Der Großteil der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) präferiert, nur eine Bilanz aufzustellen, die sowohl als Handels- als auch als Steuerbilanz dient. Diese sog. Einheitsbilanz genügt gleichermaßen den handels- und steuerrechtlichen Bilanzierungspflichten und vereint die unterschiedlichen Ziele beider Rechenwerke. Zustande kommt der übereinstimmende Ansatz wegen der Maßgeblichkeit der Handelsbilanz für die Steuerbilanz und umgekehrt.
Für den deutschen Mittelstand ist die Novellierung des HGB von großer Relevanz, da durch die Deregulierung in erster Linie die KMU entlastet werden sollen. Zudem strebt der Gesetzgeber die Verbesserung des Informationsgehalts des handelsrechtlichen Jahresabschlusses an. Diesbezüglich war die Aufgabe der umgekehrten Maßgeblichkeit erforderlich, denn nur so kann die Handelsbilanz frei von steuerlich motivierten Ansätzen erstellt werden. Vor allem die steuerlichen Begünstigungsnormen führten zu einer Verfälschung der handelsrechtlichen Rechnungslegung.
Aufgrund dessen kommt es jedoch immer wieder zur Durchbrechung der einheitlichen Bilanzierung, obwohl der deutsche Gesetzgeber die Abhängigkeit beider Rechenwerke stets vertritt, insbesondere in § 5 Abs. 1 Satz 1 EStG, in dem es heißt, dass das Betriebsvermögen gemäß handelsrechtlicher GoB zu ermitteln ist. Grund für das Auseinanderfallen ist das Vorhandensein zahlreicher steuerlicher Sondervorschriften, die eine Korrektur der Ergebnisse aus der handelsrechtlichen Rechnungslegung erforderlich machen.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob es in der Praxis noch möglich ist, eine Einheitsbilanz aufzustellen. Darüber hinaus wird in dieser Arbeit untersucht, ob kleine und mittelständische Unternehmen die Erstellung einer Einheitsbilanz überhaupt beabsichtigen. Im Rahmen der Aufstellung des Jahresabschlusses wird vorwiegend über die Bewertung der Herstellungskosten, die Bildung von Rückstellungen, die Vorratsbewertung sowie die Inanspruchnahme steuerlicher Sonderabschreibungen diskutiert. Der Grund hierfür ist das Bestehen eines bilanzpolitischen Spielraums, der je nach Ziel und Zweck individuell gestaltet werden kann. Auf diese und weitere bilanzpolitische Gestaltungsmöglichkeiten wird im Verlauf der Arbeit detailliert eingegangen. Es wird verdeutlicht, welche Konsequenzen eine derartige Auslegung auf die Handels- und Steuerbilanz und folglich auch auf die Einheitsbilanz hat.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Problemstellung
- 2. Kleine und mittelständische Unternehmen
- 2.1 Definition
- 2.2 Merkmale der Rechnungslegung
- 3. Die Einheitsbilanz
- 3.1 Der Zusammenhang zwischen Handels- und Steuerbilanz
- 3.1.1 Die Handelsbilanz
- 3.1.2 Die Steuerbilanz
- 3.1.3 Formen der Verknüpfung
- 3.2 Der Maßgeblichkeitsgrundsatz
- 3.2.1 Bedeutung
- 3.2.2 Arten
- 3.2.3 Vor- und Nachteile
- 4. Auswirkungen der Bilanzrechtsreform auf die Erstellung einer Einheitsbilanz
- 4.1 Ziele des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes
- 4.1.1 Deregulierung
- 4.1.2 Stärkung der Aussagekraft des handelsrechtlichen Jahresabschlusses
- 4.2 Möglichkeiten der Erstellung einer Einheitsbilanz
- 4.2.1 Mögliche Fallkonstellationen
- 4.2.2 Materielle Maßgeblichkeit der Handelsbilanz für die Steuerbilanz
- 4.2.3 Einseitige handelsrechtliche Wahlrechte
- 4.2.4 Einseitige steuerliche Wahlrechte
- 4.2.5 Duale Wahlrechte
- 4.2.6 Aufzeichnungspflichten und Stetigkeitsgebot
- 4.3 Durchbrechung der Maßgeblichkeit
- 4.3.1 Mögliche Fallkonstellationen
- 4.3.2 Handelsrechtliche Gebote und steuerrechtliche Verbote
- 4.3.3 Handelsrechtliche Verbote und steuerrechtliche Gebote
- 4.3.4 Abweichende Ansatz- und Bewertungsvorbehalte
- 4.4 Kritische Würdigung
- 5. Thesenförmige Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Arbeit befasst sich mit der Frage der Möglichkeiten und Grenzen der Erstellung einer Einheitsbilanz für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU). Im Fokus steht die Analyse der Auswirkungen der Bilanzrechtsreform auf die Gestaltung einer Einheitsbilanz im deutschen Rechtssystem.
- Zusammenhang zwischen Handels- und Steuerbilanz
- Der Maßgeblichkeitsgrundsatz
- Ziele der Bilanzrechtsreform
- Möglichkeiten und Grenzen der Einheitsbilanzerstellung
- Kritische Würdigung der Einheitsbilanz im Kontext der Bilanzrechtsreform
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Kapitel 1: Problemstellung
Dieses Kapitel führt in die Thematik der Arbeit ein und erläutert die Relevanz der Erstellung einer Einheitsbilanz für KMU im Kontext der Bilanzrechtsreform.
- Kapitel 2: Kleine und mittelständische Unternehmen
Dieses Kapitel definiert den Begriff KMU und beleuchtet die Besonderheiten der Rechnungslegung in diesem Unternehmensbereich.
- Kapitel 3: Die Einheitsbilanz
Dieses Kapitel analysiert den Zusammenhang zwischen Handels- und Steuerbilanz sowie den Maßgeblichkeitsgrundsatz. Es werden die verschiedenen Formen der Verknüpfung zwischen Handels- und Steuerbilanz dargestellt.
- Kapitel 4: Auswirkungen der Bilanzrechtsreform auf die Erstellung einer Einheitsbilanz
Dieses Kapitel untersucht die Ziele der Bilanzrechtsreform und die Auswirkungen auf die Möglichkeiten und Grenzen der Erstellung einer Einheitsbilanz. Es analysiert verschiedene Fallkonstellationen und beleuchtet die Durchbrechung der Maßgeblichkeit.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit behandelt wichtige Themen und Konzepte wie Handelsbilanz, Steuerbilanz, Maßgeblichkeitsgrundsatz, Bilanzrechtsreform, Einheitsbilanz, kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), Deregulierung, Aussagekraft des Jahresabschlusses, Wahlrechte, Durchbrechung der Maßgeblichkeit, Fallkonstellationen, kritische Würdigung.
- Quote paper
- Serdar Tilafsinlu (Author), 2013, Möglichkeiten und Grenzen der Erstellung einer Einheitsbilanz für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313100