In seiner 'Grande grammatica italiana di consultazione' beschreibt Renzi (1988) die Funktion der Partikel 'anche' als modifizierend: 'Anche' ändert etwas in einer bereits gegebenen Struktur – der Ausgangsstruktur. Diese Modifikation operiert nur auf einen Satzteil, den Fokus, dem 'anche' etwas hinzufügt; die Ausgangsstruktur bleibt sonst erhalten. Der Satzteil, den 'anche' modifiziert, ist der Skopus und 'anche' kann sich rechts oder links vom ihm befinden.
"Skopus" unseres Aufsatzes ist es, anhand von Daten in Form von Konversationen unter italienischen Muttersprachlern eine gewisse Regelmäßigkeit der Stellung von 'anche' im italienischen Satz zu erkunden.
Dazu behauptet Held, G. (1988): "Im Italienischen haben Partikeln grundsätzlich keine einheitliche textuelle bzw. syntaktische Distribution: Ob sie als Vor- und / oder Nachschaltungen vorkommen und / oder sich satzintegriert präsentieren und ob sie satzwertig auch allein stehen können, ist nur spezifisch auszumachen".
Pecoraro, W.- Pisacane, C. (1984) haben in ihrer Studie durch ausgeführte Tests versucht, einige syntaktische Eigenschaften von den untersuchten Adverbien festzustellen. Der "Mobilitätstest" zeigte, daß im Satz die fokalisierenden Adverbien, zu denen 'anche' gehört, sich nicht frei bewegen können, da die Verschiebung zu einer Wanderung der semantischen und syntaktischen Satzverhältnisse führen würde:
(71) Anche Mario corre (zusätzlich zu den anderen)
(72) Mario corre anche (zusätzlich zu anderen Sportarten)
Obwohl 'anche' normalerweise keine Freiheitsbewegung habe, könne es in einigen Fällen seine Stellung ändern: Es könne tatsächlich unmittelbar nach dem fokalisierten Satzelement verschoben werden, vor allem in der gesprochenen Sprache, in der die Betonung jeglicher Zweideutigkeit meidet:
(78) Mario anche corre (zusätzlich zu den anderen)
(79) Tu anche sei cambiato (zusätzlich zu den anderen)
Wenn aber das fokalisierte Satzelement eine Klausel ist, wäre die Nachstellung schwierig:
(80) Decidemmo di tornare perché era molto tardi ed anche perché eravamo tutti stanchi di camminare / *perché eravamo tutti stanchi di camminare anche
Auf diese letzten Betrachtungen werden wir zurückkommen müssen.
Es steht auf jeden Fall fest, daß 'anche' in der Regel vor dem Fokus des Satzes stehen muß, wenn der Fokus ein Pronomen oder ein Substantiv ist (Beispiel Nr. 71). Wenn aber der Fokus ein Verb ist, dann muß 'anche' in der Regel nach dem Finitverb stehen (Beispiel Nr. 72).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die Daten
- 2. Die Kardinalstellungen
- 2.1 Substantiv-Fokus (als Subjekt oder Objekt)
- 2.1.1 Substantiv-Fokus in Form von Pronomen (als Subjekt oder Objekt)
- 2.2 Verb-Fokus
- 3. Die Betonung
- 4. Die von der Regel abweichenden Fälle und ihre Häufigkeit
- 5. Parenthese: 'pure', ein abweichender Fall?
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Zielsetzung dieses Aufsatzes besteht darin, anhand von Daten aus Konversationen italienischer Muttersprachler die typische Position der Fokuspartikel „anche“ im italienischen Satz zu untersuchen und Regelmäßigkeiten aufzuzeigen. Die Studie analysiert die Stellung von „anche“ in Bezug auf verschiedene Fokustypen und untersucht die Akzeptanz verschiedener Satzstellungen in gesprochener Sprache.
- Stellung der Fokuspartikel „anche“ im italienischen Satz
- Untersuchung verschiedener Fokustypen (Substantiv-, Verb-Fokus)
- Analyse der Akzeptanz unterschiedlicher Satzstellungen in gesprochenem Italienisch
- Regelmäßigkeit und Abweichungen von der prototypischen Satzstellung
- Bedeutung der Betonung für die Satzstellung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Fokuspartikel „anche“ im Italienischen ein und beschreibt die bisherigen Forschungsansätze. Sie skizziert die Forschungsfrage, die untersucht werden soll: die Regelmäßigkeit der Stellung von „anche“ im Satz basierend auf Daten aus natürlichen Konversationen. Die Einleitung benennt die relevanten vorherigen Studien (Renzi, Held, Pecoraro/Pisacane) und ihre unterschiedlichen Ansichten zur syntaktischen Distribution von Partikeln im Italienischen, wobei die eingeschränkte Mobilität von „anche“ als Fokalisierer hervorgehoben wird.
1. Die Daten: Dieses Kapitel beschreibt die verwendeten Datenquellen. Die Hauptdatenquelle ist das LIP-Korpus (Lessico di frequenza dell'italiano parlato), bestehend aus transkribierten Konversationen italienischer Muttersprachler aus verschiedenen Regionen. Zusätzlich wurden Daten aus einer Aufnahme mit einer einzelnen Muttersprachlerin ausgewertet. Die Auswahlkriterien der Beispielsätze werden erläutert, wobei das Ziel darin bestand, ein breites Spektrum an Satzstellungsmöglichkeiten zu erfassen. Die Anzahl der analysierten Sätze wird angegeben (über hundert aus LIP und ca. 30 von der einzelnen Sprecherin).
