Die Renaissance gilt bis heute als Zeit des Umbruchs, der erneuten Rezeption antiker Schriften sowie der Erfindung und Entdeckungen, die um die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts bis Ende des 16. Jahrhunderts anzusiedeln ist. In der Epoche der Wiedergeburt werden die kulturellen Leistungen der Antike nach der dunklen Zeit des Mittelalters neu belebt. Das Menschenbild verändert sich im Zuge literarischer und philosophischer Schriften und wird zum Maßstab eines neuen Ordnungssystems, das das theozentrische Weltbild ablöst.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts werden diese neuen Werte jedoch zunehmend verdrängt durch die gegenreformatorischen Bestrebungen der katholischen Kirche. Dieser kulturelle und zeitliche Umbruch zwischen der Renaissance und ihrer nachfolgenden Epoche des Barocks schlägt sich in der Gesellschaft und Literatur in Form von Unsicherheit und Zerrissenheit nieder. Einer der bedeutendsten Schriftsteller in diesem angespannten Umschwung, der diese innere Zerrissenheit zweier Zeiten selber empfindet und in seinen Werken zum Ausdruck bringt, ist Torquato Tasso (1544-1595). In seinem Hauptwerk "La Gerusalemme liberata" (dt. ‚das befreite Jerusalem‘), das er im Jahr 1575 vollendet aber erst 1581 mit seinem Einverständnis veröffentlicht, ist diese Zerrissenheit zwischen verschiedenen Zeiten und deren Werten besonders präsent. Der junge Tasso, der eben in diesem Übergang zweier Epochen aufwächst und den Konflikt der katholischen Kirche gegenüber ihren Widersachern miterlebt, verarbeitet in seinem christlichen Epos die gegensätzlichen Aspekte seiner Zeit. Die geschichtlich-politische Situation seines Landes transferiert Tasso dabei in die Zeit des ersten Kreuzzuges im Jahr 1099, in dem die Christen unter Goffredo di Buglione die heilige Stadt Jerusalem aus den Händen der Muslime befreien. Inwiefern dies im Zusammenhang mit dem Konflikt seiner eigenen Zeit steht, wird in der vorliegenden Arbeit herausgearbeitet, mit Fokus auf Residuen des Renaissance-Diskurses.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- I. Einleitung.
- II. La Gerusalemme liberata...
- II.I. Inhaltliche Angabe..
- II.II. Geschichtspolitischer Hintergrund.
- II.III. Das christliche Heldenepos- eine Gattungssymbiose
- III. Zwei Wertesysteme.
- III.I Konträre Kodizes.
- III.II Armidas Garten..
- IV. Fazit.......
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die vorliegende Arbeit untersucht die Bedeutung des Renaissance-Diskurses im Werk von Torquato Tasso, La Gerusalemme liberata. Insbesondere wird betrachtet, wie die Zerrissenheit zwischen Renaissance und Gegenreformation im Epos zum Ausdruck kommt und sich in den konträren Werten und Themen des Textes niederschlägt.
- Die Ambivalenz des Werkes zwischen Renaissance und Gegenreformation.
- Der Einfluss des geschichtlich-politischen Hintergrunds auf die Handlung und Thematik.
- Die Darstellung konträrer Wertesysteme im Epos.
- Die Funktion des christlichen Heldenepos als Gattung.
- Der Einfluss der Renaissance-Ideen auf die Figuren und Handlung.
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung (Kapitel I) bietet eine Einführung in das Thema und die Bedeutung von Torquato Tasso und seiner La Gerusalemme liberata im Kontext der Renaissance und der Gegenreformation.
Kapitel II.I gibt eine kurze inhaltliche Zusammenfassung des Epos und beleuchtet die wichtigsten Handlungsstränge und Figuren.
Kapitel II.II analysiert den geschichtlich-politischen Hintergrund des Werkes und setzt die Thematik des ersten Kreuzzuges in Beziehung zu der politischen Situation in Italien im 16. Jahrhundert. Dieser Abschnitt betrachtet insbesondere die Gefahr durch das Osmanische Reich und die Spaltung des Christentums durch die Reformation.
Kapitel II.III untersucht die Besonderheiten des christlichen Heldenepos als Gattung und beleuchtet die wichtigsten Charakteristika des Genres.
Kapitel III.I vergleicht die Wertesysteme der Christen und Heiden im Epos und zeigt die Kontraste zwischen den beiden Gruppen auf.
Kapitel III.II analysiert Armidas Garten, die Figuren Armidas und Rinaldos, und beleuchtet die Rolle der Liebe und Verführung im Epos.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: Torquato Tasso, La Gerusalemme liberata, Renaissance, Gegenreformation, christliches Heldenepos, bifrontismo, Goffredo di Buglione, Rinaldo, Armida, Wertesysteme, Liebe, Verführung.
- Quote paper
- Rebecca Stelzer (Author), 2014, Torquato Tassos "La Gerusalemme liberata". Residuen des Renaissance-Diskurses in der gegenreformatorischen Formation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312564