Die Diskussion über Kriterien für guten Unterricht ist seit Jahrzehnten ein scheinbar nicht lösbarer Streitpunkt zwischen verschiedenen Bildungsforschern. Selbst bei grundlegenden Fragestellungen betreffend der Messbarmachung von Unterrichtsqualität konnte bisher kein zufriedenstellender Konsens gefunden werden. Unbestritten ist jedoch, dass „Guter Unterricht“ eine Voraussetzung dafür sein sollte, Schülerleistungen und den Kompetenzerwerb in der Schule zu verbessern.
Dabei ist allerdings zu bedenken, dass das alleinige Optimieren von Lernprozessen und Lehr-Lern-Settings bei gleichzeitigem Nichtbeachten anderer relevanter Faktoren nicht zielführend sein kann. Lernwirksamer Unterricht muss von verschiedenen Perspektiven aus verifiziert werden und wahrnehmbar sein. Sichtweisen von Schülerinnen und Schülern oder auch externen Beobachter werden dabei allzu oft vernachlässigt. Die Differenz zwischen den Wahrnehmungen der verschiedenen Teilnehmer am Unterrichtsgeschehen ist oftmals gravierend (Vgl. DITTON 2007, 9).
Eine Möglichkeit, diese Ungleichheiten abzubauen, besteht darin, die Schüler als „kompetente Beurteiler von Unterricht […] für die Verbesserung von Unterricht mit zu nutzen“ (DITTON & ARNOLD 2004, 168.). Im Hinblick auf die Praxis trifft Evaluation und im speziellen das Schülerfeedback bislang auf wenig Akzeptanz. Im Gegenteil: Vorschläge zur kritischen Eigenreflexion stoßen aus verschiedensten Gründen bei vielen Lehrkräften geradezu auf Ablehnung. Dabei wird allerdings oftmals ausgeblendet, welches Potenzial Schülerfeedback hinsichtlich ihrer eigenen Lehrprofessionalität und Unterrichtsentwicklung haben kann. Es stellt sich demnach die Frage, ob solche Vorbehalte auf Seiten der Lehrkraft letztendlich die Qualitätsverbesserung von Unterricht verhindern.
Die vorliegende Arbeit thematisiert im ersten Kapitel die Abgrenzung des Schülerfeedbacks hinsichtlich der Evaluation, da hier oft Missverständnisse auftreten können, gleichzeitig wird der für das Verständnis dieser Ausarbeitung relevante Feedbackbegriff definiert. Im Fokus steht daraufhin die Diskussion der Bedeutung des Schülerfeedbacks sowohl für die Schulentwicklung als auch für das Lernen der Schülerinnen und Schüler. Bevor die abschließende Synthese mit der Beantwortung der aufgeworfenen These erfolgt, werden Vorbehalte der Lehrkräfte gegenüber Schülerrückmeldungen ausführlich thematisiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Abgrenzung: Schülerfeedback als besondere Form der Evaluation
- Schülerfeedback und Schulentwicklung
- Schülerfeedback als Motor des Lernens?
- Die Vorbehalte der Lehrkräfte bezüglich Schülerrückmeldungen in der Diskussion
- Feedback als persönliche Bewertung von Lehrkräften
- Biografische Ängste der Lehrkräfte hinsichtlich Leistungsbeurteilung
- Synthese
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Vorbehalte von Lehrkräften gegenüber Schülerfeedback und deren Einfluss auf die Qualitätsverbesserung des Unterrichts. Sie beleuchtet den Feedbackbegriff im Kontext von Evaluation und Schulentwicklung und analysiert, inwieweit Schülerfeedback den Lernprozess und die Unterrichtsqualität fördern kann.
- Abgrenzung von Schülerfeedback und Evaluation
- Der Einfluss von Schülerfeedback auf die Schulentwicklung
- Die Bedeutung von Schülerfeedback für das Lernen der Schülerinnen und Schüler
- Die Vorbehalte der Lehrkräfte gegenüber Schülerfeedback
- Die Auswirkungen der Vorbehalte auf die Qualitätsverbesserung des Unterrichts
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Arbeit stellt die Relevanz von Schülerfeedback für die Verbesserung der Unterrichtsqualität dar. Es wird hervorgehoben, dass die Perspektiven der Schülerinnen und Schüler im Kontext von Unterricht oft vernachlässigt werden. Die Arbeit untersucht, ob die Vorbehalte von Lehrkräften gegenüber Schülerfeedback die Qualitätsverbesserung des Unterrichts verhindern.
2. Abgrenzung: Schülerfeedback als besondere Form der Evaluation
Das Kapitel definiert den Begriff des Schülerfeedbacks im Kontext von Evaluation und unterscheidet ihn von anderen Formen der Unterrichtsbewertung. Es beleuchtet die verbreiteten Missverständnisse über Schülerfeedback und die negativen Konnotationen, die mit dem Begriff verbunden sind. Das Kapitel betont die Notwendigkeit des Feedbacks als methodengeleitetes Gespräch über Unterricht, bei dem Lehrer und Schüler gemeinsam über Unterrichtsmethoden und Inhalte reflektieren.
3. Schülerfeedback und Schulentwicklung
Dieses Kapitel untersucht den Einfluss von Schülerfeedback auf die Schulentwicklung. Es zeigt, wie Schülerrückmeldungen wichtige Erkenntnisse über die Lernprozesse und die Unterrichtsqualität liefern können und damit die Schulentwicklung positiv beeinflussen. Das Kapitel beleuchtet die Wichtigkeit der Implementierung von Schülerfeedback in der Praxis, um die Schulqualität zu verbessern und eine effektivere Schulkultur zu fördern.
Schlüsselwörter
Schülerfeedback, Evaluation, Unterrichtsqualität, Schulentwicklung, Lehrerprofessionalität, Vorbehalte, Missverständnisse, Feedbackkultur, Lernprozesse, Unterrichtsmethoden, Qualitätsverbesserung.
- Quote paper
- M.Sc. Michael Reinke (Author), 2015, Besserer Unterricht durch Schülerfeedback. Chancen und Vorbehalte im Überblick, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311983