„Ich wollte mich ja abmelden – ich konnte dich aber nicht erreichen!“ Diese Ausrede gibt es für Spielerinnen und Spieler von Sportmannschaften heute nicht mehr, wenn sie sich von einer Trainingseinheit nicht abgemeldet haben. Vielmehr ist die Erreichbarkeit inzwischen kaum noch eingeschränkt. Durch den Kurznachrichtendienst WhatsApp ist die Kommunikation günstiger, schneller und unkomplizierter geworden. Die Verständigung mit WhatsApp hat inzwischen Einzug in den Alltag der Menschen gefunden und dient in vielen Gruppen als bevorzugtes Kommunikationsmittel.
Die Forschung zur WhatsApp-Kommunikation ist aufgrund der Modernität der Applikation noch nicht ausgeprägt. Die Literatur beschäftigte sich lange Jahre mit SMS-Nachrichten und Chatunterhaltungen, die heutzutage allerdings nicht mehr aktuell scheinen. (Vgl. König (2015); Schnitzer (2012); Beißwenger (2010)) Ist die Forschung bei WhatsApp-Nachrichten nicht mehr anwendbar? Welche Unterschiede gibt es generell zwischen der Kommunikation mit WhatsApp und anderen Medien?
Insbesondere möchte ich herausarbeiten, welche Möglichkeiten es für die sprachliche Gestaltung von Nachrichten gibt. Es wird spezifiziert auf ein Modell von Marx/Weidacher (2014) eingegangen, die zwischen Adaptionsprozessen, Sprachsensibilität und Sprachreflexion sowie Oraliteralität unterscheiden. Inwieweit werden diese Möglichkeiten von jugendlichen Schreibern genutzt? Wird sie auch genutzt, wenn sie mit einer hierarchisch höherstehenden Person kommunizieren?
Im untersuchten Korpus werden Nachrichten von jungen Handballspielern an ihren Handballtrainer untersucht. Alle Nachrichten dienten den Spielern zur Abmeldung von einer Trainingseinheit. Es wird fraglich sein, wie die Spieler ihre Nachrichten realisieren. Wie wird die sprachliche Gestaltung sein und wie sind die Nachrichten strukturiert? Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Kommunikation von jugendlichen Spielern einer Handballmannschaft mit ihrem Trainer darzustellen und sie auf sprachlicher Ebene zu untersuchen.
1. Einleitung
„Ich wollte mich ja abmelden – ich konnte dich aber nicht erreichen!“ Diese Ausrede gibt es für Spielerinnen und Spieler von Sportmannschaften heute nicht mehr, wenn sie sich von einer Trainingseinheit nicht abgemeldet haben. Vielmehr ist die Erreichbarkeit inzwischen kaum noch eingeschränkt. Durch den Kurznachrichtendienst WhatsApp ist die Kommunikation günstiger, schneller und unkomplizierter geworden. Die Verständigung mit WhatsApp hat inzwischen Einzug in den Alltag der Menschen gefunden und dient in vielen Gruppen als bevorzugtes Kommunikationsmittel.
Die Forschung zur WhatsApp-Kommunikation ist aufgrund der Modernität der Applikation noch nicht ausgeprägt. Die Literatur beschäftigte sich lange Jahre mit SMS-Nachrichten und Chatunterhaltungen, die heutzutage allerdings nicht mehr aktuell scheinen. (Vgl. König (2015); Schnitzer (2012); Beißwenger (2010)) Ist die Forschung bei WhatsApp-Nachrichten nicht mehr anwendbar? Welche Unterschiede gibt es generell zwischen der Kommunikation mit WhatsApp und anderen Medien?
Insbesondere möchte ich herausarbeiten, welche Möglichkeiten es für die sprachliche Gestaltung von Nachrichten gibt. Es wird spezifiziert auf ein Modell von Marx/Weidacher (2014) eingegangen, die zwischen Adaptionsprozessen, Sprachsensibilität und Sprachreflexion sowie Oraliteralität unterscheiden. Inwieweit werden diese Möglichkeiten von jugendlichen Schreibern genutzt? Wird sie auch genutzt, wenn sie mit einer hierarchisch höherstehenden Person kommunizieren?
Im untersuchten Korpus werden Nachrichten von jungen Handballspielern an ihren Handballtrainer untersucht. Alle Nachrichten dienten den Spielern zur Abmeldung von einer Trainingseinheit. Es wird fraglich sein, wie die Spieler ihre Nachrichten realisieren. Wie wird die sprachliche Gestaltung sein und wie sind die Nachrichten strukturiert? Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Kommunikation von jugendlichen Spielern einer Handballmannschaft mit ihrem Trainer darzustellen und sie auf sprachlicher Ebene zu untersuchen.
