Als einzige der drei Hauptfiguren (Nathan, Saladin, Tempelherr) des ‚dramatischen Gedichtes’ entwarf Lessing die Figur des Sultans Saladin in Anlehnung an eine historische Vorlage. Diese Feststellung führt zu der Frage, warum sich Lessing bei der Konzipierung einer historischen Vorlage bediente und warum er Saladin hierfür auswählte.
Die vorliegende Arbeit führt zunächst knapp in den historischen Kontext und die politischen Zusammenhänge des Dritten Kreuzzuges ein. Hierbei wird versucht, die Rolle des Sultans in den politischen und religiösen Auseinandersetzungen seiner Zeit zu umreißen und ferner seine charakterlichen Eigenschaften, wie sie die morgen- und abendländische Geschichtsschreibung tradiert, kritisch darzustellen.
Im folgenden soll Lessings Verständnis von Rückgriffen auf historische Geschehen im Drama untersucht werden, bevor im Anschluss hieran die dramentechnischen Umsetzung der Figur Saladin im ‚Nathan’ analysiert wird: Wie wird die Figur in die Handlung eingeführt? Wie ist Saladin zu charakterisieren, inwiefern entspricht der Charakter der Figur der Konzeption des ‚gemischten Charakters’? Mit welchen Wirkungsabsichten ist diese Konzeption bei Lessing verbunden?
Im letzten Kapitel des Hauptteils soll die Funktion der Figur untersucht werden, wobei auch einige Differenzen zwischen literarischer Umsetzung und historischer Vorlage gegenübergestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die literarische Vorlage: Der historische Saladin (1138 – 1193)
- Saladin in den Konflikten seiner Zeit
- Charakter und Merkmale in der Überlieferung
- „Die Tragödie ist keine dialogierte Geschichte“ - Zur Funktion des Rückgriffs auf einen historischen Kontext
- Dramentechnische Realisation
- Der „gemischte Charakter“: „weder ein ganz tugendhafter Mann, noch ein völliger Bösewicht“
- Saladin als „gemischter Charakter“
- Einführung der Figur in die Handlung
- Charakter
- Funktion der Figur
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Lessings Figur des Sultans Saladin in „Nathan der Weise“ im Hinblick auf ihre historische Vorlage und ihre dramentechnische Funktion. Die Analyse beleuchtet den historischen Kontext Saladins im Dritten Kreuzzug, Lessings Verständnis des Umgangs mit historischen Vorlagen im Drama und die Umsetzung dieser Vorlage in der Figur Saladins. Im Mittelpunkt steht die Frage nach den Wirkungsabsichten Lessings bei der Gestaltung dieser komplexen Figur.
- Der historische Saladin und seine Rolle im Dritten Kreuzzug
- Lessings Umgang mit historischen Vorlagen im Drama
- Die dramentechnische Realisierung Saladins als „gemischter Charakter“
- Die Funktion der Figur Saladins in Lessings Drama
- Vergleich zwischen literarischer Umsetzung und historischer Vorlage
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach Lessings Motivation für die Wahl Saladins als historische Vorlage und die daraus resultierende Gestaltung der Figur im Drama. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und die einzelnen Analyseebenen.
Die literarische Vorlage: Der historische Saladin (1138 – 1193): Dieses Kapitel beleuchtet den historischen Kontext Saladins, seine Rolle in den Konflikten des Dritten Kreuzzuges und seine charakterlichen Eigenschaften, wie sie in verschiedenen historischen Quellen dargestellt werden. Es wird der Aufstieg Saladins von seinen Anfängen bis zu seiner Herrschaft über Ägypten und Syrien nachgezeichnet, inklusive seiner militärischen Erfolge und seiner Konfrontation mit den christlichen Kreuzfahrern. Der Fall Jerusalems im Jahr 1187 und der darauffolgende Kreuzzug werden ausführlich beschrieben, wobei der Fokus auf Saladins strategischen Fähigkeiten und seinem Einfluss auf die Ereignisse liegt. Die Darstellung analysiert kritisch die verschiedenen Überlieferungen und deren jeweilige Perspektive auf Saladins Person und Handeln.