2. Die Kardinalstellungen: Dieses Kapitel behandelt die prototypische (SVO) und die markierten Satzstellungen im Italienischen. Es wird erläutert, wie Abweichungen von der prototypischen Wortstellung zur Hervorhebung bestimmter Bedeutungsaspekte verwendet werden. Am Beispiel der Subjektnachstellung werden verschiedene Möglichkeiten der Integration von „anche“ in den Satz gezeigt und hinsichtlich ihrer Akzeptanz bewertet. Die unterschiedliche Akzeptanz der verschiedenen Stellungen wird auf die Positionierung von „anche“ in Bezug auf den Fokus zurückgeführt, wobei die unmittelbare Nähe zum Fokus als präferiert dargestellt wird. Das Kapitel legt den Grundstein für die detaillierte Analyse der Fokuspartikel „anche“ in den folgenden Abschnitten.
2.1 Substantiv-Fokus (als Subjekt oder Objekt): Dieser Abschnitt fokussiert sich auf Sätze, in denen das Substantiv (als Subjekt oder Objekt) den Fokus bildet. Es werden verschiedene Beispielsätze aus dem Korpus präsentiert, die die Voranstellung von „anche“ vor dem Fokus illustrieren. Die Voranstellung wird als Regelfall präsentiert, basierend auf der Häufigkeit im LIP-Korpus. Alternative Satzstellungen werden ebenfalls betrachtet und hinsichtlich ihrer Akzeptanz bewertet, wobei die weniger akzeptablen Alternativen als Abweichungen vom Regelfall identifiziert werden. Die Beispiele aus dem Korpus von Laura, der einzelnen Sprecherin, werden hier ebenfalls einbezogen und in die Analyse integriert.
Schlüsselwörter
Fokuspartikel, „anche“, Italienisch, Satzstellung, Fokus, Substantiv-Fokus, Verb-Fokus, prototypische Satzstellung, markierte Satzstellung, gesprochene Sprache, Korpusanalyse, LIP-Korpus.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Aufsatz: Fokuspartikel „anche“ im Italienischen
Was ist der Gegenstand des Aufsatzes?
Der Aufsatz untersucht die Position des Fokuspartikels „anche“ in italienischen Sätzen anhand von Daten aus natürlichen Konversationen italienischer Muttersprachler. Das Hauptziel ist die Identifizierung von Regelmäßigkeiten und Abweichungen in der Satzstellung.
Welche Daten wurden verwendet?
Die Hauptdatenquelle ist das LIP-Korpus (Lessico di frequenza dell'italiano parlato), ein Korpus transkribierter Konversationen italienischer Muttersprachler. Zusätzlich wurden Daten aus einer Aufnahme mit einer einzelnen Muttersprachlerin analysiert. Insgesamt wurden über hundert Sätze aus dem LIP-Korpus und ca. 30 Sätze von der einzelnen Sprecherin ausgewertet.
Welche Fokustypen werden betrachtet?
Der Aufsatz analysiert die Stellung von „anche“ in Bezug auf Substantiv-Fokus (wobei das Substantiv als Subjekt oder Objekt fungiert) und Verb-Fokus.
Welche Arten der Satzstellung werden untersucht?
Der Aufsatz untersucht die prototypische SVO-Satzstellung (Subjekt-Verb-Objekt) und abweichende, markierte Satzstellungen. Es wird analysiert, wie die Position von „anche“ im Verhältnis zum Fokus die Akzeptanz der jeweiligen Satzstellung beeinflusst.
Welche Rolle spielt die Betonung?
Die Betonung spielt eine wichtige Rolle für die Akzeptanz verschiedener Satzstellungen. Die unmittelbare Nähe von „anche“ zum betonten Fokus wird als präferiert dargestellt.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Der Aufsatz präsentiert die häufigsten Positionen von „anche“ im Satz, basierend auf der Analyse des Korpusmaterials. Es werden Regelmäßigkeiten und Abweichungen von der prototypischen Satzstellung identifiziert und deren Häufigkeit dargestellt. Die Analyse berücksichtigt auch die Rolle der Betonung und die Akzeptanz verschiedener Satzstellungen in der gesprochenen Sprache.
Welche Kapitel enthält der Aufsatz?
Der Aufsatz gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Die Daten, Die Kardinalstellungen (mit den Unterkapiteln Substantiv-Fokus und Verb-Fokus), Die Betonung, Die von der Regel abweichenden Fälle und ihre Häufigkeit, Parenthese: 'pure', ein abweichender Fall?, und Fazit.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Fokuspartikel, „anche“, Italienisch, Satzstellung, Fokus, Substantiv-Fokus, Verb-Fokus, prototypische Satzstellung, markierte Satzstellung, gesprochene Sprache, Korpusanalyse, LIP-Korpus.
Welche vorherigen Studien werden berücksichtigt?
Der Aufsatz bezieht sich auf vorherige Studien von Renzi, Held, und Pecoraro/Pisacane, die unterschiedliche Ansichten zur syntaktischen Distribution von Partikeln im Italienischen vertreten.
Für wen ist dieser Aufsatz relevant?
Dieser Aufsatz ist relevant für Linguisten, die sich mit der italienischen Syntax, Fokuspartikeln und Korpuslinguistik beschäftigen. Er eignet sich auch für Studenten der italienischen Sprachwissenschaft.
- Quote paper
- Daniela Petino Werner (Author), 1995, Die Fokuspartikel 'anche' im Italienischen als L1. Ihre protypischen bzw. Kardinalstellungen im Satz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312141