanz
- 2.3 Eine ausgedehnte Substanz
- 3. Die Naturgesetze
- 3.1 Die Erhaltungssätze
- 3.2 Das Trägheitsprinzip
- 3.3 Die Stoßgesetze
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit René Descartes' Alternative zur aristotelischen Naturphilosophie und analysiert seine Metaphysik und Erkenntnislehre. Sie untersucht, inwiefern Descartes' Ansätze im Lichte der Newtonschen Mechanik, sowie der heutigen Erkenntnisse aus Relativitätstheorie und Quantenmechanik, Gültigkeit behalten oder sich als falsch erweisen.
- Descartes' wissenschaftliche Methode im Vergleich zum traditionellen Bildungsideal
- Die vier Grundregeln der Methode: Evidenz-, Zerlegungs-, Ordnungs- und Vollständigkeitsregel
- Descartes' Substanzontologie und die drei Substanzen: denkende, vollkommene und ausgedehnte Substanz
- Die Erhaltungssätze und die drei cartesischen Naturgesetze: Trägheitsprinzip und Stoßgesetze
- Bewertung von Descartes' naturphilosophischem System im Kontext der modernen Physik
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung beleuchtet die Abkehr vom aristotelischen Weltbild in der neuzeitlichen Naturphilosophie und führt in die Denkweise von Descartes ein. Sie verdeutlicht die Bedeutung der Mathematik als Erkenntnisinstrument und beschreibt Descartes' wissenschaftliche Methode, die als Gegenentwurf zum traditionellen Bildungsideal verstanden werden kann.
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der wissenschaftlichen Methode von Descartes, die sich in vier Grundregeln gliedert. Es werden die Evidenzregel, die Zerlegungsregel, die Ordnungsregel und die Vollständigkeitsregel näher betrachtet und ihre Bedeutung für den Wissenserwerb erläutert.
Das zweite Kapitel analysiert Descartes' Substanzontologie, die drei Substanzen beinhaltet: die denkende, die vollkommene und die ausgedehnte Substanz. Der Fokus liegt auf den Eigenschaften und dem Verhältnis dieser Substanzen zueinander.
Das dritte Kapitel behandelt Descartes' Naturgesetze, darunter die Erhaltungssätze und die drei cartesischen Naturgesetze: das Trägheitsprinzip und die Stoßgesetze. Die Bedeutung dieser Naturgesetze für Descartes' naturphilosophischen System wird näher beleuchtet.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit fokussiert auf die folgenden Schlüsselbegriffe: Naturphilosophie, René Descartes, Aristoteles, wissenschaftliche Methode, Evidenzregel, Zerlegungsregel, Ordnungsregel, Vollständigkeitsregel, Substanzontologie, denkende Substanz, vollkommene Substanz, ausgedehnte Substanz, Naturgesetze, Erhaltungssätze, Trägheitsprinzip, Stoßgesetze, Newtonsche Mechanik, Metaphysik, Erkenntnislehre, Methodischer Zweifel, Moderne Physik.
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- Christian Kremer (Author), 2014, René Descartes' Naturphilosophie. Die Wissenschaftliche Methode, die Substanzontologie und die Naturgesetze, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/314093