Solange es Menschen gibt haben sie sich die elementare, tiefgreifende Frage „Was ist der Mensch?“ gestellt und versucht, Antworten auf sie zu entwickeln. Bei Kant, einem der größten deutschen Philosophen, hat diese Problemstellung Platz unter den anderen drei Hauptfragen der Philosophie gefunden. Diese Richtung der Philosophie wird heute als Anthropologie bezeichnet, als Lehre vom Menschen und Philosophen, Künstler und Schriftsteller arbeiten sich seit Jahrhunderten daran ab, immer neue Perspektiven findend.
Eine heute immer noch sehr einflussreiche Ethik, die von einem Großteil der Menschheit getragen wird und die offenbar auch den Grund der Verfassungen vieler Staaten trägt, ist die christliche. Doch genügt diese heute noch, um ihre „Funktion“ zu erfüllen, ist sie noch zeitgemäß? Um dies zu prüfen, sollen im Folgenden drei Menschenbilder, die von Geisteswissenschaftlern des letzten Jahrhunderts entwickelt wurden, vorgestellt werden, um diesen dann das biblische Menschenbild gegenüberzustellen und ein modernes mit dem christlichen zu vergleichen. So soll geklärt werden, ob es Ähnlichkeiten zwischen diesen anthropologischen Perspektiven gibt und ob das christliche Menschenbild eine völlig unterschiedliche Denkweise verfolgt als heutige Menschenbilder. Dies könnte darauf hindeuten, dass es mit der heutigen Gesellschaft und den in ihr lebenden Menschen nicht mehr kompatibel, weil veraltet, ist, was ein grundlegendes Überdenken jeglicher gesellschaftlichen Prinzipien zur Folge haben müsste. Daher sollte der Leser sich beim Lesen der Arbeit vor allem darauf konzentrieren, inwiefern er selbst diese Menschenbilder vertritt und ob diese in irgendeiner Weise Eintritt in sein persönliches Weltbild gefunden haben.
Im Folgenden sollen daher nun drei Menschenbilder, die im vergangenen Jahrhundert erarbeitet wurden, als Repräsentanten für heutige Menschenbilder vorgestellt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Anthropologie des deutschen Psychiaters und Philosophen Karl Jaspers, der als einer der wichtigsten Vertreter der Existenzphilosophie wesentlich das Denken der Philosophen des 20. Jahrhunderts geprägt hat. Neben ihm werden die Anthropologien des Psychoanalytikers, Sozialpsychologen und Philosophen Erich Fromm und des französischen Philosophen Emmanuel Levinas vorgestellt. Danach wird das christliche Menschenbild, vor allem durch den Apostel Paulus vertreten, vorgestellt und anschließend mit den Ausführungen Karl Jaspers verglichen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Moderne Menschenbilder
- Moderne Anthropologien im Vergleich mit dem christlichen Menschenbild
- Sein ist Selbsterfahrung - Das Menschenbild Karl Jaspers
- Der Mensch zwischen Haben und Sein - Das Menschenbild Erich Fromms
- Der Mensch in der Seinsweise des Habens
- Der Mensch in der Seinsweise des Seins
- Die Begegnung mit dem Anderen - Das Menschenbild Immanuel Levinas`
- Das christliche Menschenbild
- Freiheit als Zeichen der Gottähnlichkeit
- Menschsein als Sünder
- Der Mensch zwischen „Fleisch“ und „Geist“
- Vergleich des jasperschen mit dem christlichen Menschenbild
- Menschliche Freiheit als Voraussetzung beider Anthropologien
- Egoismus und Besitzsucht als negatives Verhalten
- Zwischenmenschliche Beziehungen als Weg zur eigentlichen Seinsform
- Persönliche Stellungnahme
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Arbeit befasst sich mit der Frage nach dem Wesen des Menschen und untersucht verschiedene Menschenbilder aus philosophischer Perspektive. Ziel ist es, die Grundzüge verschiedener moderner Anthropologien darzustellen, diese mit dem christlichen Menschenbild zu vergleichen und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede aufzuzeigen.
- Moderne Menschenbilder und ihre Grundprinzipien
- Vergleichende Analyse verschiedener Anthropologien (Jaspers, Fromm, Levinas)
- Das christliche Menschenbild und seine zentralen Elemente
- Beziehungen zwischen Menschsein und Freiheit, Schuld und Existenz
- Relevanz von Menschenbildern für das Verständnis von Ethik und Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Fragestellung nach dem Wesen des Menschen vor und beleuchtet die Bedeutung von Menschenbildern für das Verständnis von Ethik, Gesellschaft und individueller Handlung.
- Moderne Menschenbilder: Dieses Kapitel präsentiert drei moderne Anthropologien: Karl Jaspers' Existenzphilosophie, Erich Fromms psychoanalytische Betrachtungsweise und Emmanuel Levinas' Philosophie der Begegnung mit dem Anderen.
- Das christliche Menschenbild: Hier werden die zentralen Elemente des christlichen Menschenbildes beleuchtet, insbesondere die Themen Freiheit, Schuld und die Dualität von „Fleisch“ und „Geist“.
- Vergleich des jasperschen mit dem christlichen Menschenbild: Dieses Kapitel analysiert die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Jaspers' und dem christlichen Menschenbild, insbesondere hinsichtlich der Konzepte von menschlicher Freiheit, Egoismus und der Bedeutung von zwischenmenschlichen Beziehungen.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen und Konzepten der Anthropologie, darunter moderne Menschenbilder, Existenzphilosophie, psychoanalytische Anthropologie, das christliche Menschenbild, Freiheit, Schuld, Seinsweisen, Grenzsituationen, Kommunikation, Selbstsein und zwischenmenschliche Beziehungen.
- Quote paper
- Leopold Lampelsdorfer (Author), 2015, Moderne Menschenbilder im Vergleich mit dem christlichen Modell, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312982