2. Die Kommunikationsform WhatsApp
Die Kommunikation im Institutionsfeld „Jugendtraining“ findet zu einem hohen Anteil mithilfe des Kurznachrichtendienstes „WhatsApp“[1] statt. Die hohe Verbreitung von Smartphones mit Internetverbindung lässt das Medium der SMS in diesem Zusammenhang komplett verschwinden. Im Folgenden werde ich die kostenlose Applikation kurz vorstellen und auf die Vergleichbarkeit mit Studien, die sich mit der SMS-Kommunikation beschäftigen, eingehen.
Die Firma WhatsApp wurde von zwei ehemaligen Mitarbeitern des Internetunternehmens Yahoo gegründet. Das kostenlose Programm bietet ihren Nutzern die Möglichkeit, mit lediglich einer Internetverbindung, Nachrichten zu versenden und zu empfangen. Neben Nachrichten bietet die „App“ auch das kostenfreie versenden von Videos, Fotos und Sprachdateien, sowie sehr vielen Emoticons. Das Unternehmen selbst stellt sich auf ihrer Website folgendermaßen vor:
WhatsApp Messenger ist eine plattformübergreifende mobile Nachrichten App, die es dir erlaubt, Nachrichten auszutauschen, ohne für SMS zahlen zu müssen […] Da der WhatsApp Messenger den Datentarif verwendet, den du für Emails und zum mobilen Surfen im Internet benutzt, ist es kostenlos, Nachrichten zu verschicken und mit Freunden in Kontakt zu bleiben. (Quelle: https://www.whatsapp.com/ , Letzter Zugriff am 13.11.2015)
Die Nutzerzahlen belaufen sich auf weltweit 800 Millionen Menschen[2]. Die hohe Popularität von WhatsApp lässt sich anhand der Steigerung dieser Werte erkennen: Innerhalb von zwei Jahren wurde die Nutzeranzahl des Unternehmens fast verdreifacht (siehe auch Abbildung 1). Die große Attraktivität des Nachrichtendienstes lässt sich nach Dürscheid/Frick (2014) darauf zurückführen, dass auf Werbung verzichtet wurde und das Programm einfach und intuitiv zu verwenden ist. Zusätzlich entsteht ein Nachnahme-Effekt, nach dem das Programm attraktiver (und auch effektiver) wird, je mehr Personen es nutzen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Anzahl der aktiven Nutzer von WhatsApp weltweit von April 2013 bis April 2015 (in Millionen) Quelle: http://www.tagblatt.ch/storage/med/streamsets/2014/745558_duerscheid_frick_2008_Keyboard_to_Screen_Komm.pdf , Letzter Zugriff am 11.11.2015)
3. WhatsApp: Eine „Keyboard-to-screen“-Kommunikation
Im Linguistischen Zusammenhang ist nach Jucker/Dürscheid (2012) die WhatsApp-Kommunikation als eine „keyboard-to-screen communication“ einzuordnen. Auf die Nutzungsbedingungen und die Unterschiede zur klassischen SMS möchte ich nun eingehen. Es soll lediglich ein kurzer Überblick über ausgewählte Bereiche vermittelt werden. Eine umfangreichere Diskussion dieser Problematik würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen und kann als Fragestellung von Folgebeiträgen dienen.
Praktisch ist es mit dem WhatsApp-Messenger möglich, ohne Grenzen Nachrichten zu versenden, sofern eine Internetverbindung besteht.[3] Durch einen kleinen Haken am unteren rechten Rand wird dem Versender der Nachricht deutlich gemacht, dass die Nachricht gesendet wurde. Erscheint ein zweiter Haken neben dem ersten, bedeutet das, dass die Nachricht an das Empfangsgerät übermittelt worden ist. Wird die Nachricht vom Empfänger geöffnet und somit mutmaßlich gelesen, färbt sich dieser Doppelhaken blau. Derselbe Ablauf findet auch bei Video-, Foto- und Sprachdateien statt.
Diese Empfangsbestätigung stellt einen Maßgeblichen Unterschied zur SMS dar. Konnte der Empfänger bei dieser noch eine Antwort herauszögern, ist durch dieses System eine Erwartungshaltung des Gegenübers impliziert. Diese Funktion verursacht eine sprachlich-kommunikative Norm, nach der auf eine Nachricht, die empfangen und gelesen wurde auch eine Antwort erwartet wird[4]. Zusätzlich konnte der Sender einer SMS lediglich die Versendung der Nachricht von dem eigenen Gerät verfolgen, hatte aber nicht die Möglichkeit, zu kontrollieren, ob sie auch beim Gegenüber angekommen ist. Ist der Gegenüber am Eintippen einer Nachricht, erscheint bei dem Gegenüber im Statusfeld die Information: „[Name] schreibt…“. Kommt auf diesen Vorgang allerdings keine Antwort, kann dies nach Kiesendahl (2012,207) wiederum als ein Bruch der kommunikativen Norm verstanden werden.