Dramentechnische Realisation: Dieses Kapitel analysiert die dramentechnische Umsetzung der Figur Saladin in Lessings Drama. Es untersucht, wie die Figur in die Handlung eingeführt wird, welche charakterlichen Züge sie besitzt, und wie diese mit dem Konzept des „gemischten Charakters“ übereinstimmen. Die Analyse beleuchtet Lessings künstlerische Entscheidungen und deren mögliche Wirkungsabsichten. Die Betrachtung umfasst sowohl die inneren Konflikte Saladins als auch seine Interaktionen mit anderen Figuren des Dramas und deren Bedeutung für die Gesamtkomposition.
Schlüsselwörter
Saladin, Lessing, Nathan der Weise, Dritter Kreuzzug, historische Vorlage, Dramentechnik, gemischter Charakter, Wirkungsabsicht, Literaturwissenschaft, Dramenanalyse.
Häufig gestellte Fragen zu Lessings Saladin in "Nathan der Weise"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Figur des Sultans Saladin in Gotthold Ephraim Lessings Drama "Nathan der Weise". Im Fokus stehen die historische Vorlage Saladins, Lessings Umgang mit historischen Vorlagen im Drama, die dramentechnische Umsetzung Saladins als "gemischter Charakter" und die Funktion der Figur im Gesamtkontext des Stücks. Ziel ist es, Lessings Wirkungsabsichten bei der Gestaltung dieser komplexen Figur zu ergründen.
Welche Aspekte des historischen Saladin werden behandelt?
Die Analyse beleuchtet den historischen Kontext Saladins im Dritten Kreuzzug, seine Rolle in den Konflikten dieser Zeit, seine charakterlichen Eigenschaften und die verschiedenen Perspektiven auf ihn in den historischen Quellen. Sein Aufstieg zur Macht, seine militärischen Erfolge und seine Konfrontation mit den christlichen Kreuzfahrern werden ebenso betrachtet wie seine strategischen Fähigkeiten und der Einfluss auf die Ereignisse des Kreuzzugs, insbesondere der Fall Jerusalems im Jahr 1187.
Wie wird Lessings Umgang mit historischen Vorlagen untersucht?
Die Arbeit untersucht, wie Lessing mit historischen Vorlagen in seinen Dramen umgeht, indem sie Lessings Verständnis dieser Thematik beleuchtet und die Umsetzung der historischen Vorlage Saladin in die literarische Figur analysiert. Der Vergleich zwischen der literarischen Umsetzung und der historischen Vorlage bildet einen zentralen Aspekt der Analyse.
Wie wird die Figur Saladins dramentechnisch analysiert?
Die dramentechnische Analyse konzentriert sich auf die Einführung der Figur in die Handlung, ihre charakterlichen Züge, die Übereinstimmung mit dem Konzept des "gemischten Charakters", Lessings künstlerische Entscheidungen und deren mögliche Wirkungsabsichten. Sowohl Saladins innere Konflikte als auch seine Interaktionen mit anderen Figuren werden im Hinblick auf ihre Bedeutung für die Gesamtkomposition des Dramas untersucht.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur historischen Vorlage Saladin (inkl. seiner Rolle im Dritten Kreuzzug und Charaktereigenschaften), ein Kapitel zur dramentechnischen Realisierung Saladins als "gemischter Charakter" und einen Schluss. Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den Aufbau der Arbeit vor. Die Kapitelzusammenfassungen bieten detaillierte Einblicke in die jeweilige Thematik und Methodik.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Die Arbeit wird durch folgende Schlüsselwörter charakterisiert: Saladin, Lessing, Nathan der Weise, Dritter Kreuzzug, historische Vorlage, Dramentechnik, gemischter Charakter, Wirkungsabsicht, Literaturwissenschaft, Dramenanalyse.
Welche zentrale Forschungsfrage wird gestellt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Was waren Lessings Motivationen für die Wahl Saladins als historische Vorlage und wie beeinflusste diese Wahl die Gestaltung der Figur im Drama "Nathan der Weise"?
- Quote paper
- Tobias Gottwald (Author), 2001, Sultan Saladin - zur literarischen Vorlage, dramentechnischen Realisation und Funktion einer Figur in Lessings 'Nathan der Weise', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31233