Das vorliegende Buch befasst sich mit der Transformation des Rassebegriffes hin zum Kulturbegriff. Dabei soll die nationalsozialistische Rassenideologie und die aktuelle ethnopluralistische Logik eines „Recht auf Differenz“ der Neuen Rechten Bewegung in Deutschland und Frankreich einem Vergleich unterzogen werden. Die Rolle der Wissenschaft – insbesondere Ethnologie, Evolutionspsychologie und Verhaltensforschung – scheint von enormer Bedeutung zu sein, um ein differentialistisches Menschheitsbild mit biologistischer Basis zu legitimieren. Daraus wird ersichtlich, dass die Diskursstrangtransformation des Rassismus, unter gegenseitiger Einflussnahme von Wissenschaft und rechtsextremer Politik, von einer Kontinuität im Wandel gekennzeichnet ist.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- EINLEITUNG
- Forschungsstand
- Forschungsfrage und Hypothese
- I. METHODEN UND STRUKTUR DES BUCHES
- 1. Kritische Diskursanalyse und Struktur
- 2. Literaturvergleich
- II. BEGRIFFE, DEFINITIONEN, THEORIEN
- 1. Begriffsgeschichte von „Rasse“
- 1.1 Etymologie des Rassebegriffs
- 1.2 Definitionen von Rasse
- 1.3 Historische Betrachtung der Entwicklung des Rassebegriffs
- 1.4 Exkurs: Rasse und race
- 2. Rassismen - Struktur und Geschichte
- 2.1 Definitionen
- 2.2 Formen von Rassismen
- 2.2.1 Biologistischer Rassismus
- 2.2.2 Neorassismus, Kulturalistischer Rassismus, Differentialistischer Rassismus, Rassismus ohne Rassen
- 2.3 Rassismuskritik
- 2.4 Exkurs: Der Nutzen der Biologie und die Populationsgenetik
- 3. Ideologiebegriff
- 3.1 „Rechte“ Ideologie
- 3.2 Rassismus und Ideologie
- III. ETHNOLOGISCHE WISSENSCHAFT UND NATIONALSOZIALISTISCHE POLITIK
- 1. Nationalsozialismus
- 2. Rassistische Ideologie und Nationalsozialismus
- 3. Zum ambivalenten Verhältnis zwischen Wissenschaft und Politik
- 4. „Dem Führer entgegenarbeiten“
- 5. Über Täter, Mittäter und Mitläufer
- 5.1 Otto Reche
- 5.1.1 Werk und Forschung
- 5.1.2 Reche und seine Beziehung zum Nationalsozialismus
- 5.2 Wilhelm Emil Mühlmann
- 5.2.1 Werk und Forschung
- 5.2.2 Mühlmann und seine Beziehung zum Nationalsozialismus
- 5.3 Richard Thurnwald
- 5.3.1 Werk und Forschung
- 5.3.2 Thurnwalds Absolventin Eva Justin
- 5.3.3 Thurnwald/Justin und deren Beziehung zum Nationalsozialismus
- 6. Resümee: Gegenseitige Einflussnahme und rassistische Legitimation
- IV. WISSENSCHAFT UND DIE „NEUE RECHTE“-BEWEGUNG
- 1. Ideologie und die „Neue Rechte“-Bewegung
- 1.1 Zum Begriff „Neue Rechte“
- 1.2 Geschichte der Neuen Rechten
- 1.3 Zur Ideologie der Neuen Rechten: Konservative Revolutionäre
- 1.3.1 Arthur Moeller van den Bruck
- 1.3.2 Oswald Spengler
- 1.3.3 Carl Schmitt
- 1.4 Zur Ideologie der Neuen Rechten: Europäischer Faschismus und Julius Evola
- 1.5 Zusammenführung der Ideologie I: Gegen die Gleichheitslehre
- 1.5.1 Ein Dritter Weg: Gegen Marxismus, Gegen Liberalismus
- 1.5.2 Gegen Imperialismus
- 1.5.3 Gegen Judäo-Christentum
- 1.5.4 Gegen universelle Menschenrechte
- 1.6 Zusammenführung der Ideologie II: Ethnopluralismus und Kulturalismus
- 2. Rassismus bei den Neuen Rechten
- 3. Einfluss der Wissenschaft
- 3.1 Race, Genetics, IQ: Die Intelligenzfrage
- 3.1.1 Arthur Jensen
- 3.1.2 Hans Jürgen Eysenck
- 3.1.3 „The Bell Curve Wars“
- 3.1.4 Neue Rechte und Intelligenzforscher
- 3.1.5 Analyse und Kritik
- 3.2 Die Macht der Biologie: Die Verhaltensforschung
- 3.2.1 Konrad Lorenz
- 3.2.2 Irenäus Eibl-Eibesfeldt
- 3.2.3 Neue Rechte und Verhaltensforscher
- 3.2.4 Analyse und Kritik
- 3.3 Andere wissenschaftliche Einflüsse
- 3.3.1 Soziobiologie
- 3.3.2 Der Kampf der Kulturen?