Ein weiterer elementarer Unterschied zwischen der SMS- und WhatsApp-Kommunikation ist die Möglichkeit bei WhatsApp Gruppengespräche zu erstellen, in denen unterschiedliche Personen, quasi-synchron miteinander kommunizieren können (vgl. dazu Dürrscheid/Frick 2014,166). Dies bietet den Nutzern den Vorteil, viele Personen gleichzeitig erreichen zu können und zusätzlich als Empfänger Informationen auch von Menschen zu erhalten, mit denen sie nicht direkt im Kontakt stehen.
Eine Gemeinsamkeit der beiden Gattungen findet man in der Grundintention der Nachrichten. Es wird in beiden Kommunikationsformen eine Information von einem Empfangsgerät auf das andere gesendet, mit eine spezifischen Intention. Auch die Möglichkeit mit Emoticons Gefühle zu markieren ist bei beiden Formaten gegeben (Vgl. Schnitzer 2012). Zwar ist die Kommunikation immer mehr auf dem Weg zu einer Pluralisierung der Nachrichten (es gibt weder Kosten für einzelne Nachrichten, noch eine Begrenzung der Zeichen), trotzdem findet man die aus der SMS-Forschung stammenden Akronyme wie CU („see you“) oder Abkürzungsformate „dubidodo“ („du bist doch doof“) auch häufig in der WhatsApp-Kommunikation (Vgl. Siever 2006; König/Bahlo 2014).
Es ist also als Zwischenfazit festzuhalten, dass sich die Kommunikation durch die modernisierte Technik der Smartphones verändert hat. Besonders erkennbar ist diese Veränderung in den Normen, die für eine „keyboard-to-Screen-communication“ in der Gesellschaft gelten. Dennoch bleibt es dabei, dass die Nachrichten einer gewissen Intention des Senders unterliegen. Es hat sich verändert, dass dem Versender einer Nachricht, durch den Messenger WhatsApp, mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen (Emoticons, Bilder, Videos etc.). Dieses „neue Erlebnis“ der Kommunikation ist nur ein Grund für die zunehmende Pluralisierung des Nachrichtenverkehrs auf Smartphones. Da in dieser Studie lediglich Dialoge zwischen zwei Personen untersucht werden ist es möglich einige Ergebnisse aus der SMS-Forschung auch auf die WhatsApp-Forschung zu übertragen.
4. Das Jugendhandballtraining als Institution
Um das Jugendhandballtraining als Institution zu deklarieren muss man zunächst klären, was wir unter Institution verstehen. Ich möchte deutlich machen, warum es sich bei der Kommunikation zwischen Spieler und Trainer um institutionelle Kommunikation handelt. Ich werde dafür auf unterschiedliche Definitionen eingehen und daraufhin erläutern, inwiefern dies im Jugendhandballtraining gültig ist.
Zunächst möchte ich anhand einer Definition von Hummell (2005) eine Übersicht bieten, wie in der vorliegenden Arbeit der Begriff „Institution“ gebraucht wird:
Mit Institutionen bezeichnet man Komplexe von unterschiedlichen, aufeinander bezogenen und hinsichtlich ihrer Realisierung voneinander abhängigen ‘Formen’ oder ‘Modellen’ sozialen Handelns […], die i.a. auf verschiedene (und in bestimmter Weise ‘typisierte’) Handelnde ‘verteilt’ sind, samt den korrespondierenden Vorstellungen und Haltungen, die bestimmte dieser Handlungsweisen kognitiv oder wertmäßig auszeichnen. Sie beinhalten Regeln, die beschreiben, wie in den Situationen, auf die sie sich beziehen, unter bestimmten Voraussetzungen üblicherweise verfahren wird (institutionelle Praktiken) bzw. verfahren werden soll (institutionelle Normen). (Hummell, 2005/467)
Der Mensch durchläuft während seines Lebens viele unterschiedliche Institutionen. Durch diese Erfahrungswerte bilden sich in Teilgebieten Erwartungsmuster heraus, die in unterschiedlichen Situationen abgerufen werden können. Es ist somit immer zu unterscheiden, ob das Wissen um institutionelles Verhalten aus dem Alltagswissen generierbar ist oder ob wenig bis keine Erfahrung in dem Gebiet der speziellen Institution gemacht worden ist (Vgl. Kiesendahl 2011/23).
[...]
[1] Der Name „WhatsApp“ ist abgeleitet von der amerikanisch-englischen Anrede „What´s up“ („Was Geht?“) und stellt die Verbindung zu der Funktion der Applikation dar. Demnach soll das Programm vor allem zum Austausch von Alltagsnachrichten verwendet werden.
[2] Quelle: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/285230/umfrage/aktive-nutzer-von-whatsapp-weltweit/ Letzter Zugriff am 13.11.2015.
[3] Smartphones ermöglichen Internetverbindungen über WLAN oder mobiles Internet.
[4] Zu Sprachlichen Normen siehe Kiesendahl (2012,206)
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