Der Gedanke von einer engeren Verzahnung vom Anfangsunterricht in der Grundschule und der Vorbereitung darauf durch den Kindergarten mag als relativ aktuelles Thema der letzten 20 Jahre erscheinen. Doch bereits Comenius plädierte für einen Bildungsbegriff, bei dem das Lernen stufenweise aufeinander aufbaut und kontinuierlich fortschreitet.
Zuerst muss die Frage geklärt werden, ob es sich bei der phonologischen Bewusstheit um eine Voraussetzung des erfolgreichen Schriftspracherwerbs handle, oder um dessen Folge. Korrelative Längsschnittstudien der Oxforder Gruppe um Bradley und Bryant oder der Salzburger Gruppe u.a. belegen, dass eine ausgeprägte phonologische Bewusstheit den Schriftspracherwerb erleichtert.
Einsiedler plädiert daher für vorschulische Trainings der phonologischen Bewusstheit, weil er diese als „eine Schlüsselkompetenz für das Lesenlernen“ bezeichnet. Die dänischen Forscher Lundberg und Peterson haben die These zur Trainierbarkeit der phonologischen Bewusstheit empirisch gesichert, indem sie Trainings zur phonologischen Bewusstheit in einem Kindergarten durchführten und dann die Rechtschreibleistungen dieser Kinder im zweiten Schuljahr prüften. Die Testergebnisse fielen besser aus als bei einer Vergleichsgruppe, deren phonologische Bewusstheit zwar diagnostiziert wurde, jedoch nicht gefördert wurde.
Es hat sich nun gezeigt, dass die Lese- und Rechtschreibfertigkeit maßgeblich durch Fördermaßnahmen zur phonologischen Bewusstheit positiv beeinflusst werden. Weiter wurde gezeigt, dass diese bereits im Vorschulalter notwendig ist. Nun stellt sich die Frage: Wie können Kindergarten und Grundschule zusammenarbeiten, um die phonologische Bewusstheit der Schulanfänger zu fördern?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ideengeschichtlicher Hintergrund der Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule
- Phonologische Bewusstheit als Voraussetzung für den erfolgreichen Schriftspracherwerb
- Hauptteil
- Begriffsklärung der phonologischen Bewusstheit
- Diagnosemaßnahmen der phonologischen Bewusstheit durch das Bielefelder Screening
- Fördermaßnahmen zur phonologischen Bewusstheit anhand des Würzburger Trainingsprogramms
- Chancen und Probleme bei der Zusammenarbeit
- Schluss
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung phonologischer Bewusstheit für den Schriftspracherwerb und die Möglichkeiten der Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule zur Förderung dieser Fähigkeit. Es wird der Zusammenhang zwischen frühkindlicher Förderung und dem späteren Lernerfolg im Lesen und Schreiben beleuchtet.
- Zusammenarbeit Kindergarten und Grundschule
- Phonologische Bewusstheit als Schlüsselkompetenz
- Diagnose phonologischer Bewusstheit
- Förderprogramme zur phonologischen Bewusstheit
- Chancen und Herausforderungen der Kooperation
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule ein und beleuchtet den ideengeschichtlichen Hintergrund sowie die Bedeutung phonologischer Bewusstheit für den Schriftspracherwerb. Sie verweist auf den Ansatz von Comenius, der bereits früh die Bedeutung eines stufenweisen und kontinuierlichen Lernprozesses betonte, und stellt die Frage nach der optimalen Zusammenarbeit zur Förderung der phonologischen Bewusstheit bei Kindern im Vorschulalter.
2.1. Begriffsklärung phonologische Bewusstheit: Dieses Kapitel definiert den Begriff der phonologischen Bewusstheit und differenziert zwischen einem engeren und weiteren Verständnis. Es verdeutlicht den Unterschied zwischen dem semantischen und formalen Aspekt der Sprache anhand von Beispielen und beschreibt die Fähigkeit, gesprochene Sprache in Silben zu gliedern, Reime zu erkennen und die phonetische Struktur von Wörtern zu analysieren. Die Unterscheidung zwischen enger und weiter gefasster phonologischer Bewusstheit legt die Grundlage für die spätere Diskussion der Fördermaßnahmen.
2.2. Diagnoseverfahren der phonologischen Bewusstheit durch das Bielefelder Screening: Dieses Kapitel beschreibt das Bielefelder Screening, ein Diagnoseprogramm zur Identifizierung von Risikokindern im Kindergarten, die Defizite in der phonologischen Informationsverarbeitung aufweisen. Es erläutert die verschiedenen Testverfahren, die neben der phonologischen Bewusstheit auch andere kognitive Fähigkeiten erfassen, und die empirische Absicherung der Voraussagekraft des Screenings. Die hohe Treffsicherheit des Screenings (bis zu 92%) unterstreicht seine Bedeutung für die frühzeitige Intervention.