- 3.3.2.1 Analyse und Kritik
- 3.3.2.2 Parallelen zu den Neuen Rechten und zum Ethnopluralismus
- 4. Einfluss der Ethnologie? - Eine kritische Betrachtung
- 4.1 Lévi-Strauss und die Logik der Differenz
- 4.2 Zu den Begriffen Kultur und Identität: Kritik und Ausweg
- 5. Resümee: Wissenschaftlicher Einfluss und neorassistischer Diskurs bei den Neuen Rechten
- V. CONCLUSIO
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Transformation des Rassismusdiskurses von biologischen Begründungen zu kulturellen Argumentationen, wobei das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Politik eine zentrale Rolle spielt.
- Die Entwicklung des Rassebegriffs und die Entstehung verschiedener Formen von Rassismus (biologistischer Rassismus, Neorassismus)
- Die Rolle der Ethnologie im Nationalsozialismus und die Verstrickung zwischen Wissenschaft und Politik
- Die Ideologie der Neuen Rechten und deren Bezugnahme auf die Konservative Revolution und den europäischen Faschismus
- Die Verwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse (Intelligenzforschung, Verhaltensforschung) zur Legitimation ethnopluralistischer Vorstellungen
- Die Kritik an den Konzepten des Egalitarismus, Universalismus und der universellen Menschenrechte
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung skizziert die Relevanz der „Kultur“ als neues ordnungsstiftendes Element in der aktuellen Debatte über gesellschaftliche Strukturen und Konflikte. Sie stellt die Forschungsfrage nach der Transformation des Rassebegriffs hin zum Kulturbegriff und die Hypothese auf, dass sich der Rassismusdiskurs von biologischen zu kulturellen Argumentationen verschoben hat, ohne sich von seinem biologischen Bedeutungsgehalt abzuwenden.
Teil I präsentiert die methodische Vorgehensweise der Kritischen Diskursanalyse und erläutert die Struktur des Buches. Teil II befasst sich mit der Begriffsgeschichte von „Rasse“, verschiedenen Definitionen von Rassismus und der Bedeutung des Ideologiebegriffs.
Teil III untersucht die Rolle der Ethnologie im Nationalsozialismus und das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Politik. Anhand von vier bedeutenden Ethnologen (Reche, Mühlmann, Thurnwald, Justin) wird die unterschiedliche Art und Weise ihrer Zusammenarbeit mit dem NS-Regime beleuchtet.
Teil IV erörtert die Ideologie der Neuen Rechten Bewegung und die Rezeption von Theorien der Konservativen Revolution und des europäischen Faschismus. Er analysiert die Verwendung von wissenschaftlichen Erkenntnissen (Intelligenzforschung, Humanethologie, Soziobiologie) zur Legitimation des Ethnopluralismus und legt die problematische Verbindung zwischen Ethnopluralismus und Rassismus offen.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit widmet sich zentralen Themen wie Rassismus, Rasse, Kultur, Ideologie, Ethnopluralismus, Neue Rechte, Konservative Revolution, Intellektuelle, Wissenschaft, Politik, Nationalsozialismus, Ethnologie, Intelligenzforschung, Verhaltensforschung, Humanismus, Egalitarismus, Universalismus, Menschenrechte.
- Quote paper
- Benjamin Lechner (Author), 2012, Rassismus im Wandel. Vom Rassebegriff zum Kulturbegriff, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312405