Eine Vielzahl an Trainingsprogrammen und pädagogischen Konzepten bieten Erklärungsansätze und Handlungsmöglichkeiten für den Umgang mit Unterrichtsstörungen. Ein Klassiker in Bezug auf das Erlernen von Klassenführungskompetenz ist dabei das Konzept des „Classroom Managements“. Lehrkräfte greifen darauf sehr häufig zurück, da es einen gut strukturierten Überblick über die vielschichtigen Aufgaben der Klassenführung ermöglicht und ein sinnvolles Inventar für Disziplin- bzw. Bagatellkonflikte bereitstellt. Störungen dieser Art stellen jedoch nicht das eigentliche Problem für die Lehrerin im angeführten Praxisbeispiel dar, sondern die Störungen, die im Unterricht mit stark verhaltensauffälligen Schülern auftreten. Lehrkräfte beklagen vor allem das mangelnde Anpassungsvermögen dieser Schüler an andere Peers in Gruppenarbeitssituationen und die starke Tendenz zu Verweigerung und aggressivem Verhalten.
In zunehmendem Maße als besonders belastend beschreibt die Lehrerin den Umgang mit Schülern, die ihr gegenüber ein sehr widersprüchliches Verhalten zeigen – sie bewegen sich in einem Kontinuum zwischen „extrem Nähe suchend“ und „aggressiv ausagierend“. Hier scheinen Lehrkräfte an die Grenzen solcher vorwiegend behavioristisch – kognitionspsychologisch ausgerichteter Konzepte zur Klassenführung zu stoßen. Um ihrer pädagogischen Aufgabe gerecht zu werden, verstehen Lehrkräfte die Arbeit mit diesen „schwierigen“ Schülern unter der Maßgabe „Erziehung geht vor“ bzw. besser noch „Beziehung geht vor“, scheitern aber allzu häufig gerade an Letzterem. Gestaltet sich der Beziehungsaufbau derart problematisch wie im Fallbeispiel beschrieben, versagen die Strategien des Classroom Managements, das ja, so Eichhorn, auf einer guten Lehrer – Schüler – Beziehung basiert.
Insofern scheint ein genauerer Blick auf das Beziehungsverhalten, dessen Verursachungszusammenhänge und alternative Handlungskonzepte angebracht: Es scheint, dass Lehrertrainings zur bindungsgeleiteten Intervention keineswegs ein „Allheilmittel“ darstellen, aber genau da ansetzen, wo es vernachlässigte und bindungsgestörte Kinder am Nötigsten haben – an der Verlässlichkeit, der Nähe und emotionalen Fürsorge.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Unterrichtsstörungen
- Klassenführung
- Der Fall Jonas
- Verhaltensauffällige Schüler
- Kindesmisshandlung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Dieser Text befasst sich mit dem Thema Unterrichtsstörungen und deren Ursachen, insbesondere im Kontext von Schülern mit Verhaltensauffälligkeiten. Im Fokus steht dabei die Herausforderungen, denen Lehrkräfte im Umgang mit diesen Schülern gegenüberstehen, und die Suche nach effektiven Methoden zur Bewältigung dieser Situationen.
- Ursachen von Unterrichtsstörungen
- Klassenführungsstrategien
- Der Umgang mit verhaltensauffälligen Schülern
- Kindesmisshandlung als Risikofaktor
- Komorbidität von Verhaltens- und Lernstörungen
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Unterrichtsstörungen: Der Text beschreibt zunächst die Problematik von Unterrichtsstörungen in einer Förderschulklasse mit dem Schwerpunkt „Lernen“. Dabei werden typische Formen von Störungen sowie deren Einfluss auf den Unterrichtsablauf und das Wohlbefinden von Lehrkräften dargestellt.
- Klassenführung: Es werden gängige Konzepte zur Klassenführung, insbesondere das „Classroom Management“, vorgestellt. Der Text betont die Bedeutung einer guten Vorbereitung, der Erstellung und Umsetzung von Regeln sowie die Bedeutung von ritualisierten Üben für die Vermeidung von Störungen.
- Der Fall Jonas: Der Text schildert den Fall eines verhaltensauffälligen Schülers namens Jonas. Jonas' Verhalten zeichnet sich durch eine starke Ambivalenz, aggressive Ausbrüche und stereotype Verhaltensweisen aus. Die Lehrerin steht vor großen Herausforderungen im Umgang mit Jonas und versucht verschiedene Strategien, um seine Bedürfnisse zu erfüllen und eine Eskalation zu verhindern.
- Verhaltensauffällige Schüler: Der Text beleuchtet das steigende Vorkommen verhaltensauffälliger Schüler und stellt die besonderen Schwierigkeiten im Umgang mit diesen Schülern dar. Die Ausführungen gehen auf die Ursachen von Verhaltensstörungen ein und thematisieren die Rolle von Kindesmisshandlung und ungünstigen familiären Verhältnissen.
Schlüsselwörter (Keywords)
Unterrichtsstörungen, Klassenführung, Classroom Management, Verhaltensauffällige Schüler, Emotionale und soziale Entwicklung, Kindesmisshandlung, Trauma, Lernstörungen, Komorbidität, Familiäre Belastungen, Prävention, Intervention.
- Quote paper
- Anna Em (Author), 2015, Konzepte zum Umgang mit Unterrichtsstörungen in Klassen mit verhaltensgestörten Schülern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313894