2.3. Förderung der phonologischen Bewusstheit durch das Würzburger Trainingsprogramm: Das Kapitel stellt das Würzburger Trainingsprogramm „Hören, Lauschen, Lernen“ vor, ein Förderprogramm für Kinder mit identifizierten Defiziten in der phonologischen Bewusstheit. Es beschreibt die Art der Übungen, die Durchführung in kleinen Gruppen und die positive Auswirkung des Trainings auf den späteren Schriftspracherwerb. Die Ergebnisse von Längsschnittstudien belegen den signifikanten Unterschied im Schriftspracherwerb zwischen Kindern mit und ohne phonologisches Training.
2.4. Chancen und Probleme bei der Zusammenarbeit: Der letzte Hauptteilkapitel diskutiert die Chancen und Herausforderungen einer effektiven Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Grundschule. Es betont die Bedeutung der frühkindlichen Förderung, die Notwendigkeit von Schulungen für Erzieher*innen und Grundschullehrer*innen sowie die Überwindung institutioneller Barrieren. Der Fokus liegt auf der Schaffung eines natürlichen Übergangs zwischen Kindergarten und Grundschule durch Maßnahmen wie Erfahrungsaustausch, Hospitationen und gemeinsame Fortbildungen.
Schlüsselwörter
Phonologische Bewusstheit, Schriftspracherwerb, Kindergarten, Grundschule, Kooperation, Früherkennung, Förderung, Bielefelder Screening, Würzburger Trainingsprogramm, Lese-Rechtschreibschwäche.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Kooperation Kindergarten und Grundschule zur Förderung phonologischer Bewusstheit
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung phonologischer Bewusstheit für den Schriftspracherwerb und die Möglichkeiten der Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule zur Förderung dieser Fähigkeit. Sie beleuchtet den Zusammenhang zwischen frühkindlicher Förderung und dem späteren Lernerfolg im Lesen und Schreiben.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Zusammenarbeit Kindergarten und Grundschule, phonologische Bewusstheit als Schlüsselkompetenz, Diagnose phonologischer Bewusstheit (u.a. mit dem Bielefelder Screening), Förderprogramme zur phonologischen Bewusstheit (u.a. das Würzburger Trainingsprogramm), Chancen und Herausforderungen der Kooperation sowie den ideengeschichtlichen Hintergrund der Kooperation.
Was ist phonologische Bewusstheit?
Die Arbeit klärt den Begriff der phonologischen Bewusstheit und differenziert zwischen einem engeren und weiteren Verständnis. Es wird der Unterschied zwischen semantischen und formalen Aspekten der Sprache erläutert und die Fähigkeit beschrieben, gesprochene Sprache in Silben zu gliedern, Reime zu erkennen und die phonetische Struktur von Wörtern zu analysieren.
Welche Diagnoseverfahren werden vorgestellt?
Die Arbeit beschreibt das Bielefelder Screening, ein Diagnoseprogramm zur Identifizierung von Risikokindern im Kindergarten mit Defiziten in der phonologischen Informationsverarbeitung. Es werden die verschiedenen Testverfahren und die empirische Absicherung der Voraussagekraft des Screenings erläutert.
Welche Förderprogramme werden vorgestellt?
Die Arbeit stellt das Würzburger Trainingsprogramm „Hören, Lauschen, Lernen“ vor, ein Förderprogramm für Kinder mit Defiziten in der phonologischen Bewusstheit. Es beschreibt die Übungen, die Durchführung und die positive Auswirkung des Trainings auf den späteren Schriftspracherwerb.
Welche Chancen und Probleme der Kooperation werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert die Chancen und Herausforderungen einer effektiven Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Grundschule. Es werden die Bedeutung der frühkindlichen Förderung, die Notwendigkeit von Schulungen für Erzieher*innen und Grundschullehrer*innen und die Überwindung institutioneller Barrieren betont. Der Fokus liegt auf der Schaffung eines natürlichen Übergangs zwischen Kindergarten und Grundschule.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Phonologische Bewusstheit, Schriftspracherwerb, Kindergarten, Grundschule, Kooperation, Früherkennung, Förderung, Bielefelder Screening, Würzburger Trainingsprogramm, Lese-Rechtschreibschwäche.
Welchen ideengeschichtlichen Hintergrund beleuchtet die Arbeit?
Die Einleitung verweist auf den Ansatz von Comenius, der bereits früh die Bedeutung eines stufenweisen und kontinuierlichen Lernprozesses betonte, und stellt die Frage nach der optimalen Zusammenarbeit zur Förderung der phonologischen Bewusstheit bei Kindern im Vorschulalter.
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- Laura Smith (Author), 2015, Möglichkeiten der Zusammenarbeit von Kindergarten und Grundschule zur Förderung der phonologischen Bewusstheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311609