Eine kurze Analyse der Figuren und der Räume in denWerk von E.T.A. Hoffmann. Auch auf die Entwicklung der Geschichten wird eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
1) Einleitung
2) Der Künstler in der Romantik
3) Hoffmanns Kunstansicht
4) Die Jesuiterkirche in G
4.1) Die Darstellung Bertholds
4.2) Die Entwicklung Bertholds
4.3) Die Raumdarstellung in der Erzählung
5) Der Sandmann
5.1) Die Darstellung Nathanaels
5.2) Die Entwicklung Nathanaels
5.3) Das Motiv der Augen in der Erzählung
5.4) Das Motiv des Automaten in der Erzählung
6) Schlußbemerkung
Bibliographie
1) Einleitung
Ich möchte die Entwicklung der beiden Künstler in den Erzählungen „Die Jesuiterkirche in G.„ und „Der Sandmann„ untersuchen.
Anhand von Personenbeschreibungen möchte ich Unterschiede, sowie Gemeinsamkeiten im Leben der Protagonisten aufzeigen.
Ein wichtiger Aspekt ist auch das serapiontische Prinzip, daß in vielen Erzählungen Hoffmanns eine große Rolle spielt.
Weiters möchte ich auf das Motiv der Augen und auf Das des Automaten eingehen.
2)Der Künstler in der Romantik
Die Form des Romans um die es sich bei diesen beiden Erzählungen handelt ist die des Bildungsromans.
Als Vorbild für diese literarische Gattung gilt bis heute Wilhelm Meisters Lehrjahre von Goethe.
Das Thema ist immer die künstlerische Neigung des Protagonisten, beziehungsweise dessen Entwicklung, die sich meist in der Entdeckung der eigenen Innenwelt zeigt. In diesem Zusammenhang entfaltet sich auch das serapiontische Prinzip, vor allem in den beiden Erzählungen Hoffmanns, zu einer zentralen Problematik.
Der Held der Erzählung entwickelt sich im Laufe der Geschichte zu einem Künstler.
Die Probleme in dieser Entwicklung bestehen meist in der Beziehung des Künstlers zur Außenwelt. Der ewige Konflikt zwischen der Welt des Künstlers und der Gesellschaft beherrscht die Erzählung und meist endet dieser Zwiespalt katastrophal.
Am Anfang gibt der Protagonist seine vertraute Umgebung, sein Elternhaus auf, um eine Reise anzutreten. Euphorisch verläßt er seine Heimat um in die Welt hinauszuziehen. Diese literarische Erkundung der eigenen Innenwelt verläuft zyklisch, der Held endet immer dort, wo er begonnen hat. Im Laufe der Erzählung kommt immer ein Moment, an dem der Held mit seiner (meist traumatischen) Kindheit konfrontiert wird. Meist liegt in diesen Erlebnissen der Schlüssel zum Außenseitertum des Künstlers. Er lebt in sich zurückgezogen, manchmal selbstverliebt, meist aber von Selbstzweifeln gequält. Das Unverständnis, das ihm sein Publikum entgegenbringt treibt ihn immer mehr in den Wahnsinn und die Vereinsamung.
Die enge Verbindung des Künstlers mit seiner Kunst, trägt das Ihrige zum Verfall bei und es bleibt am Schluß nur noch der Wahnsinn oder der Tod. Eine wirklich Versöhnung mit der Gesellschaft ist nicht möglich und falls sie doch gelingt, dann nur als Farce.[1]
3) Hoffmanns Kunstansicht
Hoffmanns Ansichten über die Kunst waren sowohl radikal, als auch faszinierend.
Für ihn war das größte Kunstwerk das, das nur im Kopf existierte.
Die Musik war für ihn die größte Kunstform, eben, weil sie so vergänglich war.
Der Dichter, hat in seinem Kopf sein Kunstwerk, aber sobald er es in der Außenwelt manifestiert, aufschreibt, marginalisiert er es und gibt es der Gesellschaft preis.
Für die Künstlerfiguren in Hoffmanns Erzählungen gilt eben das. Sie sind von ihrer Kunst völlig eingenommen und sie haben keinen Raum für andere Dinge, meist eben die Frau.
Eben hier kommt wieder das Serapionsprinzip zum tragen. Die höchste Form der Kunst ist nicht das Kopieren, das Abmalen der Natur, sondern ist eine Wirklichkeit in sich selbst. Eine Wirklichkeit existierend im Geist des Künstlers. Diese Wirklichkeit gerät in Konflikt mit der Realität, was dann im Wahnsinn oder im Tod endet.
Auch sind sich die Künstler in den Erzählungen ihrer Verbrechen nicht bewußt, sie realisieren sie nicht. Für Berthold ist die leibhaftige, lebendige, gebärende Angiola nur ein Greuel, ein Hemmschuh für sein Schaffen. Die reale Angiola, die ihn liebt, steht in völliger Opposition zur imaginierten Angiola, zur eigenen Wirklichkeit, zur Unendlichkeit, die Berthold anstrebt.[2]
[...]
[1] Kremer, Detlef: Prosa der Romantik. In: Sammlung Metzler, Band 298 Stuttgart: Metzler 1996 S. 120-138
[2] Kesting, Marianne: Das imaginierte Kunstwerk. E.T.A. Hoffmann und Balzacs Chef-d‘ oeuvre inconnu, mit einem Ausblick auf die gegenwärtige Situation. In: Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik. Hrsg. v. Erika Tunner, Band 34; 1991; S. 37-62
- Arbeit zitieren
- Johannes Schwamberger (Autor:in), 1998, Die Darstellung künstlerischer Entwicklung in 'Die Jesuiterkirche in G.' und 'Der Sandmann' von E.T.A. Hoffmann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31142
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