Das Bewusstsein bezüglich der eigenen Sprachfähigkeit setzt reflexives Denken voraus. Die Betrachtung der einzelnen Stufen, in denen dem Menschen seine Fähigkeit zu sprechen bewusst wird, erfordert die Darlegung der historischen Entwicklung eines solchen reflexiven Denkens. Die vorliegende Arbeit gibt eine Übersicht über diese Entwicklung und beleuchtet die Bedeutung von Schrift in diesem Kontext näher. Zudem wird die menschliche Sprachfähigkeit auch aus anlage- und umwelttheoretischer Sichtweise betrachtet zu einer Beurteilung finden. Das abschließende Kapitel stellt reflektierend eine Aufgliederung des Sprachbegriffs dar, indem persönliche Erfahrungen mit Sprache auf die Vielschichtigkeit der Linguistik hinweisen sollen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Vom Mythos zur Wissenschaft
3 Entwicklung und Bedeutung der Schrift
4 Sprachfähigkeit und Umwelt
5 Abschließende Gedanken
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Das Bewusstsein bezüglich der eigenen Sprachfähigkeit setzt reflexives Denken voraus. Erst wenn der Mensch „die Möglichkeit zur Erfahrung anderer sozialer und regionaler Realitäten [...] als auch die Fähigkeit zu deren Betrachtung in Kontrast zur eigenen gewohnten“[1], wahrnehmen kann, verliert Sprache ihre Selbstverständlichkeit und ein bewusster Umgang mit ihr kann stattfinden.
Die Betrachtung der einzelnen Stufen, in denen dem Menschen seine Fähigkeit zu sprechen bewusst wird, erfordert deshalb die Darlegung der historischen Entwicklung eines solchen reflexiven Denkens.
Die folgenden Kapitel sollen sowohl eine Übersicht über diese Entwicklung geben, als auch die Bedeutung von Schrift in diesem Kontext näher beleuchten.
Zudem wird die menschliche Sprachfähigkeit auch aus anlage- und umwelttheoretischer Sichtweise betrachtet zu einer Beurteilung finden.
Das abschließende Kapitel stellt reflektierend eine Aufgliederung des Sprachbegriffs dar, indem persönliche Erfahrungen mit Sprache auf die Vielschichtigkeit der Linguistik hinweisen sollen.
2 Vom Mythos zur Wissenschaft
Erste wichtige Informationen hinsichtlich sprachlicher Reflexion finden sich in der Mythologie. Während sich die ältesten Mythen anscheinend ausschließlich mit Naturerscheinungen, wie Jahreszeiten und Naturgewalten beschäftigen, weisen neuere mythische Dokumente bereits auf „eine erste Schicht des sprachlich gebundenen Denkens“[2], in Form der Namenszuweisung, hin. Mit ihr einher geht die Zuordnung von Eigenschaften, anhand derer man ablesen kann, welche Faktoren das mythische Denken am meisten prägten:
Die Einteilung der Umwelt in Kräfte und Mächte führte zur Vorstellung von der Existenz verschiedener Gottheiten und man vermutete, dass Sprache göttlichen Ursprungs sei. Dieses Denken, das die religiösen Kulturen noch lange prägen sollte, weist bereits auf sprachliche Reflexion hin und zeigt, „daß sich die Menschen ihrer Sprache bewußt geworden sind“[3].
Eine weitere Stufe menschlichen Nachdenkens über Sprache findet sich in der Literatur Mesopotamiens, welche erstmals poetische Formen hervorbringt, wodurch „das Sprechen als menschliche Tätigkeit zum Gegenstand artifizieller Gestaltung wird“[4].
Grundlegend für diese Gestaltung ist jedoch der rein mythische Charakter. Anstelle von realer Weltdeutung beschäftigen sich insbesondere epische Formen ausschließlich mit der Genealogie der Götter. Eine begriffliche Differenzierung des Menschen von der Natur und die daraus wachsende Einstellung des Menschen zu sich selbst bleibt noch aus. Sie entwickelt sich erst allmählich und erfährt eine Wendung durch den Beitrag der jüdischen Kultur, deren Ursprünge etwa um 1500 v. Chr. zu datieren sind.
Die Bibel des Alten Testaments, welche als grundlegendes Buch der Weltliteratur über Geschichtsschreibung und Sprachbetrachtung anzusehen ist, weist auf eine völlig neue Entwicklung des Geschichtsverständnisses und Bewusstseins hin.[5] Der bekennende Glaube an einen Gott und das Bemühen der Menschen um den richtigen Weg, sprich die Erkenntnis von Gut und Böse und die daraus resultierende Entscheidungsfreiheit, sowie Eigenverantwortlichkeit des Menschen, weisen auf ein hohes Maß an Selbstreflexion hin.
Auch die Kraft des Wortes nimmt, gefestigt durch ihre Verankerung in den göttlichen Geboten, erheblich an Bedeutung zu. Dies zeigt sich vor allem in der Fähigkeit des israelischen Volkes, „den Glauben und das Weltbild auch in katastrophalen historischen und weltanschaulichen Situationen immer wieder zu reinigen und mit neuer aus sich selbst gewonnener Kraft zu versehen“[6].
Beeindruckend dabei ist die Entwicklung einer Denkstruktur, die sich völlig vom Mythos distanziert. Es kommt zur Unterscheidung zwischen realer Weltdeutung und Glaubensvorstellungen. Indem Heilsverkündigungen, wie z.B. die Ankündigung des Messias, nicht mehr auf einen zeitlich festgelegten Rahmen bezogen verstanden werden, entsteht eine neue Daseinsauffassung und damit eine sogenannte immaterielle Glaubensgewissheit[7].
Das altjüdische Denken, das auch heute noch unsere abendländische Kultur prägt, hat also nicht nur zur Ich- Abhebung des Individuums von der Natur geführt, sondern ebenfalls ein neues sprachliches Verständnis von der Bedeutung des Wortes hervorgebracht.
[...]
[1] Christian A. Korpiun: Geschichte der Meinungen, was Sprache sei. Semesterskriptum, Universität GH Essen, S. 6.
[2] Ebd. S. 29.
[3] Ebd.
[4] Ebd. S. 38.
[5] Vgl.: Ebd. S. 41.
[6] Ebd. S. 56.
[7] Vgl.: Ebd. S. 58.
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